Robinie - Robinia pseudoacacia
Pflanze des Monats Mai 2011
Bienenweide
Jean Robin, von Beruf Apotheker, war Hofgärtner mehrerer französischer Könige. 1597 gründete er den ersten Botanischen Garten von Paris, den späteren Jardin des Plantes. Sein Sohn Vespasien pflanzte hier 1636 als erster Kontinentaleuropäer einen damals "Locusta Virginiana" genannten nordamerikanischen Baum, den er über Kontakte seines Vaters aus England erhalten hatte. Dieser Baum wuchs sehr schnell und begann schon bald darauf, sich im Mai und Juni mit wunderbar duftenden, weißen Blütenkaskaden zu schmücken.
Carl Linné sah diesen Baum mehr als 100 Jahre später bei einem Besuch in Paris. Zu Ehren von Jean Robin und wegen des akazienartigen Laubes gab er ihm den bis heute gültigen Namen Robinia pseudoacacia. Im Deutschen ist neben "Robinie" auch "Schein-" oder "Falsche Akazie" gebräuchlich. Nach einigen Jahrhunderten Anpflanzung als Zier-, Forst- und Bodenbefestigungsbaum ist die Robinie in Europa längst fest eingebürgert.
Imker lieben Robinien. Die sehr reich blühenden Bäume liefern große Mengen zuckerreichen Nektars, eine hervorragende Bienenweide. Ein Baum kann pro Jahr mehr als ein Kilo Honig ergeben. Der sogenannte "Akazienhonig" ist mild im Geschmack und sehr hell und neigt nur wenig zum Auskristallisieren. Im Land Brandenburg ist die Robinie heute eine der wichtigsten Futterpflanzen der Honigbiene.
Auch aus forstlicher Sicht ist die Robinie attraktiv. Der Baum verträgt Trockenheit und Hitze und gedeiht auch auf nährstoffarmen Standorten. Als Leguminose hat er nämlich Symbiosepartner. In seinen Wurzelknöllchen wachsende Bakterien binden den in der Luft reichlich vorhandenen gasförmigen Stickstoff und erzielen damit eine erhebliche Düngewirkung. Sie kommt zuerst dem Wirtsbaum zugute, wird über die Zersetzung von Laubstreu und alten Wurzeln aber auch für andere Pflanzen verfügbar. Unter Robinien wachsen daher fast immer Stickstoffzeiger wie Schöllkraut, Giersch und Nelkenwurz. Robinienholz ist überaus dauerhaft, elastisch und schön gefärbt und zur Herstellung von Gartenmöbeln ein vollwertiger Ersatz für Tropenholz, aber auch für Schiffs- und Zaunbau und viele andere Zwecke nützlich. Vorsicht ist bei Rinde und Samen geboten, die sehr giftig sind.
Naturschützer mögen die Robinie nicht so gern. Sie neigt zur Bildung von Schösslingen aus dem Wurzelwerk, besonders aus dem Wurzelwerk gerade gefällter Bäume. Anstelle einer gefällten Robinie wachsen plötzlich dutzende vitaler Jungbäume. Die bereits erwähnten nährstoffarmen Standorte, früher durch ihre Allgegenwart ein Problem der Landeskultur, sind seit Jahrzehnten im Rückgang. Die letzten Reste sind heute oft Refugien seltener Tier- und Pflanzenarten, für deren Überleben die Nährstoffarmut wesentliche Voraussetzung ist. Robinien können solche Flächen mit ihren Wurzelschösslingen überwachsen und mit ihren Wurzelknöllchen aufdüngen, und das sogar recht schnell. Unklar ist, ob bei der Verdrängung der vorher vorhandenen Lebensgemeinschaften tatsächlich nur Beschattung und Stickstoffanreicherung wirksam sind oder ob auch Allelopathie mit im Spiel ist, ob also die Robinie auch durch aktiv ausgeschiedene Stoffe andere Pflanzen verdrängt. Eine aktuelle Studie am Institut für Biochemie und Biologie der Uni Potsdam soll diese Frage klären.