Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Beim International Day im Jahr 2019 habe ich von der Hochschulpartnerschaft zwischen der Universität Potsdam und der Memorial University of Newfoundland (MUN) erfahren. Da es schon immer mein Traum war, für längere Zeit nach Kanada zu gehen, schien mir dies die ideale Möglichkeit. Nachdem bei meiner last-minute-Bewerbung zum Glück alles glatt gelaufen ist, hatte ich die Nominierung in der Tasche und bewarb mich an der MUN. Dabei gab es natürlich immer wieder Fragen, die mir allerdings stets zügig entweder von Chris Hibbs (Austauschkoordinator an der MUN) oder Larisa Subasic (Austauschkoordinatorin an der Uni Potsdam) beantwortet wurden. Chris war auch immer die erste Anlaufstelle an der MUN für jegliche Fragen oder Probleme vor, während und nach dem Aufenthalt.
Studium an der Gastuniversität
Der Studienstart verlief für mich SEHR holprig, da ich zunächst noch in einem Hostel gewohnt habe und daher wenig ungestörte Zeit für die Organisation hatte. Des Weiteren habe ich mich sehr schwer damit getan, mich an das andere System zu gewöhnen, weshalb ich einige Male in ziemlichen Stress geraten bin, noch alles rechtzeitig zu belegen etc. Insgesamt wurde mir recht schnell klar, dass das Semester sicher kein Spaziergang würde, denn die Anforderungen waren insbesondere quantitativ sehr anders. So hat man z.B. den gleichen Kurs mehrfach in der Woche und erhält über das Semester verteilt viele Einzelnoten durch Hausaufgaben, Midterm-Klausuren etc., aus denen sich die Gesamtnote ergibt. Das Studienklima ist meines Erachtens stark abhängig vom Kurs, da teilweise der Arbeitsaufwand enorm hoch war und deshalb eine gewisse Anspannung herrschte. Die Betreuung insgesamt war in Ordnung, insbesondere Chris Hibbs hat sich viel Mühe gegeben und getan, was er konnte. Allerdings gab es bei z.B. mir ein Problem, dass ich mit der Selfisolation-Beratungsstelle klären sollte und das bis heute nicht bearbeitet wurde. Bei jeder Nachfrage wurde ich vertröstet und man würde sich bald um mein Anliegen kümmern – und das seit Mitte September... Ansonsten verfügt die Universität über sehr viele verschiedene Beratungsangebote, Studienorganisationen etc., die ich allerdings zum Großteil nicht genutzt habe, da mir die Zeit und Muße fehlte und ich mich zudem von der schieren Masse erschlagen fühlte. Aufgrund des hohen Workloads war es sehr von Vorteil, dass die Bibliothek oft lange geöffnet hatte, zu den Klausuren sogar bis zwei Uhr nachts. Allerdings habe ich aufgrund der Hygienevorschriften lieber zu Hause gelernt. Theoretisch hätte ich auch Zugang zu den Übungsräumen im Musikgebäude gehabt, jedoch fehlte mir auch hierzu meist die Zeit.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Es ist mir schwer gefallen Anschluss zu finden, da die anderen Studierenden meistens direkt vor dem Kurs erschienen und direkt danach schnell wieder gegangen sind und keiner daran interessiert schien, sich zu unterhalten. Ich habe mir sagen lassen, das sei typisch für Neufundland. Leider hat mich das bis zum Schluss sehr beschäftigt und ich finde es immer noch schade. Sehr nette Leute habe ich allerdings in der German Society getroffen, worüber ich dankbar und froh bin.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Ich hatte vor meinem Aufenthalt in Kanada bereits sehr gute Sprachkenntnisse, allerdings fehlte mir die komplette Fachsprache in Musik, weshalb ich mir auch zu Beginn viele Sorgen gemacht habe. Zum Glück war das unbegründet, denn aufgrund der Dichte an Kursen und des einhergehenden ständigen Wiederholens war das Problem schnell gelöst. Insgesamt habe ich das Gefühl, dass ich mich jetzt gewählter ausdrücken kann als zuvor.
Wohn- und Lebenssituation
Ich habe leider die Anmeldefrist für das Studierendenwohnheim verpasst und hätte nur noch ein Doppelzimmer mit Mensaplan für insgesamt ca. 5000 CAD haben können, weshalb ich mich für die private Wohnungssuche entschieden habe. Das gestaltete sich ebenfalls sehr schwierig, sodass ich ca. zwei Wochen vor meiner Ankunft ein AirBnB gebucht habe, da mich die Aussicht, am Ende obdachlos zu sein nicht mehr schlafen ließ. Später habe ich erfahren, dass es sinnvoller ist, statt auf Kijiji (Kanadas Ebay Kleinanzeigen) auf Facebook nach einem WG-Zimmer zu suchen. Das hätte ich gern vorher gewusst, denn das AirBnB war deutlich teurer (ca. 850 CAD pro Monat), allerdings hatte ich eine sehr schöne Zeit in meiner dortigen WG und möchte es daher nicht missen. Auch der Fakt, dass ich nah an der Uni gewohnt habe, kam mir sehr zugute, denn die öffentlichen Verkehrsmittel haben mich bis zum Schluss zum Verzweifeln gebracht: Die Busse haben undurchsichtige Fahrpläne, fahren kreuz und quer durch die Stadt und oftmals dauerte die Verbindung dann genauso lang wie zu Fuß zu gehen. Kurzum, ich habe mir für gutes Wetter (also nicht sehr oft!) ein Fahrrad gekauft und bin ansonsten hauptsächlich zu Fuß unterwegs gewesen. Die Krankenversicherung hat die MUN für uns geregelt, dort müssen sich alle Studierenden versichern und das hat ca. 260 CAD für das gesamte Semester gekostet. Ich habe für meine Reise nach Ende des Semesters noch eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung abgeschlossen, da ich bis Ende Januar in Kanada geblieben bin. Es empfiehlt sich sehr, sich darum zeitig, möglichst vor Antritt der Reise nach Kanada, zu kümmern! Die Freizeitangebote an der MUN sind sehr vielseitig, denn es gibt viele Studierendenorganisationen, man kann sich ehrenamtlich engagieren oder an Diskussionsrunden teilnehmen, im Chor singen, Sport- oder Tanzkurse besuchen und vieles mehr. Ich hatte wenig Zeit dafür und habe lediglich (als Kurs) im Chor gesungen und die Schwimmhalle genutzt, die man kostenlos besuchen kann. Die Lebenshaltungskosten waren für mich persönlich eher hoch, da mein WG-Zimmer recht teuer war. Wenn man eine schöne Zeit haben will, muss man viel Geld mitnehmen. Ich habe versucht, beim Essen zu sparen, das ist allerdings sehr zeitaufwändig, da man dann wie in Deutschland für verschiedene Produkte in verschiedene Läden muss etc. Lohnt sich letztendlich nur begrenzt, da man die ohnehin knappe Zeit nicht im Supermarkt, sondern an der Küste auf den Wanderwegen verbringen sollte!
Studienfach: Lehramt Musik und Französisch
Aufenthaltsdauer: 09/2021 - 12/2021
Gastuniversität: Memorial University of Newfoundland
Gastland:Kanada
Rückblick
Viele Tipps habe ich bereits in den jeweiligen Kategorien gegeben, zum Visum möchte ich noch sagen, dass es ein großer Aufwand ist, Geld kostet und bei der Einreise deutlich länger dauert. Wenn es sich vermeiden lässt und nicht wie bei uns vorgeschrieben wird, würde ich jedem empfehlen, mit Touristenvisum einzureisen. Aufgrund des hohen Arbeitsaufwands für die Kurse ist es ohnehin schwierig, noch nebenbei zu arbeiten. Die schönsten Erinnerungen für mich waren die Ausflüge mit meinen Kommilitoninnen aus Deutschland, bei denen wir u.a. einige Nationalparks besucht und 500 Millionen Jahre alte Fossilien bestaunen durften. Dafür haben wir jeweils ein Auto gemietet, was immer wunderbar funktioniert hat und meist sehr günstig war (hier am besten z.B. auf expedia.ca gucken und nicht auf deutschen Vergleichsportalen).