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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Aufmerksam wurde ich auf die Möglichkeit eines Auslandaufenthalts mit Erasmus über Freunde, sowie die entsprechende Internetseite der Universität Potsdam. Durch letztere erhielt ich dann auch alle weiteren wichtigen Informationen, wie Fristen oder auch wer die Ansprechpartner für welche Fakultät seien. Ich wurde im Vorfeld mit einigen Fragen konfrontiert, unter anderem, dass ich mich zwar hier in Potsdam im ersten Mastersemester befand, das jedoch in Griechenland dem 7. Bachelorsemester entspricht. Ich war mir daher nicht sicher, welche Kurse ich dort belegen könnte, und ob es ggf. auch möglich sein würde, mir Bachelorkurse im Master anerkennen zu lassen. Hierfür musste ich sowohl mit den Koordinatoren und dem Prüfungsausschuss hier Kontakt aufnehmen, als auch mit der Gasthochschule in Thessaloniki. Auch wenn letztere teils ein paar Tage benötigte, um mir zu antworten, bekam ich doch stets eine freundliche und hilfreiche Antwort (andere Universitäten, die ich zu Beginn in Betracht zog, antworteten mir teils gar nicht oder erst nach mehreren Wochen). Ich entschied mich also schließlich für die Aristoteles Universität in Thessaloniki, wurde von der Koordinatorin meiner Fakultät dort auch „vorgeschlagen“ und durfte meine Bewerbungsunterlagen an sie verschicken. Zugegebenermaßen dauerte es relativ lange, bis ich schlussendlich eine Zusage bekam (bzw. eine „letter of acceptance“). Mir wurde zwar hier in Potsdam versichert, dass Studierende höchstens mal abgelehnt werden, falls ihr Sprachniveau nicht ausreichend ist oder der Studiengang spontan gestrichen wird, dennoch machte mich das Warten etwas unruhig. Auch da ich mittlerweile in einer „Erasmus Accommodation in Thessaloniki“ Gruppe auf Facebook war, und die Leute aus allen möglichen Ländern dort schon teilweise im Mai begannen, nach Wohnungen ab September zu suchen. Schließlich erhielt ich jedoch wie erwartet die Zusage, und so konnte auch ich mich auf die Suche nach einer Unterkunft machen.


Studienfach: Sport Lehramt

Aufenthaltsdauer: 09/18-01/19

Gastuniversität: Aristotle University of Thessaloniki

Gastland: Griechenland

Studium an der Gastuniversität

Das Studium dort ist, wie oben schon mal kurz angesprochen, in einen 4-jährigen Bachelor und einen 1-jährigen Master unterteilt. Welche Kurse grundsätzlich jedes Semester angeboten werden, findet man relativ einfach online. Die tatsächlich stattfindenden Kurse habe ich dann jedoch erst vor Ort erfahren, durch einen Mitarbeiter des Office, der mir verraten hat, wo ich diese finde. In Griechenland gibt es kein Bewertungssystem wie hier, sondern eine Punktesystem zwischen 1 und 10, wobei 10 der höchsten Note entspricht. Ich musste jedoch in wenigen Fächern die gleiche Prüfung ablegen, wie die einheimischen Studierenden, da alles Theoretische meist auf Griechisch stattfand und ich deshalb oft Ersatzleistungen erbringen musste. Das Klima ist insgesamt sehr gut, ich wurde durchgehend von allen Dozenten und Studierenden sehr nett aufgenommen. Da einige der Dozenten (und auch viele der Studenten) kaum Englisch sprachen, wurde sich entweder durch Mimik und Gestik verständigt (was in sportpraktischen Kursen noch ganz gut funktioniert), oder mir wurde von einzelnen griechischen Studenten alles ins Englische übersetzt. Alle waren super hilfsbereit und viele gaben mir auch direkt ihre Kontaktdaten, damit ich mich im Falle von Problemen oder Fragen an sie wenden konnte.
Der Hauptcampus lag etwas außerhalb (ca. 1 Stunde mit dem Bus vom Zentrum aus), jedoch waren die einzigen Male, die ich dort hin musste, wenn ich etwas mit den Mitarbeitern der Fakultät besprechen musste, beispielsweise bezüglich meines Stundenplans, verschiedener Learning Agreements oder sonstiger Formalitäten. Auch dort waren alle sehr hilfsbereit, mir wurde bei einem meiner ersten Besuche z.B. direkt eine Skizze aufgemalt, wo ich die verschiedenen Orte, an denen meine Kurse stattfinden sollten, finden konnte. Teilweise war die Verständigung auf Englisch etwas schwierig, im Endeffekt hat aber alles ausreichend geklappt. Einzig, dass ich erst eine Woche vor meiner Abreise durch Zufall erfuhr, dass wir von allen Dozenten Unterschriften einsammeln müssen, war etwas ärgerlich. Zudem hatte ich 3 Wochen zuvor das Erasmusoffice genau danach gefragt, und bekam die Antwort, wir müssten uns um nichts kümmern. Meine Fakultät sah das offensichtlich anders. So bestand meine letzte Woche dann leider primär daraus, verschiedensten Dozenten hinterherzurennen, was sich als schwierig erwies, da die Vorlesungszeit bereits vorbei war und es oft nicht einfach war, Termine mit den jeweiligen Verantwortlichen zu finden, um die notwendige Unterschrift zu bekommen.
Die Uni ist, nett ausgedrückt, weder besonders schön, noch besonders modern. Die Duschen im „national swimmingpool“ beispielsweise sind ehrlich gesagt relativ eklig und ich bin mir sicher, dass so etwas in Deutschland schon längst geschlossen worden wäre. Auch die Bibliothek (in der im Übrigen keine Bücher stehen) ist in keinem besonders guten Zustand. Seife und Toilettenpapier sind auf den Toiletten grundsätzlich nicht vorhanden. Dafür hat die Bibliothek aber immerhin bis 2 Uhr nachts offen, wobei mir sehr oft gesagt worden ist, dass der Campus besser nicht bei Nacht betreten werden sollte. Grund dafür ist, dass der komplette Campus polizeifreie Zone ist. Schon tagsüber führt das dazu, dass einem alle paar Meter Drogen angeboten werden, während 2 Meter weiter „Sicherheitsmänner“ in gelben Westen stehen, und das Geschehen beobachten. In der Bibliothek gibt es auch einen kleinen Computerpool mit (gefühlt) uralten Rechnern. Aber sie funktionieren. Wer Bücher braucht, muss in die jeweilige Bibliothek der eigenen Fakultät gehen.

Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden

 Im Sportstudium lernt man tatsächlich relativ leicht einheimische Studierende kennen, da die Erasmusstudenten keine separaten Kurse angeboten bekommen. Das liegt wohl daran, dass es sehr wenige Erasmus-Sportstudenten gibt, und so der Großteil der Kursteilnehmer immer aus Griechen besteht. In diesem Semester waren wir 5 Erasmus-Sportstudenten, wobei insgesamt ca. 450 Erasmusstudenten da waren. Die meisten studieren jedoch Jura und das sind auch die, die tatsächlich Vorlesungen haben, die ausschließlich für Erasmusstudenten und somit auf Englisch sind. Ich persönlich fand es jedoch sehr schön, auch mit Einheimischen in Kontakt treten zu können, die stets alle sehr nett und hilfsbereit waren oder es zumindest versucht haben, egal wie gut ihr Englisch war.
Der Kontakt zu anderen Erasmusstudenten kommt quasi unweigerlich, durch die vielen Veranstaltungen, die ESN (Erasmus Student Network) alle paar Tage anbietet. Dazu gehörten sowohl Wochenendfahrten, wie nach Skiathos oder Athen, als auch Bowling-, Beerpong oder Quizabende. Durch diese Unternehmungen habe ich auch die meisten meiner Freunde kennengelernt, die vor allem aus Süd- und Nordeuropa kommen. Schätzungsweise waren ¼ - 1/3 der Erasmusstudenten in Thessaloniki jedoch Deutsche (so viel zu „ausländischen Studierenden“), und so konnte ich 1500 km entfernt von Potsdam und Deutschland auch viele Freundschaften zu Leuten knüpfen, denen ich in Deutschland vermutlich nie über den Weg gelaufen wäre, auch wenn sie eigentlich verhältnismäßig so nah dran wohnen.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Meine Sprachkompetenz im Englischen hat sich definitiv verbessert. Ich war vorher etwas skeptisch, da ich, seit ich aus der Schule raus bin (d.h. seit knapp 6 Jahren) eigentlich nur noch wenig mit dem Englischen konfrontiert worden bin. Zudem muss ich sagen, dass mir besonders an Alltagssprache sehr viel fehlte, da ich in meiner Schulzeit davon eher wenig gelernt habe. Durch das tägliche Kommunizieren auf Englisch lernt man jedoch sehr schnell dazu. Eine meiner Freundinnen kam praktischerweise aus London, und so konnten wir alle sie immer fragen, wenn wir uns mit einer Äußerung nicht sicher waren. Mir ist zudem aufgefallen, dass mir besonders das Verstehen von Englischem nun viel leichter fällt, sei es bei geschriebenen Texten oder auch in Serien und Filmen.
Zudem habe ich einen Griechisch-A1-Kurs belegt. Ich konnte vorher kein Wort Griechisch, was besonders deshalb unpraktisch ist, da das Alphabet dort ein anderes ist, und sich Wörter, die man nicht mal lesen kann, auch schlecht erschließen lassen. Der Kurs wurde von der „School of Modern Greek Language“ angeboten und kostete ca. 20 Euro („Verwaltungsgebühr“ nannte sich der Kursbeitrag glaube ich). Man musste sich dafür jedoch schon sehr frühzeitig anmelden. Insgesamt hat das Lernen einer neuen Sprache sehr viel Spaß gemacht, was nicht zuletzt auch an meinem Lehrer in diesem Kurs lag.

Wohn- und Lebenssituation

Das Finden einer Unterkunft habe ich mir ehrlich gesagt zuvor leichter vorgestellt. Jedoch ist der „Konkurrenzkampf“ um schöne Wohnungen und Zimmer in guter Lage bei 450 Erasmusstudenten zur selben Zeit unweigerlich gegeben. So musste ich einige Rückschläge und Enttäuschungen einstecken, hatte im Endeffekt jedoch ziemliches Glück und fand über Facebook ein Zimmer in einer WG mit einer Französin und einer Bulgarin. Ende September sollte mein Erasmus los gehen, die Zusage für das Zimmer erhielt ich Anfang September. Jedoch nur über Facebook und ohne irgendwelche sonstigen Unterlagen, Verträge o.ä. Als ich schließlich in Thessaloniki ankam, war ich zunächst auch ein bisschen aufgeregt, ob das nun wirklich alles so klappen würde. Es funktionierte im Endeffekt jedoch reibungslos, und der freundliche Vermieter holte mich sogar von der Bushaltestelle ab. Meine Wohnung lag sehr zentral, zwischen Kamara und dem White Tower. Die meisten meiner Freunde lebten auch dort im Umkreis, was es sehr praktisch machte. Der Campus lag etwa 5 Minuten entfernt von dort, zur Mensa waren es 10 Minuten zu Fuß. Die Miete betrug 270 Euro inklusive Strom, Wasser, Internet etc., und wir hatten sogar ein großes Wohnzimmer, 2 Bäder und eine große Küche. Mir erschien das sehr günstig, verglichen mit den Preisen in Potsdam oder Berlin. Für die meisten Griechen sind diese Preise jedoch, soweit ich gehört habe, kaum zu stemmen. Das ist auch der Grund, aus dem so viele Vermieter ausschließlich an (gut zahlende) Erasmusstudenten vermieten. Die Vermieter kamen immer Ende des Monats, um die Miete in Bar einzusammeln. Das erschien nicht nur mir erstmal komisch, allerdings scheint das in Griechenland gängiges Prozedere zu sein, da es allen meinen Freunden so ging. Verträge gab es meist keine, auch die Kaution von 250 Euro wurde zu Beginn eingesammelt, ohne das schriftlich irgendwie festzuhalten. Man muss sich halt auf die Vermieter verlassen. Als ich Anfang Februar dann auszog, habe ich die Kaution dann auch sofort zurückbekommen. Den meisten meiner Freunde ging es auch so, wobei einige etwas längere Diskussionen führen mussten, bevor sie ihr Geld zurückbekamen.
Meine Wohnung lag, wie schon gesagt, sehr zentral. Das hat den Nachteil, dass es Tag und Nacht laut ist (aber wo in Thessaloniki, abgesehen von der Altstadt, ist es das nicht?). Aber auch den Vorteil, dass man von Tavernen, Supermärkten, Obst und Gemüse Läden, Kiosken, Apotheken, Banken und Spielecafés umgeben ist. Die Supermärkte sind relativ teuer, vor allem was sämtliche Hygieneartikel angeht. Allerdings kann man als Student der Aristoteles Universität 3x täglich, 7x die Woche kostenlos in der Mensa essen. Für mich hieß das, dass ich eigentlich nur Zuhause frühstückte, und ansonsten entweder in die Mensa ging, oder mit Freunden in eine der vielen Tavernen, die sehr günstig sind.
An öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es nur Busse, wobei seit Jahren an einer Metro gebaut wird. Die Busse kosten (bis auf den X1, der zum Flughafen fährt) für Studenten 50 cent pro Fahrt. Man kann sich auch eine Monatskarte für ca. 15 Euro anschaffen, allerdings braucht man die eigentlich nicht, wenn die eigene Fakultät nicht gerade weit weg liegt und man dort täglich hin muss. Ansonsten ist im Zentrum alles fußläufig zu erreichen, bis zur Upper City, von der man einen tollen Ausblick hat, sind es ca. 30 Minuten.
Ich habe vor meinem Auslandsaufenthalt eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen, diese im Endeffekt aber nicht gebraucht. Eine normale Krankenversicherung gilt zwar auch EU-weit, ich wollte jedoch auf Nummer sicher gehen, falls ich (z.B. bedingt durch das Sportstudium) eine Verletzung erleide, deren Behandlungskosten über die in Deutschland hinausgehen.

Studienfach: Sport Lehramt

Aufenthaltsdauer: 09/18-01/19

Gastuniversität: Aristotle University of Thessaloniki

Gastland: Griechenland


Rückblick

Insgesamt habe ich durch meinen Aufenthalt dort sehr viele schöne Erfahrungen gemacht, tolle Menschen kennengelernt, mein Englisch verbessert und die Erfahrung gemacht, mal für einen längeren Zeitraum in einem anderen Land zu Leben. Es ist selten so einfach, so viele neue Leute kennenzulernen, da alle dort in der gleichen Position sind, niemanden zu kennen und genau das ändern zu wollen. Thessaloniki ist eine sehr laute Stadt (die Müllabfuhr kommt meist gegen 2 Uhr nachts), hat allerdings auch den Vorteil, dass sie ein tolles Nachtleben bietet, und eigentlich zu jeder Tages- und Nachtzeit Menschen auf den Straßen unterwegs sind. Bewegt man sich in die Upper City, wird es etwas ruhiger, und die 6-stöckigen Häuser, die alle gleich aussehen, weichen kleinen, oft bunt angemalten Gebäuden und Gassen in denen Weintrauben und Granatäpfel wachsen. Geht man bis nach oben zur alten Burg, hat man zudem einen tollen Ausblick über die ganze Stadt und kann sich abends den Sonnenuntergang anschauen. Die Menschen, die ich kennenlernen durfte, sind unglaublich freundlich und hilfsbereit. Man unterhält sich mit der Kaffeeverkäuferin oder dem Supermarktmitarbeiter entspannt über seinen Tag, ganz anders als in Deutschland. Man sollte allerdings immer ein besonderes Auge auf seine Wertsachen werfen. So einigen wurde in dieser Zeit mal Handy oder Portemonnaie von Taschendieben geklaut, sei es im Club, im Bus oder auch auf offener Straße.

Das Leben dort wird etwas entspannter gelebt. Busse (und die meisten Menschen sowieso) kommen meist wann sie wollen, Kurse werden wegen 3 Schneeflocken abgesagt und beim mündlichen Examen ist der Dozent damit beschäftigt, seine Zeit auf Facebook totzuschlagen. Diese griechische Mentalität kann aber auch sehr schön sein, wenn man bereit ist, sich dem anzupassen und alles etwas lockerer zu nehmen.

Thessaloniki überzeugt außerdem durch seine tolle Lage. Die Meteora-Klöster erreicht man in 3 Stunden per Bus und sollte man unbedingt gesehen haben! Auch andere Städte, wie Istanbul, Sofia oder Skopje sind gut per Bus erreichbar. Natürlich kann man auch innerhalb von Griechenland unglaublich viel sehen. Einige nahe Ziele wurden von ESN angefahren, ansonsten kann man aber auch dorthin den Bus nehmen (KTEL heißt das Busunternehmen) oder sich ganz entspannt ein Auto mieten. Hierfür empfehle ich Chalkidiki Cars, wo man für einen 5-Sitzer pro Tag inklusive aller Versicherungen nur 27 Euro zahlt und zudem das Mindestalter bei nur 21 Jahren liegt.

Insgesamt kann ich also sagen, dass ich ein Auslandssemester nur allen empfehlen kann, die gerne neue Leute aus verschiedensten Ländern kennenlernen möchten und gerne mal einige Zeit in einem anderen Land leben wollen. Thessaloniki ist dafür bestens geeignet, nicht nur durch die bereits genannte tolle Lage, sondern auch, da es eine sehr studentenfreundliche Stadt ist, in der Studierende sehr oft Ermäßigungen erhalten und z.B. der Eintritt in Sehenswürdigkeiten wie Museen, den White Tower, Rotunda, etc. sogar kostenlos ist. Auch davon abgesehen lässt es sich dort durch (verhältnismäßig im Vergleich zu Deutschland) billigere Mieten und leckere, günstige Tavernen und dem kostenlosen Mensaessen sehr gut leben.

 

Griechenland

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