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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Schon seit meiner Schulzeit und dann auch später dem Beginn meines Studiums wollte ich immer für eine längere Zeit im Ausland leben, um ein anderes Land nochmal auf eine neue Art und Weise kennenlernen zu können. Da ich leider keine der romanischen Sprachen (Spanisch, Französisch, Italienisch) auf einem für ein Auslandssemester fähigen Sprachlevel spreche, grenzte dies meine Auswahl auf englischsprachige Universitäten ein. Die skandinavischen Länder sind aufgrund der Lebensbedingungen und der Lebensqualität ein sehr beliebtes Ziel. Da ich schon mal für kürzere Zeit in Oslo war, fiel meine Wahl auf Norwegen. Meine eigene (Juristische) Fakultät hatte mit der Uni Oslo leider keine Kooperation, sodass ich mich über eine andere, fachfremde Fakultät beworben habe. Nicht alle Fakultäten „erlauben“ oder wünschen dies, das sollte man bestenfalls vor der Bewerbung erfragen. Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät hat meine fachfremde Bewerbung aber erlaubt und angenommen. Die Koordinatorin der WiSo-Fakultät hat mir sehr weitergeholfen und war generell sehr hilfsbereit. Nach der Bewerbungsfrist zum 31. Januar für das darauffolgende Winter- und Sommersemester habe ich erwartet, dass der Auswahlprozess einige Zeit in Anspruch nehmen wird, aber schon nach ca. zwei Wochen die positive Rückmeldung zu einem Platz bekommen. Die weiteren Schritte sind sehr übersichtlich in der Abfolge des International Office dargestellt und es hat bei mir alles reibungslos funktioniert. Ich hatte im Vorfeld einige Fragen an die Gastuniversität und konnte diese sehr einfach lösen. Die Mitarbeiter*innen der Uni Oslo konnte man sehr gut, schnell und effektiv per Mail erreichen.


Studienfach: Rechtswissenschaft

Aufenthaltsdauer: 08/2022 - 12/2022

Gastuniversität: University of Oslo

Gastland: Norwegen

Zur Vorbereitung gehörte für mich auch der finanzielle Aspekt, den man in Skandinavien auf keinen Fall unterschätzen sollte. Daher ist es ideal, wenn man den Wunsch zu einem Auslandssemester schon etwas länger hat und vielleicht sogar etwas sparen konnte. Ich bin Stipendiatin eines Begabtenförderungswerkes und konnte dort auch noch einen Antrag auf Auslandsförderung stellen. In diesem Antrag musste ich, ähnlich wie zum generellen Erasmus- Bewerbungsverfahren, ein Motivationsschreiben einreichen und darlegen, was ich mir von dem Semester erhoffe sowie eine Aufstellung der zu erwartenden Kosten (Transportkosten wie Hin- und Rückfahrt und Monatsticket) einreichen. Die Auslandsförderung wird mit der Erasmus-Förderung verrechnet. Da Norwegen nicht in der EU ist, bietet sich der Abschluss einer (zusätzlichen) Auslandskrankenversicherung an.

Studium an der Gastuniversität

Die Uni startet mit einer Buddy week für internationale Studierende, der richtige Vorlesungszeitraum geht in der darauffolgenden Woche los. In der Buddy Week wird man am ersten Tag in Gruppen aufgeteilt und verbringt den Rest der Woche in dieser Gruppe. Es gibt jeden Tag verschiedene Aktivitäten wie Kennenlernen, Campustouren, Konzerte, an denen man teilnehmen kann. Jede Gruppe bekommt einen Buddy, das sind Studierende aus Norwegen, die man jederzeit alles fragen kann und die den Einstieg in das Land und die Uni Oslo erleichtern sollen. Es ist zu beachten, dass nicht alle Kurse in der ersten Vorlesungswoche beginnen, man aber eigentlich nur in der ersten Vorlesungswoche noch Kurse wechseln kann. Wenn ihr also Erfahrungsberichte von manchen Kursen gehört oder in der ersten Einheit ein schlechtes Gefühl habt, versucht lieber nochmal zu wechseln, statt in dem Kurs „hängen“ zu bleiben. So ging es mir mit meinem Norwegischkurs. Ich war bereits in der ersten Woche nicht so begeistert von der strikten Anwesenheitspflicht (die ich so nur von den Sprachkursen kenne) und dem Stil der Dozentin, hatte dann aber keine Möglichkeit mehr zu wechseln. Der Hauptcampus der Universität Oslo ist in Blindern, mit gleichnamiger T-bane-Haltestelle. Dieser ist sehr weitläufig und erstreckt sich über sehr viele Gebäude, sodass es sich empfiehlt, eine Campustour mitzumachen oder in der ersten Vorlesungswoche etwas mehr Zeit für den Weg zu den Kursen einzuplanen. Ich habe drei Kurse belegt, den Norwegisch-Sprachkurs mit 15 Leistungspunkten und noch zwei weitere Vorlesungen mit jeweils 10 Leistungspunkten. Es gibt während des Semesters noch eine Woche „Herbstferien“, die man gut für Reisen nutzen kann, weil dann keine Vorlesungen, außer Sprachkurse, stattfinden. In meinem Sprachkurs gab es eine Anwesenheitspflicht, das ist aber von den jeweiligen Dozent*innen abhängig, bei anderen Gruppen in den Sprachkursen war dies bspw. nicht der Fall. Sofern man irgendwelche Fragen hat, kann man sich jederzeit an die Mitarbeiter*innen der Fakultäten wenden. Diese sind vor Ort am Campus oder auch per Mail sehr gut erreichbar, bspw. für die Sozialwissenschaftliche Fakultät: www.sv.uio.no/english/studies/contact/sv-info.html. Norwegen ist zwar nicht Teil der EU, man genießt als EU-Bürger*in aber einige Vorteile. Man braucht kein Visum, muss allerdings bei der norwegischen Polizei eine Registrierung vornehmen lassen, wenn man sich länger als drei Monate in Norwegen aufhält (https://www.uio.no/english/studies/international-students/policeregistration-eu.html). Termine sind allerdings sehr schwer und nur weit im Voraus zu bekommen. Es reicht aber aus, wenn man einen Termin nachweisen kann, sofern man kontrolliert werden sollte (was ich allerdings von niemandem gehört habe).

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Durch die buddy week hat man sehr viel Zeit in der Gruppe verbracht und für die erste Zeit Personen gefunden, mit denen man Zeit verbringen kann. Es gab zwischen den verschiedenen Gruppen der buddy week auch immer wieder viele Überschneidungen, bspw. in Wettbewerben gegeneinander oder Karaoke- und Filmabende, sodass es viele Möglichkeiten gibt, auf andere Studierende zuzugehen. Bei uns haben sich relativ schnell Personen eines Landes zusammengefunden und dann eher was untereinander gemacht, was die Kontaktaufnahme etwas erschwerte. Es gibt auch sehr viele deutsche Studierende in Oslo. Nach der buddy week, ungefähr in der zweiten Woche der Vorlesungszeit, gibt es den Student Association Day (https://www.uio.no/english/studies/international-students/events/student- association-day.html), bei dem sich viele der Vereine und Clubs der Uni vorstellen. Es gibt alle denkbaren Aktivitäten über Sportgruppen, Chöre, Buchclubs oder aber auch politische Gruppen (alphabetische Liste: www.uio.no/english/student-life/associations/alphabetical/), sodass für jede*n was dabei ist. Die Sportgruppen sind oft sehr beliebt, so gab es für Tennis während des Student Association Day bereits am Nachmittag eine Warteliste. Ich wurde Mitglied von OSI Group Dance (https://www.sio.no/en/associations/find-your- association?i=1&s=8767 ), die die Tanzstile Ballett, Hip Hop, Jazz und Modern Dance in verschiedenen Niveaustufen anbieten. Bei der Anmeldung kann man angeben, für welche Kurse man sich interessiert und wird, je nach Verfügbarkeit, diesen zugeteilt. Es gibt am Anfang des Semester auch immer eine Probewoche, in der alle zu allen Kursen gehen können, sowie Workshops über das Semester verteilt. Man bezahlt am Anfang eine Teilnahmegebühr (ca. 35€ für das gesamte Semester) und kann dann in die zugeteilten Kurse gehen, von denen sich alle am Ende des Semesters in einer großen Show präsentieren. Teils wurden die Kurse auf Norwegisch unterrichtet, aber alle Norweger*innen sprechen sehr gutes Englisch, sodass man alle Teilnehmer*innen und Trainer*innen fragen kann, sollte man etwas nicht verstanden haben. Diese Tanzkurse waren meine größten Überschneidungspunkte mit einheimischen Studierenden, da in meinen Vorlesungen nur Austauschstudierende waren. Ein weiteres großes Highlight im Sommer ist studentslippet. Dort werden über ca. eine Woche verteilt ganz viele unterschiedliche Aktivitäten kostenfrei für Studierende angeboten (https://studentslippet.no/bookbare-aktiviteter/). Teilnehmen kann man bspw. an Sportaktivitäten wie Standup Paddling und einem Ausflug in den Kletterpark, Touren durch Museen und Ausstellungen oder auch an einem Malkurs. Ich habe während der Woche das Opernhaus besichtigt, war Teil einer Sauna Cruise und konnte die SALT Sauna besuchen. Die Buchung funktioniert nach dem first come, first serve-Prinzip. Zu Beginn der Buchung war die Seite komplett überlastet, nach ca. ein, zwei Stunden hat es aber funktioniert.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Ich denke, dass mein Englisch bereits vor dem Auslandsaufenthalt ganz gut war. Ich verstehe sehr viel. Mir fiel es eher schwer, einige, v.a. längere, kompliziertere oder wissenschaftliche, Sätze zu bilden. Ich war an Anfang oft sehr unsicher, da nicht alle gutes Englisch sprechen und man sich teils dann missversteht oder etwas ganz anderes sagen will, einem dafür aber die Vokabeln fehlen. Gerade in der Anfangszeit habe ich mich oft geärgert, wenn mir bspw. Fehler in der Zeitform oder der Aussprache auffielen. Das hat nach und nach aber deutlich nachgelassen, je mehr man aber sprach, desto einfacher wurde es. Durch das Auslandssemester hat sich meine Unsicherheit also deutlich gebessert. Für die Fachsprache im Englischen, was über die Umgangssprache hinausgeht und speziellere Wörter erfordert, kann man bei Bedarf noch Kurse nachholen. Dies ist mir allerdings an keiner Stelle negativ aufgefallen.

Wohn- und Lebenssituation

Durch eine Freundin habe ich den Tipp bekommen, mich zeitgleich mit der Erasmus-Bewerbung und noch vor einer Zu- oder Absage des Erasmus-Platzes bereits um einen Platz im Studierendenwohnheim zu bewerben. Es gibt in Oslo ein Studierendenwerk (SiO - sio.no/en), welches auch für die Wohnheime zuständig ist (https://www.sio.no/en/housing?pk_vid=69a468969ae779881686677957836e99). Das Anlegen des Profils und des Formulars für die Bewerbung ist recht einfach: man gibt an, an welcher Universität man studiert, wann man einziehen möchte (grobe Einschätzung reicht zu Beginn) und welches Wohnheim/welches Zimmer man bevorzugt. Eigentlich werden alle internationalen Studierenden auf die zwei größten Wohnheime in Oslo aufgeteilt: Sogn und Kringsjå. Sofern man ein möbliertes Zimmer auswählt, bekommt man ein Bett, Schrank, Tisch und Stuhl. SiO kann man über das eigene Profil sehr einfach eine Nachricht schreiben und ihnen jegliche Probleme kommunizieren. Bei mir fehlte ein Stuhl und der Tisch zum Einzug und innerhalb von einer Woche nach der Meldung hatte ich einen neuen Tisch und Stuhl, es lief alles reibungslos. Ich habe in Kringsjå gewohnt, das liegt zwar etwas außerhalb des Zentrums, aber direkt neben dem See Sognsvann. Direkt am Wohnheim fährt die T-bane Linie 5 an die Uni und ins Zentrum in einem Fünfzehn-Minuten-Takt. Es gibt ein vergünstigtes Ticket für Studierende für ca. 50€ im Monat, was über die App der Verkehrsbetriebe (ruter - ruter.no/en/) gekauft werden kann. Mein eigenes Zimmer war in einem der sehr wenigen alten Gebäude des Wohnheims und leider etwas heruntergekommen, insb. das Bad war wirklich schon sehr alt und teils mit Schimmel befallen. Die Küche habe ich mir mit sechs weiteren Personen geteilt. Es gab einen offiziellen Putzplan von SiO, der aber nicht immer eingehalten wurde. Leider hatten wir auch alle etwas unterschiedliche Vorstellungen davon, wie eine saubere Küche aussieht, wir haben das aber immer irgendwie gelöst und geordnet bekommen. In dem Studierendendorf in Kringsjå gibt es einen Supermarkt, der von Montag bis Samstag 7-23 Uhr geöffnet hat sowie ein Fitnessstudio, welches von SiO Athlectica (https://sio.no/en/sports) betrieben wird. Man kann für das Fitnessstudio ein Abo abschließen, was monatlich kündbar ist und ca. 20€ im Monat kostet. Durch den Vertrag kann man alle Fitnessstudios von SiO in der gesamten Stadt nutzen, u.a. auch eine Boulder- und Schwimmhalle, und über die mobile App Sportkurse buchen. Beim Umzug bekommt man neben dem Schlüssel zur Wohnung auch eine Karte für die Waschsalons ausgehändigt, die man über die App aufladen und dann zum Bezahlen an den Waschmaschinen und Trocknern nutzen kann. In Norwegen kann man absolut alles und überall mit Karte zahlen, selbst auf Flohmärkten, sodass Bargeld nicht notwendig ist. Es bietet sich daher an, eine Kreditkarte (oder mehrere) dabei zu haben.

Studienfach: Rechtswissenschaft

Aufenthaltsdauer: 08/2022 - 12/2022

Gastuniversität: University of Oslo

Gastland: Norwegen


Rückblick

Ich habe mich dazu entschieden, nicht mit dem Flugzeug nach Norwegen zu reisen, sondern stattdessen auf Bus und Bahn auszuweichen. Ich bin von Berlin über Hamburg und Kopenhagen mit Flixbus und Nachtzug nach Oslo gereist, was ich immer wieder so machen würde und daher jeder Person an Herz legen möchte. Es dauert natürlich deutlich länger als die Anreise mit dem Flugzeug. Ich fand die Reise aber so schön, man nähert sich langsam dem Land an, was ich als sehr angenehm empfunden habe.

Norwegen

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