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Kleiner Winterling - Eranthis hyemalis
Foto: M. Burkart
Kleiner Winterling - Eranthis hyemalis

Kleiner Winterling - Eranthis hyemalis

Pflanze des Monats März 2010

Winterliche Frühlingsblume

 

Der Kleine Winterling (Eranthis hyemalis), dessen honigduftende Goldschalen sich schon in den ersten Sonnenstrahlen wärmen, gehört im Garten zu den allerersten Frühlingsboten. Wer an ihm riechen will, muss allerdings auf die Knie gehen.

Winterlinge gehören zur Familie der Hahnenfußgewächse, die mit Kuhschellen und Buschwindröschen, Scharbockskraut und Christrosen noch etliche weitere Frühblüher umfasst. In die engere Verwandtschaft der Christrose wurden Winterlinge aufgrund des ähnlichen Blütenbaus auch lange Zeit gestellt, zu Linnés Zeit vor 250 Jahren sogar in dieselbe Gattung Helleborus. Untersuchungen der letzten 15 Jahre zeigen aber, dass seine nächsten Verwandten die Silberkerzen (Cimicifuga) und Christophskräuter (Actaea) sind, die im Sommer oder Herbst blühen. Darauf deuten übereinstimmend gemeinsame Inhaltsstoffe, die sehr ähnliche Gestalt der Chromosomen und einheitliche genetische Merkmale hin. Schon 1807 war für den Winterling eine eigene Gattung Eranthis geschaffen worden, nach den altgriechischen Wörtern er, ‚Frühling', und anthos, ‚Blume'. Der wissenschaftliche Artname hyemalis bedeutet ‚winterlich', zusammen also "Winterliche Frühlingsblume". Die Pflanze kommt wild in Südeuropa von Südfrankreich bis nach Bulgarien vor.

Die ersten Winterlinge blühten in Deutschland vermutlich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Eine der ältesten Abbildungen findet sich in dem berühmten, 1613 erstmals erschienenen Prachtband ‚Hortus Eystettensis', in dem sämtliche Pflanzen angebildet sind, welche damals im Garten des Fürstbischofs Konrad von Gemmingen zu Eichstätt im Altmühltal wuchsen. Aber erst in den Landschaftsparks des 18. und vor allem des 19. Jahrhunderts scheint der Winterling als Zierpflanze weitere Verbreitung gefunden zu haben. In solchen Anlagen breiten sich Winterlinge oft durch Samen von selbst weiter aus.

Zur Gattung Eranthis rechnet man neben dem Kleinen Winterling sieben weitere Arten, wovon der etwas später blühende Große Winterling (E. cilicica) aus West- und Kleinasien manchmal ebenfalls in Gärten zu sehen ist. Die vier ostasiatischen Arten sind hingegen nur sehr selten in Kultur und wären mit ihren in der Regel weißen Blüten auch viel unauffälliger zwischen den letzten Schneeresten. Ein sehr kleine Art aus Sibirien und eine große aus Persien, beide mit gelben Blüten und ebenfalls kaum in Kultur, vervollständigen das Inventar. Damit sind Winterlinge von Südfrankreich an durch die Bergländer beiderseits des 45. Breitengrades ostwärts bis nach Japan in einem durchgehenden Band verbreitet.

Wie viele Hahnenfußgewächse ist der Kleine Winterling giftig. Es ist mindestens ein klinischer Fall dokumentiert, wo ein Dackel nach Verzehr von Winterling so schwere Herz- und Lungenschäden erlitt, dass er eingeschläfert werden musste. Nicht ganz klar ist, was besagten Dackel zu diesem unvernünftigen Vegetarismus trieb.

Kleiner Winterling - Eranthis hyemalis
Foto: M. Burkart
Kleiner Winterling - Eranthis hyemalis