Nachruf
Die Mitglieder der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät trauern um Prof. Dr. Kristine Kern.
Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät der Universität Potsdam trauert um ihre geschätzte Kollegin Prof. Dr. Kristine Kern, die unerwartet in der Nacht vom 17. auf den 18. Februar 2025 verstorben ist. Zwischen 2012 und 2016 hatte sie eine gemeinsame Professur mit dem Titel „Governance of Urban Infrastructure and Global Change“ der WiSo-Fakultät mit dem Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) in Erkner inne. Seit 2023 war sie Gastwissenschaftlerin am Kommunalwissenschaftlichen Institut (KWI) der Universität Potsdam.
Kristine Kern studierte Verwaltungswissenschaft, Volkswirtschaft und Politikwissenschaft in Stuttgart, Tübingen und Berlin und promovierte an der FU Berlin (1998). Ihre im Anschluss sehr internationale akademische Laufbahn brachte sie nach Finnland (Turku), die Niederlande (Wageningen), Schweden (Huddinge) und in die USA (Minneapolis). Bevor Sie an die Universität Potsdam und ans IRS wechselte, arbeitete sie am John F. Kennedy-Institut der FU Berlin (1997-1999) und am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (1999-2005).
Ihre Forschung, die Sie unter anderem an der Universität Potsdam sehr gewinnbringend und auch für andere inspirierend durchführte, beschäftigte sich mit lokaler und regionaler Klima- und Energiepolitik, mit nachhaltiger Entwicklung von Städten und Regionen und der Skalierung von lokalen Experimenten. Neben ihrer einschlägigen Forschungsexpertise trug sie auch zur Internationalisierung der Universität bei und war in der Lehre und der Doktorandenausbildung an der Fakultät tätig. So betreute Sie im Rahmen der DFG-finanzierten Research Training Group „Wicked Problems, Contested Administrations: Knowledge, Coordination, Strategy“ Doktorandinnen und Doktoranden und bis zuletzt auch Abschlussarbeiten an der Fakultät. Sie engagierte sich zudem im Arbeitskreis „Lokale Politikforschung“ der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft. Zuletzt war sie am IRS in der Forschungsgruppe Urbane Nachhaltigkeitstransformationen tätig und Gastwissenschaftlerin am KWI der Universität Potsdam.
Als Kolleginnen und Kollegen haben wir Kristine wissenschaftlich, kollegial und auch privat sehr bewundert. In der internationalen Wissenschaftslandschaft war sie nicht nur sehr renommiert, sondern wurde in der Klima-Governance-, Verwaltungs- und Städteforschung viel zitiert und eine wichtige Ansprechperson für Wissenschaft und Praxis. Sie war beliebt bei Studierenden und Kolleginnen und Kollegen verschiedener Institute und Einrichtungen, denn Sie nahm sich stets Zeit und gab Rat in gemeinsamen Diskussionen, in Workshops, Projekt- und Qualifikationsarbeitsgesprächen. Sie war Brückenbauerin zwischen unterschiedlichen wissenschaftlichen Einrichtungen, Fakultäten – etwa der WiSo-Fakultät und anderen Fakultäten der Universität Potsdam – ,aber auch zwischen Wissenschaft und Praxis und der internationalen und lokalen Ebene.
Für Kristine Kern war es ein wichtiges Anliegen global relevante Themen und Herausforderungen auf kommunaler Ebene zu betrachten. Auch in der Stadt Potsdam hat sie ihre Spuren hinterlassen: In dem Projekt „ExTrass – Urbane Resilienz gegenüber extremen Wetterereignissen“ (2017-2024), das vom IRS und der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam durchgeführt wurde, befasste sie sich mit der brandenburgischen Landeshauptstadt. Mit dem Tagesspiegel besprach sie 2023 die Frage „Wie wird Potsdam eine klimaneutrale Stadt, Frau Kern?“ und gab 2024 der Märkischen Allgemeinen Zeitung politische Handlungsempfehlungen dazu, „wie Potsdam gegen die Hitze kämpft“. Sie beteiligte sich im letzten Jahr zudem – im Rahmen der Feierlichkeiten zum dreißigjährigen Bestehen des KWI – mit dem Beitrag „Wege zur urbanen Transformation. Herausforderungen und Lösungsansätze für die Landeshauptstadt Potsdam“ am KWI-Jubiläumsband.
Mit Kristine Kern verliert die WiSo-Fakultät, das KWI und die Wissenschaftsgemeinschaft eine hochgeschätzte Kollegin, die wissenschaftlich, kollegial und privat sehr fehlen wird.
Prof. Dr. Andrea Liese
- Dekanin der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät -