Wunder-Lauch - Allium paradoxum
Pflanze des Monats April 2008 (2)
Was Klonschaf Dolly mit Wildkräutern zu tun hat
Klonschaf Dolly war eine Sensation, denn die ungeschlechtliche Fortpflanzung, auch Klonen genannt, kommt bei Säugetieren von Natur aus nicht vor. Dagegen pflanzen sich Pflanzen so häufig ungeschlechtlich fort, dass sogar der Begriff „Fortpflanzung“ daher kommt. Gartenfreunde kennen den Vorgang etwa von der Erdbeere, die mit ihren Ausläufern ganze Beete überwuchern kann, oder von Quecke und Giersch als mit Ausläufern wuchernden Unkräutern. Man kann hier von natürlicher Klonierung sprechen.
Neben Ausläufern gibt es bei Pflanzen auch noch andere Mittel der ungeschlechtlichen Fortpflanzung. Bei manchen Laucharten bilden sich im Blütenstand statt Blüten so genannte Brutzwiebeln, die abfallen und zu neuen Pflanzen heranwachsen. Der Wunder-Lauch (Allium paradoxum) heißt auch Seltsamer Lauch, denn er bildet neben blassgelben Brutzwiebeln noch einzelne weiße Blüten aus, was ziemlich seltsam aussieht.
Diese Pflanze stammt aus dem Kaukasus und angrenzenden Regionen am Kaspischen Meer und wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts im damaligen Berliner Botanischen Garten, dem heutigen Kleistpark, kultiviert. Von hier und zwei weiteren in Berlin verwilderten Populationen aus hat sich der Wunder-Lauch seither besonders entlang der Havelufer in Parkanlagen und Wäldern stetig und massiv ausgebreitet, so dass man im Berliner Raum von einer biologischen Invasion sprechen kann. Wissenschaftler der Universität Potsdam haben unlängst nachgewiesen, dass es sich bei den zahlreichen Beständen in der Region tatsächlich um einen einzigen Klon handelt.
Neben den seltsamen Blütenständen fällt besonders der intensive Knoblauchduft der dichten Wunderlauchrasen auf. Daher wird die Pflanze manchmal auch „Berliner Bärlauch“ genannt. Die Blätter können ebenso wie die vom Bärlauch zu Salat, Kräuterquark oder anderen leckeren Speisen verwendet werden.
Würde man ein Klonschaf mit Knoblauch füttern, hätte es Knoblauch im Klonbauch. Dies machte sich auch im Aroma seiner Milch bemerkbar. Der gleiche Vorgang ist der Grund, weswegen stillenden Müttern vom Verzehr von Zwiebeln, Knoblauch und Wunder-Lauch abgeraten wird: Die Inhaltsstoffe dieser Pflanzen sollen bei Säuglingen angeblich Blähungen verursachen.