Baum und Holz
Pflanze des Monats Mai 2014
Die Rot-Buche
Die Rot-Buche (Fagus sylvatica) ist Deutschlands häufigster Laubbaum. Ihr Anteil an der Waldfläche beträgt rund 15 %. Dabei wäre sie von Natur aus sogar noch viel häufiger, da sie von sehr sauren bis zu Kalkböden, von grundwassernahen bis felsig-trockenen Standorten und vom Tiefland bis in die Hochlagen der Mittelgebirge nahezu
alles besiedelt und den anderen Waldbäumen in der Konkurrenz fast überall überlegen ist.
Untersuchungen vor allem an der Universität Göttingen haben die frühere Vorstellung von einer engeren standörtlichen Begrenzung korrigiert; die jahrhundertelange forstliche Bevorzugung von Fichte und Kiefer verzerrt die natürlichen Verhältnisse ebenso wie das hervorragende Stockausschlagvermögen gefällter Eichen im Gegensatz zu Rot-Buchen. Letztere gelten außerdem als empfindlich gegen Spätfröste und Sommerdürre, was eine östliche Verbreitungsgrenze bedingt, von der man früher annahm,
dass sie auch das Land Brandenburg durchziehe. Heute wird diese Buchengrenze eher im östlichen Polen oder in Weißrussland verortet, und es gilt als sicher, dass der Baum hier noch gar nicht alle potenziell besiedelbaren Flächen erreicht hat.
Die Wörter „Buche“, „Buch“ und „Buchstabe“ haben gemeinsame althochdeutsche Wurzeln. Dünne Platten aus Buchenholz dienten als frühes Schreibmaterial,
und auf Buchenholzstäbe wurden Runen geschrieben, beispielsweise zur Weissagung (berichtet zumindest Tacitus). Neben Rot-Buche wurde dafür auch Holz der Hainbuche (Carpinus betulus) verwendet. So erklärt sich die Namensnähe dieser beiden heimischen Waldbaumarten, die botanisch nicht nahe verwandt sind: Die Buchen (Fagus) gehören wie Eichen und Esskastanien zur Familie der Buchengewächse (Fagaceae), die Hainbuchen (Carpinus) hingegen zu den Birkengewächsen (Betulaceae).
Das Holz der Rot-Buche ist ziemlich hart und hell, manchmal mit „falschem“ rotbraunem Farbkern. Es wird als Brennholz und für Holzkohle, für Möbel, Parkett und vieles andere verwendet. Nicht ganz klar ist, ob der Namensbestandteil „rot“ auf die (selten wirklich rote) Herbstfärbung, den (ebenfalls nicht häufigen) rötlichen Farbkern oder beides zurückgeht. Klar ist lediglich, dass Hainbuchen weder Farbkern im Holz noch rötliche Herbstfarben zeigen; sie werden daher auch Weißbuchen genannt.
Ein großer Baum ist ziemlich durstig. Der Wasserbedarf einer ausgewachsenen, freistehenden Rot-Buche an einem sonnigen Frühsommertag kann erheblich sein.
Schätzen Sie mal! Um Ihre Schätzung zu überprüfen, können Sie davon ausgehen, dass der Baum an solchen Tagen, rund um die Uhr gemittelt, fast alle 15 Sekunden ein normales Glas Wasser (0,2 l) austrinkt. Versuchen Sie das mal über zwei Minuten selbst!