Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Für mich war bereits bei Start meines Studiums an der Uni Potsdam klar, das ich ein Auslandsemester in Spanien machen möchte. Informiert habe ich dafür auf den Seiten meiner Fakultät und auf der Erasmus-Outgoing Seite der UP. Ich habe mich dazu entschieden ein Semester im Sommersemester 2024 nach Granada zu gehen. Zunächst habe ich mich bei dem Austauschkoordinator meiner Fakultät (Rechtswissenschaften) beworben. Der Bewerbungszeitraum richtet sich immer nach dem akademischen Jahr, d.h. egal ob man für zwei Semester nur im Winter oder nur im Sommersemester ins Ausland geht muss man sich zeitgleich bewerben. Im Februar/März 2023 habe ich ca. die Zusage durch meinen Austauschkoordinator bekommen. Diese Zusage musste ich annehmen und musste den ungefähren Zeitraum für meinen Auslandsaufenthalt angeben. Im April habe ich dann von dem International Office die Info bekommen, dass ich an meiner Partnerhochschule (Universidad de Granada) nominiert wurde. Kurz danach habe ich dann auch eine Willkommensmail von der Uni in Granada (dem International Office von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät) bekommen, in der mir schon eine Liste mit Kursangeboten zugeschickt wurde. Es ist besonders in meinem Studium hilfreich sich vorher auch Kurse von den anderen Fakultäten anzuschauen, die man sich eventuell außerjuristisch für den LL.B anrechnen lassen kann, da sonst für Jura (wg. Staatsexamen) wenig anrechenbar ist. Vor dem Aufenthalt muss dann das Learning Agreement ausgefüllt werden und von der Uni Potsdam, sowie von der Uni in Granada unterschrieben hochgeladen werden. Zudem gibt es vom International Office der Uni Potsdam noch Infoveranstaltungen. In der Bewerbungsphase ist es besonders wichtig, dass man die Fristen für die Bewerbung im Blick behält. Ansonsten ist der Bewerbungsprozess recht simpel und die Mitarbeiter*innen vom Outgoing-Team waren stehts hilfsbereit und für Fragen per Mail erreichbar. Ich habe meinen Flug nach Malaga gebucht, da wenig Flüge nach Granada gehen. Von Malaga fahren viele Busse täglich nach Granada sowohl vom Flughafen oder auch aus der Innenstadt (Estación de Autobuses). Mit den ALSA-Bussen könnt ihr Problemlos für max. 13-14€ nach Granada fahren. (https://www.alsa.es/#) Ich jedem sich einen Account bei ALSA zu machen da man dann Vergünstigungen und Rabatte gibt.
Studium an der Gastuniversität
Das Studium in Granada ist deutlich verschulter als in Deutschland es sind kleinere Gruppen, es gibt häufiger Anwesenheitskontrollen und kleinere Abgaben (Prácticas) über das Semester verteilt. Da ich mir außer-juristische Kurse anrechnen lassen wollte habe ich mich, in Absprache mit meiner Bachelor of Law Koordinatorin und dem International Office in Granada, an verschiedenen Fakultäten für verschiedene Kurse eingeschrieben. (Facultad de Filosofía y Letras, Facultad de Empresariales, Facultad de Derecho, Facultad de Ciencias de Deportes). Das Einschreiben in die Kurse ist von Fakultät zu Fakultät unterschiedlich und teilweise in den ersten Wochen auch chaotisch. An meiner Fakultät (Facultad de Derecho) wurde der Vorgang vom International Office in Granada (Oficina de Relaciones Internacionales) übernommen. Ich empfehle jedem sich in den ersten Wochen nicht verrückt zu machen, da in Spanien alles deutlich entspannter zu geht und das Office häufig nur von 10-14 Uhr geöffnet ist. Die Kurswahl kann ein Stressfaktor sein aber am Ende hat alles funktioniert so wie ich es mir vorgestellt habe. Falls etwas unklar ist, dann lieber noch ein zweites Mal nachfragen die Leute vom International Office sind sehr hilfsbereit. Wenn ihr Immatrikuliert seid bekommt ihr per Mail einen Code zugeschickt, mit dem ihr euch im „Oficina Virtual“ (https://oficinavirtual.ugr.es/ai/) anmelden könnt. Im „Oficina Virtual“ könnt ihr euch eine Uni-E-Mail Adresse erstellen und einen Termin zur Abholung des Studierendenausweises (TUI) machen. Mit der TUI könnt ihr vergünstigt Bus fahren und in der Mensa essen gehen. Mit eurer Mail-Adresse könnt ihr euch zudem einen Prado-Account machen (Äquivalent zu Moodle).
Kontakte zu einheimischen und ausländischen Studierenden
Der Kontakt zu internationalen Studierenden ist sehr leicht aufzubauen besonders in den ersten Wochen ist es sehr empfehlenswert an den Events der Erasmus/Studierendenorganisationen (ESN, Emycet und BestLife Experience) anzuschließen. Gerade in den ersten Wochen werden von den Organisationen Stadttouren, Tapas Abende, Partys und Ausflüge organisiert, bei denen man Kontakte knüpfen kann und Leute kennenlernen kann. Man kann über die Instagram Seiten der Organisationen in Whatsapp Gruppen hinzugefügt werden, indem man diese per InstaDM z.B. anschreibt. Man sollte auch im Kopf haben das meistens niemand jemanden kennt also alle neuen Erasmusstudenten sind meistens in der gleichen Situation, dass hilft manchmal dabei den ersten Schritt zu machen und auf neue Leute zuzugehen. Der Kontakt zu einheimischen Studierenden ist eher geringer, da diese erstens daran gewöhnt sind, dass viele internationale Studierende an der Uni in Granada sind. Zudem haben spanische Studierende meistens schon einen großen Freundeskreis und mehr Verpflichtungen als Erasmusstudierende. Granada ist eine Erasmusstadt und man muss sich bewusst sein, dass man da schon in einer Erasmusbubble lebt. Trotzdem würde ich jedem empfehlen auf spanische Kommilitonen zuzugehen und sie anzusprechen, nach Tipps für Tapasbars etc. zu fragen. Auch wenn sie selbst meistens nicht auf einen zugehen, sind die meisten sehr nett und hilfsbereit.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Mein Sprachniveau war bei Antritt meines Aufenthalts schon hoch, da ich in der Schule Spanisch hatte und zudem in der 11. Klasse ein Auslandsjahr in Costa Rica gemacht habe. Aber ich habe bei vielen Leute verfolgen können, wie sie sich ohne große Vorkenntnisse in ihrem Spanischniveau verbessert haben. Auch ich habe gerade auf Universitärem Niveau viel dazu gelernt. Es wird vom CLM (Centro de Lenguas Modernas) auch ein Sprachkurs angeboten, für den man sogar ETCS bekommt. Der Kostet aber über 400€ für ein Semester was schon nicht wenig ist da sollte man sich also sicher sein, dass man den Kurs wirklich machen möchte. Zudem ist es sehr unterschiedlich in der „Erasmusbubble“ viele sprechen Spanisch und möchten auch viel Spanisch reden, aber natürlich wird auch viel Englisch geredet. Zudem sprechen die Spanier häufig sehr schlecht Englisch es ist also vor allem für den Alltag (Wohnungssuche, Restaurants, Einkaufen, Arzt) sehr hilfreich sich ein paar Basics anzueignen.
Wohn- und Lebenssituation
Ich war mir vor Antritt nicht sicher, ob ich mir vorher eine Wohnung suchen sollte, oder zunächst in ein Hostel ziehen sollte um vor Ort eine Wohnung suchen. Ich habe über eine Kommilitonin der UP einen Kontakt bekommen, über den ich vorher schon ein Zimmer im Centro bekommen habe. Ich habe 340€ für ein großes Zimmer mit Balkon gezahlt dazu zusätzlich WLAN + Nebenkosten (die aber in Spanien ziemlich gering sind). Meine Miete habe ich immer am Anfang des Monats Bar an meinen Vermieter gezahlt. Leider hatte ich häufiger Probleme mit meinem Vermieter, die Wohnung war grundsätzlich gut mit der Ausnahme, dass der Backofen nicht funktioniert hat und mir das vorher nicht gesagt wurde. Ich glaube das Thema Wohnung ist eines der schwierigsten Themen in Granada. Grundsätzlich sind die Wohnungen nicht teuer aber die Preise werden durch viele internationale Studierende, teilweise dubiose Vermieter*innen Unternehmen in die Höhe getrieben.
Ich habe sowohl positives als auch negatives mitbekommen. Gerade von der Organisation „Life for Live“ habe ich eher schlechtere Dinge von mehreren Leuten gehört. Die Lage war für mich eines der entscheidenden Kriterien. Ich würde jedem empfehlen sich ein Zimmer zu suchen, dass ca. 10-15 min Fußweg zur Kathedrale hat. Grundsätzlich ist der Wohnungsmarkt entspannt und ich würde im Nachhinein empfehlen zwei Wochen vor Semesterstart zu kommen und sich vor Ort Wohnungen anzuschauen und nicht aus Deutschland schon Mietverträge unterschreiben. Ihr könnt auch in den Whatsapp Gruppen von ESN Emycet/BestLife Experience nach Tipps oder Kontakten fragen. Die Leute kennen sich gut in Granada aus und häufig sind ehemalige Studierende auch noch in den Gruppen.
Fragt wenn ihr einen Mietvertrag abschließt nach den Konditionen (Wifi,Heizung etc.). Es kann November Februar auch echt kalt sein, die Wohnungen sind nicht so gut gedämmt wie in Deutschland und wenn man dann keine Heizung, dann kann es auch in Spanien echt kalt werden.
Das Zentrum in Granada ist recht klein und übersichtlich und gefüllt mit Bars und Cafés. Es gibt eine Ubahn und mehrere Busse, mit denen man auch zum Campus Cartuja kommt. Wenn ihr euren Studierendenausweis noch nicht abholen könnt, empfehle ich euch bei den „Tabaco-Läden“ für 2€ Pfand eine wiederaufladbare Karte (grün) für die öffentlichen Verkehrsmittel zu holen, mit der kann man auch Ubahn fahren mit der TUI nicht. Lebenserhaltungskosten sind in Granada günstiger als in Deutschland. „Mercadona“ ist einer der günstigeren Supermärkte. Drogerieprodukte und Sonnencreme lohnt es sich vielleicht vorsorglich etwas aus Deutschland mitzunehmen.
Generell ist das Tapas-Essen in Granada echt günstig und eine super Abendaktivität. Es gibt eigentlich fast überall zu einem Kaltgetränk für 2.5-3.5€ einen Tapa kostenlos dazu (manchmal wird irgendein Tapa gebracht aber in vielen Bars kann man sich auch von einer Auswahl etwas aussuchen). Granada ist gefüllt mit Bars, es ist also echt eine großartige Beschäftigung sich durch die verschiedenen Bars zu probieren.
In den Sommermonaten kann man vom Busbahnhof gut an Strand fahren (Salobreña, Almuñecar) und sonst werden von den verschiedenen Organisationen auch organisierte Reisen innerhalb Spaniens, nach Portugal und nach Marokko angeboten, sonst kann man auch in den Bergen in der Umgebung von Granada wandern. Wenn man nach Marokko möchte, sollte man unbedingt daran denken, einen Reisepass mitzunehmen.
In den Wintermonaten kann man in der Sierra Nevada Skifahren gehen oder einfach die Schneelandschaft genießen.
Studienfach: Rechtswissenschaften
Aufenthaltsdauer: 02/2024 - 07/2024
Gastuniversität: Universidad de Granada
Gastland:Spanien
Rückblick
Rückblickend war es eine großartige Entscheidung und eine super Erfahrung in Granada. Granada ist eine sehr schöne und übersichtliche Stadt. Aussichtspunkte, die Alhambra, die Sierra Nevada, Flamencoshows, Bars, Strände in der Umgebung. Granada hat sehr viel zu bieten und jeder kann auf seine Kosten kommen. Das Lebensgefühl ist sehr viel entspannter und sehr angenehm. Granada und ganz Andalusien haben viel zu bieten. Ich kann jedem nur Empfehlen diese Möglichkeit zu nutzen und auch andere Orte in Andalusien und Spanien zu besuchen (z.B. die Feria in Sevilla im April).
Vor dem Auslandsemester hatte ich Zweifel und obwohl ich schonmal eine Auslandserfahrung gemacht habe, ist es am Anfang nicht leicht sich zu überwinden und neue Leute kennenzulernen, aber am Ende hat es sich gelohnt man findet Freunde und Bekanntschaften aus der ganzen Welt und man hat eine super Zeit.
Sonstige Hinweise
https://www.alhambra-patronato.es/descubrir/aprende/programas/granadinos-yresidentes/visita-genaral-libre-para-granadinos-y-residentes Über diesen Link können Personen, die in Granada wohnen, studieren (auch Erasmus studierende) mit ihrer Immatrikulationsbescheinigung und seinem Personalausweiß kostenlos ein Ticket für die Alhambra besorgen. Jeden Montag morgen um 09:00 werden die neuen Tickets freigegeben, um die Uhrzeit muss man seine Dokumente auf der Seite hochladen. Man bekommt nach spätestens ein paar Tagen eine Bestätigungsmail mit dem Ticket. Die freigegebenen Termine sind immer für den darauffolgenden Sonntag und man muss sich für den PALACIOS NAZARÍES unbedingt nach der Zeit richten.
Über https://amovens.com kann man sich günstig Autos mieten, falls man evtl. mal an andere nicht so gut erreichbare Strände fahren möchte. Über das Oficina Virtual kann man sich auch Fußballplätze, Tennisplätze, Padleplätze mieten und mit Freunden auf den Sportanlagen der Uni in Fuentenueva und Cartuja spielen.