Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Die Erasmus Seite der WiSo-Fakultät hatte simpel in sechs Schritten den Prozess der Bewerbung und alle nötigen Informationen sowie mögliche Partneruniversitäten aufgezählt. Durch die gute Vorbereitung der Uni ist die Bewerbung unkompliziert. Nach der Zusage wurde ich vor dem Semester von einer Koordinatorin aus Malta kontaktiert. Alle weiteren Schritte für die Anmeldung in Malta wurden mir erklärt. Mit der Koordinatorin muss man auch die Kurswahl für das Learning Agreement absprechen. Master-Studierende sollten sich nicht von der Uni-Malta-Webseite verwirren lassen, wo bei den angegebenen Kursen für Erasmus-Studierende ausschließlich Bachelor-Kurse aufgeführt werden. Hier muss man sich selbstständig die Module aus den angebotenen Masterstudiengängen zusammensuchen. Ich selbst hatte den Großteil der Module aus dem "Master in Creativity and Innovation"-Studiengang des "de Bono Instituts", aber auch einzelne Module aus einem MBA Programm von der Wirtschaftsfakultät. Zusätzlich kann man auch ähnlich wie in Potsdam Studiumplus "Degreeplus" Units wählen, welche aber meist keine ECTS geben.
Studium an der Gastuniversität
Die Kurse am de Bono Instituts waren gefühlt ähnlich zu einer Schulklasse, oft waren wir nur 10 oder 12 Studierende. Es herrschte eine andere Lernatmosphäre, die Studierenden konnten jederzeit eigene Ideen oder Gedanken einbringen und es ähnelte oft mehr eine Gruppendiskussion als einer Vorlesung. Auch wenn dies sehr erfrischend war, wurde oft dies zeitintensiv. In jedem Modul herrschte Anwesenheitspflicht und es gab mehre kleine Hausarbeiten und Präsentationen, die man vor der finalen Hausarbeit absolvieren musste. Alle Professoren waren sehr freundlich und offen und haben einen jederzeit unterstützt, falls man Fragen oder Probleme hatte, oft gab es auch interessante Gastvorträge zu aktuellen Themen. Auch wenn das Anforderungsniveau in den Vorlesungen etwas geringer als an der Uni Potsdam war, war die Bewertung der finalen Hausarbeiten und Vorträge oft sehr willkürlich und nicht einheitlich unter den Professoren, ein Feedback gab es leider auch nicht. Die beiden Kurse des MBA-Programms waren ähnlich zu den Masterkursen an der Uni Potsdam und wurden fair bewertet. Es gab auch eine Bibliothek und mehre Computerpools an der Uni, die man jeden Tag kostenlos nutzen konnte.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Die Malteser Studierenden zeichnen sich durch ihre hohe Gastfreundschaft und ihr Interesse aus. Insbesondere zu Beginn des Semesters wurde großes Interesse an meiner nicht maltesischen Herkunft gezeigt und mir wurde häufig proaktiv Hilfe angeboten. Dennoch gestaltete es sich schwierig, außerhalb der Universität tiefere Freundschaften zu knüpfen, was vermutlich auf meine kurze Verweildauer zurückzuführen ist. In meinem Kurs befanden sich ebenfalls internationale Studierende, die alle ausgesprochen freundlich und aufgeschlossen waren. Dennoch waren für mich die anderen Erasmus-Studierenden der wichtigste soziale Anker auf Malta. Obwohl ich in meinen eigenen Kursen stets der einzige Erasmus-Student war, konnte ich viele andere Erasmus-Studierende kennenlernen. Auf Malta waren nahezu alle EU-Länder mit Studierenden vertreten, doch speziell der große Anteil an Italienern fiel mir auf, was vermutlich auf die geografische Nähe zurückzuführen ist. Andere deutsche Studierende waren eher die Ausnahme, was mich jedoch nicht gestört hat, da ich so häufig wie möglich Englisch sprechen wollte.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Bereits vor dem Auslandsaufenthalt hatte ich im Bachelor über Studiumplus Englischkurse besucht und das C1 Niveau erhalten. Somit war es kein Problem, den Kommilitonen, Professoren oder Einheimischen zu folgen. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass schon nach ein paar Wochen hauptsächlich das Sprechen viel flüssiger geworden ist. Wer spezifisch an seinem Englisch arbeiten will, sollte vermutlich zusätzlich einen Englischkurs in Malta besuchen. Auch ein paar Sätze Maltesisch konnte ich mir im Semester im Selbststudium beibringen.
Wohn- und Lebenssituation
In Malta ticken die Uhren etwas langsamer als in Deutschland, der Alltag verläuft wesentlich langsamer, dafür aber auch sehr stressfrei. Die Uni setzt vor Anmeldung voraus, dass man eine eigene Auslandskrankenversicherung abschließt, die ging bei der TK sehr einfach über ENVIVAS. Der Verkehr in Malta ist leider oft ein Störfaktor, sowohl Infrastruktur als auch Fahrer sind leider nicht mit Deutschland zu vergleichen. Besonders als Fußgänger sollte man nie auf sein Handy schauen, während man durch die Viertel spaziert, überall warten Stolperfallen (Baustellen, Sperrmüll oder Löcher) und selbst an Zebrastreifen wird oft nicht gehalten. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind bedauerlicherweise sehr unzuverlässig, aber alternativlos. Deshalb sollte man sich gleich in der ersten Woche eine Talinja Card bestellen, für unter 20 € kann man so alle normalen Busse in Malta kostenlos nutzen. Sonst kostet eine einzelne Busfahrt 2 €. Als Ersatz sollte man aber sich auch Uber oder Bolt installieren, falls die Busse zu voll sind oder nicht fahren. Das Wohn- und Lebenssituation in Malta ist recht ähnlich zu der in Deutschland. Meine Unterkunft habe ich einen Monat vor Ankunft in einer Facebookgruppe gefunden. Alternativ gibt es auch ein Studierendenwohnheim am Campus, was aber sehr überteuert ist. Aufgrund der Verkehrslage empfehle ich eine Wohnung in Fußnähe zur Uni zu suchen, um so Verspätungen und Stress durch den Verkehr zu vermeiden. Die Lebenshaltungskosten sind relativ ähnlich zu Deutschland, Lebensmittel, hauptsächlich importierte Marken, sind oft teurer, Dienstleistungen, Bars und Restaurants aber wesentlich billiger als in Potsdam. Des Weiteren kann man im Gegensatz zu Deutschland in Malta eigentlich überall mit Kreditkarte zahlen, ein maltesisches Konto ist also nicht nötig. In seiner Freizeit kann man mehrere Museen und Sportangebote wahrnehmen und das Nachtleben in Paceville genießen.
Studienfach: Master in Creativity and Innovation
Aufenthaltsdauer: 02/2023 - 06/2023
Gastuniversität: University of Malta
Gastland: Malta
Rückblick
Malta ist ein wunderschönes Land und hat sowohl kulturell als auch mit seiner Natur und Landschaft unglaublich viel zu bieten. Seid neugierig, offen und traut euch, aus eurer Komfortzone herauszugehen. Besonders die ersten Wochen sind entscheidend. Um sozialen Anschluss zu finden, hier empfehle ich jedem, so viel wie möglich auf andere Studierende zuzugehen und an vielen Events teilzunehmen. Sobald man eine nette Gruppe gefunden hat, sollte man versuchen, seine Freizeit bestmöglich zur Erkundung Maltas zu nutzen. Auch die Inseln Gozo und Comino sind mehrere Besuche wert, versucht hier vielleicht noch vor der großen Touristenwelle zur Osterzeit hinzufahren. Besonders empfehlen kann ich auch das kostenlose internationale Feuerwerksfestival, welches Ende April in mehreren Städten stattfindet. Ich bin sehr froh, die fünf Monate in Malta verbracht zu haben, und kann es jedem nur weiterempfehlen.