Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Zuallererst habe ich die Internationale Woche der Uni Potsdam als Informationsquelle genutzt. Da habe ich zum Beispiel meine Länderwahl getroffen, denn Großbritannien – meine Zweitwahl – bot zum Beispiel keine Partnerschaften für Naturwissenschaften an. Ich habe mich dann lange durch alle möglichen Hochschul- und Fakultätspartnerschaften auf der Website der Uni Potsdam geklickt und mich schließlich für die Augustana University entschieden. Bei der Wahl der Uni waren bei mir vor allem die Lage und das Kursangebot ausschlaggebend. Sioux Falls ist eine hübsche, überschaubare Stadt, die für ein Semester absolut ausreichend ist. Es gibt schöne kleine Geschäfte und Cafés in „Downtown“, den Falls Park und zum Beispiel auch Shopping Malls. Alles ist etwa 10 – 15 Minuten mit dem Auto entfernt.
Beworben habe ich mich also im November an der Uni Potsdam. Für das Motivationsschreiben empfehle ich auch den Career Service aufzusuchen, der nochmal über das Schreiben schaut und hilft es zu verbessern. Nach der ersten Runde hatte ich mit einer weiteren Studierenden und dem Auswahlkomitee ein Gespräch über Zoom. Bei diesem Interview in der zweiten Runde wurden wir nochmals gefragt, warum wir in die USA und an diese Uni wollen. Es war im Prinzip wie ein zweites Motivationsschreiben. Nach der offiziellen Bewerbung an der AU (die reine Formsache ist), hat sich ein Mitarbeiter vom IPO (International Office der AU) gemeldet. Ich habe mich sehr gut aufgehoben und beraten gefühlt, jede Frage wurde sehr schnell beantwortet und es wurde immer wieder nachgefragt, ob wir gut mit den Vorbereitungen vorankommen. Bei einem Zoom-Call im Mai haben wir dann zusammen über die Kurswahl und den zeitlichen Ablauf gesprochen. Dann ging es daran ein Visum zu beantragen, benötigte Impfungen zu checken, die Bewerbung auf einen Wohnheimplatz auszufüllen, einen Stundenplan zu erstellen, eventuell eine Bewerbung auf ein weiteres Stipendium bei PROMOS o.Ä. zu planen und zum Beispiel einen internationalen Führerschein zu besorgen.
Studium an der Gastuniversität
Auch wenn euch der Bookstore mit fast täglichen E-Mails davon überzeugen möchte, dass ihr alle Bücher bereits zum Semesterstart bereit habt, rate ich davon dringend ab! Nach der ersten Stunde wusste ich zum Beispiel, welche Bücher überhaupt wichtig waren, wo es günstigere Ausgaben zu kaufen oder leihen gibt, oder ob es sogar eine kostenlose pdf gab. Die Kurse sind sehr klein und mit bis zu 20 Studierenden erinnern sie sehr an Schule. Meist steht der Dozierende vorne und erklärt das Thema und gibt Fragen zur Diskussion. Im Vorhinein muss dafür oft ein Artikel oder Kapitel aus einem Buch gelesen werden. Auch wenn das Lesepensum am Anfang unschaffbar erscheint, merkten wir schnell, dass es nicht unbedingt nötig ist, alles und gründlich zu lesen. In einigen Kursen diente es als Einstieg, in anderen Kursen waren kleine Online-Quiz zu lösen oder kurze Fragestellungen zu beantworten. Da kam es sehr auf den Kurs drauf an, aber oft waren die nicht allzu schwer.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Dadurch, dass die Uni recht überschaubar war, konnte man schnell Kontakte knüpfen. In den Gemeinschaftsräumen, dem „Huddle“, oder der Cafeteria saß man nie allein. Wir hatte sehr viel Kontakt zu anderen ausländischen Studierenden. In der ersten Woche haben wir einen gemeinsamen Ausflug in die Black Hills unternommen – organisiert vom IPO. Auch während des Semesters gab es viele Veranstaltungen für uns „Internationals“, die uns zum Beispiel kostenlos ins Theater, auf Konzerte, ins Kino oder in Restaurants brachten und definitiv zu empfehlen sind! Durch die vielen Sportmöglichkeiten, Events und kleinen Klassengrößen hat man natürlich auch viele Einheimische kennengelernt.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Insgesamt hat mich das Semester vor allem im Lesen in Englisch weitergebracht durch die große Menge an Literatur. Auch die vielen Gespräche in der Mensa oder mit Klassenkameraden helfen natürlich fließender zu werden.
Wohn- und Lebenssituation
Gewohnt haben wir in den „dorms“, den Studentenwohnheimen auf dem Campus. Dafür haben wir uns vorher beworben und nach einiger Zeit auch schon die Kontaktdaten des Mitbewohners zugeschickt bekommen. Um den Campus direkt waren nur Wohnhäuser und manchmal fühlte man sich etwas isoliert, aber dafür gibt es auf dem Campus viele mögliche Aktivitäten. Es gibt ein unglaublich großes Angebot an studentischen Clubs, die sich mit verschiedenen Sportarten, Studienrichtungen, Ethnien, Musik, ehrenamtlichen Tätigkeiten etc. befassten. Zu Beginn des Semesters gab es dazu eine Art Messe, zu der sich jeder Club vorgestellt hat. An sich kann man sich in sehr viele Organisationen einschreiben, denn im Laufe des Semesters ist der Aufwand sehr unterschiedlich. Einige Clubs treffen sich regelmäßig und sind wiederum eine gute Kontaktbörse, andere Clubs sind eher inaktiv… Weitere Freitzeitangebote gab es im Elmen Center, der Sporthalle auf dem Campus. Kostenlos konnte man an allen möglichen wöchentlichen Fitnesskursen teilnehmen, in das Fitnessstudio oder den Pool gehen. Das war wirklich sehr cool und es hat Spaß gemacht, viele Sportarten auszuprobieren! Auch sind die Wettkämpfe und Spiele sehr zu empfehlen. Die Football-Spiele auf dem Campus sind ein Muss, aber auch die Volleyball-Spiele sind sehr zu empfehlen! Nicht zu vergessen sind die vielen extra Events auf dem Campus: einmal gab es eine Show eines Hypnotiseurs, Sportfeste, ein Hunted House, Auftritte von verschiedenen Bands, Filmabende etc. Zu den öffentlichen Verkehrsmitteln… Busse fuhren zwar nahe des Campus ab, waren allerdings eher unzuverlässig und fuhren auch nicht am Wochenende. Wir hatten monatlich etwa 6 Lyft-Pässe von der Uni zur Verfügung, mit denen wir kostenlos das Taxiunternehmen Lyft nutzen konnten. Auch haben Freunde (die natürlich alle ein Auto haben…) oft angeboten zu fahren. Da wir eine Zahlung von der Augustana University erhalten haben, haben wir auch ein amerikanisches Bankkonto eröffnet. Das war sehr unkompliziert (auch ohne Social Security Number) und innerhalb von 15 min bei der usbank möglich, nicht weit vom Campus entfernt. Generell war es praktisch, da einige deutsche Kreditkarten eine Auslandseinsatzgebühr berechnen. Auch die Schließung des Kontos nach nur 2 Monaten war kostenfrei und schnell. Von der Krankenversicherung der AU ist abzuraten, da sie mit 900$ pro Semester unverhältnismäßig teurer war. Mawista bietet beispielsweise eine günstige Alternative. Auch ging die Beantragung dort schnell und einfach auf 4 Monate begrenzt.
Studienfach: Biowissenschaften
Aufenthaltsdauer: 08/2021 - 12/2021
Gastuniversität: Augustana University
Gastland: USA
Rückblick
Nur ein Tipp vor der Anreise: Pack nicht zu viel ein… Schon direkt am Tag der Anreise wurden wir von einigen Studenten zu Target oder Walmart gefahren und konnten dort alles kaufen was fehlte: Handtücher, Bettwäsche etc. Insgesamt war es ein unglaublich schönes Semester und tolles Erlebnis. Ich denke es ist wichtig, sich im Vorhinein zu überlegen, wozu das Semester dienen soll. Durch die große Menge an Hausaufgaben und Hausarbeiten kann man sich zum Beispiel sehr in Arbeit verlieren und es gibt immer etwas zu tun. Andererseits gibt es durch die vielen Sportkurse und Clubs auch genug Möglichkeiten, eine Abwechslung zu finden und Kontakte zu knüpfen. Alle waren unglaublich hilfsbereit und immer für Small talk bereit.