Hahnenhoden am Bogen des Odysseus
Die Kornelkirsche
Sie hat das härteste Holz in Mitteleuropa. Die Kornelkirsche (Cornus mas) gehört zur Gattung Cornus, zu Deutsch Hartriegel. Neben der daran ablesbaren Nutzung hat man das Holz dieses Strauches auch zum Bau von Zahn- und Wagenrädern verwendet und Schusternägel daraus hergestellt. In der Antike war es wichtig für die Waffenherstellung – so waren die sehr langen Lanzen der makedonischen Infanterie aus diesem Hartholz, welchem daher Alexander der Große einen wesentlichen Teil seiner militärischen Erfolge verdankt. Auch der Bogen des Odysseus, den der Held der Sage nach nur selber spannen konnte, weil er so hart war, soll daraus bestanden haben.
Der Strauch ist aber auch ein ausgezeichnetes Obstgehölz. Aus den säuerlichen Kornelkirschen oder Kornellen lässt sich fast alles herstellen, was aus Früchten gemacht werden kann, von Marmelade und Limonade bis zu Wein und Obstbrand. Das Fruchtfleisch trennt sich allerdings ungern vom Steinkern. Bei der Ernte ist außerdem auf Vollreife zu achten, was nicht ganz einfach ist, weil nicht alle Früchte am Strauch zum selben Zeitpunkt reifen. Am besten nimmt man nur die, welche von selbst abfallen. Sie sind dann sehr dunkel gefärbt. Unreife Früchte sind eher hellrot und besitzen ein leicht muffiges Aroma.
Der Name an sich ist rätselhaft: Weder seine genaue Herkunft ist klar noch die korrekte Aussprache. Manchmal wird die erste Silbe betont (Kórnelkische), meist aber die zweite, teils mit langem e (Korneelkirsche), teils mit kurzem (Kornellkirsche, Kornelle). Wenn man davon ausgeht, dass das Wort vom lateinischen cornus abstammt, dem aus Rom überlieferten Namen von Pflanze, Holz und Frucht, ist die erste Betonung die ursprüngliche. Ob dieser Name jedoch im Anklang an cornu „Horn“ gebildet wurde, dem das Holz an Härte gleichen soll, oder sich von dem Namen einer griechischen Gottheit der Kirschenbäume herleitet, ist umstritten.
Der zweite Bestandteil des wissenschaftlichen Namens ist dagegen klar: mas bedeutet „männlich“ und bezieht sich auf die Härte des Holzes – nicht auf die Form der Früchte, auch wenn die Pflanze im Hinblick darauf manchmal „Hahnenhoden“ genannt wird.
Der Strauch hat noch eine besondere Eigenschaft: Er blüht sehr früh im Jahr. Dann ist er über und über mit kleinen gelben, fein duftenden Blüten bedeckt. Sie erscheinen noch vor denen der Forsythie (die nicht duften) und sind auch viel zierlicher, sodass sich die Pflanze im Garten längst nicht so massiv ins Blickfeld drängt. Außerdem ist sie sehr schnittverträglich und somit gut als Heckenpflanze geeignet, Bienen schätzen die frühen Blüten als Weide, und im Herbst lieben die Vögel die Kornellen.
Man braucht also schon sehr gute Gründe, um diese Mehrnutzungspflanze nicht in den eigenen Garten zu setzen.