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Erasmus+ Erfahrungsbericht - Tilburg University


Studienfach: B.Sc. Betriebswirtschaftslehre

Aufenthaltsdauer: 08/2017 - 01/2018

Gastuniversität: Tilburg University

Gastland:Niederlande

Vorbereitung meines Auslandsaufenthalts

Vor gut einem Jahr habe ich mich relativ spontan dazu entschieden, im Rahmen meines Studiums doch noch ein Auslandssemester zu absolvieren. Gesagt getan reichte ich alle notwendigen Unterlagen ein (eine genaue Anleitung und Auflistung findet man ganz einfach auf den Seiten des International Office). Dann hieß es erst einmal abwarten, bis die Zu- oder Absagen verschickt werden. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich ganz schön nervös war. Und dann war sie da, die Zusage für die Tilburg University. Ich war über glücklich, aber gleichzeitig auch etwas verunsichert, ob ich all die Hürden vor dem Start des Auslandssemesters meistern würde. Um euch gleich die Angst zu nehmen: es war einfacherer als erwartet. Das International Office der Universität Potsdam gibt euch im Rahmen der Erasmus Veranstaltungen alle nötigen Informationen mit auf den Weg und wenn doch einmal etwas unklar sein sollte, stehen euch alle mit Rat und Tat zur Seite. Das Gleiche gilt auch für die Tilburg University. Die Mitarbeiter dort sind auch sehr nett und stets bemüht euch alle Fragen, die aufkommen können, bestmöglich zu beantworten. Ich selbst habe sogar die Erfahrung gemacht, dass die Mitarbeiter in Tilburg über ihre eigentlichen Zuständigkeiten hinweg sehr hilfsbereit sind. Der erste Kontakt zur Gasthochschule erfolgte via Mail. In dieser Mail gab es einige Informationen, wie die Bewerbung an der Tilburg University ablaufen sollte. Die gesamte Bewerbung wurde im Online Portal erfasst, was den ganzen Prozess beschleunigt und vereinfacht hat. In Online-Bewerbung werdet ihr Schritt für Schritt durch die verschiedenen Stufen des Prozesses gelotst. Wichtiger Hinweis: Nach der Bestätigung der Bewerbung durch die  Tilburg University müsst ihr eure Studentenkarte beantragen. Vergesst das bitte nicht!

Das Studium an der Gastuniversität

Das gesamte Auslandsstudium ist gut organisiert. Die Lehrveranstaltungen sind gut strukturiert. Neben herkömmlichen Vorlesungen, gibt es Übungen und Gruppenarbeiten. Die Gruppenarbeiten variieren von Präsentationen über Online Hausaufgaben bis hin zu Group assignments. Außerdem wurden bei den von mir belegten Kursen Workshops angeboten (Teilnahme war verpflichtend, um den Kurs zu bestehen). Diese Workshops waren sehr interessant und ich habe aus ihnen auch viele wertvolle Informationen mitgenommen. Am Ende eines Trisemesters oder Semesters, werden, wie auch in Deutschland, Klausuren geschrieben. Die, die ich geschrieben habe, waren alle auf Multiple Choice Basis. Die Zeit, um die Klausuren zu schreiben, ist gut bemessen und es gelingt einem immer die Klausur zu beenden. Ich persönlich fand, dass die Anforderungen ähnlich der der Universität Potsdam entsprachen. Teilweise waren die Assignments und Gruppenarbeiten etwas zeitintensiver als man es normalerweise gewöhnt war. Die Bewertung der Leistungen war stets fair und zugunsten der Studenten ausgerichtet. Fleiß wurde entsprechend gut benotet. Das Studienklima war wirklich außerordentlich gut. Es kam ein wahres Campus-Feeling auf und alle Studenten waren stets hilfsbereit. Bei Gruppenarbeiten waren niederländische und internationale Studenten gemischt. Es war schön zu sehen, wie gut man miteinander arbeiten konnte und wie alle dasselbe Ziel verfolgt haben. Außerdem ist die gute Betreuung durch die Dozenten und studentischen Mitarbeiter zu erwähnen. Von jedem Lehrstuhl erfährt man eine sehr gute Betreuung und auch Support. Jeder Dozent ist Ansprechpartner und freut sich über Fragen und Diskussionsanregungen. Es war das erste Mal, dass ich eine Art freundschaftliches Verhältnis zwischen Lehrenden und Dozenten erfahren durfte. Ich war wirklich sehr überrascht und es hat das Studieren wesentlich vereinfacht. Die Tilburg University ist in Sachen Ausstattung und Zugang vollkommen up to date. Die Bibliothek ist fast rund um die Uhr offen und bietet eine Menge an Computern an. Außerdem gibt es Ruhebereiche und Gruppenbereiche, wo Gruppentreffen stattfinden können. In diesem Jahr wird außerdem ein eigenes Gebäude „Cube“ eröffnet, das den Studierenden extra Raum für das Selbststudium bieten soll. Die Vorlesungsräume sind auch auf dem neusten Stand der Technik. 

Kontakt zu einheimischen und ausländischen Studierenden

Ich kann jedem nur wärmsten empfehlen Mitglied bei der Studentenorganisation I*ESN zu werden. Die Studentenorganisation hat sich auf internationale Studierende spezialisiert. Es ist sehr einfach so neue Freunde aus der ganzen Welt zu finden und auch mit einheimischen Studenten in Kontakt zu treten. Der I*ESN veranstaltet jede Woche besondere Abende, wie z.B. Motto-Partys oder auch die berühmten Cooking with Culture, wo man in den Genuss von anderen landestypischen Gerichten kommt. Außerdem wurden verschiedene größere Trips veranstaltet. Unter anderem wurden Amsterdam, Köln (Weihnachtsmarkt) und Prag besucht. Ich habe während meines Aufenthaltes sehr viele neue Freunde gefunden und bin unglaublich glücklich darüber. Da die Zeit für die meisten Studenten in Tilburg begrenzt ist, nutzt man diese viel intensiver und erlebt die Momente, die man gemeinsam hat, viel bewusster. An den Wochenenden bin ich mit vielen Freunden in unterschiedliche Städte in den Niederlanden gefahren, um diese zu besuchen. Generell sollte aber auch gesagt werden, dass der Kontakt zu einheimischen Studenten außerhalb von I*ESN eher begrenzt ist. Sobald die niederländischen Studierenden mitbekommen, dass du ein internationaler Studierender bist, gehen sie eher auf Abstand und begrenzen den Kontakt auf das Nötigste, sind weiterhin aber immer noch sehr freundlich und offen für Fragen. Ich selbst habe das als nicht störend empfunden, fand es aber in einigen Situationen etwas schade, da ich gerne mehr von den Einheimischen erfahren hätte.

Sprachkompetenz vor und nach meinem Auslandsaufenthalt

Mein Englisch hat sich durch den Auslandsaufenthalt sehr verbessert. Ich bin in die Niederlande gereist und hatte ein schlechtes B2 Niveau. Das bedeutet, dass mein Wortschatz zwar vorhanden war, aber nicht ausreichend. Außerdem hatte ich in alltäglichen Situationen oft Probleme die richtige Zeitform zu wählen. Darüber hinaus war ich schlicht zu schüchtern, um an einer Konversation teilzunehmen. Nun hat sich mein Wortschatz von einem passiven zu einem aktiven entwickelt. Ich nehme gerne und aktiv an Diskussionen im Alltag teil und es fällt mir leicht die Grammatik anzuwenden, ohne lange vorher überlegen zu müssen, ob das Gesagte nun richtig war. Ich habe zu den normalen Lehrveranstaltungen zusätzlich noch einen Englisch Sprachkurs „English for TOEFL“ am Sprachzentrum der Tilburg University belegt. Das kann ich jedem empfehlen, denn in diesem Kurs habe ich wichtige akademische Sprachbesonderheiten und Hinweise zu akademischen Arbeiten erfahren, die man im Alltag natürlich nicht lernt. Des Weiteren habe ich einen Niederländisch Sprachkurs absolviert, der mir in der Kommunikation im Alltag sehr gut geholfen hat, weshalb ich diesen auch wärmstens empfehlen kann.

Wohn-  und Lebenssituation

Ich habe in den Verbs gewohnt. Das sind Studentenwohnheime, fußläufig von der Universität entfernt. Dort gibt es zwei Gebäude, die extra für Exchange Students vorgesehen sind. Die Unterkunft habe ich durch WonenBreburg gefunden. Bei eurer Bewerbung an der Tilburg University könnt ihr angeben, ob ihr eine Benachrichtigung von WonenBreburg bekommen möchtet, um über dieses Unternehmen ein Zimmer zu mieten. Ich kann es nur empfehlen ein Zimmer dort zu mieten, da zu Beginn des Semesters einige Studenten reichlich Probleme hatten ein Zimmer zu finden. Die Verbs haben unterschiedliche Wohnungen. Im ersten Stock befinden sich drei 6er WG´s und in den Stockwerken darüber jeweils 17er WG´s.  Ich selbst habe in einer der 6er WG´s gewohnt, würde aber vermutlich das nächste Mal eine 17er WG auswählen.Der große Vorteil in den Zimmern der 6er WG´s ist, dass jedes Zimmer einen eigenen kleinen Kühlschrank hat. Zuerst hört es sich ziemlich erschreckend an, dass man mit 16 anderen Personen in einer Wohnung zusammen leben soll. Allerdings kann ich sagen, dass die Gegebenheiten wirklich gut sind. Es gibt ausreichend Duschen, eine sehr große Küche und der Zusammenhalt in den 17er WGs ist einmalig. Dass die hygienischen Gegebenheiten ab und zu zu wünschen übrig lassen, erklärt sich von selbst, hängt aber auch stark von den Mitbewohnern ab. Ebenso wie die Lautstärke. Zwei Mal in der Woche werden die Wohnungen von einem Reinigungsunternehmen gesäubert. Für die Sauberkeit in eurem Zimmer seid ihr verantwortlich. Die Miete für ein Zimmer bei WonenBreburg muss im Voraus für ein halbes Jahr geleistet werden. Für die Bezahlung benötigt ihr eine Kreditkarte, wo genügend Verfügungsrahmen vorhanden ist. Ihr solltet euch in jedem Fall ein Fahrrad zulegen. Ohne Fahrrad seid ihr in Tilburg wirklich aufgeschmissen. Es gibt Busse und auch eine Regio, die euch von der Uni zur City bringt, allerdings ist das wirklich teuer (z.B. eine Station mit der Bahn kostet um die 4 Euro). Ich selbst habe bei den Welcome Days ein Fahrrad von einem Händler gekauft und hatte wirklich großes Glück. Die Fahrräder sind bei den Welcome Days allerdings alle etwas überteuert und man muss Glück haben, um ein zuverlässiges zu finden. Viele von den anderen Studierenden hatten viele Probleme mit Fahrrädern, die sie bei den Welcome Days gekauft haben. Eine tolle und sinnvolle Alternative bietet Swapfiets. Dabei handelt es sich um eine Art Fahrrad-Leasing. Ihr bezahlt monatlich einen Betrag und bekommt ein nagelneues Fahrrad. Falls mal etwas kaputt gehen sollte kommt ein Mitarbeiter und hilft euch bei der Reparatur. Kommen wir nun zu den Bankgeschäften. Ich selbst hatte schon im Vorfeld ein Konto bei der ING-Diba. Mit meiner Maestro Karte hatte ich keine Probleme einzukaufen und Geld abzuheben (Achtung: beim Geldabheben werden Gebühren fällig, falls ihr kein niederländisches Bankkonto habt). Wichtig zu erwähnen ist, dass die Niederlande eher kein Land der Kreditkarten ist. Mit einer normalen Bankkarte (Vpay,Maestro) könnt ihr aber überall bezahlen. Darüber hinaus bezahlen Niederländer in der Regel alles mit Karte. Bargeld wird eher wenig genutzt. Eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung habe ich über den ADAC abgeschlossen, was aber nicht wirklich notwendig ist. Mit eurer EU-Krankenkassenkarte könnt ihr auch in den Niederlanden zum Arzt gehen und müsst idR keine zusätzlichen Gebühren bezahlen. Allerdings müsst ihr das Geld manchmal vorstrecken und kriegt das dann von eurer Krankenkasse wieder. ABER: Es ist wirklich schwer einen Termin bei einem Arzt für zum Beispiel eine Erkältung oder ähnliches zu bekommen, da Niederländer für solche Dinge nicht zum Arzt gehen. Bitte habt das immer im Hinterkopf und überlegt euch, ob ihr wirklich zum Arzt müsst. Das erspart euch einiges an Stress und Nerven. Die Lebenshaltungskosten sind im Allgemeinen genau so hoch wie in Deutschland. Wenn man sich einigermaßen gesund ernähren möchte, kostet das natürlich etwas mehr. Es gibt bei Albert Heijn viele wechselnde Angebote, nach denen man sich wirklich richten sollte. Falls einem selbst Albert Heijn zu teuer ist, findet man natürlich auch die Discounter Aldi und Lidl vor, die etwas weiter entfernt sind. Außerdem gibt es jeden Samstag im City Center einen Wochenmarkt, wo man Obst, Gemüse, Brot Käse und ähnliches wirklich günstig erwerben kann. Probiert unbedingt die niederländische Spezialität Kippling dort. Was wirklich teuer in den Niederlanden ist, sind Drogerieartikel wie Shampoo, Duschgel etc. Auch hier kann ich nur empfehlen: Schaut euch nach Discounts um! So kann man auch gutes Geld sparen. Auch wenn Tilburg nicht die größte Stadt auf den ersten Blick ist, bietet sie allerhand Freizeitaktivitäten und Dinge, die es zu entdecken gibt. Ich selbst habe nur wenige genutzt, da ich während den Wochenenden meistens in anderen niederländischen Städten unterwegs war oder ich lernen musste. Außerdem habe ich mich dazu entschieden meinen Master in Tilburg zu absolvieren, weshalb ich noch genügend Zeit haben werde, um zum Beispiel den Safari Park oder Efteling zu besuchen. Im Sommer gibt es außerdem die Möglichkeit in eines von vielen Schwimmbädern zu gehen und im Winter wird Schlittschuh gelaufen, um nur einiges zu nennen. Es gibt außerdem genügend Restaurants und Bars, wo man sich gut mit seinen Freunden treffen kann (du wirst mit Sicherheit im Happy Italy mehr als einmal essen). Außerdem kann ich jedem nur empfehlen, eine Mitgliedschaft im Sports Center der Tilburg University abzuschließen. Das Angebot ist wirklich groß und für jeden ist etwas dabei, zu einem sehr gutem Preis.

Studienfach: B.Sc. Betriebswirtschaftslehre

Aufenthaltsdauer: 08/2017 - 01/2018

Gastuniversität: Tilburg University

Gastland:Niederlande


Rückblick

Ich hatte wohl die bisher beste Zeit meines Lebens in Tilburg. Auch wenn Tilburg nicht die bekannteste Stadt in den Niederlanden ist, würde ich diese Stadt und die Uni immer wieder wählen (die anderen niederländischen Städte kann man sich ja trotzdem ansehen). Es handelt sich um eine relativ schöne Studentenstadt (ja architektonisch ist sie nicht ganz so schön wie zum Beispiel Amsterdam oder Den Haag), wo man als Student viel erleben kann und die Mieten noch bezahlbar sind. Wie oben schon erwähnt solltet ihr unbedingt eine Mitgliedschaft bei I*ESN abschließen. Die Menschen die ich dort getroffen habe, haben mein Exchange Semester erst zu dem gemacht, was es im Endeffekt war. Manchmal wartet das kleine große Abenteuer nicht im fernen Amerika oder Australien, manchmal wartet es direkt nebenan.

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