Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Auf den Interseiten der Universität Potsdam und durch Informationsveranstaltungen zum Erasmus-Austausch konnte ich alle relevanten Informationen sammeln. Die Bereitstellungen von einem detaillierten Leitfaden (mit Deadlines, einzureichenden Unterlagen, nützlichen Informationen etc.) und der sehr freundlichen Kommunikation mit den Mitarbeiterinnen des International Office der Uni Potsdam gaben mir eine sehr gute Vorstellung des Prozesses und halfen mir den Überblick zu behalten.
Auf Seite der Uni Bergen lassen sich alle notwendigen Informationen von Kursplan bis Leitfaden für internationale Studierende problemlos auf der Universitätswebsite finden. Nach erfolgreicher Bewerbung auf den Erasmus+-Platz an der Uni Bergen bei der Uni Potsdam verlief die Kontaktaufnahme mit der Gastuniversität sehr einfach. Fragen wurden zügig und verständlich per Mail beantwortet und die Einreichung der notwendigen Unterlagen für die Bewerbung (Leistungsübersicht von der Universität Potsdam, Ausweiskopie und Letter of Acceptance) erfolgte alles online über das dortige „Studentweb“.
Studium an der Gastuniversität
Die Uni Bergen ist online sehr gut aufgestellt mit digitalem Studierendenausweis, Unimail-Account bei Outlook, Lehrsystem mitt.uib (vgl. Moodle), Leistungssystem Studentweb (vgl. PULS) und Exams-Programm Inspera (vgl. Exam.up). Die Einrichtung der einzelnen Accounts ist etwas zeitaufwendig, wird allerdings mit Erklärungen per Mail und Leitfäden auf der Website der Uni gut vorbereitet. Die Kurse haben i.d.R. 10 oder 15 ECTS und sind durch mehrere Vorlesungen pro Woche, höheren Leseaufwand und teilweise separate midterm-Klausuren dementsprechend etwas arbeitsaufwendiger als die 6 ECTS-Kurse an der Uni Potsdam. Die Studienleistungen werden mit Noten von A bis F bewertet, wobei die meisten Prüfungen während meines Semesters einen Durchschnitt von C hatten, was dort relativ normal ist wie uns Professor:innen berichteten. Die Prüfungsformate unterscheiden sich aber z.T. sehr von denen in Potsdam. In dem Modul „Political Economy“ wurde als Zulassungsvoraussetzung für die finale Klausur eine vierstündige midterm Klausur in Präsenz am Laptop geschrieben werden und dann am Ende des Semesters eine achtstündige take-home-Klausur. In dem Kurs „Gender and Power of Comtemporary Politics“ wurde an einem Montag um 9:00 Uhr die Aufgabenstellung bekannt gegeben und bis Mittwoch 14:00 Uhr in derselben Woche eine 3000 Wörter-Arbeit basierend auf der Kursliteratur abgegeben werden. Der Kontakt zu den Dozierenden und Verwaltungsmitarbeiter:innen war sehr gut und einfach herzustellen. Fragen, Anmerkungen (bspw. Bezüglich der Kursliteratur) wurden ernst genommen und nach gemeinsamer Besprechung im Kurs auch freundlich umgesetzt. An der Uni Bergen hat jede der sieben Fakultäten eine eigene Bibliothek und ein Studiencafé/-bar, welche fußläufig innerhalb der Innenstadt erreichbar sind und von allen Studierenden der Uni gleichermaßen genutzt werden können. Während der Prüfungsphasen lohnt sich in den Bibliotheken, ein frühes Kommen für einen guten Platz. Allgemein gibt es recht viele unterschiedliche Arbeitsplätze (Einzel-, Gruppenarbeitsplätze, mit/ohne PC, cubicles etc.) und die Öffnungszeiten variieren zwischen den einzelnen Bibliotheken, wobei die Bibliothek des Sozialwissenschaftlichen Fakultät allerdings mit am längsten und in der Hauptprüfungsphase auch durchgängig 24h geöffnet hat. Ich habe mich keiner Studierenden-Organisation angeschlossen, für die zwar sehr viel Werbung zu Semesterbeginn mit eigenen Ständen in den Fakultäten gemacht wurde, aber sich größtenteils eher an norwegische Studierende richteten.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Mit norwegischen Studierenden in Kontakt zu kommen gestaltete sich eher schwieriger, da diese eher verschlossen sind, ich allerdings auch durch das Wohnen in dem dortigen Studierendenwohnheim in Fantoft schnell ein Umfeld aus internationalen Student:innen hatte, mit denen ich auch einige Kurse gemeinsam belegte. Die meisten Kurse im Bereich Politik und Wirtschaft sind zudem im Vorlesungs-Format ohne zusätzliche Tutorien, wo sich relativ wenig Raum für Interaktion ergibt. In dem Studierendenwohnheim gab es zu Beginn viele Aktivitäten zum Kennenlernen, z.B. Speed-Friending, Spaziergänge oder Abendveranstaltungen.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Ich habe vor meinem Auslandsaufenthalt ein paar Grundlagenkenntnisse in Norwegisch gelernt, aber vor Ort festgestellt, dass alle Personen jeglichen Alters sehr gut Englisch sprechen. Da ich mir meine Punkte im fachspezifischen Bereich anrechnen lassen wollte, habe ich keinen Sprachkurs belegt. In den sechs Monaten hatte ich keine Situation in der ich nicht mit Englisch weiter kam.
Wohn- und Lebenssituation
Ich habe mich über das Student:innennetzwerk „Sammen“ auf einen Platz im Wohnheim Beworben. Obwohl ich drei andere Präferenzen angegeben hatte, habe ich ein Angebot für ein kleines Apartment in Fantoft, wo die allermeisten internationalen Studierenden untergebracht sind, bekommen. Im Wintersemester werden diese bestimmten Apartments meistens mit zwei Personen belegt, im Sommersemester hatte ich es aufgrund höherer Kapazitäten für mich allein. Ausgestattet mit einem Doppelstockbett, einem Schreibtisch, zwei Schränken, einer Küchenzeile und einem Bad auf insgesamt ca. 17 qm. Als Einzel-Apartment fand ich es echt perfekt, zu zweit wäre es mir persönlich zu klein gewesen und die Erfahrungen von Freunden, welche sich so ein Apartment geteilt haben befanden es auch als zu eng mit zu wenig Privatsphäre. Die Wohnungen und die Anlage in Fantoft ist sehr modern, mit einem eigenen Fitnessstudio, Volleyball-/Basketballplatz, Grillmöglichkeiten, Wiese, Dachterrasse, Gemeinschaftsräumen, guter Anbindung in die Innenstadt (ca. 15-20 min Fahrtzeit) und vielen unterschiedliche erschwingliche Wohn-Typen, von 16er-, 4er-, 2er- bis Einzel-Wohnungen.
Bezüglich der Lebenshaltungskosten sollte einem bewusst sein, dass diese in Norwegen um einiges höher sind als in Deutschland und dies bei der finanziellen Planung einkalkulieren. Das Ersamus+-Stipendium unterstützt diesbezüglich natürlich, deckt aber nicht die gesamte finanzielle Mehrbelastung ab. Vor allem am Anfang stehen eine Ausgaben an, wie unter anderem das 6-Monats-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr, Fitnessstudio-Mitgliedschaft oder ein Einkauf bei Ikea für bspw. Bettzeug. Allgemein kann dort alles und manchmal auch ausschließlich mit Karte bezahlt werden; Gels umtauschen ist in jedem Fall überflüssig.
Bezüglich der Freizeitgestaltung stand natürlich bei vielen die Besteigung der 7 Berge rund um Bergen auf dem Plan. Aber auch ohne große Wander-Begeisterung kommt man in Bergen und Norwegen allgemein, vor allem naturtechnisch, sehr auf seine Kosten.
Studienfach: Politik und Wirtschaft
Aufenthaltsdauer: 01/2024 - 06/2024
Gastuniversität: Universitetet i Bergen
Gastland: Norwegen
Rückblick
Ich bin sehr froh über meine Zeit in Bergen. Ohne eine spezielle Verbindung zu Norwegen und wenig Vorahnung habe ich jetzt definitiv meine Begeisterung für dieses Land entdeckt und es wird definitiv nicht mein letzter Besuch dort gewesen sein. Einer der besten Aspekte der Zeit dort waren für mich auf jeden Fall die Menschen die ich kennengelernt und Freundschaften, die ich geschlossen habe. Es sind so viele Personen in der exakt gleichen Situation wie man selbst und die guten, wie die schwierigen Momente dieser Erfahrung teilen zu können macht es so viel besser. Ich kann die Uni Bergen definitiv nur empfehlen und dazu raten sich über das Studierendenwerk und speziell in Fantoft auf Unterbringung zu bewerben. Der Rest ergibt sich dann schon
Sonstige Hinweise
Beim Bezug eines Zimmers oder einer Wohnung im Wohnheim muss man beachten, dass dort nur die Möbel und nötigste Küchenutensilien vorhanden sind. Alles Weitere wie Bettzeug, Schreibtischlampe etc. muss man sich selbst besorgen und meistens am Ende des Aufenthalts verschenken, wegschmeißen oder in die reuse-rooms stellen. Falls es datenschutztechnisch möglich ist, würde ich über das International Office die Kontaktdaten der aktuellen vorherigen Austauschstudierenden der Uni Potsdam anfragen und eine eventuelle Weitergabe von bestimmten Gegenständen zu arrangieren. Das haben Freund:innen von mir über ihre Unis gemacht und das hätte mir auf jeden Fall ein wenig Geld und Besorgungen ersparrt.