Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Alle Bewerbungsunterlagen, die man für einen Erasmusplatz braucht, findet man auf der Website des International Office der Uni Potsdam. Das Erasmusbüro war sehr hilfsbereit und es war immer ein Termin frei, wenn man dringende Fragen hatte, die sie auch alle beantworten konnten.
Die Vorbereitung meines Austausches konnte ich vergleichsweise früh beginnen, da Lund University sich früh mit mir in Kontakt setzte.
Mein Learning Agreement konnte ich direkt online abschließen, denn auf der Website des Linguistik Instituts der Uni in Lund waren alle Kurse schon ab Anfang Juni aufgelistet. Für den Linguistik-Master gab es leider nicht so viele Angebote, sodass ich bei der Auswahl der Kurse sehr begrenzt war. Allerdings habe ich festgestellt, dass das Kursangebot identisch mit dem ist, was dann wirklich dort angeboten wird.
Das Semester in Schweden beginnt schon Ende August, also sollte man frühzeitig vor Ort sein, um sich schon etwas einzuleben. Für meinen Platz im Wohnheim (von Lu accommodation) habe ich mich schon im April beworben, da die Plätze dort sehr begrenzt sind (und leider auch keinen bekommen).
Studium an der Gastuniversität
Die Uni hat ein begrenztes Kursangebot im Masterbereich Linguistik. Allerdings sind die Professor*innen sehr flexibel, wenn es darum geht, dass man eine bestimmte Prüfungsleistung (wie eine Hausarbeit) erbringen muss und diese aber eigentlich nicht in dem Kurs vorgesehen war. Die Kurse umfassen meist 7.5 ECTS und sie bestehen oft nur aus einem Seminar, das entweder in der Semesteranfangshälfte oder zum Ende angeboten wird. Daher gehen die meisten Kurse nur so 6 Wochen und dann ist schon die Prüfung. Präsenzvorlesungen gibt es sehr wenig, da viel wert auf selbständiges Arbeiten und Gruppenarbeiten gelegt wird.
Die Prüfungen sind entweder im Oktober oder Anfang Januar. Die Unterrichtssprache ist Englisch oder Schwedisch und man braucht ein gewisses Sprachniveau um den Kursen gut folgen zu können. Die Mitarbeiter des Erasmusbüros dort sind sehr nett, hilfsbereit und sehr flexibel, wenn man z.B. einen Abgabetermin vergessen hat und organisieren viele Veranstaltungen, damit das Kennenlernen untereinander gut funktioniert.
Die technische Ausstattung der Universität war hervorragend, mit gut ausgestatteten Bibliotheken und Computerpools, die zu den Öffnungszeiten frei zugänglich waren. Sobald man die LU-Card in der Bibliothek abgeholt hatte, hatte man Zutritt zu allen Gebäuden der Lund University und kann auch drucken.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Ich hatte die Möglichkeit, sowohl mit einheimischen als auch mit ausländischen Studierenden in Kontakt zu treten. Durch verschiedene Veranstaltungen und Kurse lernte ich schnell neue Leute kennen und konnte mein Netzwerk erweitern. In Lund gibt es die „Nations“, die unglaublich viele Veranstaltungen anbieten und gerade Anfang September die Ersti-Wochen haben und dort lernt man sehr schnell neue Leute kennen. Auch die Unterkünfte in den Nations und die Studentenwohnheime sind sehr international. Die Schweden tendieren dazu etwas unter sich zu bleiben, aber gerade wenn man in einem Wohnheim wohnt, kommt man trotzdem schnell mit ihnen in Kontakt.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Meine schwedische Sprachkompetenz verbesserte sich erheblich während meines Aufenthalts in Lund. Vor meiner Ankunft hatte ich bereits Grundkenntnisse der schwedischen Sprache, aber durch die tägliche Praxis und das Leben in einem schwedisch-sprachigen Umfeld konnte ich meine Sprachkenntnisse deutlich vertiefen. Die Uni bietet von Mitte August bis Ende August auch einen Schwedisch Sprachkurs für Erasmus-Studenten an, den ich sehr hilfreich fand. Meine Englischkenntnisse haben sich nur geringfügig verbessert, das könnte allerdings daran liegen, dass sowohl mein Master als auch mein Freundeskreis an der Uni Potsdam englischsprachig sind und es in der Hinsicht keine große Umstellung gab.
Wohn- und Lebenssituation
Ich fand meine Unterkunft in einer Nation und wurde per Losverfahren ausgewählt, allerdings nach meiner Ankunft in Lund und wohnte daher erstmal 2 Wochen in Malmö. Der größte Wohnungsanbieter is AF Bostäder, deren Zimmer sind allerdings auch sehr begehrt und ich habe viele getroffen, die kein Zimmer dort bekommen haben. Jeden Juli veranstaltet AF Bostäder eine Lotterie, bei der man die Chance hat ein Zimmer zu bekommen. Ansonsten ist es gut so früh wie möglich mit der Wohnungssuche zu beginnen, denn Wohnraum ist knapp. Falls man in Lund nichts findet, ist Malmö aber nur 15min mit dem Zug entfernt und dort gibt es viel Wohnraum. Die Miete beträgt im Durchschnitt zwischen 300 - 600€. Die öffentlichen Verkehrsmittel in Lund waren zuverlässig und gut vernetzt, was es einfach machte, die Stadt und die Umgebung zu erkunden. Allerdings ist es sehr empfehlenswert ein Fahrrad mitzubringen oder vor Ort zu kaufen, denn Lund ist eine Fahrradstadt (allerdings werden sie auch genauso gerne geklaut). Die Lebenshaltungskosten sind ungefähr ein Drittel teurer als in Deutschland, allerdings bietet Lund viele Rabatte für Studenten. Es gibt keine Mensa, stattdessen bieten die Nations Mittagessen zu günstigen Preisen an.
Es gab eine Vielzahl von Freizeitangeboten in Lund, von kulturellen Veranstaltungen bis hin zu Outdoor-Aktivitäten, da es in der Umgebung einige Nationalparks gibt. Durch die Nations ist fast jeden Abend irgendwo etwas los und da sehr viele Studenten in der Stadt wohnen, sind auch die Bars sehr gut gefüllt. Mit dem Zug oder Bus ist man auch schnell in Bjärred oder Lomma am Strand, was besonders im Sommer zum Baden empfehlenswert ist. Im Winter gibt es dann dort die Sauna.
Studienfach: Linguistik
Aufenthaltsdauer: 08/2023 – 01/2024
Gastuniversität: Lunds Universitet
Gastland:Schweden
Rückblick
Mein Aufenthalt in Lund war eine unvergessliche Erfahrung, die mir nicht nur akademisch, sondern auch persönlich viel gebracht hat. Mein Tipp für nachfolgende Studenten wäre, offen für neue Erfahrungen zu sein und aktiv am studentischen Leben teilzunehmen. Besonders gute Erfahrungen waren die Gastfreundschaft der Schweden und die Möglichkeit, die schwedische Kultur aus erster Hand kennenzulernen. Weniger gute Erfahrungen waren die hohen Lebenshaltungskosten und die manchmal schwierige Wohnungssuche. Insgesamt war mein Auslandsaufenthalt jedoch eine bereichernde und lohnende Erfahrung, die ich jedem nur empfehlen kann.