Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Bevor ich mein Masterstudium an der Uni Potsdam überhaupt begonnen hatte, habe ich über den Newsletter des International Office von der Hochschulpartnerschaft mit der Memorial University of Newfoundland and Labrador erfahren. Da ich gerne wieder nach Kanada wollte, habe ich mich also dafür beworben und eine Zusage erhalten. Durch Online-Informationsveranstaltungen des IO und Erfahrungsberichte habe ich wichtige Informationen bezüglich Fragen beispielsweise zum Visum und den Wohnmöglichkeiten vor Ort bekommen. Frau Subasic war auch immer eine wichtige und verlässliche Ansprechpartnerin.
Da ich für mein Studium ein 12-wöchiges Forschungspraktikum brauchte, habe ich mich dafür an der MUN als sogenannter „Visiting Graduate Student“ in der Abteilung Biochemie beworben. Nach Absprache mit den „Internationalization Office“-Koordinatoren der MUN habe ich direkt eine passende Betreuerin kontaktiert und nach ihrer Zusage nach einem Zoom-Gespräch mit Hilfe der „School of Graduate Studies“ die entsprechenden Unterlagen geschickt. Diese bestanden in dem Fall nur aus einer „Visiting Graduate Student Application for Admission“, der Bestätigung der Universität Potsdam, dass ich im Master eingeschrieben bin und der Bestätigung über die Dauer des Praktikums vor Ort von der Betreuerin an der MUN. Die entsprechenden Informationen findet man auch gut auf den Internetseiten der MUN. Die Zulassung habe ich sehr zeitnah per E-Mail von der School of Graduate Studies bekommen und musste diese direkt über einen angegebenen Link bestätigen.
Als Visum benötigte man letztendlich nur die elektronische Reiseanmeldung für $7 und um eine Auslandskrankenversicherung habe ich mich über die Versicherung meiner Eltern gekümmert. Von der MUN bekommt man allerdings auch automatisch eine Notfallkrankenversicherung von guard.me, die man bspw. für den Besuch in der Walk-In Clinic der Uni nutzen kann.
Da ich mich laut Informationen meiner Fakultät der UP nicht beurlauben lassen konnte, habe ich mich zumindest beim AStA um eine Teilrückerstattung des Semestertickets gekümmert, die man ab einem Auslandsaufenthalt von mind. 3 Monaten eines Semesters auf Antrag bekommt.
Studium an der Gastuniversität
Da ich an der MUN keine Kurse belegt habe, habe ich nur über Freunde einen Einblick in das Studiensystem vor Ort bekommen. Durch eine Kollegin habe ich mitbekommen, dass mein Masterstudiengang dort Thesis-basiert ist. Man muss sich also von Anfang an eine/n Betreuer/in für die Abschlussarbeit suchen, arbeitet dann an einem Projekt und belegt ein paar Kurse. So hatte ich beispielsweise die Möglichkeit an einem Seminar teilzunehmen, in dem die Masterstudenten und Doktoranden der Abteilung ihr Projekt vorgestellt haben.
Ansonsten war ich sehr zufrieden mit meiner Betreuerin. Sie hat mich von Anfang an in ihr Team und die laufenden Projekte integriert. Hauptsächlich war ich mit in die Tierstudie einer Kollegin involviert, für die ich zunächst auch einen Kurs für die Arbeit mit Ratten absolvieren musste. Außerdem fanden während meines Aufenthaltes dort zwei Konferenzen statt, bei denen viele Studenten der Universität aus verschiedenen Bereichen ihre Projekte vorgestellt haben. Auf einer der Konferenzen habe ich mit einer Kollegin in der sogenannten „Gong Show“ in kurzen 3 Minuten unser Projekt in vereinfachter Sprache vorgestellt. Die Idee dahinter war, dass das Publikum bei Verwendung von zu wissenschaftlicher, komplizierter Sprache der Vortragenden einen „Gong“ ertönen lässt. Trotz großer Aufregung war es eine tolle Erfahrung und da die Jurys vom lokalen Fernsehsender waren, wurde davon sogar in den Nachrichten berichtet. Dieser Vortrag und andere schriftliche Aufgaben waren dann die Grundlage für die Bewertung meines Praktikums, die sehr positiv ausgefallen ist.
Ich hatte einen eigenen Arbeitsplatz in einem Büro mit Studenten aus derselben Abteilung, mit denen man sich oft freundlich austauschen konnte. Ansonsten konnte man auch gut auf Arbeitsplätze in der Bibliothek oder in den Hatcher Commons direkt bei den Wohnheimen ausweichen, die teilweise bis 2 Uhr morgens zur Verfügung standen. Dort gab es auch Computerarbeitsplätze und Drucker, die man einfach verwenden konnte. Sowohl in der Bibliothek als auch in den Commons waren immer studentische Ansprechpartner, die einem bei aufkommenden Problemen gut helfen konnten. In der Bibliothek gab es auch direkt ein Café, was für eine Lernpause sehr praktisch war. Gute WLAN-Verbindung gab es auf dem gesamten Campus.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Den ersten Kontakt zu einer Studentin der MUN und anderen ausländischen Studenten hatte ich direkt bei meiner Ankunft am Flughafen. Dort hat die Uni sogenannte „Airport Greeter“ organisiert, die einen nach vorherigem Ausfüllen des entsprechenden Formulars und Angabe der Flugdaten etc. in Empfang nehmen. Von ihnen erhält man erste Informationen und bekommt einen kleinen Willkommensbeutel mit Infomaterial und Snacks. Mit einer der anderen Ankömmlinge habe ich direkt die Kontaktdaten ausgetauscht und wir haben uns an unserem ersten Tag auf dem Campus direkt wieder getroffen. Beim Einzug in das Wohnheim habe ich auch gleich Leute aus meinem Gebäude kennengelernt und durch die Tische für jedes Haus in der Dining Hall und „Haustreffen“, hat man sich nach und nach kennengelernt. Andere Austauschstudent/-innen hat man außerdem durch die Informationsveranstaltungen des Internationalization Office getroffen. Auch durch die „Matriculation Ceremony“ zu Beginn des Semesters haben sich noch mehr Kontakte ergeben.
Den meisten Kontakt zu einheimischen Studierenden hatte ich zu meinen Kolleginnen beim Praktikum oder auch beim Ausgehen auf der George Street.
Insgesamt waren die Leute wirklich sehr offen und freundlich, so dass die Kontaktaufnahme mit anderen wirklich einfach war und man nicht lang allein war, wenn man das wollte.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Für mich war es besonders wichtig, meine vorhandenen Sprachkenntnisse wieder anwenden zu können und müssen. Dafür war der Aufenthalt sehr gut geeignet und hat mich auch deutlich weitergebracht. Ich habe mich schnell wieder damit wohl gefühlt, englisch zu sprechen und konnte meine Sprachkenntnisse, vor allem auch in meinem Fachgebiet, erweitern.
Teilweise war es eine kleine Herausforderung mit den älteren Einheimischen zu kommunizieren, da der Dialekt durch den irischen Einfluss doch etwas speziell sein kann, noch dazu mit der Geschwindigkeit der Kommunikation.
Wohn- und Lebenssituation
Da ich mich dafür entschieden habe in einem der Studentenwohnheime zu wohnen, habe ich mich im Student Residence Portal für ein Zimmer beworben, wofür man schon eine Gebühr von $40 zahlen musste. Anschließend hat man eine Mail mit dem Termin erhalten, zu dem man sich online ein Zimmer auswählen konnte und eine Kaution von $500 zahlen musste, die dann mit dem Zimmerpreis verrechnet wurde. Zu diesem Zeitpunkt kannte ich die verschiedenen Häuser noch gar nicht und war etwas verwirrt, so dass man sich das am besten im Voraus hier schonmal anschauen sollte: https://www.mun.ca/campus_map/.
Da ich leider keinen Platz in den Burton’s Pond Apartments bekommen habe, in denen man etwas eigenständiger leben kann, bin ich letztendlich in einem Haus des Paton College untergekommen. Als Masterstudentin bin ich dabei in Rothermere untergekommen, wo ältere Student/innen wohnen und ein Einzelzimmer haben, auch wenn es oftmals ein Zimmer mit zwei Einzelbetten ist. Da in den Zimmern nichts außer einer Kleiderstange (ohne Kleiderbügel), einer Kommode, Bett mit Matratze, Schreibtisch und Stuhl und einem Regal ist, sollte man sich bspw. Bettzeug entweder mitnehmen oder bei Walmart kaufen.
Bei Paton und MacPherson College-Zimmern musste man verpflichtend einen Meal Plan für 5 oder 7 Tagen dazubuchen. Ich habe mich für den 7-tägigen entschieden und es nicht bereut, auch als Vegetarier/in hat man dort genügend Auswahl. Außerdem konnte ich mir dadurch für die Arbeit immer ein Sandwich oder ähnliches als Mittagessen bestellen und mitnehmen. Zusätzlich bekommt man sogenannte „Flexdollars“, mit denen man in den Cafés auf dem Campus bezahlen konnte. Der Preis für das Semester war mit $5227 für Zimmer und Verpflegung nicht gerade wenig, aber so war man wenigstens direkt auf dem Campus und musste sich bei den Schneestürmen nicht wirklich Gedanken um Verpflegung und Schnee räumen machen.
Die öffentlichen Verkehrsmittel sind dort leider nicht ansatzweise so gut ausgebaut wie bei uns. Um zur nahegelegenen Avalon Mall oder in das Stadtzentrum zu kommen, waren die verfügbaren Buslinien aber ausreichend. Für die Fahrt kann man allerdings nur passend mit Münzen bezahlen ($2,50) oder muss sich im University Centre oder der Mall eine Metrobus-Karte holen, die man dann auch dort mit Fahrten auflädt. Jeden Dienstagnachmittag hat die Universität außerdem ein kostenfreies „Grocery Shuttle“ organisiert, mit dem man zu Walmart oder Sobey’s gefahren wurde. Alternativ waren Taxis auch eine günstige Alternative, wenn man sich diese mit anderen geteilt hat. Positiv war hier, dass man bequem mit Karte zahlen konnte, wie eigentlich an den meisten Orten dort.
An der MUN gibt es viele Studentengruppen, die Veranstaltungen oder Aktivitäten organisieren. Um davon etwas mitzubekommen, ist die App „Uniconn“ hilfreich oder das Folgen auf den sozialen Medien. So gab es zum Beispiel in der Studentenbar „Breezeway“, die direkt im University Centre ist, mittwochs eine Open Mic/Karaoke Night oder donnerstags eine Trivia Night, freitags auch mal Parties. Abgesehen davon konnte man dort aber auch gut hin, um einfach Billard oder Dart zu spielen. Über die MUN Outdoor Adventure Society habe ich an einem sehr schönen Lagefeuer und an ein paar Wanderungen teilgenommen, was ich sehr empfehlen kann. In der Studiengebühr ist zudem eine Mitgliedschaft zum Uni-Fitnessstudio inbegriffen, dass auch gute Sportkurse anbietet. Dort haben während des Semesters auch einige Basketball- und Volleyballspiele der Uni-Teams stattgefunden, für die man in den Hatcher Commons kostenlose Tickets bekommen hat.
Lebenshaltungskosten
Durch das Wohnen im Wohnheim mit Essensverpflegung war der Großteil mit den $5227 schon abgedeckt. Dazu kamen noch die Kosten für das Wäsche waschen und trocknen (je $2), das Guthaben dafür hat man online aufgeladen. Für mein Handy habe ich mir eine eSIM über die App „airalo“ geholt und mir monatlich Pakete für mobile Daten dazugebucht. Ansonsten fielen hauptsächlich Kosten für Freizeitaktivitäten an.
Studienfach: M.Sc. Ernährungswissenschaft
Aufenthaltsdauer: 01/2024 - 04/2024
Gastuniversität: Memorial University of Newfoundland
Gastland:Kanada
Rückblick
Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit meinem Auslandssemester und sehr dankbar für die Erfahrungen.
Nicht nur während der Vorbereitungen hatte man sowohl an der Uni Potsdam als auch an der MUN gute und verlässliche Ansprechpartner. Auch während der Zeit dort konnten Anliegen schnell gelöst werden.
Trotz meiner Bedenken bezüglich dem Thema Leute kennenlernen, habe ich sehr schnell eine nette Gruppe von Menschen kennengelernt. Wir haben viel Zeit zusammen verbracht, sei es als Lerngruppe in der Bibliothek, zusammen bei Sportkursen oder beim Tanzen in der George Street. Diese kleine Straße mit ihren Bars und Nachtclubs kann ich empfehlen, genauso wie Wanderungen am Signal Hill oder Abschnitten des East Coast Trail um St. John’s herum. In der George Street kann man auch bspw. in Christian’s Pub an der „Screech“-Zeremonie teilnehmen, um offiziell zum Neufundländer zu werden.
Durch den Zeitplan meiner Betreuerin konnte ich statt zum dortigen Herbstsemester (August - Dezember) erst im Wintersemester (Januar - April) kommen. Diese Jahreszeit würde ich nicht unbedingt empfehlen, da es dort wirklich sehr grau und kalt sein kann und auch der ein oder andere Schneesturm auftreten kann. Den Schnee kann man aber auch zum Rodeln am Long Pond in der Nähe des Campus, beim Schneeschuhwandern im Botanischen Garten der MUN oder auch zum Langlauf im Pippy Park nutzen. Trotzdem sollte einem bewusst sein, dass der Winter dort recht lang anhält.
Zum Glück gibt es dort aber auch das MUNnel-System, mit dem man alle Uni- und Wohnheimsgebäude gut erreicht, ohne überhaupt raus gehen zu müssen.