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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Im Beginn des Jahres 2022 merkte ich, dass ich großen Drang verspürte, aus Berlin zu fliehen. Auch wenn es sich nur um eine kurze, absehbare Periode handelte, ich wollte einfach mal rauskommen. Ich wusste von Freunden, dass Erasmus eine optimale Lösung sein könnte. Mit dem Erasmus+ Programm habe ich mich nun fortan viel beschäftigt. Die Universität Potsdam stellt glücklicherweise viele und sinnvolle Unterlagen zu Verfügung. Ich wusste, ich wollte in ein Land, welches ein etwas wärmeres Klima hat, weshalb ich mich schnell für Spanien entschied. Meine schon erlernten Spanischkenntnisse machten mir die Entscheidung leichter. Nach der Bewerbung an der Universität Potsdam musste ich nur noch warten. Im Frühling des Jahres bekam ich das Go meiner Heimuniversität, einen Auslandsaufenthalt anzutreten. Die Bewerbung in Spanien ging erst im Juli los, weshalb ich noch einige Monate hatte, wo noch nicht endgültig klar war, dass ich ein Erasmussemester machen werde. Dennoch muss man sagen, dass Studierende in den meisten Fällen auch an der Gastuniversität angenommen werden, sobald sie in der Heimat die Zusage bekommen.


Studienfach: Betriebswirtschaftslehre

Aufenthaltsdauer: 09/2022 - 01/2023

Gastuniversität: Universidad Rey Juan Carlos

Gastland:Spanien

Meine Gastuniversität trägt den Namen Universidad Rey Juan Carlos und ist etwas außerhalb von Madrids Zentrum gelegen. Um dort studieren zu dürfen, brauchte die Universität eine Kopie meines Personalausweises, die Bestätigung meiner Heimuniversität, einen Leistungsnachweis des geforderten Sprachniveaus und das ausgefüllte und von der Uni Potsdam unterschriebene Learning Agreement. Die Kontaktaufnahme funktionierte über ein Portal. Leider war dieses ziemlich schwer zu durchblicken, weshalb ich zu Beginn einen regen Austausch mit dem dortigen Erasmus-Büro hatte.

Studium an der Gastuniversität

Das spanische System funktioniert anders als das, was wir aus Deutschland kennen. Ich fühlte mich, als sei ich wieder in der Schule angekommen. Die Klassen sind wesentlich kleiner als unsere, es gibt weniger Studierende in einem Modul und es herrscht Anwesenheitspflicht. Außerdem werden die Studierende anhand von Gruppenarbeiten, Hausarbeiten, Tests, Schreiben von Papers und Midterms kontinuierlich geprüft. Die Punkteverteilung geht von 1-10 und an meiner Universität bekam man in der Klausur, die meistens aus Multiple-Choice Fragen bestand, zusätzlich Minuspunkte für falsche Antworten. Man kann aber behaupten, dass die Beziehung der Professoren und Studierenden sehr viel persönlicher ist. Durch den Fakt, dass mündliche Mitarbeit zählt, kennen die Professoren teilweise die Namen und Gesichter. Insgesamt kann ich trotzdem behaupten, dass mir dieses verschulte System weniger gefallen hat und ich mich schwer umstellen konnte. Es ist definitiv eine Umgewöhnung vom deutschen zum spanischen System.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Nach meiner Ankunft in Spanien kann ich von mir behaupten, dass ich schnell Anschluss gefunden habe. Ich war auf vielen Erasmus-Events, hab nette Leute auf Feiern, im Park, im Club und in Bars getroffen und kennengelernt. Die meisten Menschen sind total offen, weil vor allem die Erasmus-Studierenden alle in der gleichen Situation sind und sich freuen, neue Leute kennenzulernen. An meiner Universität hatte ich ein größeres Problem. Die Module waren durchmischt mit einheimischen und Erasmus-Studierenden. Da die Professoren schon von Beginn die beiden Parteien trennten, indem die Gruppen nach Spanisch und Ausländisch gebildet wurden, fiel es mir schwer, Spanier*innen kennenzulernen. Ich bin mir sicher, dass ich Kontakte hätte aufbauen können, aber ich muss leider von mir sagen, dass ich mir keine Mühe gegeben hab, weil ich meine Freundesgruppe schon gefunden hatte. Insgesamt waren unter den Erasmus-Studierenden sehr viele Deutsche, Niederländer und einige Italiener. Man kann sagen, dass auch meine Freundesgruppe aus diesen Nationalitäten bestand.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Vor dem Aufenthalt in Spanien hatte ich einige Grundlagen in Spanisch drauf und Englisch hatte ich als Leistungskurs in der Oberstufe. Da mein Studiengang und meine Module auf Englisch waren, würde ich behaupten, dass sich mein Englisch akademisch weiterentwickelt hat. Es war eine ganz neue Erfahrung, Kurse, die ich so ähnlich in Deutschland schonmal belegt hatte, in Englisch zu studieren. Auch im Alltag hat sich meine Kompetenz eher in Englisch als in Spanisch weiterentwickelt.

Wohn- und Lebenssituation

Als ich nach Madrid einreiste, hatte ich weder einen festen Mietvertrag noch eine Wohnung, in die ich überhaupt einziehen hätte können. Mir war bewusst, dass die nächsten Tage anstrengend werden würden, aber ich hatte mir eine solche Situation ausgesucht. Vorher hatte ich gehört, dass man sich im besten Fall die Wohnung vor Ort anschauen sollte, weil es viele Leute gibt, die Studierende betrügen wollen, die Zimmer mit Weitwinkel fotografiert werden oder diese keine Fenster haben, die Wohnung schrecklich aussieht oder die Gegend nicht optimal ist. Also habe ich mir ein Hostel gesucht und bin dort erstmal eingezogen. Tatsächlich hat es im Ende 2,5 Wochen gedauert, bis ich eine Wohnung gefunden hatte, aber das war es mir wert. Ich habe durch den Hostelaufenthalt super viele Leute kennengelernt und mich hat keine böse Überraschung erwartet, wenn ich eine schreckliche Wohnung gemietet hätte. Nach einem halben Monat konnte ich in mein Zimmer einziehen. Die Wohnung liegt direkt im Zentrum Madrids (Metrostation Sol), ist gut angebunden und in der Nähe gibt es alles, was man braucht. Sie liegt in der Einkaufsstraße, was etwas nervig ist, denn es ist immer voll, aber mir gefällt der Trubel. Die Wohnung war eher eine Bruchbude, aber ich habe es geliebt dort zu leben. Ich hatte 4 weitere Mitbewohner, die alle mehr oder weniger toll waren. Ich konnte immer Freunde zu mir bringen, wir haben uns zusammen ins Wohnzimmer gesetzt und geredet. Insgesamt habe ich 510 Euro inkl. Nebenkosten bezahlt, was in Madrid echt ein guter Preis ist. Ich würde sagen, dass die Lebenshaltungskosten ähnlich sind wie die in Berlin.

Studienfach: Betriebswirtschaftslehre

Aufenthaltsdauer: 09/2022 - 01/2023

Gastuniversität: Universidad Rey Juan Carlos

Gastland:Spanien


Rückblick

Ich würde jedem und jeder empfehlen, ein Auslandssemester zu machen. Du lernst so viel über dich selbst, lernst so viele neue Leute kennen, die vielleicht auch dein Leben lang halten. Ich habe mich in Madrid verliebt. Klar, ich muss sagen, ich musste mich an das spanische Universitätssystem gewöhnen, aber ich kann mich nicht beschweren. Insgesamt wird man wahrscheinlich auch an seinen Ersparnissen gekratzt haben müssen, aber ich kann von mir behaupten, dass sich das alles sehr gelohnt hat.


Madrid Tipps:
Restaurants, Cafés: Bel Mondo, Tierra Burrito, Honest Greens, Adorado Café, Zenith
Brunch, Café im Corte ingles
Clubs: Barceló, Kapital, Goya, La Riviera, Fabrik, Fucking Monday im Cool
Weitere Tipps: Retiro Park, Teleferico, Sonnenuntergang beim Templo de depot

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