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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Der gesamte Bewerbungsprozess fühlte sich an vielen Stellen an, als würde ich durch ein Labyrinth aus Papieren und Bürokratie gehen. Wenn ich jetzt wiedergeben müsste, was ich alles machen musste, um das Stipendium zu erhalten und nach Rom zu ziehen, könnte ich das nicht.

Es gab anfangs zwei Vorträge zu den Bewerbungsverfahren und den bürokratischen Abläufen; einer von der Uni Potsdam, ein weiterer von meiner Gastuniversität. Dies gab bereits einen guten ersten Einblick, jedoch war das Verfahren trotzdem noch zu kompliziert, um wirklich alles zu durchblicken. Aus diesem Grund war ich dann auf die Hilfe der International Offices angewiesen, die mir glücklicherweise mit freundlichem Personal zur Seite standen.

Ein Beispiel für die bürokratische Arbeit war die Auswahl von Kursen und das Erstellen eines OLA. Das verstehen der Kurslisten und das erkennen von eventuell übertragbaren Kursen war nicht einfach und erforderte einiges an Kontakt mit verschiedenen Stellen an der Universität, die aber nur wenige Stunden in der Woche erreichbar waren und sich so der gesamte Ablauf auf Wochen und Monate ausdehnte. Auch musste ich während beider Semester ein OLA für Änderungen fertigen, weil ich nicht rechtzeitig vor dem Abgabetermin mit dem eigentlichen OLA fertig wurde.

Die Arbeit an den bürokratischen Prozessen glich dabei fast einem lästigen Nebenjob, der viel Zeit und Energie beanspruchte und unglaublich unübersichtlich war. Die Überforderung schien da für mich normal, aber gleichzeitig durfte man keine Scheu haben, immer wieder bei den International Offices nachzufragen und sich von dort Hilfe zu holen.


Studienfach: Philosophie, BWL

Aufenthaltsdauer: 09/23 – 01/24

Gastuniversität: UNINT – Università degli studi internazionali di Roma

Gastland: Italien

Studium an der Gastuniversität

Das System an der Gastuniversität war an vielen Stellen deutlich anders als in der Uni Potsdam. Die Kurse waren deutlich kleiner und die Räumlichkeiten glichen eher einer Schule als einer Universität. Genauso war auch die Beteiligung an den Kursen. Die Lehrkräfte waren deutlich aktiver in dem Einholen von Leistungen der Studierenden, als ich dies von der Uni Potsdam gewohnt war. Ich absolvierte einige Kurse auch auf italienisch, mit italienischen Studierenden. In diesen Kursen herrschte gegenüber Neuen eher ein abweisendes Klima, da sich die anderen Studierenden scheinbar schon seit längerem kannten und kein sonderliches Interesse an Ausländern hatten.

Das System der Leistungsbewertung hatte auch viele Unterschiede, allerdings waren die Lehrkräfte dabei sehr zuvorkommend und verständnisvoll. Die Dozierenden waren aber auch während Unterrichtsstunden und auch außerhalb sehr rücksichtsvoll und gaben sich Mühe, mich trotz der Schwierigkeiten, denen ich begegnen musste, durch die Kurse zu bringen. Dazu gehörten auch Sitzungen außerhalb der eigentlichen wöchentlichen Stunden, in denen mir Dinge nochmal erklärt wurden und ich weitere Fragen stellte.

Die Kurse wurden dabei hybrid unterrichtet, mit anwesenden vor Ort und der Möglichkeit, von Zuhause über Zoom teilzunehmen.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Es war sehr schwierig, innerhalb der Universität in Kontakt mit anderen Studierenden zu kommen. Ich habe mich darauf nicht verlassen und habe außerhalb der Uni Freundinnen und Freunde gefunden. Andere Erasmus Studierende haben das aber nicht geschafft und hatten starkes Heimweh und vermissten ihre Freundinnen und Freunde im Heimatland.

Einheimische Studierende waren aber, wie bereits angedeutet, von ausländischen abgeneigt und wollten keine Freundschaften aufbauen und anderweitig Kontakte knüpfen.

Im Endeffekt habe ich nun viele italienische Freundinnen und Freunde in Rom, allerdings habe ich davon niemanden in der Universität selbst kennengelernt, sondern ausnahmslos alle bei Freizeitaktivitäten und Barabenden. Ohne mein eigenes, starkes und intensives Engagement und meine bereits vorhandenen Fähigkeiten in der italienischen Sprache hätte ich das so nicht geschafft und wäre so verblieben, wie viele andere Erasmus-Studierende, die sich mehr auf die Uni verlassen haben, wenn es um Freundschaften ging.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Ich habe bereits vor meiner Ankunft in Rom ein relativ hohes Level im Italienischen gehabt. Nach meiner Ankunft begann ich aber, mich ausschließlich mit italienisch sprechenden Studierenden zu umgeben und nahezu ausschließlich auf der Sprache zu sprechen. Auch nahm ich Kurse auf italienisch, verfasste am Ende meines Aufenthalts ein Essay auf der Sprache und entwickelte mich stark weiter. Während ich zuvor zwar gut kommunizieren konnte, verstand ich am Ende auch akademisches Italienisch und erkannte Nuancen, die mir zuvor absolut entfallen wären.

Wohn- und Lebenssituation

Die Unterkunft habe ich online gefunden, etwa einen Monat vor Beginn meines Aufenthaltes. Ich hatte Glück, da ich kurz zuvor bereits innerhalb Potsdams umgezogen war und mich nur kurz vor Beginn des Aufenthalts um eine Wohnung kümmern konnte. Trotzdem zahlte ich aber einen absolut überteuerten Preis für ein winziges Zimmer in einer 5-Personen-WG.

Öffentliche Verkehrsmittel sind in Rom absolut unzuverlässig. Ich verließ mich anstelle dessen auf die „monopattini“, also die elektrischen Roller, die mit Unternehmen wie z.B. dott für wenig Geld pro Fahrt zu haben waren. Dadurch war man im Straßenverkehr zwar größeren Risiken ausgesetzt, allerdings bewegen sich in Rom viele Studierende so fort und können zuverlässig ihr Ziel erreichen, was man von den öffentlichen Verkehrsmitteln leider nicht sagen kann.

Ich hatte mit meiner Bank und meiner Krankenversicherung glücklicherweise keine Probleme. Ich konnte mit meiner Bankkarte fast überall ohne Zusatzgebühren bezahlen und an meine Krankenversicherung sandte ich wenige E-Mails, um in Italien abgesichert zu sein.

Freizeitangebote gibt es in Rom verglichen mit Berlin und Potsdam sehr wenige. Von der Uni aus gab es ein paar AGs, um die ich mich auch bemühte, aber nicht in sie herein kam. Ansonsten ist die italienische Kultur weniger auf bspw. Sportliche Freizeitaktivitäten ausgelegt, dafür aber mehr auf Barabende und andere Aktivitäten, die es in Deutschland so nicht gibt.

Studienfach: Philosophie, BWL

Aufenthaltsdauer: 09/23 – 01/24

Gastuniversität: UNINT – Università degli studi internazionali di Roma

Gastland: Italien

Rückblick

Grundsätzlich kann ich nur sagen, dass dieser Auslandsaufenthalt sehr hart war, mir aber in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet hat. Auch wenn ich in diesem Bericht die Schwierigkeiten herausstelle, kann ich jedem eine solche Erfahrung dringendst empfehlen. Man erlangt so viele neue Perspektiven, die einen unheimlich bereichern, und trotz der ganzen Rückschläge und schwierigen Momente, die ein Teil dieser Erfahrung sind, muss man es erleben, um wirklich nachvollziehen zu können, wie unglaublich toll so etwas ist. Viele Dinge, die mich bewegt und beschäftigt haben, die ich nun endlich im Ausland verstand, kann man nicht in Worte fassen und muss man erleben um sie auch selber zu verstehen. Erasmus+ ist eine unheimliche Chance, andere Lebensrealitäten zu entdecken und aus der eigenen Blase herauszukommen. Dabei begegnen einem natürlich immer wieder Rückschläge, aber gerade das Überwinden dieser ist ein Anreiz, über sich selbst hinauszuwachsen, und das wiederholt und ständig. Es bringt einen an seine Grenzen, aber verschiebt diese auch und macht einen resilienter und belastbarer.


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