Mein Semester in Plymouth
Seit dem Beginn meines Studiums an der Uni Potsdam interessierte mich die Möglichkeit im Ausland zu studieren. Ich informierte mich rechtzeitig und besuchte die angebotenen Informationsveranstaltungen des International Office. Die Bewerbung über meinen Koordinator im Fach Geographie am Ende des vierten Semesters verlief unkompliziert und schnell, sodass zügig der Kontakt mit der Universität in Plymouth hergestellt war. Die Internetseite des International Office stellte alle nötigen Informationen und Dokumente bereit und mit Hilfe meines Koordinators und des Teams des International Office konnte ich die geforderten Dokumente problemlos ausfüllen und zeitnah einreichen. Meine Koordinatorin seitens der Uni Plymouth war von Anfang an und das ganze Semester hindurch sehr freundlich, hilfsbereit und immer gut zu erreichen, falls ich Fragen hatte oder Hilfe brauchte. Die Bewerbung selber und die Anmeldung im Unisystem liefen bequem online.
Studium an der Gastuniversität
Ich persönlich empfand das Studium an der Uni Plymouth als sehr angenehm. Es herrschte stets eine gute Arbeitsatmosphäre und das Verhältnis zwischen Studenten und Dozenten erlebte ich als stets sehr freundlich. Nach meiner Ankunft in Plymouth begann eine zweiwöchige Einführungsphase. Die erste Woche war allein für die internationalen Studenten vorgesehen, während in der zweiten Woche die neuen Erstsemester Studenten eintrafen und willkommen geheißen wurden. Das Programm für die internationalen Studenten war sehr fürsorglich aufgebaut und deckte alle Themenbereiche, von praktischen Hinweisen und Tipps über die englische Kultur und Lebensweise, bis hin zu wichtigen organisatorischen Dingen, wie der Ausstellung der Studentenkarte oder die Anmeldung im Gesundheitssystem, ab. Neben gekennzeichneten Pflichtveranstaltungen gab es auch jede Menge anderer Events und Aktivitäten wie Stadt- und Campusführungen, Partys, kostenlose Essenangebote, sowie Clubs und Societies, die ihre Angebote vorstellten. Diese zweiwöchige Einführung bietet die optimale Gelegenheit andere Studenten aus aller Welt kennenzulernen und auch erste Kontakte mit lokalen Studenten zu knüpfen. Ich kann nur jedem empfehlen möglichst viele dieser Angebote wahrzunehmen und die komplette Einführungszeit da zu sein. Man bekommt außerdem einen Überblick, wie die Uni funktioniert und jede Menge Kontakte zu möglichen Ansprechpartnern, falls im späteren Verlauf des Studiums etwas mal nicht so laufen sollte wie geplant. Allgemein habe ich mich immer bestens betreut und aufgehoben gefühlt und hätte mich jederzeit bei Problemen an jemanden wenden können.
Die Kurse, die ich im Vorhinein gewählt hatte, konnte ich leider auf Grund von Überschneidungen nicht wie gedacht belegen, weshalb ich die nötigen Änderungen im „Learning Agreement During Mobility“ neu notierte. Im Bereich Geographie belegte ich zwei Module und ein Modul im Bereich Bildungswissenschaften, sodass ich problemlos die geforderten 30 ECTS erreichen konnte (jedes Modul zählte 10 ECTS).
Im Vergleich zur Uni Potsdam kommt einem das Studiensystem verschulter vor, was ich allerdings nicht als negativ empfand. Es wurde Wert auf Pünktlichkeit gelegt und überwiegend waren alle Kursteilnehmer anwesend und aufmerksam. In den relativ kleinen Seminargruppen herrschte eine ruhige Atmosphäre, die mir das Zuhören und Verstehen des Stoffs erleichterte. Es konnten jederzeit Fragen gestellt werden und die Dozenten versuchten die Sitzungen abwechslungsreich zu gestalten und mit den Studenten zu interagieren. Alle Dozenten sind über E-Mail zu erreichen und antworten meist innerhalb weniger Stunden. Natürlich gibt es auch Sprechstunden oder man klärt eventuelle Fragen kurz nach der Sitzung. Ich empfand alle meine Dozenten als sehr freundlich, zugewandt und hilfsbereit. Die Uni ist generell technisch gut ausgestattet. Die Bibliothek hat 24h geöffnet und bietet eine angemessene Arbeitsatmosphäre. Es gibt keine Mensa, dafür aber jeden Menge Cafés und kleine Shops die warme Speisen, Snacks und Getränke auf dem Campus anbieten.
Kontakte zu einheimischen und ausländischen Studierenden
Wie bereits erwähnt, ist es in der Einführungsphase besonders leicht Kontakte zu knüpfen. Im Verlauf des Semesters ist es dann oftmals schwerer sich zu treffen oder in Kontakt zu bleiben, da jeder beschäftigt ist. In den Kursen sind meistens alle konzentriert und lediglich die Pausen bieten Raum für gegenseitiges Kennenlernen. Am einfachsten ist es einer Society oder einer Sportgruppe beizutreten, wahlweise gibt es auch regelmäßige Veranstaltungen von Gruppen wie den „Global Buddies“ oder das „Language Café“. Von Surfen, über Singen oder Stricken kann man fast alles ausprobieren und lernt so schnell und leicht Leute kennen. Über die Erasmus Facebook Gruppe wurden ebenfalls Aktivitäten angeboten und auch Reisen nach Stonehenge, Bath und Bristol werden regelmäßig durchgeführt. Um näher in Kontakt mit einheimischen Studenten zu treten muss man meistens selber die Initiative ergreifen aber in typisch britischer Manier erhält man fast immer freundliche Reaktionen.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Da ich Englisch nicht studiere, war mir ein bisschen mulmig ob ich den Anforderungen gewachsen bin. Aber meine Besorgnis erwies sich als unnötig. Anfangs musste ich mich zwar ein bisschen mehr anstrengen, um alles zu verstehen und auch das Schreiben meines ersten Essays nahm einiges an Zeit in Anspruch. Doch schon nach ein paar Wochen fällt es einem leichter und die ersten Fortschritte machen sich bemerkbar. Die Uni bietet außerdem kostenlose Workshops zu verschiedenen Themen wie Grammatik, Schreiben und Sprechen an. Bei Bedarf kann man sich außerdem auch im Writing Café beim Verfassen von Texten professionell unterstützen lassen.
Wohn- und Lebenssituation
Ich habe bereits vor meiner Abreise eine private Unterkunft über Freunde gefunden, weshalb ich kaum etwas über den Ablauf der Zimmervergabe oder das Finden einer Unterkunft berichten kann. Die Zimmer im Studentenwohnheim, die ich gesehen habe, machten einen ordentlichen Eindruck und verfügten über ein eigenes Badezimmer und eine Gemeinschaftsküche.
In der Innenstadt ist in Plymouth alles fußläufig zu erreichen. Da ich etwas weiter weg wohnte, bot es sich an eine monatliche Buskarte für 40 Pfund zu kaufen. Es gibt zwei Busunternehmen, die die Stadt zuverlässig abdecken. Für Ausflüge in andere Städte kann man bei früher Buchung günstige Ticktes online bei „Megabus“ oder „National Express“ erwerben. Nähere Ziele wie Exeter sind besser mit dem Zug zu erreichen.
Plymouth liegt idyllisch am Meer und in unmittelbarer Nähe vom Dartmoor National Park. Ein Spaziergang durch die Altstadt (Barbican), am Hafen entlang hinunter zum Wasser, lohnt sich immer. Andere schöne Ausflugsziele sind Mount Edgcumbe (nur eine kurze Fährfahrt entfernt), Exeter, Totnes und natürlich Dartmoor. In Plymouth selber gibt es einen schönen großen Central Park, eine moderne Kletter- und Schwimmhalle, eine größeres Einkaufszentrum (Drake Circus) und ein Aquarium (der Besuch lohnt sich, manchmal auch kostenloser Eintritt für Studenten).
Die Lebenshaltungskosten sind in England bekannterweise etwas teurer als in Deutschland. Mit der ESN Karte bekommt man in vielen Geschäften Rabatte und kann somit ein bisschen Geld sparen. Außerdem gibt es zu Beginn des Semesters bei vielen Uni Veranstaltungen kostenloses Essen. Die „Student Union“ bietet auch immer wieder Gerichte für wenig Geld an und die Studentengemeinde empfängt jeden offen in der Chaplaincy. Dort gibt es jeden Dienstag für 50p eine leckere Suppe mit Brot. Sehr informativ und wichtig sind auch die beiden Uni Apps „Plym Uni“ und „The SU“. Dort findet man neben seinem Stundenplan auch jede Menge Veranstaltungstipps und Hinweise.
Studienfach: Lehramt Geographie
Aufenthaltsdauer: 09/2017 - 01/2018
Gastuniversität: University of Plymouth
Gastland:Großbritannien
Rückblick
Zusammenfassend war mein Auslandsemester in Plymouth sehr lehrreich und eine Erfahrung, die ich jedem empfehlen kann. Neben dem Studium, das streckenweise einiges abverlangt, bleibt dennoch genug Zeit zum Reisen um mehr vom Land zu sehen. Ich bin dankbar, dass ich ein ganzes Semester dort verbringen durfte und würde es jederzeit wieder tun. Plymouth mag nicht die allerschönste Stadt sein, hat aber durchaus hübsche Ecken und liegt umgeben von traumhafter Landschaft. Besonders im Sommer bieten sich viele Möglichkeiten sich sportlich zu betätigen und die Umgebung zu erkunden. Trotz des öfter eher schlechten Wetters ist es nie sonderlich kalt und es lohnt sich auch bei Regen das Haus zu verlassen, denn meistens reißt nach kurzer Zeit der Himmel auf und mit ein bisschen Glück ist ein Regenbogen zu sehen. Kurzum, Plymouth lohnt sich!
PS: Gute Regensachen sind Pflicht und ein Regenschirm sinnlos! (der Wind zerfetzt ihn meist nach kurzer Zeit)