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Die Stinkende Titanenwurz
Foto: M. Burkart

Üble Düfte

Pflanze des Monats März 2013

Die Stinkende Titanenwurz

 

Es sieht aus wie ein sehr großer, unten eingewickelter lilabrauner Zuckerhut. Der Geruch ist allerdings eher so, als ob rohes Fleisch eine Woche in der Sonne gelegen hätte. Es handelt sich um den Blütenstand der Stinkenden Titanenwurz (Amorphophallus konjac).

Angesichts des ekligen Dufts mag man kaum glauben, dass diese Pflanze essbar ist. Allerdings nicht der Blütenstand, sondern die bis zu 10 kg schwere unterirdische Knolle. Sie wird in China schon seit über 2.000 Jahren verzehrt und auch medizinisch verwendet. In Japan stellt man aus ihrem Mehl eine essbare, geleeartige Substanz her, die konnyaku genannt wird – dies ist der Ursprung des wissenschaftlichen Namens, nicht etwa ein Einsatz bei der Herstellung von Branntwein. Neuerdings werden die Speicherstoffe der Knolle als E 425 verschiedenen Lebensmitteln und Kosmetika zugesetzt und auch für gewichtsreduzierende Diäten verwendet.
Die Pflanze gehört zur Familie der Aronstabgewächse. Der Blütenstand besteht aus einem etwa halbmeterlangen Kolben, dessen unteres Ende in einem tütenförmig zusammengerollten Hochblatt steckt. Dort befinden sich die nach Geschlechtern getrennten, ziemlich kleinen Blüten. Die weiblichen öffnen sich zuerst, während der Geruch besonders penetrant ist. Er wird in dem oberen, sterilen Teil des Kolbens erzeugt, der aus der Tüte herausragt. In seinem Inneren erfolgt zugleich eine beträchtliche Hitzeentwicklung; eine Messung im Botanischen Garten von Adelaide, Australien, ergab eine maximale Heizleistung von 3 Watt. Sie hat vermutlich die Funktion, das Ausströmen der Duftstoffe zu befördern. Der Geruch während der weiblichen Blühphase wird als eine Mischung von fauligem Fleisch und Erbrochenem beschrieben. Während der folgenden männlichen Blühphase ist er dann weniger abstoßend und soll bloß noch an eine offene Latrine erinnern. Der Duft dient zum Anlocken von Aas- und Dungkäfern, die die weiblichen Blüten mit mitgebrachtem Pollen bestäuben sollen. Erst danach öffnen sich die männlichen Blüten. Mit frischem Pollen beladen verlassen die Tierchen nun den Blütenstand in Richtung eines neuen Stinkekolbens.

Nach dem Abblühen erscheint das einzige Blatt der Pflanze. Ein dicker, vertikaler Stiel trägt in 1-2 Metern Höhe eine stark in einzelne Fiedern zerteilte Blattspreite. Im Herbst stirbt dieses Blatt ab, im Winter ruht die Knolle.
Zur Gattung Amorphophallus gehören etwa 200 Arten, die von Westafrika bis Polynesien und von Süd-Japan bis Australien verbreitet sind. Ihr Verbreitungszentrum liegt in den Monsun- und Regenwäldern des tropischen Südost-Asien. Auch die Riesen-Titanenwurz (A. titanum) gehört dazu. Ihr gigantischer (und gigantisch stinkender) Blütenstand war zuletzt im Mai 2011 im Berliner Botanischen Garten zu sehen.

Die Stinkende Titanenwurz
Foto: M. Burkart