Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Da ich Englisch studiere, hatte ich bereits seit Beginn meines Studium den Wunsch, für ein Semester ins englischsprachige Ausland zu gehen. Nachdem ich mich mit den verschiedenen Programmen auseinandersetzte, kristallisierte sich Australien als mein Favorit heraus. Genauer gesagt die Macquarie University in Sydney, die nicht nur durch ein umfassendes Angebot an Kursen, sondern auch durch ihre Lage im Norden der Stadt, mein Interesse weckte. Da die Macquarie University eine Partnerhochschule der Universität Potsdam ist, bewirbt man sich zunächst beim Potsdamer International Office um einen Platz, bevor man nach der Zusage an der Partneruniversität nominiert wird. Das Bewerbungsverfahren an der Universität Potsdam bestand aus zwei Runden: Zunächst reicht man Dokumente, wie ein Motivationsschreiben und ein Gutachten eines Dozierenden ein. In der zweiten Runde wird man zu einem Gespräch zusammen mit anderen Bewerber*innen eingeladen, in welchem unter anderem persönliche Beweggründe, die Gastinstitution und Australien etc. thematisiert werden. Nach der Zusage nominiert das International Office einen an der Partneruniversität, welche daraufhin den Kontakt mit der/dem Nominierten aufnimmt. Zusätzlich organisiert das International Office Treffen mit den anderen Nominierten, um näher über die Gastinstitution oder das weitere Vorgehen zu informieren, weshalb ich mich schon vor Antritt des Auslandssemesters gut vorbereitet fühlte. Darüber hinaus war die Betreuung seitens der Macquarie University auch sehr hilfreich, sei es bei der Kurswahl, dem Abschluss einer Auslandskranversicherung (diese wurde von der MQ University vorgegeben/ empfohlen) oder der Beantragung des Visums. Für das Anrechnen der Kurse ist es empfehlenswert, im Voraus ein Learning Agreement abzuschließen, wofür die fakultativen Prüfungsausschüsse zuständig sind. Da mir bewusst war, dass das Leben in Sydney teuer ist, bewarb ich mich um ein PROMOS-Stipendium, wodurch ich einen Teil der anfallenden Kosten decken konnte.
Studium an der Gastuniversität
Dem Studium an der Macquarie University geht eine Orientation Week voraus, die eine Woche vor Semesterbeginn stattfindet. Hier stellen sich zum einen die Universität und die Fakultäten vor, aber auch Clubs und Societies präsentieren sich hier, denen man beitreten kann und die während des Semesters verschiedene Aktivitäten anbieten. Besonders für die internationalen Studierenden gibt es zahlreiche Infoveranstaltungen, Treffen und Events, die den Einstieg ins Auslandssemester und das Knüpfen von Kontakten erleichtern. Auch der Campus und die dazugehörige Bibliothek können in dieser Woche durch Führungen bereits erkundet werden. Auch wenn sich das deutsche und das australische Semester fast überschneiden, lohnte sich die Teilnahme an der Orientation Week sehr. Das eigentliche Semester ging Ende Juli los. Bei der Wahl der Kurse bietet die Macquarie University ein breites Spektrum an Möglichkeiten, wobei man drei bis vier Kurse für ein Vollzeitstudium wählt. Ich persönlich belegte zwei Kurse aus dem Bereich Linguistics und einen Literaturkurs. Diese bestanden jeweils aus einer Vorlesung und einem Tutorial, welche sich auf vier Tage verteilten. Es empfiehlt sich, den Stundenplan frühzeitig zu erstellen, sodass man mehr Termine zur Auswahl hat und die guten nicht schon alle belegt sind. Vom Anforderungsniveau her ähnelten die Kurse meinen deutschen, mit dem Unterschied, dass man in Australien weniger Kurse belegt, diese dann aber umfangreicher sind. In der Regel setzten sich die Prüfungsleistungen je Kurs aus einer Gruppenarbeit/ einem Quiz, zwei Essays und einer abschließenden Klausur zusammen. Die Vorlesungen werden in der Regel live gestreamt und waren so auch später noch abrufbar, wodurch nur ein Bruchteil der Studierenden anwesend war. In den Tutorials hingegen, die sich aus Gruppen mit 20-30 Studierenden zusammensetzten, wurde die Anwesenheit überprüft. Das Studienklima empfand ich durch die kleine Tutorialgröße, die Transparenz der Module und aufgrund der Hilfsbereitschaft der Dozierenden als sehr angenehm. Dazu trug auch der Campus, welcher sehr modern ist und über eine sehr neue und gut ausgestattete Bibliothek, zahlreiche Cafés, ein Fitnessstudio mit Pool, einen Foodcourt mit Bar und viele Möglichkeiten zum Lernen – sei es in der Gruppe oder einzeln – verfügt, bei. Die Kommunikation mit dem International Office vor Ort und den Dozierenden allgemein war auch hier sehr leicht. Direkt neben dem Campus gibt es eine U-Bahnstation, mit der man innerhalb einer halben Stunde im Stadtzentrum ist. Sowohl Bibliothek als auch die Universität im Allgemeinen waren sehr gut ausgestattet und das Recherchesystem (MultiSearch) bot einen umfangreichen Zugang zu Quellen. Die Bibliothek war von acht Uhr morgens bis ein Uhr nachts geöffnet und während der Klausurenphase sogar 24 Stunden. Für Studierende im Master und Doktoranden gab es zudem abgegrenzte Bereiche. In den Kursen lernte ich hauptsächlich australische Studierende kennen, was aber auch mit meinem Studiengang zusammenhängt. Die Macquarie University ist nämlich prinzipiell für ihre Internationalität bekannt – besonders in den wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen – wo der Anteil an international students den der einheimischen oft übersteigt. Außerhalb meiner Kurse lernte ich jedoch hauptsächlich andere internationale Studierende kennen. Dadurch, dass dies nicht mein erster Auslandsaufenthalt war und ich auf Englisch studiere, erwartete ich nicht erhebliche Unterschiede in meiner Sprachkompetenz. Nichtsdestotrotz denke ich, dass sie sich insofern verbessert hat, da man nicht nur in den Kursen, sondern auch im Alltag Englisch sprach. Ich habe dadurch das Gefühl, dass mein Sprachfluss etwas flüssiger ist als vorher und ich nicht mehr so viel und „lange“ über meine Wortwahl nachdenken muss. Sicher erweitert sich auch der Wortschatz automatisch, da die Literatur natürlich ausschließlich in englischer Sprache war.
Wohn- und Lebenssituation
Ich entschied mich für die Zeit des Auslandssemesters in ein Studentenwohnheim zu ziehen, da ich nur für ein Semester in Sydney war und zudem zwischen den Semestern nicht genügend Zeit gehabt hätte, eine Unterkunft zu finden. Die Uni/ das Wohnheim sind gut mit U-Bahn und Bussen vernetzt, wodurch es circa 30 – 40 Minuten dauert, ins Stadtzentrum zu fahren und bis zu den Stränden fast 1,5 Stunden. Das Ticket für den öffentlichen Nahverkehr nennt sich „Opal Card“, wobei man sogar eine concession card beantragen kann, um vergünstigt fahren zu können. Direkt neben dem Campus gibt es das Macquarie Centre, ein großes Einkaufszentrum mit allen möglichen Läden und Supermarktketten. Preislich unterscheidet sich ein Zimmer im Wohnheim kaum von privat gemieteten Zimmern. Die Miete wird einmal in der Woche gezahlt und liegt in der Regel zwischen 200 bis 250 AUD. Ich buchte meines kurz nach der Öffnung des Bewerbungsportals (circa 2-3 Monate vor Semesterbeginn), da beliebte Wohnheimplätze schnell ausgebucht sind. Für die Zeit des Auslandsaufenthaltes lohnt es sich in der Regel, ein australisches Bankkonto zu eröffnen. Meiner Erfahrung nach ist Westpac eine gute Anlaufstelle dafür. Das Konto kann man vor Abreise wieder in einer beliebigen Filiale schließen. Eine Voraussetzung für die Aufnahme des Auslandsstudiums ist der Abschluss einer Auslandskrankenversicherung, wobei die Macquarie University mit der Allianz kooperiert. An dieser Stelle ein wichtiger Tipp: Man benötigt eine Krankenkarte, um die Krankenversicherung in Anspruch zu nehmen. Diese muss man über die App „My OSHC“ beantragen. Glücklicherweise muss man aber nicht warten, bis die Karte einem per Post zugeschickt wird und in physischer Form vorliegt, sondern kann sie schon in digitaler Form über die App nutzen. Sydney und Umgebung bieten ein riesiges Freizeitangebot – besonders, was Aktivitäten in der Natur angeht: Von Stränden über verschiedene Coastal Walks hin zu zahlreichen Nationalparks kann man in Sydney jedes Wochenende etwas anderes unternehmen. Auch abends/ nachts kann man in Sydney viel unternehmen: von Konzerten über Bars und Clubs ist für jeden das Richtige dabei.
Studienfach: B. Ed. Englisch und Politische Bildung
Aufenthaltsdauer: 07/2019 - 12/2019
Gastuniversität: Macquarie University
Gastland: Australien
Rückblick
Rückblickend kann ich sagen, dass ich mit meiner Wahl vollends zufrieden bin. Die Macquarie University hat mir sehr gefallen und Sydney ist eine tolle Stadt mit vielseitigem Freizeitangebot. Die Wohn- und Studiensituation ist ähnlich wie in Potsdam und Berlin: Es gibt viele Pendler*innen und der Campus ist sehr grün und eher ruhig gelegen. Was ich auch sehr besonders fand, ist die Internationalität der Partneruni, wodurch ich Menschen aus der ganzen Welt kennenlernen durfte, mit denen ich noch immer Kontakt habe. Eine Sache, die man nicht unterschätzen sollte, sind die hohen Lebenshaltungskosten und die Jobsuche in Sydney, die sich als schwerer als erwartet erweisen können. Alles in allem werden diese „Bedenken“ aber von den ganzen positiven Seiten und Erlebnissen überschattet und ich würde immer wieder an die Macquarie University und nach Sydney gehen.