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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Meinen Erasmusplatz an der Universität Groningen (RUG) habe ich über die Restplatzliste des International Office gefunden. Da meine Fakultät keine große Auswahl westeuropäischer Unis für einen ERASMUS-Austausch anbot, war dies die perfekte Möglichkeit, um dennoch einen interessanten Austauschplatz zu bekommen. Auf dieser Liste werden alle „ungenutzten“ Erasmusplätze der Fakultäten an der UP gesammelt, auf welche sich nach einer gewissen Zeit alle Studenten bewerben können. Man muss darauf achten, dass manche Gastunis auch nur Kurse in dem Fachbereich der Fakultätspartnerschaft anbieten. In Groningen muss man deshalb die meisten Kurse im Fachbereich „Arts“ absolvieren, der aber fast alle Geisteswissenschaften umfasst (womit fast für jeden etwas dabei ist). Die Kontaktaufnahme zur Universität Groningen lief zuerst hauptsächlich über die Erasmus-Koordinatorin des Patholinguistik-Departments, welche mich für den ERASMUS-Platz an der RUG nominierte. Kurz danach erhielt ich schon erste Mails von meiner Studienkoordinatorin in Groningen und ihrem Team, in denen ich auch Zugangsdaten zu der Online-Mobility-Plattform der RUG erhielt. Dort musste ich dann alle notwenigen Unterlagen hochladen. Dazu gehörten vor allem: Transcript of Records, Sprachnachweis, Ausweiskopie, Motivational Letter und eine Study Skills Overview. Nachdem ich das alles hochgeladen hatte, bekam ich ziemlich schnell eine Bestätigung meines Austauschplatzes und den Zugang zu meinem „offiziellen“ Universitätsaccount.


Studienfach: Rechtswissenschaften

Aufenthaltsdauer: 09/2022 - 03/2023

Gastuniversität: Universität Groningen

Gastland: Niederlande

Studium an der Gastuniversität

Das Studium an der RUG hat sich deutlich zu meinem Studium in Deutschland unterschieden, was aber nicht heißt, dass es schlechter war – eher deutlich besser! Generell wird das Semester in zwei Blöcke á 7 Wochen mit jeweils 2-3 Wochen Prüfungsphase aufgeteilt. Während der Blöcke belegt man im Normalfall drei Kurse mit jeweils 5 ECTS-Punkten, um je Block 15 ECTS zu erreichen. Dabei besteht ein Kurs meistens aus 2-3h Vorlesung und 2h Seminar pro Woche, wichtig dabei ist: Alle Universitätsveranstaltungen, aber insbesondere die Seminare, sind verpflichtend! Man darf in der Regel maximal einmal fehlen, sonst wird der Kurs automatisch als nicht bestanden gewertet. Krankschreibung oder Entschuldigungen gibt es nicht. Dafür aber sonst die SWS-Anzahl überschaubar ist, gibt es wöchentliche Assignments (Hausaufgaben), die bis zum nächsten Seminar zu erledigen sind. Das ist meistens eine umfangreiche Literaturaufgabe (meistens ca. 20-30 Seiten aus einem Lehrbuch lesen und dazu kleine Fragen beantworten) oder direkt Textaufgaben zu den Inhalten des Kurses in der Woche lösen. In allen Kursen werden die Assignemnts überprüft und manchmal sogar bewertet. Generell gibt es meistens Aufgaben, die während des Seminars bearbeitet werden, die zum großen Teil dann auch die Abschlussnote ausmachen (2000-Wörter-Paper zum Kursthema schreiben oder einen umfangreichen Vortrag halten). Dieser Arbeitsmodus kann im ersten Moment leicht überfordernd wirken, da man ja meistens von deutschen Unis auch viel Eigenständigkeit gewohnt ist. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber dran und lernt die dadurch erzeugte Struktur zu schätzen. Am Ende des Blocks gibt es eigentlich immer eine 2h-Abschlussklasur, die fast immer ein digitaler Multiple-Choice-Test mit eventuell ein bis zwei Freitextfragen ist. Die Klausuren sind bei guter Vorbereitung sehr gut zu schaffen und die Ergebnisse bekommt man meistens auch umgehend innerhalb von eins zwei Wochen und kann dann ggf. auch noch in eine Nachprüfung gehen. Die Notenvergabe (in den Niederlanden 1-10, wobei 10 & 9 sehr selten vergeben werden und man mit 5.5 bestanden hat) habe ich als sehr fair empfunden und kann nur sagen, dass es durchaus möglich ist auch gute Noten zu schreiben. Die Studienorganisation war hervorragend, generell habe ich die Administration und das Lehrpersonal an der RUG als extrem freundlich, direkt und nahbar wahrgenommen. Jeder Mitarbeiter und Dozent ist ehrlich bemüht, einem eine gute Universitätserfahrung zu ermöglichen. Durch die sehr kleinen Gruppen in den Seminaren und selbst in manchen Vorlesungen ist es jederzeit möglich, einen persönlichen Kontakt zu den Lehrenden aufzubauen. Auch die Verwaltung und Studienkoordination ist stets bemüht, alle Probleme zu lösen (von denen es nicht viele gibt) und generell kriegt man meistens umgehend eine Antwort auf jede gestellte Frage. Die Ausstattung der RUG ist auch hervorragend, die gesamte Lehre wird neben den Präsenzterminen über ein zentrales digitales Tool „Brightspace“ organisiert, in dem man alle seine Kurse, die dazugehörigen Unterlagen und Abgabemöglichkeiten findet, sowie Zugang zu allen Universitäts-Services hat (Google Workspace, Office, Online-Bibliothek etc.). Die Räume haben manchmal noch ein wenig 79er-Jahre-Flair, sind aber sonst digital voll ausgestattet. Die RUG hat mehrere Unibibliotheken in der Stadt, aber die „Hauptbibliothek“ im Stadtzentrum ist top ausgestattet und hat Platz für mehrere hundert, wenn nicht gar tausend Studierende und hat täglich von 08:00 bis 24:00 geöffnet.                 

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Der Kontakt zu meinen Kommilitonen war während den Vorlesungen und Seminaren stets total unproblematisch. Dazu muss man auch sagen, dass die RUG einen extrem hohen Internationalitätsfaktor hat, was dazu führte, dass in meinen meisten Kursen es manchmal sogar mehr Internationals als Niederländer gab. Alle Studierende gehen respektvoll und offen miteinander um und ich hatte nie Probleme Anschluss zu finden. Natürlich ist es meistens so, dass die Niederländer eher unter sich bleiben, aber ich hatte in meiner Zeit auch lustige und interessante Gruppenarbeiten zusammen mit Niederländern. Als Deutscher ist man meistens auch nicht alleine, ich würde sagen nach den Niederländern bilden die Deutschen die größte Gruppe an der RUG, was natürlich auch durch die Nähe zur deutsch-niederländischen Grenze bedingt ist.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Mein Englisch hat sich ganz klar verbessert und insbesondere mein Vertrauen darin, alles, was ich sagen möchte, klar und deutlich auch ins Englische übertragen zu können, ist durch den Auslandsaufenthalt extrem gewachsen. Ich hatte vorher gar keine niederländischen Sprachkenntnisse, aber habe mir in der Zeit viel Mühe gegeben, die Grundlagen zu lernen. Die Universität bietet hierfür gute Sprachkurse an, welche man auf jeden Fall belegen sollte. Leider sind die Sprachkurse für Austauschstudenten nicht ganz kostenlos, aber eine Erstattung ist meistens über das ERASMUS-Programm möglich. Als Deutscher hat man dann schon meistens einen kleinen Vorteil, da die Sprachen ja schon sehr verwandt sind. Auch wenn in Groningen jeder Englisch spricht, merkte ich schon, dass es im Alltag die Leute freut, wenn man wenigstens das Gespräch auf Niederländisch einleitet oder beendet.

Wohn- und Lebenssituation

Vorneweg: EINE WOHNUG FINDEN IST DIE TOP PRIORITÄT (Nach der Zusage)! Groningen ist eine kleine Stadt mit vielen Studenten und begrenztem Wohnraum. Das muss nicht heißen, dass die Wohnungen zumindest im Vergleich zu Berlin/Potsdam extrem teuer sind, insbesondere WG-Zimmer sind oft auch günstig zu haben. Aber der Markt ist heiß umkämpft und mit einer Aufenthaltsdauer von meistens nur 6 Monaten sind Austauschstudenten nicht die beliebtesten Mieter. Also frühzeitig auf Wohnungssuche gehen! Hilfreich dabei sind vor allem Facebook-Gruppen und evtl. Vergleichsportale (eine gute Übersicht dazu findet ihr hier: https://www.esn-groningen.nl/student-information/housing-in-groningen/). Ich selbst habe mich für ein Zimmer in einem privaten internationalen Wohnheim entschieden, was dann schon eher teuer war, aber von der Lage und Ausstattung mir extrem gefallen hat (https://www.blockhouse.nl/). Sonst ist Groningen eine extrem lebenswerte Studentenstadt, obwohl sie relativ klein ist, hat sie alles was man braucht! Die Innenstadt hat viele Geschäfte und jede Woche auch 2x einen großen Markt. Es gibt eine große Partystraße, in der man gefühlt die ganze Woche lang Party machen kann (wenn die Uni nicht wäre ;) ). Alles ist mit dem Fahrrad, was übrigens das Hauptverkehrsmittel ist, erreichbar. Es gibt schöne Parks und sogar auch ein paar Grachten. Die Stadt ist voller junger Menschen und es gibt viele süße und gemütliche Restaurants, Cafés und Bars. Natürlich sind die Niederlande im Vergleich zu Deutschland teurer (ich würde schätzen, alles ist im Schnitt 20% mehr, außer Drogerie-Artikel, die kosten mal schnell das Doppelte oder Dreifache), aber innerhalb der Niederlande ist Groningen noch eine eher günstigere Stadt, in der man insbesondere in den Studentenkneipen auch noch ein halbwegs billiges Bier bekommt. Ich habe in der gesamten Zeit eigentlich nur meine deutsche EC-Karte mit V-Pay benutzt und meine deutsche Krankenversicherung behalten. Insgesamt gibt es eigentlich jede Woche etwas zu erleben.

Studienfach: Rechtswissenschaften

Aufenthaltsdauer: 09/2022 - 03/2023

Gastuniversität: Universität Groningen

Gastland: Niederlande


Rückblick

Alles in allem war mein Auslandssemester in Groningen eine großartige Bereicherung für mich und hat mir viel Freude bereitet! Ich kann jedem nur empfehlen, auch ein Semester in Groningen zu wagen und sich auf alles einzulassen, was dieses Auslandsemester einem bringt. Als Tipp: Meldet euch unbedingt zur ESN Week (https://www.esn-groningen.nl/) am Anfang des Semesters an und beantragt damit auch gleich die ESN-Mitgliedschaft in Groningen. Lohnt sich wirklich sehr und es ist ein super Weg, um direkt neue Freunde kennenzulernen!

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