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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Die Vorbereitung meines Auslandssemesters verlief relativ unkompliziert. Von Informationsmessen und -veranstaltungen hatte ich schon einige Informationen über Erasmus+ erhalten und ergänzte diese durch selbständige Recherche auf der Webseite der Uni Potsdam und möglicher Zielunis. Zuerst informierte ich mich, durch welche Abteilungen ich mich in meinem Studiengang bewerben könnte und welche Partnerhochschulen zur Auswahl stünden. Dann über die jeweiligen Städte und das universitäre Programm dieser Hochschulen. Da ich beabsichtigte, besonders Kurse eines bestimmten Feldes zu belegen, konnte ich anhand des Angebots relativ schnell eine Auswahl and gewünschten Hochschulen treffen. Ich bewarb mich über zwei Abteilungen der Uni Potsdam und erhielt von beiden eine Zusage. Nachdem ich mich für meinen Erstwunsch einer dieser beiden Abteilungen entschieden hatte, der Stockholm University, folgte noch die Abgabe der Unterlagen für die Gasthochschule sowie die endgültige Auswahl von Kursen. Die Kommunikation mit der Studiengangsbetreuung war äußerst problemlos und informativ. Ich erhielt auf jede Frage schnelle und ausführliche Antworten.


Studienfach: Ökologie, Evolution und Naturschutz (M.Sc.)

Aufenthaltsdauer: 01/2020 - 06/2020

Gastuniversität: Stockholm University

Gastland:Schweden

Zu Anfang des Semesters in Stockholm gab es viele Einführungsveranstaltungen mit Informationen über Kurse, den Campus, Sprachkurse und Aktivitäten außerhalb des Unterrichts. Es gab einige Möglichkeiten Kontakte zu knüpfen, bei Messen oder Veranstaltungen wie ‚Speed friending‘ oder einem ‚Meet and Greet‘ der Fakultät. Zu empfehlen ist, der Student Union und einer der Faculty Clubs beizutreten, um Studentenrabatte und Pubs und Clubs der Fakultäten nutzen zu können. Die Stockholm University hat ein sehr klares Unterrichtssystem mit Kursen in Blöcken, das die Orientierung im neuen Umfeld und Tagesplanung sehr vereinfacht hat. So konnte ich mich jeweils auf die Vertiefung in das jeweilige Thema des Kurses konzentrieren und gleichzeitig durch tägliches Treffen auch Klassenkameraden und Dozenten besser kennen lernen. Die Kommunikation zwischen Dozenten und Studenten an der Stockholm University ist recht eng, Lernziele und Kritiken klar kommuniziert und ich fand mich in jeder Situation von allen Dozenten gut beraten. Auch bei individuellen Projekten erhielt ich viel Hilfe von den Dozenten, selbst beim Fernunterricht während der Corona-Pandemie fand ich mich gut betreut und die Dozenten waren stets über Zoom oder Mail zu erreichen. Die Kurse waren außerdem sehr praxisorientiert, selbst während des Fernunterrichts empfand ich den Unterricht als sehr praxistauglich. Ich belegte neben meinen biologischen Kursen einen Grundkurs in Schwedisch, durch den ich zumindest ein paar grundlegende Dinge verstehen und auch auf Schwedisch sagen konnte. Der Campus der Stockholm University bietet außerordentlich viele Möglichkeiten für Studenten in Ruhe und auch in Gruppen zu lernen, kleine Küchen, um sich mitgebrachtes Essen aufzuwärmen, Cafés für einen Kaffee und eine Zimtschnecke zwischendurch und außerdem eine tolle große Bibliothek mit langen Öffnungszeiten und variablen Lernplätzen.

Kontakt zu anderen international students und auch Einheimischen hatte ich durch die Kurse schnell geschlossen. Besonders andere Austauschstudenten waren natürlich sehr aufgeschlossen, doch nach einer Weile fand ich auch Kontakt zu einigen Schweden. Diese empfand ich zuerst zwar als etwas reservierter und unaufgeschlossener, doch konnte ich zu ein paar durchaus engere Freundschaften schließen. Beim Kontakte knüpfen und halten half besonders das Wohnen im Studentenwohnheim, in dem sowohl Einheimische als auch international students wohnten und man in Gemeinschaftsküchen zusammen kochte, gemeinsam Veranstaltungen besuchte, zum Strand ging oder einfach zusammen die Uni-Bibliothek aufsuchte, um zu lernen. Alles in allem fand ich mich schnell in das dortige Sozialleben eingegliedert, fühlte mich von Anfang an wohl und konnte schnell tiefe Freundschaften schließen. Kontakt zu Einheimischen war außerdem natürlich schön, um Tipps über die Stadt und sehenswerten Orten in der Umgebung zu erhalten.

Ein großer Motivationspunkt für das Auslandssemester war für mich, meine Sprachkompetenzen zu erweitern. Als Naturwissenschaftler ist eine gute Kenntnis der englischen Sprache essentiell. Zwar reichten meine Kenntnisse vorher schon aus, um Fachartikel zu lesen und fachbezogene Texte zu verfassen. Jedoch war es für mich immernoch viel mühsamer als in meiner Muttersprache und wenn ich Englisch sprechen musste, fühle ich mich oft nicht sonderlich wohl. Ich hatte das Gefühl, mich nicht so gut ausdrücken zu können und schämte mich sogar für meinen deutschen Akzent. All das verbesserte sich durch das Auslandssemester erheblich, jetzt stört es mich nicht mehr, Gespräche auf Englisch zu führen, ich konnte meinen Wortschatz tatsächlich erweitern und sicher auch meine Aussprache verbessern. Vor allem aber macht es mir nichts mehr aus, mal nach einem Wort zu fragen oder einen Fehler zu machen. Meine Fähigkeit, im Alltag auf Englisch zu kommunizieren ist jedenfalls gestiegen und auch das Lesen und Schreiben in fachbezogener Sprache hat sich verbessert. Nicht nur Englisch, auch mein allgemeines Gefühl für andere Sprachen hat sich gebessert. Und durch neue Kontakte aus allen möglichen Ländern der Welt konnte ich neben Schwedisch auch ein paar Dinge aus anderen Sprachen und Kulturen aufschnappen.

Die Suche nach einer Unterkunft war dank der Vergabe von Wohnheimzimmern durch die Uni sehr einfach. Ich konnte sogar ein paar Tage vor der Anreise nochmal meine Unterkunft ändern, da ich mich, nachdem ich mich dann schon einmal in Stockholm umsehen konnte, doch noch umentschieden hatte, in welchem Wohnheim ich gerne leben würde. Sehr zu empfehlen ist das Wohnheim Lappis in Uninähe, das wie ein kleines Dorf mit eigenem Supermarkt und kleinem Restaurant/Bar aufgebaut ist und unmittelbar an einem Wald mit Seezugang liegt, der sich toll für Spaziergänge und abendliche Lagerfeuer eignet. Dort sind die meisten Zimmer mit eigenem Bad und an einem Korridor mit 12-14 Zimmern gelegen, mit dem eine große Küche geteilt wird. Sehr schön fand ich, dass ich durch ein recht großes Zimmer mit eigenem Bad meinen eigenen Rückzugsort hatte, in der Küche aber Kontakt zu Mitbewohnern aufnehmen konnte. Leider waren meine Mitbewohner nicht sonderlich kommunikativ, doch ich verbrachte viel Zeit bei Freunden, die in unmittelbarer Nähe wohnten, bei denen das Korridor-Leben aufgeschlossener war. Diese Variabilität war sehr angenehm für mich. Auch ist das Wohnheim gut an den öffentlichen Verkehr angeschlossen, direkt vor der Tür gab es eine Bushaltestelle mit einer Linie, die Richtung Innenstadt fuhr und in ca. 10 Minuten Fußnähe war die Tunnelbana zu erreichen, mit der man die Innenstadt innerhalb von 10-15 Minuten erreichen konnte. Zum Uni-Campus mit Bibliothek und Bücherei, Restaurant und Studentenclubs waren es ebenfalls nur ca. 10 Minuten Fußweg. Nichtsdestotrotz war es sehr hilfreich, ein Fahrrad zu besitzen, um flexibel zum nächsten billigen Supermarkt oder zur Innenstadt zu gelangen.

Bekantlichermaßen ist Schweden und besonders Stockholm nicht gerade ein Ort mit niedrigen Lebenshaltungskosten, doch mit dem Fahrrad und Einkäufen im günstigeren Lidl konnte ich die Kosten tragbar halten. Leider war die Miete etwas teurer als erhofft, ca. 420€ im Monat. Auch auswärts Essen gehen, Cafés oder Bars besuchen tat ich eher selten, um hohe Nebenkosten zu vermeiden. Dadurch, dass ich mich im Winter sowieso oft zum Kochen im Wohnheim verabredete oder günstige Angebote in den Pubs der Studentunion nutzte und im Sommer dann draußen im Park mit Freunden traf, ging das auch recht einfach. Meine Freizeit gestaltete ich also hauptsächlich mit Treffen in den Studentenclubs oder im Wohnheim, die Natur um Stockholm genießen und Schwimmen gehen, Camping in umliegenden Nationalparks, traditionell schwedische Gerichte zu versuchen (tägliche Fika ist eigentlich ein Muss) und Museen und andere Sehenswürdigkeiten in Stockholm zu bewundern.

Studienfach: Ökologie, Evolution und Naturschutz (M.Sc.)

Aufenthaltsdauer: 01/2020 - 06/2020

Gastuniversität: Stockholm University

Gastland:Schweden


Rückblick

Alles in allem habe ich in meinem Auslandssemester an der Stockholm University nur gute Erfahrungen gesammelt. Ich war sehr traurig, dass ich vieles durch die Corona-Pandemie nicht nutzen und erfahren konnte und plane schon meinen nächsten Aufenthalt. Empfehlen kann ich das Wohnheim Lappis in Uninähe, der Studentunion und einer der Fakultätsclubs beizutreten und sich ein Fahrrad anzuschaffen. Das Shopping in weniger teuren Läden wie Lidl oder Willy’s, um dann mehr Geld für Kannelbullar oder eins der nicht kostenlosen Museen wie der Fotografiska übrig zu haben, ist es definitiv wert. Das Archipel und der Tyresta Nationalpark sind wunderbar mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen (nur ca. 2,40€ für Stundenten für ein Ticket) und mit ihrer atemberaubenden und abwechslungsreichen Natur unbedingt ein Muss. Dass in Schweden das Allemansrätt, also das Recht für jeden, die Natur zu Nutzen und zu genießen, solange man keine Schäden hinterlässt, gilt, sollte man definitiv mit Camping nutzen (Achtung: In ein paar Nationalparks gibt es Ausnahmen). Kostenlos gibt es in Stockholm außerdem viel Kunst und Kultur, einige Museen wie das Naturhistorika Museum sind für Studenten kostenlos und jede der Tunnelbana-Stationen sind ein Kunstwerk für sich, zu besichtigen mit kostenlosen Führungen, für die man nur ein gültiges Ticket braucht, oder mit der kostenlosen App des Verkehrverbunds SL. Schweden ist ein wundervolles Land, in dem man sich durch die freundlichen und immer gerne Englisch sprechenden Einheimischen sehr willkommen fühlt. Dazu ist die Forschung und Lehre an der Stockholm University herausragend und bietet viele Möglichkeiten, die ich an der Universität Potsdam nicht hatte. Ich kann mir keinen besseren Ort für ein Auslandssemester vorstellen!

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