Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Ich habe bereits noch in der Schulzeit die Entscheidung gefällt, eine längere Zeit im Ausland zu verbringen. Im Studium war es dann endlich so weit. Mit Hilfe des Erasmus+-Programms war hatte ich endlich die Möglichkeit, im Ausland zu studieren und die finanziellen Kosten dafür zu decken. Da ich Englischlehrerin werden möchte, fiel die Wahl auf ein englischsprachiges Land. Da Großbritannien aus der EU ausgetreten ist, blieb also nur noch Irland übrig. Ich war zuvor noch nie in Irland gewesen und entschied mich auch deswegen dafür. Ich habe mich auf der Internetseite des International Office erkundigt und dann Ende Januar meine Bewerbung abgeschickt. Die Rückmeldung dauerte zum Glück nicht sehr lang: bereits zwei Wochen später erhielt ich eine E-Mail vom Austauschkoordinator, der mir einen Platz an der Maynooth University anbot. Diesen musste ich in einer Rückmeldung bestätigen und wartete dann auf die Kontaktaufnahme durch das International Office in Maynooth. Alle Nominierten mussten verschieden Formulare ausfüllen und Informationen angeben. Ich habe die geforderten Schritte abgearbeitet und regelmäßig mein E-Mail-Postfach gecheckt. Der Prozess wurde aber durchgehend gut erklärt und die Maynooth University bot sogar Vorbereitungsseminare für die Wohnungssuche in Irland an.
Studium an der Gastuniversität
Das International Office in Maynooth sendete regelmäßige Informationen zur Studienvorbereitung, unter anderem auch bezüglich der Kurswahl. Über ein Online-Portal (https://www.maynoothuniversity.ie/international/study-maynooth/available-courses) habe ich einsehen können, welche Kurse zu welchen Konditionen angeboten werden. Im November habe ich dann meine Kurse wählen können. Wie auch in Potsdam gibt es in Maynooth das Problem, dass man nicht automatisch für seine Wunschkurse zugelassen wird, da sich zu viele Studierende auf zu wenig vorhandene Plätze bewerben. Auch ich musste zu Beginn des Semesters meinen Stundenplan noch einmal umstrukturieren, da ich zeitliche Überschneidungen hatte oder nicht auf meine geforderte Anzahl an ECTS-Punkten gekommen wäre. Ich habe sechs Veranstaltungen für jeweils 5 ECTS besucht und habe damit genau auf die geforderte Anzahl von 30 ECTS eingehalten. Ich hatte zwei Vorlesungen über englische Literatur, je einen Kurs der Anthropologie und Soziologie, eine Veranstaltungen, die sich mit dem irischen Kulturerbe beschäftigt und einen Kurs, der als „Teaching German as a foreign language“ betitelt war. Dieser Kurs war mein Favorit, da er meine beiden Interessen vereinte und mir als deutsche Muttersprachlerin eine ganz neue Perspektive bezügliche des Sprachenlernen offenbarte. Ein großer Unterscheid im Unialltag bestand aber darin, dass alle Kurse sehr auf Frontalunterricht basiert waren. Es gab nur wenig Interaktion unter den Studierenden und meist hielt der die Dozent*in ihren Vortrag und danach verließen alle Studierenden den Raum. Eine Atmosphäre, wie ich sie aus den Seminaren in Potsdam kenne, gab es leider nicht wirklich. Ein weiterer Unterschied waren die Prüfungsleistungen. Ich hatte zwar zu Ende des Semesters drei schriftliche Prüfungen, musste aber bereits während des Semesters viele Essays abgeben. Ein solches Essay ist nicht ganz so lang wie eine Hausarbeit, man darf die Frage aber auch nicht komplett eigenständig formulieren, sondern aus einem vorgegeben Fragenpool aussuchen. Ich war das ganze Semester durchgehend gut gefordert mit meinen Abgaben und habe sehr viel Zeit in der Bibliothek verbracht. Die Dozierenden waren in meinem Fall jedoch immer sehr verständnisvoll und haben Rücksicht genommen, falls eine Verlängerung nötig war. Auch die studentischen Einrichtungen der Maynooth University kann ich nur wärmstens empfehlen. Ob International Office, Prüfungsamt., Hilfe beim Stundenplanbau etc., alle Mitarbeiter*innen nehmen sich viel Zeit und versuchen, für jegliche Probleme so schnell wie möglich eine Lösung zu finden. Auch für mentale Probleme oder die Wohnungssuche wurde Unterstützung durch die Student Services (https://www.maynoothuniversity.ie/student- services) angeboten. Ich habe dort bspw. wöchentlich an einer kostenlosen Yoga-Stunde teilgenommen. Diese hat mir während der stressigen Phasen im Semester Ruhe und Kraft geschenkt, um die zahlreichen Lerneinheiten in der Bibliothek zu überstehen. Die Bibliothek öffnet fast täglich von 8 Uhr morgens bis Mitternacht. Es gibt die Möglichkeit, sich Laptops auszuleihen, falls man kein eigenes Gerät zur Verfügung hat. Besonders in der Prüfungsphase war es schwer, dort einen Platz zu finden, da alle Sitzplätze belegt waren.
Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden
Ich persönlich hatte sehr viel Kontakt mit anderen internationalen Studierenden aus Kanada, Australien, Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland. Mit den irischen Studierenden ins Gespräch zu kommen war zwar möglich, aber nicht so leicht, da wir uns als internationale Studierende doch größtenteils in der Bubble der anderen International bewegt haben. Ich hatte manchmal das Gefühl, dass die Iren kein großes Interessedaran hatten, Austauschstudierende kennenzulernen. Das heißt aber nicht, dass sie unfreundlich oder nicht hilfsbereit waren – ganz im Gegenteil! Das Erasmus Student Network (ESN) hat einen großen Teil dazu beigetragen, dass ich viele neue Leute kennengelernt und Freunde gefunden habe. In der Orientierungswoche wurden mehrere Veranstaltungen wie bspw. ein Scavenger Hunt oder eine Stadtführung durch Dublin angeboten, die es ermöglichten, mit neuen Leuten ins Gespräch zu kommen und sich untereinander zu vernetzen. Aber auch die regulären Einführungsveranstaltungen bieten einen Raum, um Kommiliton*innen kennenzulernen und neue Kontakte zu knüpfen. Außerdem bietet die Maynooth University ein breites Angebot an Clubs und Societies an, denen man für eine kleine Gebühr beitreten kann. Ich habe beispielsweise beim Kickboxing mitgemacht und 2€ pro Trainingseinheit bezahlt. Allgemein kann man sagen, dass die Maynooth University und die dazugehörigen Einrichtungen wie ESN, die Student Services und selbst die Bibliothek die sozialen Medien, insbesondere Instagram, täglich nutzen, um Informationen zu teilen und auf kommende Veranstaltungen hinzuweisen.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Ich würde persönlich von mir behaupten, dass ich sehr sicher im Schreiben und Lesen der englischen Sprache bin, im Sprechen war ich jedoch oft sehr unsicher. Nach dem Aufenthalt in Irland kann ich auf jeden Fall sagen, dass ich viel sicherer im Sprechen geworden bin und schneller und ungezwungener kommuniziere. Ich habe gemerkt, dass mir viele Vokabeln fehlen, die man im Alltag, aber nicht im Uni Kontext verwendet. Ich hatte das große Glück, dass meine Vermieter, aber auch meine Gastschwester englische Muttersprachler waren und ich somit gezwungen war, die ganze Zeit mit ihnen auf Englisch zu kommunizieren. Das hat mich ein großes Stück weitergebracht und auch meine Gastschwester meinte zum Ende des Aufenthalts, dass sich mein Englisch stark verbessert hätte und ich viel selbstsicherer und freier spreche als zu Beginn des Semesters. In den Kursen an der Uni hatte ich nie Probleme, dem Inhalt zu folgen, da ich die englischsprachigen Lehrveranstaltungen aus Potsdam schon gewohnt bin. Die zahlreichen Essays, die ich während des Semesters schreiben musste, haben aber auch dazu beigetraten, dass sich meine Schreibkompetenz verbessert hat.
Wohn- und Lebenssituation
Leider war es nicht möglich, dass ich für ein Semester ins Wohnheim ziehen kann und musste mich selbstständig um eine Unterkunft kümmern. In der Umgebung von Maynooth ist es üblich, dass Hausbesitzer ein oder mehrere leerstehende Zimmer an Studierende vermieten. So war es auch bei mir der Fall. Ich habe über die Website https://ww.rent.ie bereits im Oktober nach Angeboten gesucht und bin auch fündig geworden. Nach einem kurzen E-Mail-Verkehr hatte ich ein Videotelefonat mit den Vermietern. Danach boten mir die Vermieter ein freies Zimmer bei sich an und schickten mir alle weiteren Dokumente und den Mietvertrag. Ich muss dazu sagen, dass ich vorerst etwas skeptisch war, da ich die Leute ja nur einmal über das Telefon gesehen und Angst hatte, dass ich auf eine Betrügermasche reinfalle. Aus diesem Grund habe ich eine Studentin aus Potsdam gefragt, von der ich wusste, dass sie gerade selbst ein Auslandssemester in Maynooth macht, ob sie einmal bei den anderen internationalen Studierenden herumfragen kann, ob gerade jemand bei der Familie wohnt und gute Erfahrungen gemacht hat. Zum Glück hat sich wirklich eine Studentin gefunden, die gerade bei dieser Familie gewohnt hat und ich konnte Kontakt mit ihr aufnehmen. Über WhatsApp konnte sie all meine Fragen beantworten und mir die Sorgen und Zweifel bezüglich der Wohnungssuche nehmen, sodass ich mich guten Gewissens für das Zimmer entschieden und diese Entscheidung auch nicht bereut habe. Trotzdem kann ich allen anderen Studierenden nur raten, nachzufragen und sich Kontakte zu suchen, falls man sich unsicher ist. Ich hatte großes Glück, dass mir meine Zweifel genommen werden konnten, weil die Studierenden der Maynooth University durch ESN so gut miteinander vernetzt sind. Ich habe für mein Zimmer in Maynooth 700€ zzgl. Nebenkosten bezahlt. Die meisten Zimmer in der Umgebung kosten zwischen 600-800€ monatlich. Ich hatte den großen Vorteil, dass ich zur Uni laufen konnte und nicht täglich auf den Bus angewiesen war. Für den öffentlichen Nahverkher lohnt es sich, eine Leap Card zu beantragen (https://leapcard.ie/en/NavigationPages/CardPurchase.aspx). Diese bietet Vergünstigungen für Studierende und vereinfacht die Fahrt mit Bus und Zug enorm. Ich hatte zum Glück keine großen Probleme bezüglich der Bankgeschäfte oder der Krankenkasse. Die Uni fordert jedoch eine Auslandsversicherung von allen internationalen Studierenden, die den Zeitraum des Aufenthalts abdeckt. Die Lebenserhaltungskosten in Irland sind im Vergleich zu denen in Deutschland verhältnismäßig hoch. Neben den hohen Mieten kommen auch hohe Preise für Lebensmittel hinzu. Darauf sollte man sich einstellen, wenn man plant, einige Monate in Irland zu verbringen. Aber es lohnt sich! Ich habe während meiner Zeit dort sehr viel unternommen und viele Ausflüge gemacht. Wenn man sich im Vorhinein über Fahrtickets, Eintrittspreise und mögliche Vergünstigungen für Studierende informiert, kann man auch mit einem kleineren Budget eine tolle Zeit haben und viel im Land erleben.
Studienfach: Lehramt für die Sek. I und II; Fächer: Englisch und Deutsch
Aufenthaltsdauer: 01/2024 - 06/2024
Gastuniversität: Maynooth University
Gastland: Irland
Rückblick
Rückblickend kann ich allen anderen Studierenden nur den Rat geben, sich emotional ausreichend auf das Auslandssemester vorzubereiten. Es bietet sich bspw. an, Bilder von zu Hause mitzunehmen oder das liebste Erinnerungsstück, falls Heimweh aufkommt. Besonders im ersten Monat fiel es mir sehr schwer, im neuen Land anzukommen und mich auf die neue Umgebung einzustellen. Das Nieselwetter und der graue Himmel in Irland haben dies natürlich nicht leichter gemacht. Ich habe trotzdem die Zähne zusammengebissen und mir immer vor Augen gehalten, dass ich gerade eine Möglichkeit ausleben darf, die sich nicht noch einmal wiederholen wird. Danach wurde es auch schnell besser. Ich habe viele tolle Leute kennenglernt und hätte zum Ende zum Ende des Semesters auch noch länger dort bleiben können.
Sonstige Hinweise
Irland bietet neben den pulsierenden Städten wie Dublin, Cork und Galway natürlich auch viele sehenswerte Naturszenen. Ein Ausflug in ländliche Gegenden sollte daher ein Muss für jeden Irland-Besuch sein. Wenn man auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen ist, kann sich dies jedoch schwieriger gestalten, da zu einigen Sehenswürdigkeiten keine Bus- oder Bahnverbindungen angeboten werden und man dann auf ein Auto angewiesen ist. Zum Glück gibt es Yes-Trips (https://www.yes-trips.com/esnirelandtrips). Die Firma bietet bezahlbare Ausflüge und Wochenendreisen speziell für Erasmus Studierende an. Ich habe selbst an drei Ausflügen teilgenommen und kann es nur empfehlen! Mann ist mit mehreren Studierenden im Reisebus unterwegs und sieht viel vom Land, da die Tage ordentlich durchgeplant sind. Abends im Hostel haben wir dann meist zusammen gekocht oder Kartenspiele gespielt.