Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Schon länger hatte ich den Wunsch, eine gewisse Zeit im Ausland zu leben und dabei komplett auf mich allein gestellt zu sein. Einfach mal raus aus den eigenen Kreisen, neue Leute kennenlernen, eine neue Umgebung erschließen und dafür bot sich ein gefördertes Auslandssemester meiner Meinung nach optimal an. Die Informationen zum Erasmus+ Programm sind sehr ausführlich bereitgestellt, sodass ich recherchieren konnte, welche Uni denn überhaupt in Frage kommt. Da ich unbedingt einen richtig warmen Sommer mit viel surfen gehen erleben wollte und mich Spanien als sehr abwechslungsreiches Land interessierte, habe ich mich für Valencia entschieden. Da die Uni in Valencia kein spanisches Sprachniveau voraussetzt (B2 wird empfohlen), ist auch kein Sprachzertifikat vorzuweisen. Die Kommunikation mit der Uni in Valencia war unkompliziert - genau wie der Bewerbungsprozess.
Studium an der Gastuniversität
Ich belegte in Valencia zwei sportpraktische Kurse, da meine Spanischkenntnisse etwa auf dem Niveau A2 waren. So konnte ich durch meine sportpraktischen Leistungen meine Sprachdefizite ausgleichen. Außerdem waren noch ein paar theoretische Arbeiten abzugeben beziehungsweise vorzutragen, wobei sich die Dozenten aber als sehr entgegenkommend zeigten und sprachliche Barrieren kein Problem waren. Das Studienklima ist ähnlich wie hier in Potsdam, soll heißen, die Studierenden sind locker drauf und die Kursorganisation ist transparent gestaltet. Ich bewarb mich zu Beginn noch für einen dritten Sportkurs, jedoch war der Dozent hier überhaupt nicht entgegenkommend und verdeutlichte mir, dass ich mit meinen Spanischkenntnissen leider nicht an seinem Kurs teilnehmen kann. Der Austauschkoordinator vor Ort ist mir leider ehr als passiv in Erinnerung geblieben. Der E-Mail-Verkehr war recht zuverlässig, doch leider lud er mich nicht ein einziges Mal in sein Büro ein oder zeigte mir die Uni. Außerdem besuchte ich noch einen Kurs an der Wirtschaftsfakultät, da ich mir diesen auch für mein WAT-Studium anrechnen lassen konnte. Das Zentrum für Sprachen bietet Sprachkurse auf allen Niveaustufen an. Hier belegte ich den Spanischkurs A2.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Kontakte zu einheimischen Studierenden konnte ich nur bedingt knüpfen, da ich durch meine spanischen Basiskenntnisse ehr schwer Gespräche auf Spanisch aufbauen konnte. Viele der Spanier*innen in meinen Sportkursen konnten auch kaum Englisch, deshalb hatte ich nur Kontakt zu den wenigen, die Englisch sprechen konnten. Viel mehr Kontakt hingegen hatte ich zu ausländischen Studierenden. Aus den Sportkursen konnte ich zwei Freundschaften aufbauen und über die Uni hinaus lernte ich so einige Leute kennen, die ich nun auch zu meinem Freundeskreis zählen kann.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Durch das Spanisch in der Schulzeit hatte ich noch ein paar wenige Grundlagen, welche ich aber mit einem Sprachkurs in Potsdam wieder auffrischen wollte. Deshalb habe ich den A1 Kurs gewählt, welcher mir ein gutes Gefühl gab, die sprachlichen Basics zu besitzen. In Valencia sah es dann ganz anders aus. Die Muttersprachler*innen verwenden natürlich mehr Vokabular, andere Zeitformen und sprechen schneller als meine Mitstudierenden im Vorbereitungskurs, weshalb ich erstmal etwas überfordert war. Also habe ich mir nach und nach sportartspezifische Wörter angeeignet und zusammen mit dem Sprachkurs vor Ort fiel es mir zunehmend leichter, alle Inhalte zu verstehen. Mein Leseverständnis und Hörverständnis konnte ich deutlich verbessern, für eine deutliche Verbesserung der Sprachkompetenz hätte ich wahrscheinlich mehr Zeit mit Spanier*innen verbringen sollen. Darüber hinaus habe ich für mich festgestellt, dass die sonst immer etwas dagewesene „Barriere“ Englisch zu sprechen verschwunden ist, da ich tagtäglich auf Englisch kommuniziert und dadurch mein persönliches Sprachenziel absolut erreicht habe.
Wohn- und Lebenssituation
Ein Freund gab mir den Tipp, über Seiten wie „idealista“ nach einer Wohnung zu suchen. Dort und auf ähnlichen Seiten gibt es tatsächlich viele Angebote. Die Uni in Valencia bietet aber auch über ihre Internetseite Möglichkeiten an, wie man ein Zimmer in einer WG finden kann. Ich habe über „idealista“ ein Zimmer gefunden, ganz in der Nähe vom Strand. Leider stellte sich die Wohnung vor Ort als super hellhörig und total klein dar, weshalb ich mich entschied umzuziehen. Das Zimmer in der neuen Wohnung war perfekt für mich und meine Mitbewohner*innen waren super international. Man findet also vor Ort immer noch etwas, falls es mal nicht passen sollte. Für die Miete habe ich etwa 375 Euro im Monat gezahlt, hatte aber auch eher ein größeres Zimmer. Ich habe mir direkt ein Fahrrad gekauft, was sich wirklich ausgezahlt hat. Valencia ist super flach und es gibt viele Fahrradwege, auf denen man, wenn man in der Nähe der Uni wohnt, wirklich alles erreichen kann. Es gibt auch den Fahrradservice „Valenbisi“, bei dem man für 30 Euro im Jahr Zugang zu einem Fahrrad an einer der vielen Fahrradstationen hat. Wer also lieber super individuell von Haustür zu Haustür fahren möchte, kauft sich ein eigenes Rad (ca. 100 Euro), wer Gelegenheitsfahrer*in ist holt sich „Valenbisi“. Ich hatte beides. In Valencia gibt es wirklich ein großes Angebot an Freizeitmöglichkeiten. Im Turia Park kann man spazieren, joggen, trainieren, entspannen und vieles mehr. Die Uni bietet auch viele Sportkurse an, von denen ich allerdings keine wahrgenommen habe. Wann immer es Wellen gab war ich surfen. Wenn man es nur mal ausprobieren möchte ist sicherlich der Uni-Surfkurs die richtige Entscheidung, ich habe mir jedoch eine Mitgliedschaft in der Surfschule „anywhere watersports“ geholt, denn so hatte ich immer Zugang zum Material für weniger Geld. Außerdem kann ich absolut das „mickey house“ empfehlen. Hier gab es jeden Mittwoch und Freitag Bachatakurse für nur 7 Euro und die Stimmung war immer genial.
Studienfach: Sport und WAT auf Lehramt
Aufenthaltsdauer: 01/2022 - 06/2022
Gastuniversität:Universidad de Valencia
Gastland:Spanien
Rückblick
Aus eigener Erfahrung kann ich euch nur empfehlen, einen Auslandsaufenthalt umzusetzen. Warum gerade Valencia? Ihr wohnt in einer Stadt am Meer mit einem unglaublich großen Strand und habt jedes Wochenende die Möglichkeit, einen der vielen Tagesausflüge zu buchen, wobei ihr das schöne Umland von Valencia kennenlernt. Ihr trefft so viele internationale Studierende, mit denen ihr euch austauschen könnt und die Unikurse sind auch zu meistern. Wer vor allem Spanisch lernen möchte, sollte sich vielleicht lieber einen spanischsprachigen Freundeskreis suchen. Mein Fazit: Ihr könnt ein richtig tolles Semester in Valencia studieren mit spanischen Basiskenntnissen - habt ihr jedoch etwas vertiefte Kenntnisse, helfen diese euch noch besser, in die valencianische Welt einzutauchen.