Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Die Informationen zum Erasmus+ Programm habe ich mir auf der Website des International Office geholt und da ich schon einige Male in Irland war und ich gerne mein Englisch verbessern wollte, entschied ich mich schnell für ein Auslandssemester am University College Dublin, kurz UCD. Auch die dort angebotenen Kurse sprachen mich sehr an. Auf der Website sind die Module der sog. „Schools“ aufgelistet. Die einzelnen Studiengänge an der UCD sind verschiedenen „Colleges“ zugehörig, die dann nochmals in ebendiese „Schools“ unterteilt sind. Da mein Studiengang an der Uni Potsdam sehr breit gefächert ist, konnte ich Kurse aus allen Schools des Colleges of Arts & Humanities auswählen. Zudem habe ich auch einen Kurs für mein Zweitfach, Philosophie, belegt, den ich mir auch anrechnen lassen kann. Nachdem ich mich für die UCD entschieden hatte, bewarb ich mich im Januar 2022 über ein Portal, auf welchem ich lediglich das Erasmus-Bewerbungsformular sowie ein Motivationsschreiben und die Unterlagen für das Top-Up (Unterschriften meiner Eltern) hochladen musste. Letzteres bekam ich, da ich als sog. Erstakademikerin die erste in meiner Familie bin, die studiert. Circa zwei Wochen später bekam ich bereits die Zusage per Mail von der Erasmus-Koordinatorin meines Studiengangs und musste mich per Mail darauf rückmelden. Recht schnell bekam ich dann bereits eine Mail von der UCD, da ich mich auch noch bis Mitte Oktober dort bewerben musste. Auch das war jedoch über ein Portal sehr simpel; dort musste ich bereits Kurse angeben, die ich gern belegen konnte – diese waren aber nicht endgültig, d.h. ich konnte auch noch andere Kurse wählen, als es einige Monate später soweit war, sich für diese anzumelden und auch in den ersten Wochen des Semesters konnte ich meine Kurse nochmals wechseln. Nachdem ich Ende Oktober die offizielle Zusage bekam, erhielt ich recht bald per Mail eine Einladung zum ersten Online-Meeting mit den UCD Global-Betreuer*innen, quasi das Äquivalent zu unserem International Office an der Uni Potsdam. Ungefähr zum gleichen Zeitpunkt fand dann auch an der Uni Potsdam eine Veranstaltung für alle zukünftigen Erasmus-Studierenden statt, auf welcher man u. A. den Vertrag ausgehändigt bekam und viele wichtige Informationen erhielt.
Studium an der Gastuniversität
Die Kurse für die Undergraduate-Student*innen, also Bachelor-Student*in, sind alle 5 Credit-Points, also 5 ECTS, wert. Da ich ein Semester dort war, musste ich 30 ECTS erreichen, sprich 6 Kurse belegen. Ich hatte nur Vorlesungen und keine Seminare, jedoch musste ich für jede Vorlesung noch an einem sog. Tutorial teilnehmen. Die Vorlesungen waren entweder 50 Minuten lang oder 1 Stunde und 50 Minuten und die Tutorials waren in meinem Fall immer 50 Minuten lang. In den meisten meiner Kurse musste ich Mid-Term und finale Essays schreiben, manchmal waren es auch andere ähnliche Leistungserbringungen oder eine aufgezeichnete Gruppenpräsentation. Alle Leistungserbringungen wurden benotet und aus den verschiedenen Abgaben, die verschieden gewichtet wurden, ergab sich dann die Endnote. In Irland gibt es keine Zahlen als Noten, sondern Buchstaben und A+ ist das Beste. Die Dozierenden und Tutor*innen waren alle sehr nett und kompetent und die Inhalte haben mir auch sehr gut gefallen und mich sehr interessiert. Die UCD ist eine sehr große Uni, tatsächlich die größte in Irland, und das merkt man auch, d.h. am Campus ist immer viel los und die Vorlesungen sind auch alle sehr voll, doch trotzdem ist das Studienklima sehr angenehm. Zudem gibt es ja die Tutorials, in denen nur im Durchschnitt 10-20 Studierende sind. Alle sind auch sehr hilfsbereit und freundlich. Am Campus gibt es mehrere Bibliotheken, die auch immer sehr lang geöffnet sind.
Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden
Zu Beginn gab es etliche Veranstaltungen, auf denen man sehr gut andere internationale Studierende kennenlernen konnte. Auch die einheimischen Studierenden waren sehr aufgeschlossen. Zudem gab es auch einen Abend recht zu Beginn, der speziell dafür organisiert wurde, um irische Studierende kennenzulernen.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Mein Englisch war vorher schon recht gut, doch es ist definitiv durch die regelmäßige Praxis deutlich besser geworden. Ich hatte – und so wollte ich das auch – fast gar keinen Kontakt zu anderen deutschen Studierenden dort, weshalb ich „gezwungenermaßen“ immer Englisch reden musste. Die Dozierenden waren auch meistens sehr gut zu verstehen und auch in den Kursen habe ich mich sehr sicher gefühlt, denn mal einen Fehler zu machen, ist ja vollkommen okay – man ist ja dort, um es richtig zu lernen. Wissenschaftliche Texte auf Englisch zu schreiben war zuerst natürlich ungewohnt, doch hat sehr schnell gut geklappt und auch Spaß gemacht.
Wohn- und Lebenssituation
Zuerst versuchte ich, ein Zimmer im Studierendenwohnheim zu bekommen. Um sich dafür zu bewerben, musste man sich zu einem bestimmten Zeitpunkt – dieser wurde einem per Mail rechtzeitig mitgeteilt und war ungefähr Ende November – im jeweiligen Portal dafür anmelden. An sich gibt es zwar viele Zimmer für internationale Studierende, doch leider bekam ich keins. Doch über das Portal UCD Accommodation Pad, auf welchem man die Zimmer nur als bereits eingeschriebene Studentin einsehen kann, fand ich dann recht schnell ein Zimmer, das zudem günstiger war als eines im Studierendenwohnheim. Ich habe bei einer mittelalten Dame und ihrer erwachsenen Tochter im Dachgeschoss gewohnt und hatte ein sehr großes, gemütliches Zimmer mit eigenem Bad. Ich durfte deren Küche mitbenutzen und dadurch stand man auch in Kontakt; trotzdem hat jeder sein eigenes Ding machen können. Es war jedoch auch sehr interessant, auch auf diese Art und Weise etwas von den Einheimischen mitzubekommen. Was mich anfangs überrascht hatte, war, dass viele Zimmer jedoch nur Montag-Freitag vermietet werden, da es anscheinend häufig der Fall in Irland ist, nicht komplett von zu Hause wegzuziehen und am Wochenende dann zur eigenen Familie zu fahren. Das hat die Suche ein wenig schwieriger gemacht. Zudem ist Dublin, was die Miete betrifft, wirklich sehr teuer im Vergleich zu Deutschland und anderen Ländern. Das am häufigsten benutzte öffentliche Verkehrsmittel in Dublin sind Busse. Es gibt zwar eine Tram sowie so etwas wie eine S-Bahn, doch es gibt nicht viele Strecken und deshalb kommt es bei diesen ganz darauf an, wo man wohnt. Ich zum Beispiel habe die Tram kein einziges Mal und die S-Bahn nur ein paar Mal, für Ausflüge am Rand von Dublin, genutzt. Leider gibt es kein Studierendenticket, doch es gibt die sog. Young Adult (geht bis 23 Jahre) /Student Leap Card, die man für alle öffentlichen Verkehrsmittel benutzen kann und die man online bestellen kann. Mit dieser zahlt man für alle Fahrten (gilt dann jeweils 90 Minuten) nur 1€ anstatt 2,60€. Zudem wird nichts mehr abgebucht, sobald man in einer Woche 20€ ausgegeben hat. Von den Banken weiß ich nichts, ich habe nämlich nie Geld abgehoben, sondern alles mit einer Kreditkarte gezahlt und das geht auch nahezu überall. Ich hatte immer nur für den Notfall ein bisschen Bargeld dabei. Da reguläre Auslands- bzw. Reisekrankenversicherungen normalerweise nur einen Auslandsaufenthalt von höchstens 90 Tagen am Stück beinhalten, habe ich eine Krankenversicherung über ERGO abgeschlossen, die für junge Leute auch etwas günstiger ist. Die Lebenshaltungskosten sind vergleichsweise hoch. Die Mietkosten sind, wie bereits erwähnt, sehr hoch und auch auswärts essen gehen und bspw. die Getränke in den Pubs sind ziemlich teuer. Dagegen sind Lebensmittel im (Discounter-)Supermarkt recht günstig, teilweise sogar günstiger als in Deutschland. An der UCD selbst gibt es sehr viele sog. „Societes“, die viele verschiedene Veranstaltungen und Trips organisieren. Sonst gibt es in Dublin sehr viele Museen, für die man meistens auch keinen Eintritt zahlen muss. Zudem gibt es bereits etliche schöne Orte – bspw. Wanderwege oder tolle Strände – um Dublin herum, die man vom Stadtzentrum aus innerhalb von mehr oder weniger 1 Stunde erreichen kann. Und da Irland ja kein sehr großes Land ist, kann man auch andere Teile des Landes schnell und einfach mit Bussen oder Zügen erreichen. Beides ist auch sehr viel günstiger als in Deutschland, ich habe im Durchschnitt nur ca. 8€ für dreistündige (so lang dauert es etwa, um in andere Städte wie Galway, Cork, Limerick oder Belfast) Zugfahrten gezahlt.
Studienfach: Kulturwissenschaft (B.A.)
Aufenthaltsdauer: 01/2023 - 05/2023
Gastuniversität: University College Dublin
Gastland: Irland
Rückblick
Auch wenn die Leistungsanforderungen sehr hoch waren und man in so einem Auslandssemester selten zum Entspannen kommt, bin ich sehr glücklich darüber, mich dafür entschieden zu haben und vermisse die Stadt, das Land und die Leute, die ich dort kennengelernt hab, jetzt schon sehr.