Historisches Lernen in Archiv und Museum
Ein Projekt von Studierenden des Historischen Instituts im Wintersemester 2012/13 in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Potsdam
Im Rahmen des Moduls GM-PR/T Graduiertenmodul „Projekt bzw. Tutorium“ bot Prof. Dr. Monika Fenn im Wintersemester 2012/ 2013 das Projekt „Historisches Lernen im Archiv“ an. Die Studierenden wählten innerhalb ihrer Projektgruppen Themen/ Fragestellungen aus, recherchierten dazu im Stadtarchiv Potsdam und entwickelten zu ausgewählten Quellen Ziele und Aufgabenstellungen für Schülerinnen und Schüler.
Die Grundlegung von forschungsmethodischer Kompetenz im Geschichtsunterricht ist ein äußerst wichtiges Ziel, damit die Schülerinnen und Schüler mit Geschichte im Alltag kritisch umgehen können. Nur wer erkennt, dass Geschichte ein vages Konstrukt ist, das immer wieder neu entsteht, kann begreifen, dass mit geschichtlichen Darstellungen bestimmte, von der jeweiligen Entstehungssituation abhängige Absichten (kognitive, politische, ästhetische nach Rüsen) verfolgt werden; dass diese Darstellungen daher auch schief und einlinig sein können. Im traditionellen Geschichtsunterricht wird die Entwicklung forschungsmethodischer Kompetenz meist vernachlässigt. Im Rahmen des Projektes lernten die Studierenden zunächst die Bedeutung, Aufgaben und die Struktur von Archiven kennen. Bei Archivbesuchen übten die Studierenden selbst den Umgang mit Archivalien ein. Sie erfuhren weiter an Beispielen, wie das Lernen im Archiv beziehungsweise mit dem Archiv für historisches Lernen in der Schule genutzt werden kann und welche Strategien bei der Unterrichtsplanung hilfreich sind. Daran schloss sich eine Phase, in der die Studierenden unter Anleitung selbst konkrete Lernumgebungen für den Geschichtsunterricht mit Archivalien entwarfen. Die Ergebnisse sind auf den folgenden Seiten einsehbar.
Wir wollen, dass die Lernenden…
- das Stadtarchiv als Ort der Aufbewahrung und Nutzung von Quellen kennenlernen
- das Stadtarchiv als Ort des „kulturellen Gedächtnisses“ einer Stadt begreifen
- Ausschnitte aus der Vergangenheit ihres Schulortes zur selbstständigen Rekonstruktion mit Originalquellen angeboten bekommen
- dabei den historischen Re- und Dekonstruktionsprozess anhand von Quellen kennenlernen und selbst nachvollziehen
- auf der Metaebene erfahren, welche Möglichkeiten und Grenzen sich beim historischen Erkenntnisprozess ergeben (Konstruktcharakter von Geschichte)
- sich darüber bewusst werden, dass Quellen und geschichtliche Darstellungen immer kritisch betrachtet werden müssen
- diesen kritischen Umgang mit Quellen und Darstellungen (Geschichtskultur) erlernen
- Interesse für die Geschichte der Stadt Potsdam entwickeln
- Identitätskonstrukte aufdecken und kritisch damit umgehen können; Identitätskonstrukte zur historischen Identifikation möglicherweise für sich nutzen erkennen, dass sich eine Stadt in Abhängigkeit von Konflikten, Mentalitäten, politischen Systemen, Motiven, Bedürfnissen usw. verändern kann, dass dabei aber auch Dinge kontinuierlich bestehen bleiben können
- langfristig die eigene Verantwortung in einer demokratischen Gemeinschaft erkennen und tragen
Allgemeine methodische Hinweise:
- Es wurden bewusst keine Fragen zu den Quellen vorformuliert, um den forschend-entdeckenden Charakter beim Forschungsprozess des Historikers nachzuahmen.
- Um diesen abzubilden, wäre es sinnvoll, wenn die Schülerinnen und Schüler im Vorfeld der Quellenkritik eigene Fragen an die Vergangenheit entwickeln und dann versuchen, diese zu beantworten.
- Besonders wichtig ist es, am Ende des Forschungsprozesses mit den Lernenden auf einer Metaebene über die Möglichkeiten und Grenzen der Beantwortung der Fragen mit Quellen zu sprechen.
Wir bieten…
- Hintergrundinformationen zu den Themen
- ausgewählte Originalquellen des Stadtarchivs Potsdam in Kopie zu verschiedenen Themen (Quellenbestände)
- mögliche Zielsetzungen von historischem Lernen
- methodische Hinweise für Unterrichtssequenzen
- weiterführende Quellen und Literatur