Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Zur Vorbereitung muss man zuerst einmal festhalten, dass der Prozess der Bewerbung durch Erasmus schon sehr gut standardisiert ist. Ich habe mich im Vorfeld über die verschiedenen Optionen informiert und mir die Partneruniversitäten meines Instituts (in diesem Fall des HPIs) angeschaut. Anschließend galt es, für die Bewerbung eine TOP3 auszuwählen. Ich kann hier empfehlen, dass man vor allem fachlich versucht eine passende Uni auszuwählen, da dies im Bewerbungsprozess ausschlaggebend ist. Da ich Cybersecurity studiere, habe ich natürlich versucht, auch den ein oder anderen Kurs aus dieser Fachrichtung zu finden. Hier hilft es auch die Kurse der letzten Jahre für Austauschstudierende auf den Webseiten der jeweiligen Universität zu recherchieren. Alle Schritte nach der anschließenden Bewerbung waren stets durch das International Office der UP begleitet und auch ausreichend dokumentiert. Außerdem gibt es auch die Möglichkeit, mit anderen Studierenden, die einen Aufenthalt an der gleichen Uni anstreben, in Kontakt zu kommen. Dadurch muss sich niemand vor der Organisation fürchten, der es im Studienalltag schon hinbekommt. Auch das Learning Agreement kann mittlerweile online abgeschlossen werden, was (so wie ich es mitbekommen habe) die Dinge im Vergleich zu den Vorjahren deutlich vereinfacht.
Zur Vorbereitung gehören neben den universitären Angelegenheiten auch die Themen Krankenversicherung, Wohnung, Zahlungsmittel und weitere. Zum ersteren kann ich sagen, dass ich privat versichert bin und daher individuell mit meiner Krankenversicherung einen passenden Tarif inkl. Ausland gefunden habe. Bei einer gesetzlichen Krankenversicherung sollte die europäische Gesundheitskarte in der Regel ausreichen. Unabhängig von gesetzlicher oder privater Krankenversicherung sollte man sich hier einmal vorab bei der Krankenversicherung informieren. Allerdings habe ich während des Aufenthalts von niemandem gehört, der beim Arztbesuch Probleme hatte. Auf die Themen Wohnung und Zahlungsmittel komme ich in den späteren Abschnitten zu sprechen.
Studium an der Gastuniversität
Das Studium der BTH unterscheidet sich in einigen Punkten vom Studium an der Uni Potsdam. Das Semester ist in zwei Teile aufgeteilt und es gibt Kurse, die im ersten Cycle angeboten werden und Kurse, die im zweiten Cycle angeboten werden. Alle meine Kurse hatten einen Umfang von 7,5 LP und somit habe ich zwei dieser Kurse im ersten Cycle und zwei im zweiten Cycle absolviert. Die Qualität der Kurse können hier sehr stark schwanken. Alle Kurse waren grundsätzlich in Präsenz zu absolvieren. Einige boten aber auch die Möglichkeit, die Vorlesungen online zu verfolgen. Die BTH ist insgesamt modern ausgestattet. In und neben der Bibliothek gibt es viel Platz zum Arbeiten. Klausuren werden in der Regel am PC absolviert. Hier bin ich vor allem auf viele Ankreuzaufgaben gestoßen, was Vor- und Nachteile mit sich bringt. Hier noch eine kleine Info zum Stichwort Weihnachtsferien, weil das eine Frage ist, die oft aufkommt: Eine offizielle Weihnachtspause gibt es nicht. Allerdings finden in den zwei Wochen um Weihnachten keine Veranstaltungen statt. Zumindest war das bei mir so.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Der Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden kann höchst unterschiedlich ausfallen. Ich war in der Studentenunterkunft „Jotac“ untergebracht. Dort waren auch sehr viele internationale Studierende aus diversen europäischen Ländern untergebracht. Dazu zählen Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Schweiz und weitere. Kontakt erhielt man hier automatisch und ich habe viele neue Freundschaften geschlossen. Jede Woche gab es Partys und gemeinsame Nächte im Club „Circo“ oder der Studentenbar „Villan“ nahe dem Campus der BTH. Der Kontakt mit Einheimischen fiel mir dann etwas schwerer, gerade zu Beginn. Allerdings hatte ich das Glück, dass ich nach ein paar Wochen in der Sportakademie der BTH aufgenommen wurde und somit vergünstigt im Tennisverein in Karlskrona trainieren konnte. Anschließend bin ich auch mit Einheimischen in Kontakt bekommen und habe mich mit diesen sehr gut verstanden. Falls ihr eine Sportart gut könnt, kann ich die Sportakademie der BTH übrigens sehr empfehlen. Die Bewerbung ist sehr einfach und mehr als „nein“ sagen können sie nicht. Insgesamt muss man sagen, dass es sehr von der jeweiligen Wohnsituation abhängt, wie viel Kontakt mit Einheimischen/Internationalen man erhält. Wohnt man allein in Karlskrona oder sogar in einer WG mit Schweden, hat man gute Chancen, auch mit anderen Leuten Kontakte zu knüpfen. Wohnt man in Jotac, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass man in seiner „international bubble“ bleibt. Auch das ist schön und macht Spaß. Da muss jeder für sich entscheiden, was die richtige Mischung ist.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Durch den Sprachkurs in Schwedisch habe ich ein paar rudimentäre Kenntnisse in dieser Sprache erlangt und bin durchaus in der Lage, ein paar Worte zu sprechen und zu verstehen. Meistens hat man dann aber doch auf Englisch zurückgegriffen, weil das für die allermeisten Schweden kein Problem ist. Mein Englisch habe ich dadurch sehr verbessert und bin in der Sprache auf jeden Fall flüssiger geworden.
Wohn- und Lebenssituation
Die Studentenunterkunft Jotac ist in Karlskrona Dreh- und Angelpunkt der Erasmus-Geschehnisse. Hier waren in meinem Jahrgang gut die Hälfte der Erasmus-Studierenden untergebracht. Der Kontakt vorab war sehr leicht und ich konnte per E-Mail ein Zimmer reservieren. Falls man Jotac in Betracht zieht, sollte man sich recht früh darum kümmern. Für das Zimmer selbst waren umgerechnet gut 450€ fällig, was grundsätzlich ein akzeptabler Preis ist. Dafür erhält man ein recht geräumiges, möbliertes Zimmer mit Gemeinschaftsbad und Gemeinschaftsküche. Der Zustand dieser Gemeinschaftsräume war allerdings zum Teil und vor allem gegen Ende haarsträubend. Einige der Mitbewohner waren nicht in der Lage, die Räume sauber zu hinterlassen und ließen ständig ihr dreckiges Geschirr, Töpfe und Pfannen in den Spülen zurück. Dazu kamen gelegentliche Sachbeschädigungen am Interieur. Das hat sich auch nicht gebessert. Auf der anderen Seite war auch das Reinigungspersonal von Jotac nicht sehr zuverlässig, wodurch gerade die Duschen auch häufig nicht in einem sauberen Zustand waren. Ebenfalls zur Wahrheit gehört, dass man, auch wenn man Mitte des Monats auszieht, die volle Miete für den letzten Monat zahlen muss. Das fand ich etwas merkwürdig. Überweisungen habe ich immer mit dem separaten Zahlungsdienstleister „Wise“ durchgeführt, was mir im Vergleich zu meiner Bank einige Gebühren erspart hat. Das kann ich also empfehlen. Wer außerdem mit einer EC- sowie Kreditkarte anreist, ist gut aufgestellt, denn Schweden ist fast bargeldfrei. Die Lebensmittelpreise sind schon deutlich höher als in Deutschland. Da muss man sich drauf einstellen. Alkohol gibt es mit Ausnahme von alkoholreduziertem Bier und Wein nur in speziellen Alkoholläden („System Bolaget“). Auch dort sollte man ein höheres Budget einplanen. In Restaurants oder Bars wird es dann richtig teuer. Hier kann ein Bier durchaus 8-9€ kosten. Zum Aufenthalt in Karlskrona gehörten für mich zahlreiche Ausflüge und Unternehmungen. Unter anderem waren wir in Stockholm, Göteborg, auf Gotland und in Lappland. Letztere waren gebuchte Trips mit dem Studierendennetzwerk ESN. Von Stockholm aus nahmen wir am ESN Seabattle teil, eine kleine Kreuzfahrt nach Tallinn und wieder zurück. Rund um Karlskrona konnte man viele Wanderungen unternehmen. Dazu waren wir öfter auch campen (das ist in Schweden fast überall erlaubt). Die Natur ist wunderschön, vor allem der Archipel von Karlskrona ist einfach klasse. Angereist aus Deutschland bin ich mit dem Auto und der Fähre. Green Travel ist auch hier mit einer Fahrgemeinschaft möglich. Vor Ort ist man mit dem Auto sehr gut unterwegs und kann die Umgebung gut erkunden. Doch Vorsicht vor Blitzern und Strafzetteln! Das kann in Schweden sehr teuer werden. Beispielsweise musste ich ca. 100€ Strafe zahlen, weil ich nicht 10m von der Kreuzung entfernt geparkt hatte, in Deutschland sind es 5m. Der ÖPNV ist allerdings gut ausgebaut und man kann viele Ziele günstig erreichen.
Studienfach: Cybersecurity
Aufenthaltsdauer: 08/2022 - 01/2023
Gastuniversität: Blekinge Tekniska Högskola
Gastland:Schweden
Rückblick
Im Nachhinein hätte ich diesen Auslandsaufenthalt jederzeit wieder angetreten. Es ist eine einmalige Erfahrung, bei der man viele Freunde aus ganz Europa gewinnt. Man verlässt seine Komfortzone und kann sich persönlich weiterentwickeln. Gerade die verschiedenen Ausflüge und Unternehmungen machen dieses Erlebnis unvergesslich.