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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Nachdem ich die Zusage bekam, fing ich an mich um die Finanzierung zu kümmern, das hieß auf Stipendien bewerben, einen Bafög-Antrag stellen und vermehrt jobben. Das International Office bietet eine hervorragende Unterstützung in der Vorbereitung und hat regelmäßig Informationsangebote für Studierende parat um die Finanzierungsfrage zu klären. Ich kümmerte mich um die Beurlaubung und buchte den Flug. Aufgrund meines Promos-Stipendiums konnte ich die Krankenversicherung des DAAD abschließen, auch über den Vorlesungszeitraum hinaus, ich habe sie glücklicherweise aber nicht in Anspruch nehmen müssen. Die deutsche Krankenversicherung muss man trotzdem für den gesamten Zeitraum beibehalten, denn sie ist eine formale Voraussetzung, um an einer deutschen Uni eingeschrieben zu bleiben. Die Beantragung des J1-Visums dauerte bei mir länger als erwartet. Das MIIS stand mir während der Visumsbeantragung mit helfender Hand zur Verfügung.


Studienfach: Soziologie

Aufenthaltsdauer: 01/2024 - 05/2024

Gastuniversität: Middlebury Institute of International Studies at Monterey

Gastland: USA

Studium an der Gastuniversität

Grundsätzlich ist das Studium am MIIS sehr anwendungsorientiert, sodass jeder Kurs relevant für die berufliche Entwicklung sein kann. Der Studiengang International Policy and Development ist interdisziplinär, man hat also eine breite Auswahl an Kursen zur Auswahl. So habe ich u.a. einen Management-Kurs, einen Politik-Kurs und einen Public-Education-Kurs belegt. Das war durchaus fordernd, aber dafür habe ich sehr viel gelernt. Das MIIS bietet außerdem sehr interessante Blockseminare an, da lohnt es sich auch in die anderen Studiengänge reinzuschauen. Denn als Austauschstudent hat man freie Kurswahl, nur die maximalen Credits sollte man nicht überschreiten, weil man die sonst bezahlen muss, da bekommt man aber eine E-Mail vorher. Kurse finden entweder ein- oder zweimal die Woche statt, und haben dann 3 oder 4 amerikanische Credits, die im Verhältnis 1 zu 2 in ECTS umgerechnet werden. Die Anrechnung meiner Kurse läuft gerade noch, sollte bei dem breitgefassten Auslandsmodul meines Soziologie-Masters aber unkompliziert sein.
Am MIIS kommen Studenten zusammen, die mit ihrem jeweiligen beruflichen und Bildungserfahrungen und auch ihrer Herkunft bereits Experten in einem oder mehreren Gebieten sind, und werden von Professoren und Kommilitonen auch als solche wahrgenommen. So konnte ich eine soziologische Perspektive, auf die in ihrer Natur eher politischen Themen beitragen und das wurde nicht als fachfremd, sondern bereichernd wahrgenommen. Grundsätzlich ist das Studienklima sehr offen, wertschätzend und vom internationalen Austausch geprägt. Insbesondere die offene Debattenkultur habe ich sehr geschätzt. Dadurch dass die Studierenden an verschiedenen Punkten ihrer beruflichen Laufbahn stehen – einige haben schon jahrelange Berufserfahrung, andere nur ein Praktikum – und aus unterschiedlichen Ländern kommen bringen sie unterschiedliche Perspektiven in den Seminarraum. Mein Eindruck ist, dass Bildung und Beruf weniger linear gedacht werden: Was ich damit meine in Deutschland ist der Normalverlauf, dass man nach der Schule den Bachelor macht, einen Master dranhängt, parallel vlt. als Studentische Hilfskraft jobbt aber grundsätzlich erst danach das Berufsleben losgeht. Am MIIS ist es nicht ungewöhnlich, dass die Studierenden deutlich heterogenere Lebensläufe haben: z.B. erst zum Militär gegangen sind, danach den B.A., dann >5 Jahre Vollzeit-Arbeit und dann den Master, um den nächsten Schritt im Beruf gehen zu können. Dadurch hat man mit Leuten unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher beruflicher Erfahrung zu tun, was zu sehr interessanten Diskussionen beiträgt. Die Seminare sind grundsätzlich sehr interaktiv: Dass man 90min zuhört, habe ich selten erlebt. Das MIIS ist eine kleine Privatuni und also solche sehr gut ausgestattet: Als mein Laptop mitten im Semester kaputtging, habe ich unkompliziert einen Leihcomputer von der Uni bekommen, den ich bis zum Ende des Semesters genutzt habe.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Als ich nach Monterey gegangen bin, hatte ich C1-Niveau, allerdings waren meine Sprach-, Lese- und Schreibkompetenz nicht gleich gut ausgeprägt. Meine Sprachkompetenz war am besten ausgeprägt, es fiel mir daher nicht schwer, mich mit anderen internationalen und amerikanischen Studierenden anzufreunden. Die Atmosphäre am MIIS ist sehr offen und willkommen-heißend, die Smalltalk-Kultur hilft dabei anzukommen und mit Studierenden, Lehrenden und Angestellten in Kontakt zu kommen.
Der Arbeitsaufwand ist nicht in allen Kursen gleich aber grundsätzlich höher als in Deutschland. Der Kurs mit dem höchsten Aufwand, den ich belegt habe, verlangte 3 kleine Präsentationen, wöchentliche Kommentare (ca. 1 Seite), ein Midterm und ein Final Paper von je 3-5 Seiten, sowie eine Klausur. Das klingt erstmal viel aber in diesem Kurs habe ich durch die vielen kurzen Schreibaufgaben meine Schreibkompetenz, auch im Bezug auf Stilfragen, am stärksten weiterentwickelt.

Wohn- und Lebenssituation

Ich bin nach Monterey gekommen und habe gut eine Woche in einem Hostel gewohnt. Dadurch hatte ich einen guten Überblick über die Stadt bevor ich mit der Wohnungssuche loslegte, sodass ich ein schönes Zimmer direkt am Campus bekam und auch die Zeit hatte, mich mit anderen Studis anzufreunden und meine Mitbewohnerin zu finden. Es bedeutete aber auch mehr Stress in der Anfangsphase. Es heißt, der Wohnungsmarkt ist sehr angespannt aber ich fand es nicht schwer ein Zimmer zu finden, es ging dann alles ganz schnell. Das MIIS unterstützt einen bei Bedarf dabei auch, nur auf die Mietpreise muss man sich einstellen: 1.000$/Monat für ein WG-Zimmer ist ein guter Preis aber wenn man eine eigene Wohnung möchte, sollte man mit eher mit 2.500$/Monat rechnen. WG-Kultur, wie man sie aus Deutschland kennt, ist in den USA eher unüblich, es fühlt sich stärker nach Zweck-WG an. Ich habe den Bus einige Male benutzt und auch die Straßenbahnen in San Francisco, das funktioniert schon, die absolute Mehrheit fährt aber Auto, weil man damit einfach deutlich mobiler ist. Ich hatte keines und kam gut zurecht, für Ausflüge bin ich entweder mit Freunden mitgefahren (jeder um einen herum hat ja ein Auto) oder habe mir eins geliehen, was unkompliziert mit dem deutschen Führerschein geht, man benötigt aber zwingend eine Kreditkarte. Den internationalen Führerschein, den ich mir im Vorfeld geholt hatte, brauchte ich nicht. Ich habe mein deutsches Konto genutzt, alle Geldautomaten in Monterey verlangen eine Abhebungsgebühr, daran ändert auch eine Auslandskreditkarte nichts. Ich habe PayPal verwendet, um Miete zu bezahlen, aber auch dann kommt man um Gebühren für den Währungswechsel nicht drum herum. Ein amerikanisches Konto zu eröffnen hätte sich für mich nicht gelohnt, weil das mit Kontoführungsgebühren verbunden ist. Außerdem kann man überall mit Karte bezahlen, ich habe in dem halben Jahr nur ein Mal Geld abgehoben.
Am MIIS gibt es keine Mensa, dafür aber viele Cafés und Restaurants und da gehen die Studis auch gerne hin, die Preise sind entsprechend.

Studienfach: Soziologie

Aufenthaltsdauer: 01/2024 - 05/2024

Gastuniversität: Middlebury Institute of International Studies at Monterey

Gastland: USA


Rückblick

Insgesamt hat mir das praktische und berufsorientierte Studium am MIIS sehr gefallen, insbesondere auch die Karriere-Workshops fand ich hilfreich. In den USA würde man das MIIS nicht als Universität, sondern als Institut bezeichnen, was vielleicht eher mit Fachhochschulen hierzulande vergleichbar ist. Dadurch dass einem so viele Chancen geboten werden, gibt es den Druck, das meiste aus seiner Zeit herauszuholen, gerade wenn man nur ein Semester am MIIS studiert. Ich würde insbesondere auch Soziologie-Studierenden, die sich für Politik und Entwicklungszusammenarbeit interessieren, empfehlen sich zu bewerben. Denn mit dem Hintergrund in Soziologie kann man den breitgefächerten Kursen gut folgen und eine neue Perspektive beisteuern. Gleichzeitig bekommt man die Chance sich von dem sonst eher theoretischen Soziologiestudium in die Praxis zu wagen und wertvolle Einblicke und interessante Kontakte zu gewinnen.

USA

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