Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Die Wahl eines Gastlandes für mein Auslandssemester fiel mir nicht besonders schwer, da für mich von Anfang an feststand, dass es nach Italien gehen sollte. Für den Studiengang PVO boten sich die Partneruniversitäten in Bologna, Padua und Genua an, die mir als typische Universitätsstädte bis dahin, trotz zahlreicher Italienreisen, jedoch unbekannt waren. Auf dem International Day der Universität Potsdam, den Erasmus-Informationsveranstaltungen und bei einigen italienischen Bekannten, die ich durch diverse Sprachtandems in Berlin kennen gelernt hatte, informierte ich mich über die unterschiedlichen Städte und Universitäten. Vor allem die begeisterten Berichte ehemaliger Erasmus-Studierender und die meines damaligen Italienischlehrers ließen mich Bologna als erste Priorität meiner Bewerbung um einen Erasmus-Platz in Italien angeben; auf Platz zwei und drei folgten Padua und Genua. Glücklicherweise bekam ich schon einige Wochen später die Zusage für den Studienplatz in Bologna und konnte endlich damit beginnen, meinen Auslandsaufenthalt zu planen. Sprachlich hatte ich mich bereits in den vorangegangenen Semestern durch unterschiedliche Italienischkurse in Rom, Berlin und an der Universität Potsdam, sowie durch Sprachtandems in Berlin vorbereitet. Vor allem aber wollte ich die Stadt, in der ich ein Semester lang studieren würde kennenlernen, weshalb ich mich bereits vor Beginn des Semesters dazu entschloss für einige Tage nach Bologna zu fliegen. Vor Ort konnte ich mir erstmals ein Bild der traditionsreichen Universitätsstadt machen, die mich nicht nur durch ihren universitären, sondern vor allem kulturellen Charakter begeisterte. Es gibt ein sehr breites Angebot an Musik-, Film- Theater- und Tanzveranstaltungen, die im Sommer hauptsächlich draußen stattfinden, und somit für jeden frei zugänglich sind. Ich war daher sofort von der lebhaften Stadt, die Studenten aus aller Welt, Europa und den unterschiedlichen Regionen Italiens anzieht, begeistert und freute mich sehr, ein Semester dort verbringen zu dürfen.
Studium an der Gastuniversität
Die universitären Strukturen in Bologna lassen erkennen, dass es sich bei der „Università Bologna“ um die älteste Universität Europas handelt, da dort sehr traditionell gelehrt wird. Der Großteil der Lehrveranstaltungen im Bachelor sind klassische Vorlesungen, die auf der jeweiligen Pflichtlektüre basieren. Seminare gab es in meinem Studiengang gar nicht, was ich etwas schade fand, da auf diese Weise kein wirklicher Austausch zwischen den Studierenden, und auch nicht mit den Professor/innen stattfand. Die Art des Austausches zwischen Studierenden und Dozierenden, wie sie an der Universität Potsdam stattfindet, wäre an der Universität Bologna allerdings ohnehin nicht denkbar, da auch dieses Verhältnis eher autoritär geprägt ist. Zudem behalten sich viele Professor/innen vor die Anwesenheit der Studierenden zu kontrollieren, da es zwei verschiedene Prüfungssysteme gibt. Eines für Teilnehmer („frequentanti“) und Nicht-Teilnehmer („non frequentanti“). Erstere müssen eine bestimmte Anzahl an Stunden anwesend gewesen sein, um die „normale“ Prüfung zu absolvieren, wohingegen Nicht-Teilnehmer (die eine bestimmte Anzahl an Stunden gefehlt haben) eine größere Prüfung am Ende des Semesters absolvieren. Dieses System beinhaltet auch die Option, von Anfang an „Nicht-Teilnehmer“ der Veranstaltung zu sein, und dementsprechend autodidaktisch für die größere Prüfung zu lernen, was aber anhand der langen Literaturlisten nicht unbedingt zu empfehlen ist. Generell würde ich den Lernaufwand an der Universität Bologna als höher bezeichnen, da in den Vorlesungen inhaltlich weniger vermittelt wird, und der Großteil der Prüfungen auf der Pflichtlektüre basiert, die man sich im Selbststudium aneignet. Dieser Aspekt bedeutete für mich mitunter die größte Umstellung, da ich von der Universität Potsdam gewöhnt war, mich anhand von Folien zu orientieren, die es an der Universität Bologna im seltensten Fall gab. Generell ist man in Bologna stärker auf sich allein gestellt, da sowohl der Kontakt zu den Professor/innen, als auch der Zugang zu Informationen und Material schwieriger herzustellen ist. Dennoch habe ich gelernt die Vorteile des autodidaktischen Lernens zu schätzen, da ich das, was ich mir selbst aneignete wirklich verstand, und auch länger im Gedächtnis behielt.
Wohn- und Lebenssituation
Die Wohnungssuche ist in Bologna, ebenso wie in anderen Universitätsstädten eher schwierig, weshalb man genügend Zeit dafür einplanen sollte, ein Zimmer zu suchen. Zum Sommersemester hin soll es generell etwas leichter sein, was ich allerdings nicht beurteilen kann, da ich über das Wintersemester in Bologna war. Zur Recherche eignen sich verschiedene Facebook-Seiten wie „Affitti Bologna“, auf denen meist Inserate von den Bewohner/innen einer WG veröffentlicht werden, die dort direkt kontaktiert werden können. Diese Art der Wohnungssuche verläuft jedoch teilweise sehr kurzfristig, weshalb es sich anbietet vor Ort zu sein, um direkt an den jeweiligen Besichtigungen teilzunehmen, ohne die es ansonsten schwierig wird, ein Zimmer zu finden. Eine Alternative zur eigenständigen Suche über Facebook bilden diverse Wohnungsagenturen - wie beispielsweise https://www.camplusapartments.it - die ebenfalls Zimmer zu vernünftigen Preisen anbieten. Einen Durchschnittspreis für die Mieten in Bologna zu nennen ist jedoch schwierig, da dieser sowohl von der Lage der Wohnung, als auch der Konstellation der WG abhängt. Bezüglich der Lage berechnen sich die Mieten im Wesentlichen danach, ob man sich innerhalb des Stadtrings (der entlang der alten Stadtmauer verläuft), oder außerhalb dessen befindet, da sich alles mehr oder weniger im Zentrum konzentriert. Bezüglich der Konstellation hängt die Miete davon ab, ob es sich um ein Einzel- oder Doppelzimmer handelt. Letzteres hat vor allem die Funktion, die Miete für ein Zimmer durch zwei teilen zu können, ist aber vergleichsweise zu einem Einzelzimmer gar nicht immer die günstigere Option. Bezüglich der Lage bin ich absolut der Meinung, dass es sich lohnt ein zentral gelegenes Zimmer zu mieten, da sich alles mehr oder weniger im Zentrum abspielt und man die meisten Orte im Zentrum zu Fuß in maximal einer halben Stunde erreicht. Bei einem Einzelzimmer im Zentrum kann man grob mit 400- 500 Euro rechnen, wohingegen sich ein zentral gelegenes Doppelzimmer auf etwa 300-350 Euro beläuft.
Die Lebenshaltungskosten sind in Bologna eher niedriger als in Berlin, vor allem was das auswärts essen und trinken angeht. Einkaufen zu gehen ist jedoch eher teuer, wovon einige große Discounter am Stadtrand (Lidl, Esselunga) ausgenommen sind. Vor allem aber kann man sehr gut und günstig essen, wie beispielsweise in der Osteria dell’Orsa in der Via Mentana, oder auch rund um die Via del Pratello, wo man meiner Meinung nach die beste Pasta (Pasta Naldi) bekommt. Frühstücken gehen kann man sehr gut im Pappare direkt an den zwei Türmen - dem Wahrzeichen der Stadt - wo sich auch die Pizzeria Due Torri befindet, die leckere Steinofen-Pizza zu günstigen Preisen verkauft. Ab dem frühen Abend kann man in einem der vielen Bars Aperitivo machen, der meist aus einem abwechslungsreichen Buffet, das im Getränkepreis inbegriffen ist, besteht; und wenn bereit ist etwas mehr auszugeben, kann man unglaublich gut in der „Drogheria della Rosa“ und im Restaurant „Da Cesari“ essen.
Studienfach: Politik, Verwaltung und Organisation
Aufenthaltsdauer: 09/18-02/19
Gastuniversität: Università di Bologna
Gastland: Italien