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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Der Verlauf der Erasmus-Bewerbung erfolgte sehr koordiniert. Nach der erfolgreichen Bewerbung gab es eine Vielzahl von Veranstaltungen, bei der unsere Fragen beantwortet wurden. Die Kontaktaufnahme durch die Gastuniversität erfolgte via E-Mail. Die Auswahl der Kurse für mein Erasmus gestaltete sich ein wenig schwierig, weil es nur einen veralteten Kursplan gab, welchen man sich selbst heraussuchen musste. Außerdem gibt es verschiedene Internetseiten (eine für die Uni, Fakultät, Erasmus, usw.) mit unterschiedlichen Designs, was anfangs sehr für Verwirrung gesorgt hat. Die Erasmuskoordinatorin der Partneruniversität war hilfreich, hat aber teilweise sehr lange zum Antworten gebraucht, was einen zusätzlich verunsichert hat. Dennoch verlief im Endeffekt alles mehr oder weniger nach Plan und ohne größere Schwierigkeiten.


Studienfach: Geschichte, Politik und Gesellschaft

Aufenthaltsdauer: 10/2022 - 02/2023

Gastuniversität: Universitatea Babes-Bolyai

Gastland: Rumänien

Studium an der Gastuniversität

Alle meine gewählten Kurse fanden auf englischer Sprache statt. Jeder Kurs bestand aus einer Vorlesung (~2h) und einem Seminar (~1h), die zwar thematisch miteinander in Verbindung standen, aber sich nur teilweise ergänzten. Die Kurse besaßen meist zwischen fünf und zehn Teilnehmern, wodurch sich ein sehr angenehmes Studienklima ergab. Anders als in Deutschland ist das Verhältnis zu den Dozenten weniger formell und die geringe Gruppengröße ermöglichte es, spannende Diskussionen zu führen. Alle Dozenten waren sehr kompetent und bei jeglichen Schwierigkeiten immer hilfsbereit. Besonders zum Studienbeginn erwies sich die Organisation der Kurse in meiner Fakultät als etwas schwierig. Die Uhrzeiten und Räume wurden von den Dozenten mehrmals geändert und der Zugang zum Kursmaterial erfolgte über verschiedene Plattformen (Google Drive, Microsoft Teams, Moodle). Glücklicherweise gab es für jede Fakultät einen zentralen Ansprechpartner für Erasmus-Studierende, wodurch Fragen und E-Mails immer schnell beantwortet werden konnten. Insgesamt habe ich sechs Kurse belegt (5 Politikkurse + Rumänisch), was insgesamt 31 ECTS ergab. Der Arbeitsaufwand war definitiv zu bewältigen. Aufgrund der kleinen Gruppengröße spielte vor allem Partizipation eine wichtige Rolle bei der Notenvergabe. Während des Semesters kam es zu sogenannten „Mid-Term-Exams“ oder kleineren Tests, die ebenfalls Einfluss auf die Abschlussnote hatten. Die Klausurenphase war relativ stressig, da es für einen Kurs oft mehrere Abgaben gab. Da ich Politik studiere, musste ich viele Essays schreiben. Bei den meisten Dozenten mussten diese Essays dann dem Kurs vorgestellt (in Form einer Präsentation) und dann verteidigt werden. Bei der Notenvergabe waren die Dozenten allerdings sehr großzügig, wodurch man mit etwas Mühe sehrgute Noten erreichen kann. Die technische Ausstattung war in Ordnung, variiert jedoch von Gebäude zu Gebäude. Langsam aber sicher befindet sich die UBB auf dem Weg zur Modernisierung. Die Bibliotheken der einzelnen Fakultäten sind meistens sehr klein und wurden von mir persönlich wenig genutzt, da der Großteil des Lernmaterials von den Dozenten selbst zur Verfügung gestellt wird. Um die Bibliothek besuchen zu dürfen, wird theoretisch ein Bibliotheksausweis benötigt, manchmal kommt man aber auch ohne diesen rein.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Kontakt zu einheimischen Studierenden findet man relativ schnell, da Cluj auch allgemein als Studentenstadt angesehen wird. Auch in den Kursen kam es häufig zu einem Austausch zwischen einheimischen und ausländischen Studierenden. Auch mithilfe des Buddy-Programms kann man sehr einfach Kontakt zu Einheimischen aufnehmen. Zu ausländischen Studierenden habe ich allerdings weitaus größeren Kontakt gepflegt, da man mit diesen dieselbe Lebensrealität geteilt, die gleichen Kurse besucht und in der gleichen Unterkunft gewohnt hat. Auch der ESN ist vor Ort sehr engagiert und bietet (vor allem zu Beginn) viele verschiedene Aktivitäten an (z.B. City-Tour, Pub-Crawl, mehrtägige Ausflüge).

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Aufgrund meiner vorherigen Auslandsaufenthalte war mein Englisch bereits vor der Ankunft in Rumänien schon auf einem guten Level. Da ich aber nun jeden Tag darauf angewiesen war Englisch zu sprechen, habe ich gemerkt, dass ich noch etwas selbstsicherer darin geworden bin, eine andere Sprache zu sprechen. Durch die vielen internationalen Studierenden (auch außerhalb von Europa) kommt man mit Englisch auf der Straße, in Restaurants oder Bars ganz gut weiter. Dennoch würde ich einen Rumänisch-Kurs empfehlen, um wenigstens einige Sätze und Redewendungen zu lernen. Wenn man einige Wörter auf der Sprache kann, sind einem die Rumänen gleich viel offener gegenüber und auch ein kleines Vokabular hilft einem in bestimmten Situationen weiter.

Wohn- und Lebenssituation

Während meines gesamten Erasmus-Aufenthalts habe ich in einem extra für ausländische Studierende bereitgestellten Studentenwohnheim gewohnt. Das Studentenwohnheim („A1“) ist ein schlichter vierstöckiger Block mit 16 Wohneinheiten pro Etage. Es ist etwa 10 bis 15 Minuten zu Fuß vom Zentrum entfernt und befindet sich gleich neben einer bei Studierenden beliebten Ausgehstraße, in der viele Bars und kleinere Einkaufsläden vorzufinden sind. Alle Zimmer sind identisch und man teilt sich mit einer anderen Person das Zimmer. Diese Person darf man sich vorher aussuchen oder sie wird einem automatisch zugeteilt (meistens zwei Personen derselben Nationalität). Die Wohneinheiten besitzen ein relativ kleines Zimmer mit zwei Betten (sehr unbequeme Matratzen), einem Schrank, Schreibtisch mit zwei Stühlen, Nachttisch und Regal. Zusätzlich gibt es einen Balkon, ein Bad, einen kleinen Eingangsraum mit Jackenständer sowie eine Küche. Diese Küche ist aber im eigentlichen Sinne keine wirkliche Küche. Es ist eher ein kleiner Raum mit Kühlschrank und Küchenzeile. Die Küchenzeile besitzt allerdings keine Kochmöglichkeiten, also weder Herd, Mikrowelle, Wasserkocher oder sonstiges. Der Raum dient somit lediglich der Lebensmittelaufbewahrung und -vorbereitung. Mein Mitbewohner und ich haben uns einen Wasserkocher gekauft, um in unserem Zimmer wenigstens heiße Getränke machen zu können. Auf jeder Etage gibt es zusätzlich eine richtige Küche, die von 6 bis 23 Uhr geöffnet ist und über einen Herd (mit vier Herdplatten) verfügt. Die Küche kann zu den Rush-Hours somit auch schnell voll werden, weshalb man dann die Küche auf anderen Etagen nutzen muss. Im Studentenwohnheim befindet sich außerdem zu jeder Zeit Security, die, je nachdem wer eingesetzt wird, mal freundlicher und mal weniger freundlich sein kann. So eng auf einem Raum mit einer anderen Person zu leben, war für mich und viele andere eine große Umstellung, aber im Endeffekt eine tolle Erfahrung, weil ich mich sehr gut mit meinem Mitbewohner verstanden habe. Das Wohnheim mag vielleicht auf den ersten Anblick nicht sehr einladend wirken, aber ich kann es jedem Erasmus-Studierenden nur ans Herz legen, sich für das Wohnheim zu bewerben, weil hier das wahre Erasmus-Leben stattfindet. Man trifft hier Menschen aller europäischer Nationen, kann gemeinsam kochen, zusammen für die Uni lernen und hat seine Freunde in unmittelbarer Reichweite. Um in das Studentenwohnheim zu kommen, musste man sich dafür vor Beginn des Erasmus bei der Universität in Cluj anmelden. Der Preis für das Zimmer ist unschlagbar. Man bezahlt etwa 35€ pro Monat, einen Preis, den man in Cluj sonst nirgendswo finden kann. Cluj hat, im Gegensatz zu anderen rumänischen Städten, einen relativ gut ausgebauten ÖPNV, was allerdings nicht viel heißen muss. Zu Beginn des Erasmus bekommt man von seiner Fakultät den Studentenausweis sowie eine Transportkarte ausgehändigt. Mit dieser Transportkarte muss man zu einer Stelle (die einem kleinen Kiosk ähnelt) und dort weitere Dokumente ausfüllen. Am Ende bekommt man umsonst eine Plastikkarte für den ÖPNV. Das ist allerdings sehr zeitaufwendig (zwischen 2 und 3h) und ohne Rumänischkenntnisse schwer zu bewältigen, weshalb es sich empfiehlt, dort mit einer einheimischen Person hinzugehen. Hauptverkehrsmittel ist der Bus, mit dem man eigentlich überall hinkommt. Es gibt außerdem eine Straßenbahn, die allerdings nur wenige Stationen befährt. An bestimmte Zeiten halten sich die Busse nicht, kommen aber meistens im 5- bis 10-Minuten Takt. Eine einfache Fahrt ohne Karte kostet 3 Lei (~60 Cent). In Cluj kommt man aber auch sehr gut zu Fuß zurecht, da das eigentliche Stadtzentrum nah am Wohnheim liegt und relativ überschaubar ist. In Rumänien wird mit dem Leu bezahlt. Man kann in fast allen Geschäften mit Karte zahlen, aber dennoch empfiehlt es sich, immer ein wenig Bargeld mitzuhaben. Mit meiner Kreditkarte konnte ich z.B. bei der Banca Transilvania kostenlos abheben. Die Lebensmittelpreise sind ungefähr mit denen von Deutschland vergleichbar. Restaurants und Bars sind dafür sehr preiswert. Cluj hat für junge Menschen relativ viel zu bieten. Im Zentrum gibt es sehr viele Bars, die z.B. auch Quiz Nights anbieten. Nachts gibt es außerdem auch einige Clubs, die man besuchen kann. In der Nähe des Wohnheims befinden sich ein Schwimmbad und ein Fitnessstudio. Etwas weiter weg kann man außerdem Hallen für Basketball und Volleyball mieten, in die Boulderhalle gehen oder gratis auf dem Fußballplatz spielen. In näherer Umgebung kann man auch schön in den Karpaten wandern gehen.

Studienfach: Geschichte, Politik und Gesellschaft

Aufenthaltsdauer: 10/2022 - 02/2023

Gastuniversität: Universitatea Babes-Bolyai

Gastland: Rumänien


Rückblick

Rumänien mag bei den meisten Studierenden eher weniger für ein Erasmus-Semester in Frage kommen. Mit meiner Entscheidung kann ich allerdings nicht glücklicher sein. Auch wenn sich die UBB administrativ noch verbessern könnte, hat das Studium in Cluj durch die geringe Gruppengröße und die kompetenten Dozenten sehr viel Spaß gemacht. Die Stadt hat vieles zu bieten und ist durch seine vergleichsweise geringen Lebenserhaltungskosten und die Vielzahl junger Menschen sehr lebenswert. Auch Rumänien selbst ist ein faszinierendes Land, welches man hervorragend bereisen kann (sowohl im Sommer als auch im Winter). Es gibt viele wunderschöne mittelalterliche Städte, das Schwarze Meer und unzählige Berge, die bestiegen werden können. Natürlich hat die kommunistische Diktatur sowohl in den Städten als auch in den Menschen ihre Spuren hinterlassen, aber das ist auch Teil der ganzen Erfahrung. Die rumänischen Menschen mögen auf den ersten Blick etwas verschlossen wirken, aber wenn man Interesse zeigt und mit ihnen ins Gespräch kommt, sind sie sehr offene und zuvorkommende Menschen. Ich konnte sehr viele gute Erfahrungen sammeln und das Erasmus-Semester hat meine Erwartungen definitiv übertroffen.

Rumänien

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