Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Im Wintersemester 2022/23 habe ich mich dafür entschieden ein Erasmus+ Semester im kommenden akademischen Jahr zu absolvieren. Um mich zu informieren, habe ich die Informationsveranstaltungen des International Office der Universität Potsdam besucht, die über alles von Vorbereitung bis hin zu Finanzierung und Planung informieren. Zudem habe ich mich über die EMW-Seite informiert, welche Partnerhochschulen für ein Erasmus+ Semester angeboten werden. Bei diesen bin ich dann in die tiefere Recherche gegangen, um herauszufinden, welche am besten zu mir passt (Kursangebot der letzten Semester, Erfahrungsberichte, Informationen über Land/Stadt generell). Im Januar habe ich dann mein Motivationsschreiben für ein Erasmus+ Semester über die EMW-Partnerhochschulen geschrieben. Anstatt 3 Wunschuniversitäten anzugeben, habe ich mich nur an der Univerzita Karlova in Prag beworben und zusätzlich noch eine extra Bewerbung über den Studiengang Kulturwissenschaft, für die Universität Bergen und Tallinna Ülikool, geschrieben, welche ich jedoch, sobald ich die Zusage für Prag hatte, abgebrochen habe.
Nach der Zusage der Universität Potsdam, mich an der Karls Universität zu nominieren, gab es weitere Informationsveranstaltungen zu zukünftigen Abläufen. Als nächstes musste ich eine Online-Bewerbung an der Karls Universität ausfüllen, die hauptsächlich aus meinen Daten und einem kurzen Absatz zu meiner Motivation bestand, sowie ob ich im Studentenwohnheim wohnen möchte, da dann ein Platz dort garantiert wird. Zudem musste man erste Kurse angeben, die man später wählen würde, sowie Sprachkompetenzen, Arbeitserfahrungen und weitere Nachweise. Nach dem Ausfüllen der Online-Bewerbung musste ich diese in PDF-Form, mit einer ersten Version des Learning Agreement, einem DAAD-Englisch Sprachtest und mein Transcript of Records an die Austauschkoordinatorin der Karls Universität senden (Anfang Juni 2023). Kurz darauf habe ich dann auch die endgültige Zusage der Gastuniversität bekommen und ich konnte mich auf mein Erasmus+ Semester freuen und vorbereiten.
Studium an der Gastuniversität
Bevor das Wintersemester 23/24 an der Univerzita Karlova angefangen hat, habe ich einen Tschechisch-Intensiv Sprachkurs absolviert, der für Erasmus+ Studierende angeboten wird. Dieser war immer vormittags für 3 Wochen, wodurch man viele weitere Studierende kennenlernen konnte, und entspannt im Gastland ankommen und sich einleben konnte, bevor der Stress vom Wintersemester anfing.
Am Anfang des Wintersemesters habe ich dann mein Learning Agreement noch einmal aktualisiert – anhand des aktuellen Kursangebots der Karls Universität.
Das Erasmus+ Studium an Faculty of Social Sciences der Univerzita Karlova war insgesamt sehr angenehm, jedoch stressiger und anspruchsvoller als in Deutschland: für die einzelnen Kurse musste ich mehrere Präsentationen bzw. Gruppenarbeiten und Texte schreiben, um sie erfolgreich abzuschließen. In der Bibliothek oder Computertools war ich nie. Die Betreuung durch das International Office (in Potsdam und Prag) und die Dozenten war während der gesamten Austauschs sehr gut.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Dadurch, dass man nur Kurse wählen kann, die für Incoming Students ausgeschrieben sind, hatte ich hauptsächlich Kontakt zu anderen Erasmus+ Studierenden.
Der Intensiv-Sprachkurs vor dem Semester, das Student*innenwohnheim und die einzelnen Projekte/Gruppenarbeiten in den einzelnen Kursen haben dazu beigetragen, dass man zu sehr vielen Mitstudierenden in Kontakt kam.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Meine Sprachkompetenz hat sich durch mein Erasmus+ Semester in 2 Sprachen verbessert: so bin ich
jetzt selbstsicherer, wenn ich mich im akademischen Kontext in englische Sprache bewege und traue
mir es auch selbst zu, längere akademische Texte zu verfassen. Wenn ich den anfänglichen DAAD-Test
noch einmal wiederholen müsste, könnte ich mir vorstellen, dort weniger nervös zu sein und auch
eventuell besser abzuschneiden. Zudem habe ich in Tschechien, zusätzlich zu dem tschechisch
Intensivkurs vor dem Semester noch einen weiteren Sprachkurs im Semester belegt, wodurch ich nun
auch in dieser Sprache ein Sprachniveau erfülle, zwar nicht so weit, dass ich vollkommen sicher in der
Sprache kommuniziere, jedoch zuversichtlich bin, wenn man es weiterverfolgt, dass ich auch dort eine
weitere Sprachkompetenz gewonnen habe.
Wohn- und Lebenssituation
Während meines Erasmus+ Semesters habe ich in dem Student*innenwohnheim Kolej Hvězda gewohnt,
wie auch viele andere Erasmus+ Studierende. Das Wohnheim selbst ist in 3 Blocks unterteilt, mit
mehreren Stockwerken. Ich habe in Block 2 gewohnt, auf einem Stockwerk mit ungefähr 40
Doppelzimmern, einem Bad für je Frauen und Männer, sowie 2 Küchen. Die Zimmer sind ziemlich
klein, mit zwei Betten, einem großen Schrank, 2 Regalen, 2 Schreibtischen und einem Schränkchen und
Kühlschrank. Da die zwei Küchen auf unserem Stockwerk (je 1 Herd, Backofen, Mikrowelle und
Waschbecken) meist ziemlich voll und teilweise auch dreckig waren, habe meine Mitbewohnerin und
ich uns ziemlich früh dazu entschieden, eine eigene Induktionskochplatte zu kaufen. Des Weiteren muss
jede*r selbst Toilettenpapier und Seife, Kochutensilien und Besteck/Geschirr organisieren/kaufen. Die
Zimmer und geteilten Räume, sind quasi bis auf die Möbel leer. Die Miete für das
Student*innenwohnheim war relativ gering mit ca. 180 Euro/Monat/Person. In dem Wohnheim selbst
gibt es eine Bar, wo man gerade abends auch immer Freund*innen und Kommiliton*innen treffen kann.
Insgesamt ist das Wohnheim, also sehr praktisch, da es günstig ist, einem ein Platz garantiert wird und
man viele Leute kennenlernt, jedoch muss man auch bedenken, dass man eventuell mit einer fremden
Person zusammenwohnt und nicht alle Leute, die gleichen Hygiene Standards in ihrem Alltag verfolgen.
In der Nähe des Wohnheims gibt es 2 Tramlinien, Busse und eine Metro, wodurch man ca. 30 Minuten
bis zur Universität in der Stadtmitte braucht. Generell ist das ÖPNV-Netz in Prag sehr gut ausgebaut
und preiswert, was auch auf Flixbus Verbindungen und Regio/ICE Strecken innerhalb Tschechiens
zutrifft. Im Stadtzentrum Prags selbst ist auch vieles fußläufig zu erreichen, wobei man daran denken
sollte, dass Prag eine europäische Hauptstadt ist und man eigentlich zu jeder Zeit viele Touristen trifft.
Die Lebenserhaltungskosten in Prag sind etwas geringer als in Deutschland, jedoch hat auch dort die
Inflation ihre Folgen gehabt. Man kann eigentlich überall mit Karte zahlen. Bei den Bankautomaten
muss man vorsichtig sein, wenn man tschechische Kronen abheben möchte, da man relativ hohe
Gebühren dafür bezahlen muss. Besonders in Prag kann man sich, auf Grund des hohen
Touristenaufkommens, sehr gut auf Englisch verständigen, in kleineren Städten ist es manchmal zwar
etwas schwieriger, aber immer machbar. Insgesamt sind die Tschechen sehr freundlich und immer
hilfsbereit und besonders begeistert, wenn man ein paar tschechische Wörter wie „dobrý den, prosím,
děkuji, na shledanou“ (hallo, bitte, danke, tschüss) kann und spricht.
Die Freizeitangebote in Prag sind sehr vielfältig, von Museen und Galerien, über Märkte (zB der Dyzajn Market) und Veranstaltungen, bis hin zu guten Restaurant, Bars und Clubs. Für aktuelle Tipps in Prag
kann ich sehr den Instagram Account praguetoday, sowie realhonestguide und praguetravelers
empfehlen.
Studienfach: Europäische Medienwissenschaft
Aufenthaltsdauer: 08/2023 - 01/2024
Gastuniversität: Charles University Prague (Univerzita Karlova)
Gastland: Tschechien
Rückblick
Mein Erasmus+ Semester in Prag war insgesamt eine wundervolle Zeit: die akademischen Angebote der Universität haben mir sehr zugesagt, ich habe nette Leute kennengelernt und habe sehr viele kulturelle Angebote wahrgenommen. Ich habe mich persönlich und akademisch weiterentwickelt, während die Stadt Prag mich sehr geprägt und einen besonderen Platz für mich selbst eingenommen hat. Jede Person, die über einen Auslandsaufenthalt generell oder ein Erasmus+ Semester speziell nachdenkt, kann ich nur empfehlen diesem nachzugehen und sich nicht von Ängsten in jeglicher Hinsicht abhalten zu lassen.
Sonstige Hinweise
ISIC Card: die Karte muss man zwar am Anfang bezahlen, aber wenn man unter 26 Jahre alt ist, bekommt man sehr viele Vergünstigen in Prag und Tschechien, sodass sie sich auf jeden Fall rentiert (ÖPNV, Flixbus, Kultureintrittskarten etc.)