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Sibirische Schwertlilie - Iris sibirica
Foto: M. Burkart
Sibirische Schwertlilie - Iris sibirica

Sibirische Schwertlilie - Iris sibirica

Pflanze des Monats Juni 2010

Gefährdete Schönheit der Wiesen

 

Die Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica) ist eine wohlbekannte Gartenpflanze.
Moderne großblütige Sorten gibt es in allen Schattierungen von dunkelblau bis weiß. Iris sibirica ist aber auch eine seltene einheimische Wildpflanze und als solche Blume des Jahres 2010. Auch diese Pflanzen haben schöne blaue Blüten, wenn auch nicht ganz so stattliche wie die Gartensorten. Im Land Brandenburg gibt es noch etwa 10 wilde Populationen, eine davon in den Auenwiesen der Havel bei Strohdehne. Viele weitere Vorkommen sind im Laufe der letzten Jahrzehnte ausgestorben

Die Hauptursache des Rückgangs ist die Modernisierung der Landwirtschaft. Wo früher Bauern Heu als Winterfutter fürs Vieh gewannen, indem sie den Aufwuchs magerer Wiesen ein oder zwei Mal im Sommer mähten, wird heute unter erheblichem Düngereinsatz drei, vier oder fünf Mal jährlich Silofutter gemäht. Das ist gut für die Landwirte und ihre Familien, von deren Wohlstand frühere Generationen allenfalls träumen konnten. Es ist aber eine Katastrophe für die Artenvielfalt der Wiesen, die in Deutschland heute - grob geschätzt - noch ein Viertel früherer Zeiten beträgt. Der starke Rückgang der Sibirischen Schwertlilie ist ein guter Indikator für diesen Trend.

Die Lösung besteht in der Ausweisung von Vorrangflächen für den Naturschutz. Landwirte erhalten Ausgleichszahlungen für entgangene Einkünfte, wenn sie solche Flächen - etwa in Naturschutzgebieten - traditionell bewirtschaften; neuerdings werden sie manchmal auch direkt für eine hohe Artenvielfalt entlohnt. Die Einstellung der Nutzung wäre hingegen ebenfalls sehr ungünstig: Sie bewirkt eine Verschiebung der Konkurrenzverhältnisse und dadurch ebenfalls eine starke Abnahme der Artenvielfalt, und dieser Rückgang trifft nahezu die gleichen Arten. Iris sibirica kann in solchen Brachwiesen noch eine Weile überleben, es wachsen aber praktisch keine Jungpflanzen mehr auf.

Es ist sinnvoll, von Raritäten wie der Sibirischen Schwertlilie Erhaltungskulturen in Botanischen Gärten anzulegen. Sie dienen als Sicherheit für den Fall einer weiteren Verschlechterung der Lage der Wildvorkommen, deren Erhaltung das übergeordnete Ziel bleibt. Großblumige Gartenformen helfen hier nicht weiter, da sie in der Natur kaum überlebensfähig sind. Außerdem sollen ja gerade die ursprünglichen Wildformen erhalten werden.


Der Botanische Garten der Universität Potsdam betreibt derzeit 65 solcher Kulturen, darunter auch eine der Iris aus der Strodehner Havelaue. Bundesweit existieren über 750 Erhaltungskulturen einheimischer Wildpflanzen in knapp 40 Botanischen Gärten und ähnlichen Einrichtungen, alle mit sorgfältig dokumentierter Wildherkunft. Unter www.ex-situ-erhaltung.de findet man weitere Informationen zu diesen Projekten.

Sibirische Schwertlilie - Iris sibirica
Foto: M. Burkart
Sibirische Schwertlilie - Iris sibirica