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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Das Erasmus+ Programm bietet die Möglichkeit, mit finanzieller Unterstützung für ein oder zwei Semester im Ausland zu studieren. Unter Erasmus+ Schritt für Schritt - Erasmus+ - Studium im Ausland - Ins Ausland - International - Universität Potsdam (uni-potsdam.de) sind die verfügbaren Gasthochschulen einsehbar sowie der Ablauf von Vorbereitung über Aufenthalt bis Abreise und Rückkehr. Zusätzlich ist über die Reiter auf alle nötigen Dokumente und Vorlagen zuzugreifen. Die Organisation und Recherche über potentielle Gasthochschulen und das Leben sowie Kosten des entsprechenden Ziellandes sollten frühzeitig begonnen werden, da die Fristen des Bewerbungsablaufs eingehalten werden müssen. (Nominierung an der Gasthochschule sowie darauf folgend die individuelle Bewerbung) In meinem Fall war die Kommunikation zu Beginn (Nominierung) mit der Universität Potsdam sehr einfach und zuverlässig im Gegensatz zu der mit der Universität Lissabon. Aufgrund eines bürokratischen Missverständnisses wurde ich zuerst nicht offiziell an der Gastuniversität nominiert, wodurch mir trotz intensivem Nachhaken keine Informationen zur individuellen Bewerbung (Online-Zugang, Unterlagen, Fristen, Vorgehen) zugesendet wurden. Dadurch habe ich fast die Frist verpasst. Das war für mich ein erschwerter Start für die gesamte Organisation meines Aufenthalts. An dieser Stelle kann ich der Universität Potsdam bzw. dem International Office sehr dankbar sein, da das Team sich sehr stark für mich eingesetzt hat, Ausweichmöglichkeiten organisiert hat, nachgehakt und nicht lockergelassen hat. Letztendlich war diese erste Hürde schnell vergessen und ab diesem Zeitpunkt war die Kommunikation mit dem International Office sowohl per Telefon als auch Email ebenfalls sehr zuverlässig. Die Gasthochschule hat sowohl Englisch- als auch Portugiesisch- Sprachnachweise gefordert, da beide Sprachen im Unterricht verwendet werden. Dabei war es für mich nicht verlangt ein Mindestlevel an Portugiesisch zu erreichen, allerdings war diese Unterlage trotzdem Pflicht, um Studierende für das Semester in Sprachkurse einzusortieren. Davon abgesehen waren Motivationsschreiben, Transcript of Records und Lebenslauf gefordert sowie ein Identitätsnachweis und Passfoto. Zur Recherche von Kursen, Unterlagen und Fristen würde ich dringend empfehlen, über die Fakultät direkt zu suchen, da die allgemeine Seite wenig aufschlussreich und in meinem Fall veraltet war. Über Escolas | ULisboa ist die jeweilige Fakultät über den kleinen Link unten zu erreichen, sodass man sich über Bachelor/Master bis hin zum Reiter „Incoming“ vorarbeiten kann. Von dort aus ist es recht übersichtlich.


Studienfach: Sport und LER auf Lehramt

Aufenthaltsdauer: 09/2022 - 01/2023

Gastuniversität: Universidade de Lisboa

Gastland: Portugal

Studium an der Gastuniversität

Das Studienklima von Seiten der Dozierenden war wirklich ausgesprochen angenehm, trotz vieler Studierender überraschend persönlich und sehr hilfsbereit. Die Erasmus-Studierenden waren sehr zerstreut und nicht in jedem Kurs waren welche zu finden. Wenn man es nicht stark darauf angelegt hat, war es auch nicht einfach mit Einheimischen in Kontakt zu treten. Ich konnte sowohl Bachelor- als auch Masterkurse besuchen. Dahingehend bestanden allerdings einige Unterschiede. Fast alle Kurse im Masterzyklus setzten sich aus internationalen Studierenden zusammen. Mein Masterseminar war sogar gemischt aus Bachelor- (mir), Master- und auch Doktoranwärter*innen. Das war für mich eine immense Herausforderung auch bei der Bewältigung der Prüfungsleistungen, da ich deutliche Wissenslücken im Gegensatz zu den anderen hatte. Zudem war der Kurs ein Philosophieseminar, wobei die Sprache eine zentrale Rolle spielt. Doch auch hier waren die Dozierenden sehr unterstützend eingestellt! Trotzdem ist mir aufgefallen, dass das Lehrsystem sehr theoretisch gehalten und sehr lehrzentriert und wenig interaktiv abgehalten wurde, was es mir persönlich erschwert hat, interessiert an den Inhalten dranzubleiben. Insgesamt bestehen die meisten Leistungserwerbe im Bachelor aus zwei bis drei Tests pro Semester und im Master war es eine Mischung aus Hausarbeit. Alles davon war zu bewältigen mit vergleichsweise wenig Arbeitsaufwand für die doch recht dankbare Zahl an LP und wohlwollende Notenvergabe. Aktuell sind mir alle Prüfungsergebnisse bekannt bis auf ein letztes. Bis jetzt konnte ich alle LP erlangen, die ich angewählt habe. Ich würde empfehlen, sich von Anfang an genau anzuschauen, welche Kurse in Englisch angeboten werden und sich nicht allzu sehr festzubeißen, da sich das bis zur tatsächlichen Einschreibung in die Kurse alles noch mehrmals ändert. Außerdem fand die Kurswahl sehr kurzfristig angekündigt in einem sehr knappen zeitlichen Rahmen statt, also würde ich auch hier raten, sich lieber früh zu informieren und wirklich regelmäßig in die Universitäts-Mails zu schauen. Falls an einer zweiten Fakultät studiert werden soll, muss diese separat kontaktiert werden, was gar nicht so einfach ist, weil in meinem Fall die Antworten nicht kamen, ähnlich wie bei jeglichen Unisport-Organisationen, die ich mehrmals angeschrieben habe. Um von Events und Organisationen zu erfahren, ist es tatsächlich besser vor Ort auf die Aushänge zu achten, da funktioniert die Community sehr viel besser.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Mir persönlich ist Englisch nie schwergefallen, daher kann ich nicht von einer deutlichen Sprachentwicklung berichten. Was sich allerdings verbessert hat ist meine Sprachbereitschaft und die Fähigkeit, Humor auf einer „fremden“ Sprache auszudrücken. Ich denke auch für Menschen, die sprachlich eher zurückhaltend oder unsicher mit Englisch sind, ist es in jedem Fall möglich, sich in Lissabon privat und universitär zurechtzufinden. Die Portugiesischkurse wurden sehr kompetent angeleitet und haben mir mit am meisten Freude bereitet, leider kam ich kaum dazu, das Gelernte anzuwenden, da ich nur einen regelmäßigen Einheimischen Kontakt gepflegt habe. Trotzdem ist es eine super Grundlage und die Portugiesen und Portugiesinnen begegnen einem sehr viel freundlicher, wenn man sichtlich versucht, sich in ihrer Sprache auszudrücken.

Wohn- und Lebenssituation

Was ich deutlich betonen und jeder Person ans Herz legen möchte, ist sich mehr als frühzeitig um eine Unterkunft zu kümmern. Wer in ein Wohnheim möchte, sollte sich unmittelbar anmelden oder auf eine Warteliste setzen lassen. Die Informationen finden sich auf der Website der Uni. Aber sogar hier ist Vorsicht geboten. Der Wohnungsmarkt in Lissabon ist voll von Fakes und unfairen Angeboten. Ich rate ausdrücklich davon ab, Geld ohne Vertrag oder im Voraus zu senden, Verträge abzuschließen, ohne die Wohnung mindestens online besichtigt zu haben. Was mir geholfen hat, war mich in Facebook-Gruppen mit anderen internationalen Studierenden zu vernetzen und gemeinsam zu suchen. Dadurch hab ich auch meine Wohnung gefunden. Trotzdem musste ich 9 Tage in einem Hostel verbringen, bevor ich tatsächlich einziehen konnte und die Wohnung war auch dann nicht fertig eingerichtet und die Schlüssel haben nicht funktioniert. Nach erstem Schock war die Kommunikation mit meinem Vermieter aber sehr zugewandt und angenehm. Allerdings ist recht häufig, dass Vermieter*innen entweder auch in der Wohnung leben oder zu jederzeit in diese kommen, wenn sie wollen auch ohne Ankündigung. Meine Wohnung war ausreichend, aber verhältnismäßig sehr überteuert. Mir sind auch Leute bekannt, die erst nach Lissabon kamen und dort dann innerhalb von Wochen oder Monaten Wohnungen gefunden haben. Das ist möglich, aber es erschwert, Kontakte zu knüpfen und sich auf das Erasmus-Leben zu konzentrieren. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind recht zuverlässig, wenn man von den Bussen absieht. Mir hat es sehr geholfen, mir die richtige Verkehrs-App zuzulegen. (City Mapper) Google Maps ist leider nicht sehr hilfreich. Ich habe in einer eher kriminellen Gegend gewohnt (Alcantara). Viertel wie Bairro Alto befinden sich mitten im Geschehen. Ich habe von guten Erfahrungen in Santos und Campo Pequeno gehört. Ich habe drei sehr kritische Situationen in Lissabon erlebt, zwei davon mit Bedrohungen durch Messer. Ich möchte daher jeder Person empfehlen, sich erst in die Stadt einzufinden und die erste Zeit (vorrangig nachts) erstmal vorsichtiger zu sein. Studierende unter 23 Jahren können über die Universität Rabatt auf das Verkehrsticket erhalten. Dieses ist recht kompliziert und nur mit persönlichem Antrag in der Metro zu erwerben und ziemlich zeitaufwändig. Ich empfehle die Station „Marques de Pombal“. Dort kann an einem Tag der Antrag ausgefüllt und abgegeben und am nächsten Tag der Fahrausweis abgeholt werden, der ab dann monatlich am Automaten aufgeladen werden kann. Für den Aufenthalt über ein Semester ist kein Visum nötig und die Europäische Krankenkassenkarte deckt weitgehend die medizinischen Leistungen ab bis auf den Rücktransport im Notfall. Gerade zu Beginn des Semesters habe ich einige Angebote der ESN- und ELL-Organisationen genutzt. Beides sind von Studierenden organisierte Verbindungen, die Events planen und leiten. Darunter Fallen Freizeitaktionen wie Surfen oder Ausflüge z.B. nach Sintra oder Wochenendtrips wie beispielsweise an die Algarve. Im Großen und Ganzen sind diese Events immer sehr gut gemeint, allerdings habe ich persönlich die Angebote von ESN vorgezogen, weil diese erstens in einem Non-Profit-Format organisiert werden und weil ich die Aktivitäten mit ESN mehr genossen habe, das ist aber sicherlich subjektiv abhängig. Meine Freizeit habe ich ab einem gewissen Punkt hauptsächlich mit belgischen Freund*innen verbracht, die ich anfangs beim Surfen kennengelernt habe. Wir haben Strände besucht, Naturparks bewandert, die Algarve gesehen, Bars ausprobiert, Peniche erkundet. Über Weihnachten und Silvester bin ich zu zweit mit einer anderen Person den Fischerweg gelaufen. Wir haben uns 4 zusammenhängende Etappen des Fernwanderwegs ausgesucht und sind jeden Tag mit unseren Rucksäcken zwischen 19 und 25 km an der Küste entlanggegangen und haben in den angegebenen Ortschaften übernachtet. Das war nicht meine erste Wandererfahrung, aber trotzdem eine einzigartige, da mir solch eine Landschaft vorher noch nicht begegnet ist. Ich habe diese Zeit über alle Maßen genossen. Ich bin mit der Einstellung in mein Erasmus Semester gegangen, dass ich mich total verändern werde und ganz viel dazugewinnen werde. Letztendlich fühle ich mich auch so, aber ich würde es eher so beschreiben, dass ich ganz viele Dinge abgelegt habe, die ich vorher mit mir herumgetragen habe, die mir aber gar nicht entsprechen. Damit meine ich Verhaltensweisen, Ängste, Vorstellungen davon wie ich mein Leben führen sollte, etc. Viele neue Bekanntschaften haben mir gezeigt, dass ich sehr gerne in sozialem Kontext unterwegs bin und dass ich das vielleicht mehr brauche, als ich dachte, Gleichzeitig hat es mir auch gezeigt, dass ich das aber auch viel besser kann, als ich dachte. Ich habe gelernt, mal über ein oder zwei meiner selbstauferlegten Grenzen zu gehen und habe gemerkt, dass sich das sehr richtig anfühlt und ich es bereut hätte, wenn ich nicht „ja“ gesagt hätte. Meine Zeit in Lissabon hat mir gezeigt, dass ich mit unvorhergesehenen Schwierigkeiten umgehen kann und meinen Weg finde, wo ich früher erwartet hätte, kläglich zu scheitern. Ich führe seit mittlerweile fast zwei Jahren eine monogame Beziehung und habe diese während des Erasmusaufenthalts weitergeführt. Auch dies war für mich eine recht große Herausforderung. In meinem Umfeld haben sich viele Paare innerhalb der letzten zwei Monate des Semesters getrennt. Ich bin froh und stolz, dass meine Partnerschaft gehalten und sogar an dieser Erfahrung gewachsen ist. Müsste ich in einem Satz beschreiben, was mich mein Semester in Lissabon gelehrt hat, würde ich sagen, es hat mir gezeigt, dass man sich seine Zeit schön machen sollte, anstatt darauf zu warten, dass alles perfekt ist. Für mich hat das sehr gut funktioniert und ist definitiv etwas, was ich mir für meine Zukunft bewahren möchte.

Studienfach: Sport und LER auf Lehramt

Aufenthaltsdauer: 09/2022 - 01/2023

Gastuniversität: Universidade de Lisboa

Gastland: Portugal


Rückblick

Wenn ich auf meine Zeit im Ausland zurückblicke, bin ich sehr glücklich und dankbar, diese Erfahrungen gemacht zu haben. Aber natürlich war nicht alles berauschend und schön und schon gar nicht einfach. Die Anfangszeit war sehr intensiv und beflügelnd, aber auch anstrengend, da man jede Person und jede Aktion irgendwie einzuordnen versucht. Man will unbedingt den eigenen Platz finden wie alle anderen auch und versucht, sich dabei aber trotzdem treu zu bleiben, was gar nicht mal einfach ist bei so einem Überangebot. Ich habe meine Zeit gebraucht, um zwischen ganz vielen Leuten und Aktivitäten abzuwägen, was ich jetzt eigentlich wirklich will. Ich war recht viel unterwegs und habe mir viel um Lissabon angeschaut. Damit bin ich sehr zufrieden. Das Einzige, was ich gerne anders gemacht hätte, war meine sportliche Situation. Ich studiere Sport und würde das als eine meiner Hauptsäulen bezeichnen und obwohl ich sehr aktiv war, hat mir eine regelmäßige Gruppe, mit der ich mich ordentlich auslasten kann, sehr gefehlt. Abgesehen davon meine ich, alles gesehen zu haben, was ich unbedingt sehen wollte. Es hat mir mit am meisten gefallen, beispielsweise mit neuen Freund*innen in die Berge zu fahren, zu wandern und einen der schönsten Sonnenuntergänge meines Lebens zu sehen. Ich kann nur dazu raten, diese Erfahrung zu machen, wenn nur ein winziger Funken Interesse besteht. Es ist einfach wunderbar, mal wirklich die eigene Zeit noch deutlicher als sonst in der Hand zu haben und einfach mal so richtig am Steuer zu sitzen und zu merken, dass das alles eigentlich ziemlich gut klappt! Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich beim Team des International Office bedanken, welches sich für uns und unsere Möglichkeiten einsetzt und uns dabei unterstützt, dieses Privileg in Anspruch zu nehmen.

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