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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Zur Vorbereitung meines Erasmus+-Aufenthaltes habe ich mir die Gastuniversitäten des HPIs angeschaut. Im Vorhinein hatte ich mich für ein Land südlich von Deutschland entschlossen, sodass die Entscheidung der Wahl von Portugal auf dem ersten Platz vor Italien und Spanien reiner Zufall war. Die Kontaktaufnahme mit der Universität in Coimbra war reibungslos, es gibt das inforestudante.uc.pt-Tool, auf dem sich die komplette Bewerbung durchführen lässt. Die über das Erasmus+-Programm hinaus notwendigen Bewerbungsunterlagen beschränken sich auf das „finale“ Auswählen der Fächer im Online-Tool, ein Ausweisbild, etc.


Studienfach: IT-Systems Engineering

Aufenthaltsdauer: 02/2020 - 07/2020

Gastuniversität: Universidade de Coimbra

Gastland: Portugal

Studium an der Gastuniversität

Das Studiensystem an der Universidade de Coimbra (UC) unterscheidet sich nicht massiv von den deutschen Universitäten, die ich kenne: der Otto von Guericke Universität Magdeburg und dem Hasso-Plattner-Institut (HPI) an der Universität Potsdam (UP). Es gibt für die meisten Fächer in der Informatik einen theoretischen und einen praktischen Block. In den praktischen Blöcken gibt es Gruppenarbeiten, oft recht langfristig über bis zu 8 Wochen. Viele der Lehrenden nutzen inforestudante, um Einreichungen zu realisieren. Die Organisation hängt fast ausschließlich vom Professor ab – von Änderungen und Informationen in der letzten Minute (e.g. Verschiebung der finalen mündlichen Prüfung per Mail halbe Stunde nach geplantem Beginn mit Änderung des Bewertungsschemas) bis zu alles durchgeplant war alles dabei. Tendenziell ist die Organisation aber doch gut bis sehr gut. Die Anforderungen sind auf ähnlichem Niveau wie in Deutschland, die Leistungsbewertung ist gerade in Gruppenprojekten allerdings detaillierter – so schauen sich die Professoren durchaus mal die Repositories an und haken bei Kommilitonen mit weniger Contributions nach, wie das Wissen um das Projekt so steht. Die Unterstützung ist leider auch vom Professor abhängig – von prompt, genau & hilfsbereit in den gut geplanten Fächern zu nicht vorhanden oder nutzlos in anderen. In letzteren Fächern fand ich dann auch die Bewertung meiner Leistung in Anbetracht der Leistung des Professors nicht einfach nachvollziehbar.

Alle portugiesischen Kommilitonen, die ich getroffen habe, waren äußerst freundlich und sehr hilfsbereit. So kann man auch in den anfangs verwirrenden Gebäuden am Campus 2 seine Räume finden oder sich die Navigation im weitläufigen inforestudante vereinfachen. In Gruppenprojekten zeichnen sie sich oft durch kreatives Zeitmanagement mit Hang zum Ende der Deadline aus.

Generell ist die Informatikfakultät an Campus 2 von Coimbra aus betrachtet am anderen Ende der Welt, was wahrscheinlich auch die Qualität des Essens in der dortigen Mensa erklärt. Die Verwaltung für internationale Studierende, das sogenannte Casa de Lusofonia, hat zu Anfang des Semesters fast immer eine Schlange, dennoch können Anliegen spätestens beim zweiten Besuch mit den richtigen Dokumenten bearbeitet werden. Im Sommersemester 2020 funktionierte es aufgrund der Corona-Pandemie via Skype. Die technische Ausstattung an Campus 2 ist in Ordnung, das WLAN funktioniert, auch wenn es nicht unendlich schnell ist, und es gibt die Möglichkeit, Zoom für Online-Klassen einzusetzen.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Aufgrund der Pandemie wurden alle persönlichen Kontakte im ersten Monat, also im Februar 2020, geknüpft. Kontakte zu internationalen Studierenden sind bei den zahlreichen abendlichen Networkingevents einfach herzustellen. Kontakte zu portugiesischen Kommilitonen sind deutlich seltener, da diese bei den besagten Abenden kaum anwesend sind, solange sie nicht Mitglied des ESN sind.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Ich habe vor dem Auslandsaufenthalt zwei Semester Portugiesisch an der FU Berlin belegt, A1 und A2, allerdings aus Zeitmangel nur die A1-Prüfung abgelegt. In Portugal habe ich dann erneut A2 belegt und bestanden. Insgesamt hat sich meine Fähigkeit, spontan Dinge in Portugiesisch zu kommunizieren, deutlich verbessert, allerdings ausschließlich im Präsens und gerne mit Handgesten kombiniert. Die allermeisten jungen Portugiesen sprechen gutes Englisch. Einige der vielen Brasilianer vor Ort sprechen allerdings kaum Englisch, sodass ein bisschen Portugiesisch tatsächlich sehr hilfreich ist. Der von mir besuchte Portugiesischkurs war allerdings eher mittelmäßig. Zum Teil ist dies sicherlich dem Online-Unterricht mit schlechter Verbindungs- und Sprachqualität geschuldet, aber insgesamt hatte ich (und vermutlich auch die anderen Deutschen, die den Kurs allerdings abgebrochen haben) das Gefühl nicht betreut zu werden. Hauptsächlich scheint dieser stattdessen für Muttersprachler romanischer Sprachen (i.e. Italienisch, Spanisch) entwickelt worden zu sein, und fokussiert sich so fast ausschließlich auf Bruchstücke der portugiesischen Sprache und kaum auf das Konstruieren ganzer Sätze. Ohne den vorher in Deutschland besuchten A2-Kurs wäre mir ein Bestehen kaum möglich gewesen. Nach meinem Kenntnisstand war allerdings leider auch der Lerneffekt für meine romanischsprechenden Kommilitonen begrenzt, für die das Ergebnis des Kurses leider oft eher Italienisch oder Spanisch mit portugiesischer Prägung war.

Wohn- und Lebenssituation

Unterkünfte habe ich im Grunde dreimal gefunden: für die ersten zwei Wochen ein AirBnb, von dem aus ich meine zweite Unterkunft in der zweiten Woche gefunden habe. Das geht vor Ort über Kontakte, die Kontaktinformationen für brauchbare Vermieter haben, über Online-Börsen und über Plakate. Es empfiehlt sich meiner Meinung nach wenig, eine Unterkunft von Deutschland aus zu buchen. Obwohl das vielleicht – gerade wenn man an die Berliner Wohnungsmarktsituation gewohnt ist – wie ein Schritt ins Ungewisse wirkt, ist ein Besuch die einzige Möglichkeit, ein Bauchgefühl für die Wohnung zu entwickeln. Aufgrund der vergleichsweise entspannten Situation am Wohnungsmarkt ist es auch nicht so schwer, eine Wohnung zu finden. Der bekannte Online-Marktplatz uniplaces ist nicht zu empfehlen. Die Fotos sind von professionellen Fotografen lediglich für den Vermieter und nicht für den Mieter erstellt. Die angebotenen Verträge sind nicht flexibel, oft mit langen Laufzeiten von über 3 Monaten. Für viele stellt sich aber nach einer gewissen Zeit heraus, dass ein Umzug in die WG von Freunden schön wäre – da man ja eh nur wenig Besitztümer vor Ort hat, geht das fix mit Uber an einem Tag. Deshalb würde ich sogar empfehlen, eine Wohnung ohne Vertrag zu wählen. Zimmer ohne Fenster sind natürlich fürchterlich und auf jeden Fall zu vermeiden, eine Heizung ist auch im Sommersemester ein Bonus, denn es wird eigentlich erst im Mai bis Juni warm. Der Mietpreis sollte vermutlich zwischen 180 und 300 Euro (warm, mit Internet etc.) liegen, darüber solltest du dir genau überlegen, was du tust.

Die öffentlichen Verkehrsmittel sind in Ordnung und recht günstig, für Studenten gibt es ein Monatsticket. Wenn du an Campus 2 studierst, brauchst du bestimmt eins. Uber ist ziemlich billig. Um über mein Konto bei meiner Direktbank zu verfügen, habe ich wie in Deutschland deren Internetangebote genutzt. Es gibt viele Automaten, an denen ich mit meiner Visa-Karte immer kostenlos abheben konnte. Viele Geschäfte nehmen keine sogenannten internationalen Karten an, sondern nur „Multibanco“. Wenn du immer ein bisschen Bargeld dabei hast, ist das aber kein Problem, und bei den anderen Geschäften kannst du dann kostenlos mit deiner Karte bezahlen. Als Krankenversicherung habe ich eine Reiseversicherung bei meiner deutschen Versicherung dazu gebucht, vor Ort gibt es glaube ich auch eine gewisse Abdeckung durch die Uni und den Uni-Arzt, aber dazu kann ich keine genaue Auskunft geben. Lebenshaltungskosten sind bis auf die geringere Miete und günstigeres Ausgehen ziemlich gleich. Freizeitangebote sind in Coimbra selbst die vielen Cafés, in normalen Zeiten die Bars und Clubs, der ESN und Erasmusland bieten viele Trips an (gerade vom ESN ist das allerdings hauptsächlich auf abendliche Networkingevents fokussiert) und man kann sich auch sonst recht günstig ein Auto mieten oder mit Zug und Bus durch das recht kleine Portugal bewegen.

Studienfach: IT-Systems Engineering

Aufenthaltsdauer: 02/2020 - 07/2020

Gastuniversität: Universidade de Coimbra

Gastland: Portugal


Rückblick

Solltest du im Wintersemester 20/21 nach Coimbra kommen, wirst du wahrscheinlich viele Kurse nur online besuchen können. Ich vermute, dass das Knüpfen von Kontakten vor Ort im Vergleich zu einem normalen Erasmussemester deutlich erschwert sein wird... Möchtest du dich trotzdem nach Portugal stürzen, solltest du wahrscheinlich auf eine gute Internetverbindung im Haus achten, genauso wie auf freundliche Mitbewohner. Portugal wird dich sicher freundlich empfangen.

Portugal

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