Teuer aber wirkungsvoll
Vogelbestäubung beim Feuerradbaum
Die Familie der Proteusgewächse (Proteaceae) ist mit vielen Arten in Australien vertreten. Etliche dieser Arten werden von Vögeln bestäubt, so auch der Feuerradbaum (Stenocarpus sinuatus). Sein deutscher Name bezieht sich auf die feuerroten Blüten, die in radförmigen Blütenständen zusammenstehen und sehr exotisch wirken. Der Baum stammt von der Ostseite des australischen Kontinents aus vorwiegend tropischen Breiten, wo er über 30 m hoch werden kann; in Kultur bleibt er meist deutlich kleiner. Der wissenschaftliche Name thematisiert die Früchte (schmal) und den Blattrand (gewellt), also weniger spektakuläre Eigenschaften.
Gegenüber Bienen haben Vögel für Pflanzen erhebliche Vorteile als Bestäuber: Sie sind größer und können Pollen darum über weitere Strecken transportieren, was in artenreichen Tropenregionen besonders nützlich ist, wo die nächste Pflanze derselben Art manchmal erst weit entfernt wächst; sie verzehren neben Blütennektar oft auch Insekten und können die Pflanze so quasi zur Vorspeise auch von ein paar Schädlingen befreien; und sie sind zuverlässigere Besucher als Insekten, besonders bei wechselnder Witterung, weil sie wie wir Säugetiere die Körpertemperatur konstant hoch halten, also warmblütig sind.
Diese leistungsfähigen Besucher haben allerdings ihren Preis. Wegen der Größe müssen auch die Blüten größer und stabiler sein, und die benötigten Nektarmengen sind um ein Mehrfaches höher. Vogelblumen sind daher oft sehr ansehnlich und dadurch attraktive Zierpflanzen. Die große Nektarmenge ist höchstens bei Wasserknappheit ein Problem, nicht hingegen bei nährstoffarmen Böden, wie sie gerade in Australien häufig sind. Nektar ist nämlich im Wesentlichen schlicht Zuckerwasser, und Zucker produzieren Pflanzen bei der Photosynthese aus nichts als Wasser und Luft, besonders reichlich unter der energiereichen Tropensonne. Dann muss nur noch die Blüte so gebaut sein, dass der Pollen zielgenau auf den Vogel und von da auf die Narbe einer anderen Blüte übertragen wird.
Der Feuerradbaum hat hier einen ganz eigenen Mechanismus. Die kopfigen Spitzen seiner Blütenknospen enthalten jeweils vier Staubbeutel und eine Narbe. Der Pollen wird bei der Öffnung der Blüte sogleich auf der Narbe deponiert, die sich dann an ihrem Griffel wie eine Straßenlaterne emporwölbt. Um die unerwünschte Selbstbestäubung zu vermeiden, befindet sich auf der Narbe aber zunächst ein Trenngewebe. Erst nach Entfernung des eigenen Pollens – er wird auf dem Kopf des ersten passenden Vogels deponiert, der die geöffnete Blüte besucht – ist die Narbe für anderen Pollen empfänglich.