Universidad de Sevilla 2017/18
Vorbereitung des Auslandsaufenthalts
Da ich in meinem Bachelor 2014 schon einmal einen Erasmusaufenthalt in Spanien gemacht hatte, stand für mich nach der tollen Erfahrung fest, dass ich im Master wieder nach Spanien gehen möchte. Ich erkundigte mich direkt im ersten Semester, wie die Bewerbung in Potsdam abläuft und bewarb mich direkt für das darauffolgende Jahr. Da man sich sehr früh bewerben muss, ist es gut, sich schnell zu informieren, damit alles zeitig klappt.
Nach der Zusage bekommt man eine Email von der Universität in Sevilla mit einem Nutzernamen und einem Passwort, um sich auf einer Plattform (https://sevius.us.es/) anzumelden und schon einmal Kurse auszuwählen bzw. seine Daten zu vervollständigen. Jedoch ist diese Kurswahl nicht verbindlich und man kann, sobald man angekommen ist, die Kurse in dem jeweiligen Sekretariat um- oder neu wählen. Sobald man sich angemeldet hatte, galt es abzuwarten und sich bei der Ankunft im Centro Internacional anzumelden.
Studium an der Gastuniversität
Wenn dann die Kurse gewählt sind und man alles geklärt hat, kann man die Kurse besuchen. Sollte einem ein Kurs doch nicht gefallen, kann dieser wieder im Sekretariat abgewählt werden. Die Organisation der Kurse bzw. der Kurswahl und Informationsgabe seitens der Universität ist chaotisch, doch am Ende lässt sich alles regeln. Wenn man erst einmal seine Kurse hat, läuft die Benotung und Beteiligung sehr gut. Die Dozenten versuchen alle Erasmusstudenten zu integrieren und nehmen Rücksicht, wenn man etwas nicht versteht. Sollte man Probleme haben, hatten meine Dozenten immer ein offenes Ohr und haben versucht, eine Lösung zu finden. Wenn man sich anstrengt und sich einfügt, kann man so gute Noten erreichen. Sehen die Dozenten allerdings, dass man nicht an ihrem Kurs interessiert ist, kommt es vor, dass sie nach einiger Zeit keine Rücksicht mehr nehmen.
Die spanischen Studenten sind offen und versuchen, mit den Erasmusstudenten Kontakt aufzunehmen. Das geschieht jedoch nur im universitären Rahmen und leider nicht in der Freizeit.
Die philosophische Fakultät, an der ich meine Kurse hatte, liegt direkt im Zentrum und ist leicht zu erreichen. Jeder Raum besitzt einen PC und es gibt auch eine Cafeteria, in der man immer Menüs oder kleinere Gerichte findet. Die Bibliothek habe ich nur an der juristischen Fakultät benutzt, da ich in der Nähe gewohnt habe und man dort auch Arbeitsräume reservieren konnte. Bücher oder Laptops auszuleihen ist mit dem Studentenausweis, den man vorher beantragen muss, sehr einfach. Den Laptop kann man bis zum Abend benutzen (https://bib.us.es/utiliza_la_biblioteca/trabajo).
Kontakte zu einheimischen und ausländischen Studierenden
Durch die großen Erasmusgruppen des ESN und Erasmus Club Sevilla kommt man schnell mit anderen Erasmusstudenten in Kontakt und kann sich jeden Tag zu verschiedenen Aktivitäten treffen. Es werden auch viele Reisen und Trips angeboten, bei denen man immer neue Leute kennen lernt. Beide Organisationen bieten eine Whatsapp-Gruppe an, in der man sich vorab austauschen und Fragen stellen kann. Diese Gruppen findet man auf Facebook. Wenn man den Organisationen beitritt, bekommt man zudem ein Paket mit Handykarte, Rucksack, einem Bändchen, das einem viele Vorteile bringt (wie freier Eintritt in den Diskotheken), etc.
Da ich 2014 schon einmal in Sevilla gewohnt habe, hatte ich schon einige spanische Freunde, sodass ich viel Kontakt zu Einheimischen hatte. Die Universität bietet zudem ein Tandem an, bei dem man auch neue spanische Leute kennen lernen und sein Spanisch verbessern kann (http://filologia.us.es/estudiantes/tandem/).
Meine Mitstudenten waren meiner Erfahrung nach leider nicht sehr offen, was neue Freundschaften betraf, da sie ihre jahrelangen Freundschaften hatten und nicht an „kurzen“ Kontakten interessiert waren.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Ich habe im ersten Semester einen Spanischkurs C1 gemacht, in dem ich meiner Meinung nach nicht viel Neues gelernt habe, jedoch viel sprechen konnte und so meine mündliche Ausdrucksfähigkeit und Vokabeln verbessern konnte. Jedoch nehmen die Dozenten die Kurse nicht sehr ernst und meine Dozentin war leider öfter krank. Die Prüfung am Ende ist jedoch fair und wenn man lernt und sich bemüht auf jeden Fall machbar. Wenn man möchte, kann man sich zudem für 30 Euro ein Zertifikat ausstellen lassen.
Ansonsten hat sich mein Spanisch sehr verbessert, da ich Deutschnachhilfe gebe und viel mit spanischen Freunden spreche, sodass man viele neue Ausdrücke und dialektale Wörter kennenlernt.
Wohn- und Lebenssituation
Meine Wohnungssuche begann mit einem Zimmer für vier Wochen, das ich über eine Facebookseite (Alquiler piso en Sevilla) fand. Ich hatte mir vorgenommen, etwas zu suchen, sobald ich in der Stadt bin, da ich für ein Jahr etwas Gutes finden wollte. Ansonsten lässt sich jedoch auch einfach ein Zimmer über Easypiso finden. Nach einigem Suchen fand ich eine Wohnung und zog mit einem Freund ein. Da wir die Wohnung alleine mieteten, mussten wir uns auch um Internet, Stromrechnung, etc. kümmern. Dies ist jedoch normalerweise alles im Mietpreis eines Zimmers enthalten. Zum Wohnen empfehle ich die Viertel, die nicht direkt im Zentrum liegen, da man dort günstigere Zimmer findet (Nervión, Gran Plaza, Viapol, El Porvenir/Tiro de Línea). Unsere Wohnung (3Zimmer) im Viertel Tiro de Línea kostete uns 600 Euro mit allem inklusive, wobei man Zimmer in WGs ab 150 Euro findet.
Da die Metro nicht unbedingt gut ausgebaut ist, sind die ausleihbaren Zeitfahrräder (http://www.sevici.es/) perfekt, um sich durch die Stadt zu bewegen. Man meldet sich einfach über die Internetseite an und bekommt sofort einen Code und eine Nummer, um ein Fahrrad auszuleihen. Stationen gibt es überall. Ansonsten gibt es aber auch viele Busse und Nachtbusse, mit denen man überall hinkommt. Meine spanische Handykarte hatte ich von Simyo, bei denen man jeden Monat verschiedene und günstige Pakete buchen kann.
Um Geld abzuheben und Dinge zu bezahlen, habe ich eine Kreditkarte von der ING Diba, sodass kostenloses Geldabheben oder das Buchen von Fernbussen, Flügen, etc. kein Problem war. Da ich Nachhilfeschüler gefunden habe, die auf die deutsche Schule in Sevilla Este gehen, hatte ich zudem immer etwas verdient, um mir die Region näher anzuschauen und Ausflüge zu machen. Die Eltern der Kinder in Sevilla sehen Nachhilfe auch als nötig an, obwohl die Kinder sehr gute Noten haben, sodass es einfach ist, Schüler zu finden (z.B. auf dieser Seite www.tusclasesparticulares.com/).
Auch das Essen gehen oder Ausgehen ist günstig in Sevilla, sodass man ohne Probleme für unter 10 Euro Tapas essen und etwas trinken kann. Bier oder Wein gibt es oft für 1-1,50Euro und der Eintritt in die Diskotheken ist für Frauen gratis.
Die Erasmusorganisationen bieten zudem immer günstige Reisen in die Region an oder auch verschiedene Trips nach Marokko, Portugal oder Ibiza. Möchte man lieber alleine die Gegend erkunden, sind die Fernbusse, Blablacar oder auch ein Mietauto wirklich günstig und eine einfach Möglichkeit, Andalusien zu sehen.
Studienfach: Fremdsprachenlinguistik
Aufenthaltsdauer: 09 /2017 – 06 /2018
Gastuniversität:Universidad de Sevilla
Gastland:Spanien
Rückblick
Ich empfehle wirklich jedem, eine Zeit in Sevilla zu leben und das andalusische Klima und die Menschen kennenzulernen. Es ist laut, eigen, günstig, lecker und die Stadt hat die perfekte Größe, sodass man weder von Touristen überrannt wird, noch Langeweile hat. Es gibt viele kulturelle Angebote, wie Flamenco oder Tanzkurse, viel Natur und auch das Meer in der Nähe. Besonders gut fand ich das Tandemangebot, durch das man mit den Spaniern in Kontakt kommen kann und viel über das Leben und die Kultur lernt. Außerdem solltet ihr euch die Feria de Abril und auch die Semana Santa nicht entgehen lassen. Beides sind Feste, die unvergleichlich und typisch für Sevilla sind. Mit einem Kaffee oder einer Tapa und einer Caña in der Sonne, lässt sich das Studentenleben gut ertragen ;). Auch wenn einem manchmal alles chaotisch und unorganisiert erscheint und man denkt, dass man die Kurswahl oder andere Dinge nicht hinbekommt, so hat doch immer alles geklappt. Man muss sich nur dem Tempo der Andalusier anpassen und alles etwas langsamer angehen.