Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
In erster Linie bewirbt man sich bei seinem Koordinatoren auf eine der Partnerhochschulen. Sobald ihr für die Gasthochschule nominiert seid, müsst ihr nur noch ein Online Bewerbungsverfahren durchlaufen und die Kurse auswählen, die ihr dort belegen möchtet. Noch vor Antritt erhaltet ihr die Rückmeldung, in welchen Kursen ihr einen Platz bekommen habt. Vor Ort könnt ihr eure Kurse in den ersten Wochen noch wechseln, neue Kurse wählen und Kurse wieder abwählen.
Studium an der Gastuniversität
In Psychologie ist das Studiensystem so aufgebaut, dass jeder Kurs aus einer Vorlesung und einem Seminar besteht. Während des Semesters werden begleitend zur Vorlesung Aufgaben im Seminar gestellt, die in den meisten Fällen innerhalb einer anfangs gebildeten Gruppe ausgearbeitet werden müssen. Die Kurse aus dem ersten Jahr sind meistens zeitaufwendiger, da sie 2 Stunden Vorlesung statt nur einer Stunde beinhalten. Am Ende des Semesters musste ich zusätzlich Hausarbeiten abgeben, einige in Gruppenarbeit, eine in Einzelarbeit. Damit steht häufig schon während des Semesters 30% bis 40% der Note fest (Seminarnote), die Klausur über den Theorieteil fließt dann entsprechend zu 60% oder 70% ein. Allgemein sind an der Universidad de Granada viele ausländische Psychologie Studierende, sodass man selten komplett auf sich allein gestellt ist und auch die Professoren sind es gewohnt, Erasmus Studenten in ihren Kursen zu haben und gehen gerne auf einen ein. Einfach fragen! Auch das International Office hat mich bei Fragen bei der Vorbereitung auf den Aufenthalt und während des Semesters gut unterstützt. Ich habe immer am nächsten Tag eine Antwort erhalten. Die Leistungsbewertung habe ich als fair empfunden und wenn man sich Mühe gibt, kann man auch gute Noten bekommen. Wegen der Pandemie war die erste Hälfte des Semesters komplett online und die zweite Hälfte in Präsenz. Die Online Veranstaltungen waren gut organisiert, jedoch hat sich dadurch der Kontakt zu einheimischen Studenten in Grenzen gehalten. In den meisten Kursen wurde uns in der zweiten Hälfte die Wahl überlassen, ob wir dem Unterricht in Präsenz oder weiter online folgen wollen. Erfahrungsgemäß ist es relativ schwer, die Professoren mit Maske im Vorlesungssaal zu verstehen.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Dank der vielen ESN und Emycet Veranstaltungen lernt man sehr schnell sehr viele ausländische Studierende kennen. Ich würde auf jeden Fall empfehlen, besonders am Anfang an den Veranstaltungen teilzunehmen, um Anschluss zu finden. Um den Kontakt mit Einheimischen muss man sich aktiv kümmern, daher empfehle ich auf jeden Fall eine Wohnung mit Spaniern zu suchen und in den Seminaren Kontakte zu knüpfen.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Mein Spanisch hat sich auf jeden Fall verbessert, besonders der sprachliche Teil. In den ersten Wochen durchläuft man meistens eine steile Lernkurve, da man viel Spanisch um sich herum hört und irgendwann fällt es einem auch leichter, den starken andalusischen Akzent zu verstehen. Das wichtigste ist, dass man sich einfach traut zu reden und akzeptiert, dass es einem anfangs schwer fallen könnte. Da die wenigsten Spanier Englisch sprechen können, ist man meist gezwungen, auf Spanisch umzuschalten. Ich selbst habe keinen Sprachkurs über die Uni gemacht, da er relativ teuer ist. Man könnte sich den Kurs jedoch für 6 ECTS anrechnen lassen. Außerdem bietet Emycet, eine Erasmus Organisation, einen günstigeren Sprachkurs an, der in den ersten Monaten sinnvoll wäre, wenn man sich noch unsicher fühlt, aber nicht zu viel zahlen will. Ansonsten empfehle ich euch, sich mit euren Freunden zusammenzusetzen und zusammen zu lernen.
Wohn- und Lebenssituation
Ich habe mich aktiv dafür entschieden, meine Wohnung erst vor Ort zu suchen und kann es nur weiterempfehlen. Ich habe währenddessen relativ billig im El Granado Hostel gelebt, was ich jedem nur wärmstens ans Herz legen kann. Für ein WG-Zimmer zahlt man in Granada 200-300€ inklusive gastos (Nebenkosten) im Monat und die meisten Anzeigen werden in Facebookgruppen hochgeladen. Das Wohnungsangebot in Granada ist groß und es ist leicht, schnell eine Wohnung zu finden. Der große Vorteil ist, dass man seine Mitbewohner im besten Falle vorab kennenlernen kann und außerdem den tatsächlichen Zustand der Wohnung sieht. Ich habe meine Wohnung letztendlich über eine Freundin gefunden, die ich an meinem ersten Tag dort kennengelernt habe. Was die Lage betrifft, ist alles gut, was im Zentrum liegt. Camino de Ronda und Calle Pedro Antonio sind voll mit Bars und viele Studenten leben dort, weil es sehr billig ist. Realejo ist das schöne jüdische Viertel, wo jedoch kaum was los ist und Albaicín ist die historische arabische Stadt, meiner Meinung nach das schönste Viertel, mit vielen wunderschönen Aussichten auf die Stadt. Häufig hat man in den Wohnungen im Albaicín eine Terrasse, jedoch muss man damit rechnen, jeden Tag auf- und abzulaufen. Es ist nicht unüblich, dass man keinen herkömmlichen Mietvertrag hat und oft wird das Geld monatlich in bar abgeholt. Hat man einen unseriösen Vermieter, passiert es oft, dass man seine Kaution (oft eine Monatsmiete) am Ende verliert. Alles ist zu Fuß erreichbar, da Granada relativ klein ist. Ein Bus ist nur notwendig, wenn man zum zentralen Busbahnhof will oder in Cartuja studiert. Die Lebensmittelpreise sind mit unseren vergleichbar. Es ist jedoch viel billiger außerhalb essen zu gehen. Granada ist einer der wenigen Orte, an denen man zu seinem Getränk kostenlos Tapas bekommt, die abhängig vom Lokal groß oder klein sein können. Die gängige Erasmus Tapas Bar ist El Origen de la Buena Vida und die größten Tapas kriegt ihr beim El Peruano. In seiner Freizeit trifft man sich oft zum Tapas essen mit Freunden und geht abends zu einem der vielen Miradores (San Nicolas, San Miguel Alto,...) im Albaicín, um sich die atemberaubenden Sonnenuntergänge anzuschauen. Im Winter gibt es außerdem die Möglichkeit, in der Sierra Nevada Ski fahren zu gehen. Bezüglich des Nachtlebens wurden im Laufe des Semesters die Corona Maßnahmen gelockert und ab einem bestimmten Punkt waren auch Bars und Clubs wieder bis 2 Uhr morgens geöffnet.
Studienfach: Psychologie
Aufenthaltsdauer: 02/2021 - 07/2021
Gastuniversität:Universidad de Granada
Gastland:Spanien
Rückblick
Ich bin sehr froh darüber, dass ich mich trotz der Corona-Situation und der ganzen Einschränkungen für das Auslandssemester entschieden habe. Es ist eine einzigartige Möglichkeit, dieses Land richtig kennenzulernen. Granada ist außerdem mit sehr viel Charme, Geschichte und arabischer Kultur die beste Stadt, die man als Erasmus Student wählen kann. Es ist in der kurzen Zeit zu einem zweiten Zuhause geworden und ich kann jedem nur empfehlen, einfach hinzufahren und sich überraschen zu lassen, von allem was die Stadt, die Menschen und das Unileben zu bieten haben!