Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Der Bewerbungsablauf zum Erasmus+ Programm lief sehr reibungslos. Nachdem die Zusage für den Platz da war, konnte ich den Online Bewebungsprozess an der Gastuni beginnen. Dieser ist an sich recht selbst erklärend, bei Nachfragen per Mail kann es jedoch auch zu etwas längeren Wartezeiten kommen. In diesem Bewerbungsprozess ist auch das Learning Agreement mit anzugeben. Dieser Prozess war zum Zeitpunkt meiner Bewerbung nur teilweise auf die Online Plattform umgestellt. Die Gastuni hat für dies noch ein pdf-Dokument was auszufüllen ist, dementsprechend waren zwei Learning Agreements zu verwalten.
Ein weiterer Punkt ist, dass die Suche nach einer Unterkunft sich schwieriger gestalten kann. Ich würde empfehlen sich nicht auf einen offiziellen Wohnheimplatz zu verlassen. Ich persönlich hab meine Unterkunft über uniplaces.com gefunden aber auch idealista.pt oder livensaliving.pt können gute Möglichkeiten sein. Preisleich liegt der Durschnitt für ein WG Zimmer hier zwischen 250-300€. Eine weitere Möglichkeit ist nach einer Unterkunft in einer der Republikas zu suchen. Davon gibt es zwei Arten einerseits die ehr historischen Republikas die hauptsächlich von einheimischen Studierenden bewohnt werden. Diese können sehr günstig sein, aber es kann schwierig sein einen Platz dort zu bekommen. Andererseits gibt es auch etwas neueren, wobei sich einige ehr an Erasmus Studierenden richten. Gemeinsam haben die beiden das dort ein hoher Wert auf Gemeinschaft gelegt wird, was natürlich super sein kann, um Anschluss in der Stadt zu finden.
Studium an der Gastuniversität
Im Unterschied zum Studium in Deutschland hatte ich zu Beginn einige Problem mich an die etwas chaotische Organisation und Verwaltung zu gewöhnen. Es empfiehlt sich definitiv eine der ersten Welcome Session zu nutzen, denn dort bekommt man den Online Zugriff, worüber man sich dann auch seinen Stundenplan erstellen kann, sowie eine kleine Einführung in die doch etwas verwirrende Onlineplattform. Außerdem sollte man bei der Kurswahl berücksichtigen, wenn man die Universitätscampus wechseln muss, was zwar nicht immer notwendig ist, aber gerade bei der Teilnahme am portugiesisch Sprachkurs durchaus vorkommen kann. Außerdem hab ich von anderen Studierenden erfahren, das bei ihnen einige Kurse leider nur auf Portugiesisch Angeboten werden, was anscheinend im Bachelor recht häufig vorkommt. Im Master im Informatikbereich ist jedoch die Unterrichtssprache Englisch gewesen, sobald internationale Studierende teilgenommen haben. Die Betreuung durch die Dozierenden war sehr gut und sind auf Fragen schnell eingegangen. Allgemein hab ich in der Universität wohlgefühlt und konnte auch den Lehrveranstaltungen gut folgen.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Die Studierendenschaft in Coimbra ist im Allgemeinen sehr aktiv, da die Universität ein großer Identifikationsbestandteil der Stadt ist. Dadurch ist recht leicht Anschluss zu finden. Außerdem ist Uiversidade Coimbra die älteste Uni Portugals und unter den ältesten Europas. Im Besonderen ist auch die Community der International Studierenden recht groß mit Menschen aus ganz Europa und darüber hinaus. Das Erasmus Student Network (ESN) Coimbra organisiert sehr häufig verschiedene Events bei denen man mit anderen International Studierenden sehr leicht in Kontakt kommen kann. Außerdem kann man auch gut mit den Mitgliedern von ESN Coimbra sprechen und darüber auch leichter mit einheimischen Studierenden in Kontakt kommen. Außerdem ist das studentische Leben auf einige zentral gelegenen Orte konzentriert wie Praca de Republica und Praca de Se Velha. Die für mich persönlich perfekte Größe für studentische Städte ermöglicht, dass man immer wieder bekannte Gesichter trifft und dadurch Bekanntschaften oder Freundschaften aufbauen kann.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Ein genereller Nachteil des Auslandssemesters in Portugal ist, dass die Semesterzeiten nicht gut mit denen in Deutschland harmonieren. Es kann durchaus vorkommen, dass man mit seinen Dozenten in Deutschland darüber sprechen muss, gegebenenfalls eine mündliche Prüfungsleistung als Ersatzleistung vorher zu machen. Meine letzte Klausur hatte ich einige Tage vor Abreise nach Portugal geschrieben und auch zu Beginn des Semesters musst ich noch an Abgaben für Kurse in Deutschland erbringen. Diese Überscheindung ist zu Beginn des Sommersemesters (hier 2tes Semester) nochmals größer da dieses hier bereits in der 2ten Februar Woche beginnt, wo in Deutschland erst die eigentliche Prüfungszeit beginnt. Dies machet mir das Lernen der Sprache vor dem Aufenthalt nicht gerade leicht und auch das Angebot eines Intensivsprachkurs vor Ort konnte ich nicht nutzen, da ich noch mit meinen regulären Prüfungen beschäftigt war. Das erlernen einiger Grundlagen hat mich persönlich darin bestätigt die Sprache weiter zu lernen, aber dies ist auch zukünftigen persönlichen Reisegründen geschuldet. Der Sprachkurs an der Universität hat mir weitergeholfen, zuvor hatte ich versucht per DuoLingo einige Grundlagen zu lernen. Das brasilianische Portugiesisch, was dort zur Verfügung steht hat aber einige kleinere, dennoch signifikante Unterschiede, die gerade bei Sprachanfängern wie mir dann in Kombination zu einiger Verwirrung führen kann.
Wohn- und Lebenssituation
Ich hatte mich dazu entscheiden etwas weiter vom Praca da Republika entfernt zu wohnen, mit dem Vorteil, dass auch mein Uni Campus keine halbe Stunde zu Fuß entfernt war. Dies hatte den großen Vorzug, dass ich nicht zwangsläufig auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen war, der gerade zu den Stoßzeiten recht unzuverlässig ist, da auch der Bus nur schwer durch die verstopften Straßen kommt. Dies kann möglicherweise in naher Zukunft besser werden, da die Stadt an Schnellfahrlinien baut, aber bis diese Arbeiten abgeschlossen sind, ist dadurch ehr schlimmer als besser. Der große Vorteil ist, dass die Dienste Uber und Bolt recht günstige Fahrten anbieten. In der Regel ist der Preis für Fahrten in der Stadt zwischen 3-5€. Außerdem kann man mit Flixbus und ähnlichen Anbietern sehr günstig durch Portugal reisen und durch die recht zentrale Lage von Coimbra viele andere Städte erkunden. Ich persönlich hatte mich für das nutzen einer Kreditkarte entscheiden, da meine Bank ein Kombinationsangebot mit einer Auslandskrankenversicherung geboten hat. Glücklicherweise musste ich diese aber nicht in Anspruch nehmen. Die Kreditkarte ermöglicht mir das einfache abheben von Bargeld im Ausland, was aber fast nirgends notwendig ist, da fast alle Geschäfte eine elektronische Zahlung anbieten.
Die Kosten für Lebensmittel im Supermarkt sind recht vergleichbar zu Deutschland, wobei einige Produkte etwas teurer sind. Im Gegensatz dazu sind Getränke und Speisen im Restaurants und Imbissen vergleichsweise günstig. Als Vegetarier/Vegan ist jedoch nicht garantiert, dass immer ein angemessenes Gericht auf der Karte zu finden ist. Das Erasmus Student Network organisiert während des Semester viele unterschiedliche Events von einfachen “Get to together” und “Socialising” Sachen bis zu kurzen Reisen in andere Städte in der Umgebung, wie Aveiro und Porto. Das Programm des Monats lässt sich auf der Instagram Seite “esncoimbra” finden. Dort ist auch eine WhatsApp Community verlinkt in der viele international Studierende Mitglied sind. Dort ist es dann leicht sich mit Personen, die das gleiche Interesse teilen zu vernetzen. Ich persönlich hab viel Volleyball gespielt und war einige male wandern. Ansonsten hab ich noch an vielen Events teilgenommen und Menschen aus ganz Europa kennengelernt. Ebenso kann man mit dem Zug relativ schnell die Atlantikküsten erreichen, wo man sich Surf Equipment mieten kann und auch Kurse buchen. Dies gilt aber in weiten Teilen für die Küste von Portugal. Ich selbst habe einen Surfkurs in Porto besucht, wo ich zufälligerweise in Kontakt mit anderen Erasmus Studierenden aus Porto gekommen bin.
Neben den sportlichen Freizeitaktivitäten ist auch das Nachtleben um das Zentrum mit vielen Bars zentriert. Dort kann man nach einiger Zeit eigentlich jeden Abend ein bekanntes Gesicht für ein nettes Gespräch und das ein oder andere Getränk treffen. Anders als in Deutschland sind hier Dienstag und Donnerstag an dem die meisten Studierenden sich in der Stadt treffen. Dies liegt daran, dass viele der einheimischen Studierenden die Wochenenden in ihrer Heimat verbringen. Außerdem beginnt das Nachtleben recht spät in der Regel nicht vor 23 Uhr, was man aber aus Berlin ja durchaus schon gewohnt ist.
Studienfach: Data Engineering
Aufenthaltsdauer: 09/2023 – 02/2024
Gastuniversität: Universidade de Coimbra
Gastland: Portugal
Rückblick
Zusammenfassend möcht ich festhalten, dass es eine wunderbare Erfahrung war, die mich persönlich weiter hat wachsen lassen. Darüber hinaus hab ich es sehr genossen Einblicke in das Leben von so vielen Menschen aus verschiedenen Ländern bekommen zu können. Ich würde jedem der darüber nachdenkt einen Auslandsaufenthalt zu machen nur empfehlen dies zu tun, da man sehr viel Wertvolles lernen kann. Im Besonderen auch nochmal auf sich allein gestellt zu sein in einem anderen Land, aber auch diese Herausforderung ist zumindest hier gut zu meistern. Hätte ich die Möglichkeit diesen Aufenthalt nochmals zu wiederholen, würde ich schon früher mit dem Spracherwerb befassen, denn ich denke, dass die Erfahrung nochmals verbessern könnte. Ansonsten bin ich aber meistens mit Englisch sehr gut zurechtgekommen.