Zum Hauptinhalt springen

„Sonderzug nach Moskau“ von Bastian Matteo Scianna bei C.H. Beck erschienen

„Sonderzug nach Moskau“ von Bastian Matteo Scianna bei C.H. Beck erschienen
Foto: B. M. Scianna

Das neueste Buch von Bastian Matteo Scianna befasst sich mit der Geschichte der deutschen Außenpolitik gegenüber Russland seit 1990. Aufeinanderfolgende deutsche Regierungen haben sich keine Illusionen darüber gemacht, dass der russische Imperialismus nie verschwunden war. Unter Kohl, Schröder und Merkel war das Verhältnis stets nüchtern, pragmatisch und interessengeleitet - nicht zuletzt, weil man sich in Berlin darüber im Klaren war, dass Deutschland den Kurs des Kremls nicht grundlegend ändern konnte, selbst wenn man das gewollt hätte. Die Hoffnung, dass Interdependenz nicht nur zu Stabilität in Russland, sondern auch zu einem tieferen Wandel und einer Liberalisierung führen würde, war jedoch authentisch. Dies erklärt, warum die Regierung Kohl bereit war, während der turbulenten 1990er Jahre enorme Summen für die Stabilisierung Russlands zu zahlen und warum die Regierung Schröder nach einer Phase der kritischen Beobachtung eine Politik des Engagements gegenüber Moskau betrieb. Der Autor nennt dies eine "Politik der Verflechtung ohne Absicherung". Immer wieder versuchen die Deutschen, Russland im Interesse der europäischen Sicherheit und Stabilität zu beschwichtigen - gipfelnd im Veto gegen die georgische und ukrainische NATO-Mitgliedschaft im Jahr 2008. Außerdem stand Berlin mit diesem Bestreben nie allein, denn auch die südlichen EU-Mitglieder und vor allem Frankreich versuchten, die Spannungen mit Russland zu verringern. Diese Illusionen sind nun zerbrochen, aber sie waren weder eine deutsche Besonderheit (Sonderweg) noch eine westliche Verschwörung, um Russland zu demütigen.