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Erasmus+ Erfahrungsbericht - Universidade de Coimbra


Studienfach: M.Sc. IT-Systems Engineering

Aufenthaltsdauer: 09/2017 - 02/2018

Gastuniversität: Universidade de Coimbra

Gastland: Portugal

Vorbereitung des Auslandsaufenthalts

Jeden Winter bietet das International Office der Universität Potsdam, sowie das HPI, Informationsabende zum Thema Auslandsaufenthalt an. In diesen werden verschiedene Möglichkeiten auch abseits vom Erasmus+ Programm der Europäischen Union thematisiert. Entschließt man sich für ein Erasmus Aufenthalt stehen noch zwei weitere Informationsveranstaltungen an, in denen man sehr gut auf die bürokratischen Feinheiten vorbereitet wird und alle wichtigen Informationen erhält. Selber muss man sich anschließend über Besonderheiten an der Gastuniversität informieren (Universität von Coimbra hat keine) und ein Learning Agreement festlegen. In der letzen Informationsveranstaltung bekommt man zusätzlich alle wichtigen und benötigten Dokumente überreicht.
Im Gegensatz zu anderen Studenten hatte ich das Glück die Erasmusunterstützung bereits vor dem Aufenthalt erhalten zu haben. Dies hat das „Ankommen“ im Gastland erleichtert. Im Online-Portal der Universität von Coimbra kann man sich einen Termin aussuchen. Diesen sollte man auch unbedingt nach Ankunft in Coimbra wahrnehmen, da man hier wie auch in Potsdam alle wichtigen Informationen, Dokumente und nächsten nötigen Schritte erklärt bekommt. Die Universität von Coimbra nimmt sehr viele Erasmus- Studenten auf und hat somit eine gewisse Routine. Alles in allem ist es sehr entspannt und auch wenn man mal einen Termin verpasst muss man sich keine Sorgen machen.

Studium an der Gastuniversität

Ich kann an dieser Stelle natürlich nur für die von mir belegten Kurse sprechen. Zum einen habe ich einen Portugiesisch- Sprachkurs belegt. Dieser fand zweimal die Woche für 2 Stunden statt und beinhaltete zusätzlich ein paar Hausaufgaben. Die Bewertung setzt sich in unterschiedlichen Anteilen aus zwei schriftlichen, einer mündlichen Klausur und den Hausaufgaben zusammen. Im Bereich Informatik habe ich drei Kurse á 6 ECTS belegt. Ähnlich zum HPI fanden wöchentlich jeweils zwei Stunden theoretisch und praktische Kurse statt.
Zusätzlich gab es wie bei uns Aufgaben beziehungsweise, je nach Kurs, Projekte. Diese konnten / sollten auch in Gruppen von zwei Personen bearbeitet werden. Am Ende des Semesters gab es noch, neben der Klausur, eine Verteidigung der im Semester erbrachten Aufgaben. Aus diesen beiden Bereichen setzt sich auch die Kursnote zusammen (zum Beispiel: 70% Klausur 25% Aufgaben und 5% Anwesenheit/ Mitarbeit). Dieses System empfand ich um einiges angenehmer, da die Noten nicht nur von der erbrachten Leistung in der Klausur abhängen.
Qualitätsmäßig gibt es keine großen Unterschiede in den angebotenen Lehrveranstaltungen, aber in der Quantität. Die aufzuwendende Zeit an der Universität Coimbra ist geringer als die benötigte am HPI. Zusätzlich sind viele Wochen durch Feiertage unterbrochen und das Semester geht nur von Mitte September bis Weihnachten. Danach ist nur noch bis Anfang Februar Klausurphase.
Auf Nachfrage wurden alle Kurse auf Englisch angeboten, auch wenn es online zunächst anders ausgeschrieben wurde. Das Arbeitsklima an der Universität war sehr angenehm, alle Personen waren sehr hilfsbereit und die Professoren schienen wirklich erfreut über Erasmus- Studenten in ihren Veranstaltungen. Sie interessierten sich Beispielsweise für die Herkunftsländer, das Vorwissen oder gänzlich andere Themen. Aufgrund der geringen Kursgröße von ungefähr 15 Studenten resultierte eine größere Nähe zwischen den Studenten und Lehrenden, viele Professoren kannten die Namen der Studenten. Meine Kommilitonen waren auch sehr hilfsbereit, zum Beispiel bei der anfänglichen Raumsuche oder wenn ich etwas drucken wollte. Die Verwaltung war auch sehr entspannt, Fristen wurden nicht als absolut, sondern eher als Richtwert angesehen.
Zur technischen Ausstattung kann ich nur sagen, dass die zur Verfügung gestellten PC‘s sehr alt sind und ein eigener Laptop somit eigentlich Pflicht ist. Das Institut kann mittels einer Chipkarte immer geöffnet.

Kontakte zu einheimischen und ausländischen Studierenden

Den Kontakt zu anderen ausländischen Studenten herzustellen fällt sehr leicht, da es ein wirklich stark engagiertes ESN- Netzwerk in Coimbra gibt. Sie organisieren wöchentlich mehrere Veranstaltungen und mehrmals im Semester auch sehr günstige Ausflüge zu umliegenden Städten oder an die Algarve- Küste. Zusätzlich dazu habe ich in einer WG mit drei anderen Erasmus-  Studenten gelebt.
Anders sieht es mit dem Kontakt zu Einheimischen aus. Dieser war (jedenfalls für mich) sehr schwer aufzubauen, zum einen kommt man durch das Erasmus- Netzwerk sehr schnell in eine Art Blase. Zusätzlich haben Erasmus- Studenten einfach viel mehr Zeit und haben den Willen neue Leute kennen zu lernen, das Land zu bereisen und sind offener gegenüber Neuem. Dahingegen haben die einheimischen Studenten schon Ihren Freundeskreis, eine wöchentliche Routine. Alles in alles fiel es mir sehr schwer Kontakt zu finden. Zuvor erwähnte ich Gruppenarbeit zu den Aufgaben. Für diese habe ich bis auf einen Kurs mit anderen Erasmus- Studenten zusammengearbeitet, da die einheimischen Studenten sich schon vor Kursbeginn in Gruppen zusammengefunden haben.
Neben meinem Studium habe ich noch Handball bei einem portugiesischen Verein gespielt, auch um Kontakte zu knüpfen. Dies hat nur mittelmäßig gut geklappt, da der Kurs überfüllt war und ich nur einmal die Woche beim mit trainieren durfte. Dafür war es aber kostenlos und die Spieler waren sehr nett und hilfsbereit. Aufgrund der Tatsache, dass ich kein Portugiesisch sprechen kann, musste immer ein Mitspieler Traineransprachen und Erklärungen für mich übersetzen, was aber kein Problem darstellte.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Bevor ich nach Coimbra gekommen bin haben sich meine Sprachkenntnisse für Portugiesisch auf ein wenig Lernen und Vorbereiten mittels Duolingo beschränkt. Durch den absolvierten Sprachkurs habe ich jetzt das A1 Niveau. Meine Englisch- Kenntnisse haben sich mäßig verbessert. Grammatikalisch bin ich ein bisschen sicherer geworden, ein paar besondere Vokabeln habe ich gelernt, aber vor allem bin ich im alltäglich Sprachgebrauch viel sicherer und schneller geworden.

Wohn- und Lebenssituation

In Coimbra muss man sich definitiv keine Sorgen um eine Unterkunft machen. Ich bin ohne zuvor eine Unterkunft zu buchen nach Coimbra gekommen und habe die ersten drei Nächte in einem Hostel geschlafen. Dabei habe ich schon erste Bekanntschaften mit anderen Erasmus- Studenten machen können. Letztendlich habe ich mich für eine Wohnung via Uniplaces entschieden. Dies würde ich nicht weiterempfehlen, da es in Coimbra möglich ist auf anderem Wege billigere Wohnungen zu finden. Ein Problem bei der Wohnungssuche für mich war die im Vergleich zu anderen Studenten späte Anreise Mitte September. Dadurch waren viele gut gelegene und billige Zimmer leider schon vergeben. Durch den hohen Anteil an Erasmusstudenten und der allgemein hohe Anteil an Studenten gibt es eine hohe Fluktuation in der Stadt und fast alle Wohnungen sind wohnfertig und Studentengerecht eingerichtet. Auch befinden sich die Mieten zwischen 100 und 300€ unter denen in Berlin und sollten kein Problem darstellen.
Im Bereich öffentliche Verkehrsmittel gibt es in Coimbra nur Busse. Dabei sind die Fahrpläne sehr schwer zu lesen. Deshalb empfehle ich die App „Moovit“ zu benutzen mit der ich sehr gute Erfahrungen gemacht habe.  Zusätzlich sollte man sich eine Buskarte besorgen um nur 50Cent anstatt 1,60€ pro Fahrt zu bezahlen.
Da ich keine Kreditkarte besaß, habe ich nahezu alles bar bezahlt und mittels EC-Karte Geld abgehoben. Leider musste ich pro Transaktion 6€ bezahlen. Aus diesem Grund würde ich eine Kreditkarte oder ein portugiesisches Konto empfehlen. Praktischer Nebeneffekt einer Kreditkarte ist die Möglichkeit sich ein Auto auszuleihen. Ich musste mich dazu immer anderen mit Kreditkarte anschließen. Eine Auslandskrankenversicherung habe ich zusätzlich zu meiner normalen Versicherung abgeschlossen.
Das Nachtleben und Ausgehen in Coimbra und Portugal kann man billiger gestalten als in Deutschland. Essen gehen in Restaurant ist auch etwas billiger. Fast- Food ist etwas teurer, aber in dem Bereich sind wir mit Döner und Currywurst in Berlin ja sehr gut ausgestattet. Das Einkaufen im Supermarkt ist etwas teurer als in Deutschland, speziell Fleisch. Neben dem Studium habe ich Handball gespielt und möglichst viele sehr schöne Reisen unternommen (Lissabon, Porto, Algarve- Küste, Madeira). Falls einem langweilig werden sollte hat man immer die Möglichkeit sich an Veranstaltungen des ESN- Netzwerkes zu beteiligen.

Hinweise undTipps

•    Man sollte spätestens Anfang September anreisen. Zum einen um einen billige gute Wohnung in der Nähe des „Praça de República“ zu finden und zum anderen um einen der Intensiv-  Sprachkurse vor dem Semester belegen zu können. Dadurch ist es möglich im Semester den A2 Kurs zu belegen.
•    Man sollte sich in Coimbra definitiv keinen Stress machen. Deadlines sind eher als Richtwerte zu verstehen und die meisten Menschen sind sehr hilfsbereit. Außerdem wird bei Erasmus- Studenten gerne nochmal ein Auge zugedrückt.
•    Man sollte sich die ESN- Karte in Potsdam ausstellen lassen. Dadurch hat man verschiedene Vorteile und umgeht umständliche und lange Wartezeiten in Coimbra. Der größte Vorteil, ohne Werbung machen zu wollen, ist der Rabatt bei Ryanair. Man bekommt für ein Jahr auf acht Flüge 15% Rabatt und 20kg Freigepäck. Das eignet sich sehr gut für die An- und Abreise. Zusätzlich hat man durch die ESN- Karte auch Vergünstigungen in vielen Hostels und für die Veranstaltungen des ESN- Netzwerkes.
•    Man sollte auch dickere Sachen mitnehmen. Es wird kälter als man denkt (2 Grad nachts) und die Wohnungen sowie die Universität haben keine Zentralheizungen.
•    Als EU- Bürger zwischen 18 und 25 Jahren bekommt man 25% Rabatt auf alle Zugfahrten.

Studienfach: M.Sc. IT-Systems Engineering

Aufenthaltsdauer: 09/2017 - 02/2018

Gastuniversität: Universidade de Coimbra

Gastland: Portugal


Rückblick

Alles in allem war der Auslandsaufenthalt ein voller Erfolg. Ich habe viele neue Menschen, eine andere Kultur und Sprache kennengelernt, viele neue Erfahrungen gesammelt und durch die Reisen schöne und aufregende neue Orte gesehen. Negative Punkte gibt es für mich keine.

 

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