Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Und das Abenteuer beginnt: Norwegen, Kristiansand, Universitetet i Agder
Nach der Zusage zum Auslandsemester verfällt man erst einmal in kurze, dezente Panik. Was ist alles zu tun? Was muss ich wo einreichen? Was mache ich mit meiner Wohnung in Potsdam? Aufgeben oder Untervermieten? Sollte ich jetzt noch norwegisch lernen? Wie läuft das mit den bereits belegten Kursen ab, da man die Uni Potsdam schon im Januar verlässt? Doch nach ein paar Tagen lichten sich all diese Fragen. Die Informationsveranstaltungen des International Office, helfen bei der Organisation. Nur leider bietet die Uni Potsdam keinen Vorbereitungskurs für Norwegisch an. Ich habe dann bei Youtube ein paar gute Kanäle zum Lernen der Grundkenntnisse gefunden. Im Mai beantragte ich bereits das Auslandsbafög. Und suchte mir dann Untermieter für meine Wohnung. Alle Unterlagen für die Gastuniversität konnten per Mail versendet werden. Doch dann hieß es erst einmal warten. Erst im November konnte man sich für die Wohnheime bewerben. Hier erhielt ich sogar eine zweier WG mit einer Freundin, die ebenfalls einen Platz in Kristiansand erhalten hatte. Da hat sich das norwegische Pendant zu unserem Studentenwerk, wirklich sehr viel Mühe gegeben. Wichtig war mir, dass ein Parkplatz für mein Auto vorhanden ist und es preislich im Bereich des Möglichen liegt. Und dann ging es ans Planen der Anreise. Wir sind am 4.1.2018 von Potsdam aus mit dem Auto nach Hirtshals (Dänemark) gefahren und sind dann mit der Fähre direkt nach Kristiansand gefahren (Fähre unbedingt vorher schon buchen!). Wir wussten nicht so recht was wir alles mitnehmen sollten, waren aber im Nachhinein sehr froh, dass wir eine kleine Grundausstattung für die Küche mitgenommen hatten.
Studium an der Gastuniversität
Im Gegensatz zur Uni Potsdam zentriert sich das meiste Studienangebot an einem Standort in Kristiansand. Die Uni liegt direkt an der Stadtgrenze. Man kann von dort aus direkt in den riesen Stadtwald laufen und eine kleine Wanderung beginnen. Die meisten Gebäude der Universitetet i Agder sind aus den letzten 20 Jahren. Das Hauptgebäude ist sehr modern. Hier gibt es viele top ausgestattete Vorlesungs- und Seminarräume. Ebenfalls findet man alle wichtigen Anlaufstellen im Hauptgebäude (International Office, Bibliothek, Mensa, Café, ein kleiner Club, Buchladen…). Das Druckersystem funktioniert ähnlich wie an der Universität Potsdam. An den Einführungstagen wurde uns die Universität und die Stadt gezeigt und wir erhielten unseren Studentenausweis. Jeder Erasmus Student konnte sich für das ESN Buddy Programm eintragen. Anders als an der Universität Potsdam ist hier die Konsultation so, dass hier 3-4 einheimische Studenten für 8-12 Internationals zuständigen sind.
Wir haben versucht jede Gelegenheit wahrzunehmen, die angeboten wurde. Oft gab es auch gratis Essen. Sehr toll war auch der Besuch im Rathaus von Kristiansand.
Ich habe drei Kurse besucht: Norwegian and comparative education (15LP), International issues in inclusive education (15LP) und Speak norwegian course (0LP). Obwohl ich an der Uni Potsdam bereits in den Master eingeschrieben war, habe ich hier Bachelor Kurse besucht, da es mir wichtig war auch praktische Erfahrungen aus dem Schulsystem mitzunehmen. Und durch diese Kurse war es mir möglich eine Kita und drei Schulen zu besuchen. Dem Englisch der Kurse konnte man sehr gut folgen. Schade war, dass hier nur die internationalen Studierenden zusammensaßen, allerdings war dies gut für die Verständigung. Aber so habe ich auch viel über andere Bildungssysteme lernen können, da wir ständig im Austausch waren.
Der Sprachkurs hat sehr viel Spaß gemacht. Zwei angehende Lehrerinnen haben uns hier auf eine sehr schöne Art und Weise die norwegische Sprache und Kultur nähergebracht. Ich hatte im Vorfeld nur einige wenige Wörter und Floskeln gelernt. Doch nach diesem Kurs war ich der Lage norwegischen Unterhaltungen zu folgen und konnte sogar meist auch in knappen kurzen Sätzen antworten.
Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden
In unserem Semester gab es über 100 internationale Studierende (die meisten davon tatsächlich Deutsche). Durch das Buddy Programm kam man ziemlich schnell in Kontakt mit den anderen Studierenden. Einige Buddys nahmen ihre Aufgabe sehr ernst und organsierten von Anfang des Semesters bis zum Ende, fast jede Woche etwas für ihre Studierenden. Ansonsten gab es durch das Semester hinweg reichlich Veranstaltungen vom ESN Programm aber auch von der Universität.
Die norwegischen Studierenden waren etwas zurückhaltend, allerdings brauchte man sie nur höflich ansprechen und dann sprudelten sie wie ein Wasserfall.
Durch die Educationkurse und die dort angesiedelten Gruppenarbeiten kam auch mit seinen Kommilitonen sehr schnell in Kontakt. Aber auch durch die Wohnheime mit ihren Gemeinschaftsräumen ergaben sich immer Möglichkeiten mit anderen Internationals aber auch mit norwegischen Studierenden ins Gespräch zu kommen.
In einer der Schulen, in der ich hospitieren durfte, kam ich mit vielen Lehrern ins Gespräch und erhielt hier sogar die Möglichkeit ein paar Stunden Deutsch als Fremdsprache zu übernehmen. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht und war neben den Reisen in Norwegen meine schönste Erfahrung dort.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Zunächst hatte ich sehr viel Respekt vor der englischen Unterrichtssprache, jedoch konnte man den Kursen sehr gut folgen. Nach zwei Wochen konnte ich mich schon an allen Diskussionen im Kurs beteiligen. Mein schriftliches Englisch hat sich ebenfalls sehr verbessert. Nach meinem Aufenthalt hatte ich Grundkenntnisse in Norwegisch.
Wohn- und Lebenssituation
Wie bereits erwähnt, teilte ich mir eine zweier WG mit einer Freundin. Jeder hatte ein kleines Zimmer mit spartanischer Grundausstattung (Bett, kleiner Tisch, Kommode, Schreibtisch mit Schrank, Schreibtischstuhl und Sessel). Das Bad und die Küche haben wir uns geteilt.
Monatlich habe ich ca. 390 € bezahlt. Die Miete konnte online per Kreditkarte bezahlt werden.
Wir waren im Wohnheim Roligheden (Aussprache Rulihedden) untergebracht. Es war genau mittig von Stadtzentrum und Universität. Mit dem Bus brauchte man zur Uni 10 Minuten in die Stadt 9 Minuten. Wenn man gelaufen ist, brauchte man circa 25-30 Minuten.
Mit dem Auto waren es 4 Minuten. Für das Busticket haben wir monatlich circa 35 € bezahlt.
33€ haben wir monatlich für die Mitgliedschaft im Fitnesscenter bezahlt. Das war direkt neben der Uni und hatte tolle Sportkurse, die teilweise auch auf Englisch angeboten wurden.
Das Wohnheim liegt ruhig gelegen zwischen Industriegebiet und Wohnanlagen. Innerhalb von drei Minuten hat man den Hafen und somit das Meer erreicht. Es gab schöne kleine Wanderwege entlang des Meeres. An den wärmeren Tagen konnte man sich mit einem Buch an den kleinen Strand legen.
Ein großer Vorteil von Roligheden ist, dass man vier Supermärkte in der unmittelbaren Umgebung hatte. Rema 1000 und Kiwi zählen zu den günstigsten Supermärkten.
Das Einkaufen wurde jedes Mal zu einer kleiner Challange. Nicht selten waren wir bei einer Shoppingtour in allen vier Supermärkten aufgrund der wöchentlichen Angebote. Man muss sich einfach daran gewöhnen, dass vieles teurer ist als in Deutschland. Doch ich habe mir oft den Einkauf mit meiner Freundin geteilt und ebenso haben wir oft in größeren Gruppen gekocht um zu sparen. Denn Essengehen kann man sich fast nicht leisten. Manchmal gab es Angebote für Studierende in der Innenstadt in Kristiansand.
Allerdings kann ich Tacos und Wraps empfehlen, die Zutaten dafür sind in Norwegen recht billig, da sie es als eine Art Nationalgericht ansehen. Kein Scherz. (freitags ist Taco Tag) Jeden Dienstag hat der ESN eine Coffee Hour für Studierende organisiert. Hier gab es gratis Waffeln und Kaffee für alle. Diese Veranstaltung sollte man auf jeden Fall mitnehmen (den ESN Agder bei Facebook abonnieren, um keine Veranstaltung zu verpassen).
Ein Parkplatz war direkt vor dem Wohnheim- also wer mit Auto nach Norwegen reist, dem empfehle ich dieses Wohnheim sehr! Wir haben uns dort sehr wohl gefühlt.
Da wir nicht so viele Univeranstaltungen in der Woche hatten, konnten wir oft verreisen. Wir haben einen Wochenendausflug nach Bergen gemacht. Waren eine Woche in Tromso und haben uns die Nordlichter angesehen. Eine Reise zum Geirangerfjord ist ebenfalls zu empfehlen! Außerdem waren wir in Oslo, Lillesand, bei den Tommerrenna wandern, haben den Preikestolen erklommen, waren in Stavanger und in Grimsatd. Unser Abschluss war eine Reise zu den Lofoten und nach Island.
Wir waren sehr froh, dass wir mit eigenem Auto reisen konnten. Das hat vieles erleichtert. Für die Flüge haben wir norwegische Airlines genommen, die einen Jugendtarif angeboten haben. Dadurch konnten wir einiges sparen. Vorort hatten wir meistens Airbnb Unterkünfte. Damit kamen wir sehr billig weg.
Wenn man mit dem Auto unterwegs ist, sollte man beachten, dass man für eine Reise nach Bergen schnell mal 12 h lang unterwegs ist. Es gibt kaum Autobahnen oder Schnellstraßen.
Trotzdem werden an vielen Straßen Mauts erhoben (die bekommt man als Rechnung circa 4-6 Monate später zugesendet). Im Winter sind die Straßenbedingungen auch schnell mal sehr riskant, da die Winterdienste nicht immer gleich vor Ort sein können. Allerdings haben wir schnell gemerkt bei unseren Reisen, dass der Weg das Ziel ist. Es gab einfach landschaftlich so viel zu bestaunen. Ständig haben wir angehalten und die Aussicht genossen. Wenn man Glück hat, sieht man auch mal einen Elch oder ein Rentier über die Straße laufen. Dann taucht plötzlich ein wunderschöner See oder Wasserfall auf.
Und ebenso mussten wir lernen. In Norwegen gibt es keine Spaziergänge. Alles artet in Wanderungen aus. Daher empfehle ich dringend gute (bereits eingelaufene) Wanderschuhe!
Shoppen war fast wie in Deutschland möglich. H&M oder Zara haben ähnliche Preise, wie bei uns. Allerdings muss man für Drogerieartikel wieder etwas mehr in die Tasche greifen. Hier also am besten die Lieblingssachen doppelt aus Deutschland mitnehmen.
Ikea hat ähnliche Preise, etwas teurer. Und ist nur ca. 15 Minuten mit dem Auto von Roligheden entfernt. Aber dadurch konnte man sich das Wohnheimzimmer etwas gemütlicher einrichten.
Eigentlich brauchst du in Norwegen nur eine Kreditkarte. Bargeld hatte ich kaum in der Hand. Man braucht es einfach nicht. Manche Supermärkte nehmen sogar keine Münzen mehr an.
Studienfach: Lehramt Primarstufe Schwerpunkt Inklusionspädagogik
Aufenthaltsdauer: 01/18-06/18
Gastuniversität: University of Agder
Gastland: Norwegen
Rückblick
Das Auslandsemester war wirklich ein tolles Erlebnis. Für Lehrämter empfehle ich dringend im Bachelor zu gehen! Im Master gibt es vom Studienangebot leider nicht so viele Übereinstimmungen. Ich habe mich in Kristiansand sehr wohl gefühlt und konnte die Zeit dort sehr genießen. Man sollte auf jeden Fall genug sparen um viel Reisen zu können. Oder sich einen Job suchen, den man zum Beispiel auch online weiterhin von Norwegen aus ausführen kann (Nachhilfe, Korrekturarbeiten…etc.). Norwegen ist einfach ganz anders. Aber wunderschön. Alles ist ein wenig entschleunigt und einfacher. Kristiansand ist nicht zu groß und übersichtlich. Unbedingt zu empfehlen ist in Kristiansand: die Insel Odderoya (besonders sonntags), Ravnedalen und der Jegersberg zum Wandern. Ich war zuvor noch nie in Norwegen und wusste nicht so recht, was mich erwarten wird. Doch zum Ende hin fühlte ich mich, als würde ich meine zweite Heimat verlassen. Ich möchte diese Erfahrung nicht missen!