Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Ihr überlegt ein Auslandssemester in Südamerika zu machen, aber ihr wisst noch nicht genau, wohin die Reise gehen soll? Vielleicht würdet ihr gerne nach Kolumbien, aber ihr habt gehört, für Bogotá müsst ihr einen Pulli einpacken? Mir ging es ähnlich und am Ende bin ich in Medellín gelandet, wo ich einige der schönsten und sonnigsten Monate meines Lebens verbringen durfte. Was mir so gut an Medellín und der Universidad de Antioquia gefallen hat, möchte ich euch in diesem Bericht kurz erzählen.
Im Mai 2023 hatte ich den ersten Videocall mit der International Office an der Universidad de Antioquia. Ende Januar 2024 bin ich schließlich nach Kolumbien geflogen. In den Monaten dazwischen habe ich viel Zeit mit Emails, Absprachen und Bewerbungsformalitäten verbracht. Für solche Bewerbungsprozesse braucht es einen langen Atem, aber es hat sich gelohnt. Außerdem war mein Eindruck, dass die Bewerbung als Freemover vom Arbeitsaufwand her ähnlich ist wie die bei einer Hochschulpartnerschaft. Der Bewerbungsprozess war umfangreich, aber die Unterstützung, die ich von der Universität in Medellín erhielt, hat mich ermutigt, die Bewerbung als Freemoverin zu probieren. Lasst euch nicht von Wartezeiten verunsichern! Bleibt dran und vertraut dem Prozess. Auch die Kurswahl gestaltete sich zunächst etwas schwierig und erforderte viel Kommunikation, um überhaupt herauszufinden, welche Kurse angeboten werden. Also, falls ihr eine Uni im Blick habt, die keine Partneruni von Potsdam ist, lasst euch nicht abschrecken – es ist definitiv machbar!
In Kolumbien sind die Studiengebühren verhältnismäßig gering (zumindest im Vergleich zu den USA, Australien, etc.). Ich habe pro Kurs bezahlt und für das gesamte Semester beliefen sich die Gebühren auf ca. 900 Euro (für vier Kurse). Nach einem Anruf in der Botschaft von Kolumbien in Berlin, hatte ich mein Visum nach einer Woche in der Hand. Ihr könnt zwar auch ohne Visum ins Land einreisen, aber dann müsst ihr euer Visum nach 90 Tagen verlängern und dürft nur 90 weitere Tage im Land bleiben, also insgesamt nur 6 Monate. Danach müsst ihr ein- und wieder ausreisen, was in Kolumbien nicht so schnell bzw. günstig geht wie in Deutschland. Ich durfte mit meinem Visum 7 Monate am Stück im Land bleiben und der Stress, das Visum in der Mitte meines Aufenthalts zu verlängern, blieb mir dadurch erspart.
Studium an der Gastuniversität
In meinem Master dauerten die Kurse jeweils 8 Wochen und fanden 3 Stunden pro Woche statt. Ich habe zwei Kurse gleichzeitig belegt, also insgesamt vier im Semester. Die Leistungsanforderungen und Prüfungsmodalitäten variieren stark von Kurs zu Kurs und auch von Uni zu Uni, also ist es am besten, direkt bei der Studiengangskoordinator:in nachzufragen. Das System ist etwas verschulter als bei uns und das Lesepensum kann zunächst etwas einschüchtern. Aber in der Regel gewöhnt man sich schnell daran. Grundsätzlich würde ich dazu raten, lieber einen Kurs weniger zu wählen, wenn ihr die Wahl habt.
Eins meiner größten Highlights war das Programa Parcero, das Buddy-Programm der Universität, das fast komplett von den kolumbianischen Studierenden selbst organisiert wird. Dieses Programm bietet den internationalen Studierenden von Anfang an Unterstützung durch kolumbianische Kommiliton:innen. Mehrmals im Monat wurden Veranstaltungen und Ausflüge organisiert – von Tanzkursen über Museumsbesuche oder Ausflüge in die umliegenden Dörfer war alles dabei! Dank meiner parceras durfte ich nicht nur unglaublich viel über Medellín und Kolumbien lernen, sondern habe auch Freundschaften fürs Leben geschlossen.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Die Menschen in Antioquia, las paisas, haben meiner Meinung nach zu Recht den Ruf als die freundlichsten und herzlichsten Menschen Kolumbiens. Die kolumbianischen Studierenden haben uns mit so offenen Armen empfangen, wie ich es in Deutschland nicht für möglich gehalten hätte. Macht euch also keine Sorgen Anschluss zu finden, das Schwierigste ist nicht das Ankommen, sondern der Abschied.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Mein Spanisch vor dem Aufenthalt war ca. auf B2-Niveau und ich war froh über jede Stunde, die ich in Deutschland ins Spanisch lernen absolviert hatte! Man trifft im Ausland immer wieder Menschen, die vielleicht schneller, undeutlicher oder einfach anders sprechen, als wir es aus unseren Sprachkursen in Deutschland gewöhnt sind. Aber bereits nach ein paar Wochen hatte ich das Gefühl, jeden Tag ein bisschen mehr zu verstehen und mich noch besser ausdrücken zu können. Nach den 7 Monaten würde ich sagen, dass ich zumindest mündlich ein C1 Niveau habe.
Mein Tipp: Sucht euch zusätzlich zu eurem Spanischkurs eine Tandempartnerschaft in den Monaten vor eurer Abreise, zum Beispiel über die Tandembörse der Uni Potsdam!
Wohn- und Lebenssituation
Die Wohnungssuche war dank der Plattform Vico unkompliziert. Ich fand ein Zimmer für umgerechnet etwa 240 Euro im Monat, inklusive Zugang zu einem schönen Schwimmbad und Fitnessraum. Ein wichtiger Tipp: Schaut euch die Zimmer vor Ort an, besonders wenn ihr lärmempfindlich seid, denn viele Wohnungen liegen an belebten Straßen und die Fenster sind oft dünn. Das großartige Metrosystem in Medellín macht es einfach, sich in der Stadt sicher fortzubewegen, und es gibt viele Möglichkeiten, die Stadt und die umliegenden Regionen zu erkunden.
Die Lebenshaltungskosten sind im Vergleich zu Deutschland deutlich niedriger. Das gibt einem viel Freiraum, um die Freizeit zu genießen und das Land zu erkunden. Die Stadt bietet ein riesiges Angebot an Aktivitäten, von Sportmöglichkeiten über kulturelle Events bis hin zu Märkten, Konzerten und Straßenfesten.
Studienfach: M.A. Linguistik im Kontext
Aufenthaltsdauer: 01/2024 - 08/2024
Gastuniversität: Universidad de Antioquia, Medellín
Gastland: Kolumbien
Rückblick
Wenn ich zurückblicke, kann ich sagen: Mein Auslandssemester in Medellín war mit Abstand eine der besten Zeiten meines Lebens! Diese wunderschöne Stadt liegt in einem Tal, umgeben von majestätischen Bergen, und bietet ein traumhaftes Klima. Der Campus der Universidad de Antioquia gehörte mit kostenlosem Schwimmbad, Cafés, Palmen und Äffchen zu einem meiner Lieblingsorte in der Stadt. Auch wenn ich keine Kurse hatte, habe ich dort sehr gerne Zeit verbracht.
Zum Schluss: Plant unbedingt Zeit zum Reisen ein! Kolumbien ist so ein wunderschönes und vielfältiges Land, und ich kann euch nur raten, noch ein bisschen Zeit nach eurem Semester dranzuhängen. Wenn ihr die Chance habt, ein Auslandssemester in Medellín zu absolvieren, macht es! Ich bin mir sicher, es wird eine unvergessliche Zeit, die euch für immer prägen wird.