Weder Farn noch Palme
Pflanze des Monats Oktober 2016
Der Essbare Doppelpalmfarn
Die meisten Blütenpflanzen sind sogenannte Bedecktsamer, das heißt, ihre Samen befinden sich in Früchten aus mütterlichem Gewebe,
wie bei Äpfeln und Tomaten.
Die Gruppe entstand vermutlich vor etwa 140 Millionen Jahren zur Jurazeit.
Viel älter sind die Nacktsamer, deren Samen nicht von Früchten umhüllt sind, sondern eben nackt.
Dazu gehören auch die Palmfarne.
Palmfarne ähneln den Palmen und auch den Baumfarnen, denn sie tragen einen Schopf palmenartiger Blätter an der Spitze unverzweigter Stämme.
Mit beiden Gruppen sind sie aber nicht näher verwandt, und von beiden unterscheiden sie sich durch ihre großen Zapfen.
Mit etwa 280 Millionen Jahren sind sie doppelt so alt wie die Bedecktsamer.
Palmfarne sind immer eingeschlechtig, es gibt also weibliche und männliche Pflanzen.
Die großen Zapfen erinnern etwas an die der Nadelbäume. Im Unterschied zu den stets windblütigen Nadelgehölzen werden Palmfarne jedoch von Käfern bestäubt.
Ihre Zapfen sind außerdem wesentlich einfacher gebaut als Koniferenzapfen.
Palmfarne kommen in den tropischen Gebieten aller Erdteile vor.
Der Essbare Doppelpalmfarn (Dioon edule, „Essbares Zwei-Ei“) stammt aus dem östlichen Mexiko.
Der Name bezieht sich auf die Zweizahl der Samen pro Zapfenschuppe. Die stärkehaltigen Kerne dieser Samen sind zwar roh giftig,
nach geeigneter Vorbehandlung – Wässern oder Erhitzen – aber essbar.
Außerdem kann aus dem stärkehaltigen Mark des Stammes Sago gewonnen werden. Hauptlieferant von Sago sind allerdings Palmen.
Sago wird in Form von Stärkekörnern gehandelt und zum Beispiel zum Kochen von Roter Grütze gebraucht.
Mit etwa 30 Arten ist Mexiko nach Australien das Land mit den zweitmeisten Palmfarnarten weltweit.
Wegen ihrer hohen Attraktivität für spezialisierte Pflanzensammler, der Zerstörung ihrer Lebensräume,
ihrer oft sehr kleinen Verbreitungsgebiete, ihres langsamen Wachstums – der Essbare Doppelpalmfarn soll bis zu 1.000 Jahre alt
und in dieser Zeit in der Natur gerade zwei Meter hoch werden – und ihrer geringen natürlichen Vermehrungsrate sind alle Arten weltweit gefährdet
und unterliegen dem Washingtoner Artenschutzabkommen.
Alle Palmfarne dürfen demnach nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Ausfuhrlandes international gehandelt werden.
Dieses Abkommen trat bereits 1975 in Kraft; das Exemplar im Botanischen Garten, welches zurzeit drei große männliche Zapfen trägt,
gehört hier jedoch zum Altbestand und ist schon länger da, wenn auch ganz sicher noch keine 1.000 Jahre.