Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Der Bewerbungsprozess an der Uni Potsdam verlief sehr gut und geordnet. Für sämtliche Schritte, die zu verfolgen waren, wurden übersichtliche Dokumente bereitgestellt, die alles im Detail beschreiben. Die erste Kontaktaufnahme der Uni Utrecht ließ etwas länger auf sich warten als gedacht, aber das scheint normal zu sein. Für die Gastuni brauchte ich ein Sprachzertifikat, ein offizielles Transkript meiner bisherigen Noten, ein Scan meines Reisepasses/ID und ich musste eine Liste mit meinen präferierten Kursen ausfüllen (dies war aber nur vorrübergehend). Das Ganze passierte über ein online Portal der Uni Utrecht. Auch dies war gut und verständlich dokumentiert. Das International Office der Gastuni war sehr schnell zu erreichen und stand für Fragen immer zur Verfügung.
Studium an der Gastuniversität
Das Studium in den Niederlanden ist etwas anders aufgebaut, als wir es in Deutschland gewohnt sind. Die Unis legen sehr viel Wert auf Austausch und Gruppenarbeiten. Man könnte das Studium als etwas „verschulter“ bezeichnen. Jedes Modul besteht aus einer Vorlesung und einer Arbeitsgruppe. Generell in das Studium deutlich aufwendiger (besonders während des Semesters), als wir es gewohnt sind. Jede Woche musste ich mindestens 5-6 Artikel lesen und zusammenfassen. Die Uni bietet aber eine ganze Menge toller Kurse an, die wir hier nicht belegen könnten. Ich konnte mir zwar die meisten meiner Kurse nicht anrechnen lassen, aber ich habe trotzdem viel Neues gelernt. Der generelle Leistungsdruck in den Niederlanden ist auch etwas anders. Eine Note 9 oder 10 (was in Deutschland einer 1,0-1,3 gleichkommen würde) ist fast nicht zu erreichen. Die meisten Niederländer:innen sind mit einer 6-7 (ca. 2,3-2,7) vollkommen zufrieden. Da, wie gesagt, viel Wert auf Gruppenarbeit gelegt wird, ist es wichtig, das im Kopf zu behalten. Generell erfährt man jedoch viel Unterstützung von seinen Tutor:innen und Dozent:innen und diese sind für Fragen und auch Beschwerden immer offen.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Der Kontakt mit den Niederländer:innen war eher etwas weniger. Ich habe es aber auch nicht anders erwartet. Die vorbereitenden Veranstaltungen und Orientierungswochen waren Erasmus-intern. Den meisten Kontakt hatte ich dementsprechend zu anderen Erasmus-Studierenden. Das muss aber nicht sein. Die Universität Utrecht bietet, wie auch die Universität Potsdam, ein Buddy-Programm an. Das ist ein Projekt, in dem jeweils ein/e niederländische/r Student/in mit Erasmus-Studierenden gepaart wird. Es wird dann regelmäßig Veranstaltungen geben, die man mit seinem/er Buddy gemeinsam besuchen kann. Man sollte sich jedoch keine Sorgen machen, dass man nicht genügend Leute kennenlernt, da die Erasmus-Gemeinschaft und besonders das Leben im Studierendenwohnheim genug Möglichkeiten bietet, neue Menschen kennenzulernen und Freunde zu finden.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Ich persönlich habe kein Wort niederländisch gesprochen, bevor ich nach Utrecht gekommen bin. Ich bin sehr gut zurechtgekommen, da so gut wie jede/r Englisch spricht. Es wäre bestimmt gut gewesen etwas mehr zu verstehen, um etwas mehr von der Kultur mitzunehmen, aber wie gesagt, notwendig ist es nicht. Das ESN in Utrecht bietet auch Möglichkeiten, für wenig Geld an einem Sprachkurs teilzunehmen.
Wohn- und Lebenssituation
Bezüglich der Wohnsituation in Utrecht würde ich definitiv empfehlen, zu versuchen einen Platz im SSh (short-stay-housing) zu bekommen. Dies wird aber in den Informationsmails der Uni deutlich angekündigt und beschrieben. Der Wohnungsmarkt in Utrecht ist schlimmer als in Berlin. Viele WGs sind auch eher abgeneigt jemanden aufzunehmen, der/die nur für 5 Monate in Utrecht ist und möglicherweise auch nicht Niederländisch spricht. SSH ist eine gute Möglichkeit, für ca. 500€ (eine relativ günstige Option in Utrecht) ein möbliertes Zimmer in relativ gutem Zustand zu finden. Die WG-Größen reichen dort von 3-12 Personen. Die Standorte sind entweder im Stadtzentrum, auf dem Campus oder in einem nahegelegenen Ort. Ich habe auf dem Campus Sciencepark gelebt und kann es nur empfehlen. Die meisten Wohnheime sind dort gelegen und man ist trotzdem in angenehmer Nähe zum Zentrum. Was in Utrecht auf keinen Fall fehlen darf, ist ein Fahrrad. Ich habe mein eigenes Fahrrad mitgebracht, was aber in Retrospeckt nicht notwendig war. Die meisten haben vor Ort ein Fahrrad bei Swapfiets für ca. 15€ im Monat gemietet. Die Stadtmitte ist vom Campus aus in ca. 15 Minuten mit dem Fahrrad zu erreichen. Die Anbindung mit dem Bus dauert ca. genauso lange. Ich persönlich würde aber immer empfehlen, das Fahrrad zu nehmen, da es einfach die „niederländische Art“ ist und eine coole Erfahrung. Die Niederlande sind im Großen und Ganzen teurer als Deutschland und besonders als Berlin. Sowohl Lebensmittel als auch gelegentlichen Essen gehen oder etwas trinken gehen.
Studienfach: Psychologie
Aufenthaltsdauer: 09/2021 - 02/2022
Gastuniversität: Universiteit Utrecht
Gastland: Niederlande
Rückblick
Ich kann euch nur einen Tipp mit auf den Weg nehmen und der ist: Nehmt alles mit, was euch angeboten wird. Das erstreckt sich von Angeboten, die euch die Uni bietet (wie z.B. eine kostenlose Mental-Health-Week mit workshops und Aktivitäten) bis hin zum ESN, welches viele coole Aktivitäten anbietet (wie z.B. das Cantus, welches eine Art Gesangs-, Trinkspiel ist und eine jahrzehntealte Tradition in den Niederlanden und Belgien ist), bei denen man immer neue Leute kennenlernt. Versucht offen zu sein, neue Leute kennen zu lernen. Ich habe viele neue tolle Menschen aus ganz Europa und der Welt kennengelernt und hatte eine der besten Zeiten meines Lebens.