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Sansevieria kirkii
Foto: M. Burkart
Sansevieria kirkii

Ein Stern aus Afrika

Pflanze des Monats November 2015

Kirks Bogenhanf

 

Horst Pfennig, promovierter Lebensmittelchemiker in Herford, interessierte sich schon als junger Mann für Bogenhanf (Sansevieria). Nachdem er in regem Austausch mit anderen Sammlern und Botanischen Gärten bereits eine große Lebendsammlung zusammengetragen hatte, reiste er von 1971 bis 1988 fünfzehn Mal nach Ostafrika und sammelte dabei mehrere hundert lebende Pflanzen.

Die Gattung Sansevieria umfasst nach heutigem Kenntnisstand 71 Arten. Die ersten wurden bereits 1753 von Linné beschrieben, als Teil einer damals weiter gefassten Gattung Aloe. Noch in den 1880er Jahren waren aber nicht mehr als 12 Arten bekannt. Kirks Bogenhanf (Sansevieria kirkii) wurde damals bereits in Kew Gardens bei London kultiviert.

Zunächst kam der Wissenschaft jedoch nur eine Faser zur Kenntnis; John Kirk, schottischer Arzt, Botaniker und Diplomat, schickte sie 1879 nach Kew, um ihre Eignung für technische Zwecke prüfen zu lassen. Erst zwei Jahre später lieferte er auch eine lebende Pflanze aus dem Küstengebiet des heutigen Tansania – politisch pikant, denn im Zuge des „Wettlaufs um Afrika“, also der überaus hastigen Aufteilung dieses Kontinents in europäische Einflusssphären, wurde diese Region kurz darauf zur deutschen Kolonie Ostafrika, während Kirk als britischer Generalkonsul gleich vor der Küste auf der Insel Sansibar saß und mit dem dort herrschenden Sultan von Oman über den Sklavenhandel sprach (der Sultan lebte davon, die Briten waren dagegen; sie setzten sich letztlich durch). Ein wichtiger Meilenstein in dieser für den ganzen afrikanischen Kontinent verheerenden Periode war die „Berliner Konferenz“, die am 15. November 1884, also vor fast genau 131 Jahren, begann – natürlich ohne jede afrikanische Beteiligung.

Kirk berichtete, die von ihm eingesandte Faser werde wegen ihrer Festigkeit und Länge von der ansässigen Bevölkerung gern zur Herstellung von Bogensehnen verwendet (die Blätter werden bis zu 3 m lang). Zwischen den Blättern bildet Kirks Bogenhanf große sternförmige Blütenstände von etwa 25 cm Durchmesser mit sehr langröhrigen Blüten. Wie wohl bei allen Sansevierien werden sie von Nachtfaltern bestäubt, sie öffnen sich abends und verströmen dann einen sanften, vanilleartigen Duft.

100 Jahre nach Kirk sammelte Pfennig in Kenia und Tansania insgesamt sieben lebende Exemplare dieses Bogenhanfs, von denen noch vier hier im Botanischen Garten existieren.

Die Sammlung Pfennig wurde nach dem Tod des Sammlers zunächst von seiner Frau Doris weiter gepflegt, gelangte dann in den Alten Botanischen Garten Göttingen und im Frühjahr 2015 schließlich nach Potsdam.

In den kommenden Jahren soll sie Gegenstand eingehender Forschungen sein, hoffentlich auch mit Beteiligung afrikanischer Partner. Den prächtigen, sternförmigen Blütenstand von Kirks Bogenhanf können Sie voraussichtlich noch bis zum kommenden Wochenende bei uns sehen, bevor er verblüht.

Sansevieria kirkii
Foto: M. Burkart
Sansevieria kirkii