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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Seit Beginn meines Studiums stand für mich fest, dass ich für einen gewissen Zeitraum im Ausland studieren möchte. Über Freundinnen, Freunde und Bekannte hatte ich bereits von dem Erasmus+-Programm erfahren. Auch innerhalb meines Studiengangs wurde innerhalb von Pflicht-Informationsveranstaltungen zu genüge darüber berichtet. Schon im ersten Semester informierte ich mich eifrig auf der Uni-Website über die Partneruniversitäten meines Studiengangs. Dank des Mailverteilers des International Office sowie meines Studiengangs war es – aufgrund mehrerer Erinnerungsaufrufe - beinahe unmöglich, die Bewerbungsfrist zu verpassen.  Somit bewarb ich mich, im Januar 2021, mit einem Motivationsschreiben um einen Erasmus-Studienplatz für das Wintersemester 2021/22. Dabei gab ich drei Universitäten an, bei denen ich mir vorstellen konnte zu studieren, ich priorisierte die Universität in Athen. 


Studienfach: Europäische Medienwissenschaft

Aufenthaltsdauer: 10/2021 - 03/2022

Gastuniversität: National and Kapodistrian University of Athens

Gastland: Griechenland

Zwei bis drei Wochen nach der Bewerbungsfrist gab mir der zuständige Auslandskoordinator meines Studiengangs Bescheid, dass er mich für Athen nominiert hätte und ich dort angenommen worden sei.  Im März 2021 nahm ich - in Form einer Annahmeerklärung- den Studienplatz an, dieser wurde auch von meinem Auslandskoordinator der Uni Potsdam unterschrieben.  Zwischen April und Juni hatte ich genügend Zeit zu recherchieren, welche Seminare an meinem Partnerinstitut für mich in Frage kämen. Anfang Juni füllte ich über eine Online-Plattform mein „Learning Agreement BEFORE the mobility aus“: Darin sollten sich mein Studienvorhaben konkretisieren. Ich gab an, welche Kurse ich in Athen belegen wollen würde (samt Kurs-Code und ETCS-Punkten) und welche Kurse meines Studienplans in Potsdam diese substituieren sollten. Da der Seminar-Plan für das Wintersemester 2021/22 in Athen noch nicht feststand, gab ich Seminare aus den vorangegangenen Semestern an. 

Studium an der Gastuniversität

Der Hauptcampus der National University of Athens, die die größte und älteste Universität Griechenlands ist, befindet sich im Stadtteil Zografou. Nach Zografou kommt man NICHT mit der Metro, sondern man fährt vom Zentrum der Stadt tagsüber etwa 40-60 Minuten mit dem Bus dorthin. Das liegt jedoch nicht an der weiten Distanz, die zurück gelegt werden muss, sondern an dem alltäglich stockenden Verkehr im urbanen Teil der Stadt, der erst gegen 19-20 Uhr abzuflachen beginnt. Aber: Zografou liegt auf einem Berg und ist umgeben von Wald, wodurch eine tolle Campus-Atmosphäre geschaffen wird. Nach Zografou fuhr ich nur zweimal die Woche für meinen Griechisch-Kurs, den ich - im Gegensatz zu Studierenden anderer Universitäten - kostenlos zur Verfügung gestellt bekam. Dieser fand immer abends von 18-21 Uhr statt, anschließend ging ich wiederum kostenlos in der Uni-Mensa dinieren. Studierenden der National University of Athen steht zweimal pro Tag kostenlose Verpflegung in der Mensa zu. Dafür füllt man zu Beginn des Semesters ein Formular aus und bekommt wenige Wochen später die Uni-Karte ausgestellt, unter anderem die Eintrittskarte zum kostenlosen Schmaus in der Cafeteria. Das Department of Communication and Media befindet sich mitten im Zentrum von Athen. Im Gegensatz zu anderen Instituten ist dieses technisch sehr gut ausgestattet und – wie gesagt – sehr zentral gelegen und damit top erreichbar. In Athen gibt es mehrere Bibliotheken: Die größte der Bibliotheken, in denen sich gut lernen lässt, befindet sich in Zografou. Da ich den weiten Weg jedoch nicht jedes Mal auf mich nehmen wollte, zog ich es vor, in die „Law Library“ zu gehen. Ein prestigeträchtiges Gebäude im Herzen der Stadt, in dem sich sehr gut studieren lässt. Die Kurse am Communication and Media Department an der National University of Athens umfassen in der Regel drei Stunden pro Woche, zzgl. der Abschlussleistung am Ende des Semesters, und werden mit 4-5 ECTS Punkten versehen. Da ich wenig bis kaum Griechisch sprach, war ich auf englische Kurse angewiesen. Manche Kurse an meinem Department wurden auf Englisch unterrichtet, somit studieren Locals und Internationals zusammen. Um einen Platz in einem dieser Kurse zu ergattern, bedarf es jedoch etwas Selbstinitiative, indem man sich per Mail direkt an die Profs wendet. Ein paar Kurse werden auch speziell für Erasmus-Studierende angeboten. Hier erwies sich die Einschreibung als sehr viel einfacher. Meine Seminare waren sehr stark von Frontalunterricht geprägt, bei denen die Studierenden vor allem in die Entwicklung des Kursalltags eingebunden wurden, indem sie Fragen beantworteten, die die Dozierenden stellten. Diskussionen zwischen den Studierenden kamen – im Vergleich zu den Seminaren, die ich aus Potsdam kannte – weniger zustande. Nichtsdestotrotz waren die Dozierenden an einem Verhältnis auf Augenhöhe zu den Studierenden bemüht. Fast alles konnte jederzeit nach dem Unterricht oder über eine Mail angesprochen und besprochen werden. Die Abschlussleistung für die von mir belegten Seminare waren Essays oder Hausarbeiten im Umfang von 5000 Wörtern, teilweise noch vorausgegangene Präsentationen innerhalb des Seminars, die sich selbstverständlich thematisch in die Materie des Kurses eingliederten.

Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden

Bevor ich nach Athen kam, war mein Vorsatz: Griechische Freund:innen finden und mich möglichst von Kreisen fernhalten, die nur aus feiernden Internationals besteht. Ich merkte jedoch sehr schnell, obwohl die Menschen in Griechenland sehr offen und herzlich sind, dass sich das – durch meine fehlenden Sprachkenntnisse und den kurzen Zeitraum, den ich in Athen verbrachte – schwieriger gestaltete als erwartet. War ich mit einer Gruppe von Athener:innen unterwegs und sprach als einzige kein Griechisch, war es für die meisten aus Höflichkeit selbstverständlich, dass nun alle Englisch sprächen. Diejenigen, deren Englisch nicht allzu gut war, nahmen sich in der Regel dann eher zurück. Das fühlte sich für mich nicht unbedingt richtig an.  Oft war es auch kein fehlendes Interesse an den „internationals“, sondern schlichtweg fehlende Zeit: Die Athener:innen vor Ort haben bereits ihren eigenen Alltag. Zusätzlich müssen viele der griechischen Studierenden – aufgrund der hohen Lebenskosten in Athen – ein bis zwei Nebenjobs nachgehen. Meine ersten engere Kontakte knüpfte ich in den Seminaren, vor allem mit anderen Erasmus-Studierenden. Sobald ich meine ersten ein bis zwei Freund:innen hatte, mit denen ich „auf einer Wellenlänge“ war, lernte ich kontinuierlich neue Leute kennen. Auf politischen Veranstaltungen, in sozialen Einrichtungen (squads, NGOs) oder auf Parties lernten wir dann bald junge Griech:innen kennen, mit denen man einiges gemeinsam hatte. Durch gemeinsame Interessen entstand letztendlich dann doch ein Freundeskreis, der sowohl aus Griech:innen und Nicht-Griechinnen bestand. Mein Tipp: Im Erasmus kann man sowohl sehr spannende Menschen aus dem Gastland als auch aus anderen Ländern als auch aus dem eigenen Land treffen. Ein kultureller Austausch entsteht dabei meistens sowieso.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Zu Beginn des Auslandsaufenthalts beschränkten sich meine Griechisch-Kenntnisse auf wenige Worte und Sätze, die ich durch Duolingo erlernt hatte. Ich wollte vor Beginn meines Auslandsaufenthaltes (Sommersemester 2021) einen Griechisch-Kurs belegen. Ich durchforstete verschiedene Universitäten in Deutschland nach A1-Kurs-modernes-Griechisch-Kursen. Da das SoSe21 noch online war, hätte sich eine Belegung eines Kurses an einer anderen Brandenburgischen/Berliner Universität als sehr leicht erwiesen. Leider fand ich nichts. Im Nachhinein habe ich über Leute in Athen herausgefunden: Die FU Berlin bietet sehr regelmäßig Anfänger-Kurse für moderndes Griechisch an. Auch hier ist angeblich Eigeninitiative gefragt: Profs direkt anschreiben, die helfen dann gerne weiter! – habe ich mir sagen lassen. Durch meinen A1-Griechisch-Kurs, der zweimal wöchentlich stattfand – und natürlich durch die alltäglichen Situationen im Supermarkt, Restaurant, Café, Bus, auf der Straße etc. – verbesserte sich mein griechisches Sprachniveau zunehmend. Längere Gespräche, abseits des Smalltalks, führte ich jedoch sowohl mit Griech:innen als auch mit Internationals auf Englisch. Mein Englisch hat sich dadurch bestimmt etwas verbessert.

Wohn- und Lebenssituation

Der gängigste Weg eine Wohnung in Athen für einen kürzeren Zeitraum zu finden ist über Social Media – vor allem über Facebook. Die ersten paar Tage wohnte ich in Athen im Hostel, nach 3-4 Tagen hatte ich ein Zimmer in dem Stadtteil Exarchia gefunden. Ich zahlte monatlich inklusive Nebenkosten 290€ pro Monat. Dies entspricht dem Durchschnittspreis für Internationale Personen in Athen. Griechen und Griechinnen finden bereits ein Zimmer für 150€ im Monat. Die Lebenshaltungskosten in Athen sind sonst recht hoch. Lediglich auf dem Markt einkaufen ist sehr billig. Die Supermarkt- und Apothekenpreise in Athen sind vergleichbar mit denen in Deutschland. Auch die Preise in vielen Cafés und Bars ähneln denen in Berlin. Sobald man sich jedoch etwas auskennt, gibt es hier günstigere Alternativen. Der öffentliche Nahverkehr in Athen ist sehr erschwinglich. Für eine Monatskarte zahlt man als Studierender etwa 13€. Die Athener Metro, die drei Linien hat, würde ich mit einer S-Bahn vergleichen. Im Süden der Stadt, vor allem in Richtung des Strandes, gibt es außerdem eine Tram. Hauptverkehrsmittel ist der Bus. Die Busse kommen sehr regelmäßig, tagsüber sind die Athener Straßen jedoch meist voll von Stau, es wird viel gehupt und Fahrradfahrende sieht man wenig, da Athen hügelig ist und Fahrradfahren - aufgrund des Fahrstils vieler Autofahrenden - etwas gefährlich werden könnte. Pro Geldabheben zahlt man etwa 2-3€.

Studienfach: Europäische Medienwissenschaft

Aufenthaltsdauer: 10/2021 - 03/2022

Gastuniversität: National and Kapodistrian University of Athens

Gastland: Griechenland


Rückblick

Nun habe ich wenig über die Stadt an sich berichtet. Athen ist eine wunderbare, impulsive, dynamische und vor allem „roughe“ Stadt, die mir sehr ans Herz gewachsen ist. Die Fotos von Athen, die man aus dem Internet oder von Reisebroschüren kennt, lassen einen an antike Ruinen und mediterrane Gebäude denken. Das ist jedoch nur ein sehr kleiner Teil von Athen. Viele Gebäude sind vier-bis fünfstöckige Mehrfamilienhäuser. In jeder Ecke quetscht sich ein Kaffeneio oder ein griechisches Meze (=sowas wie griechische Tapas)-Restaurant. Es gibt unglaublich tolle Kulturveranstaltungen an unerwarteten Plätzen zu entdecken. Das Meer ist nur eine halbe Stunde entfernt. Und von unzähligen Hügeln lassen sich die besten Sonnenuntergänge mit einem tollen Ausblick über die gesamte Stadt erleben. Ich komme sehr gerne zurück und kann nur jedem empfehlen, diese Stadt selbst zu erleben!

Sonstige Hinweise:

  • Der ultimative Geld-Spar-Trick: möglichst viel auf dem Wochenmarkt, statt im Supermarkt einkaufen!

  • Die Athener-Kaffeekultur genießen: Cappuccino, Griechischer Kaffee, Espresso-Freddo – Die Ather:innen haben unzählige Möglichkeiten, Koffein zu konsumieren und das tun sie zu genüge. Der Kaffee in Athen ist - vorallem im Verhältnis zum Athener Durchschnittseinkommen – zwar überdurchschnittlich teuer. Dafür darf man dann jedoch auch gerne zwei bis drei Stunden im Café sitzen bleiben.

  • Durch die vielen Krisen, die Griechenland in den letzten Jahren durchgemacht hat und immer noch durchlebt, ist ein großer Teil der jungen Athener:innen sehr politisiert und engagiert. NGOs, gemeinnützige Institutionen, Demonstrationen oder Veranstaltungen von den unzähligen „squats“ (= besetzte Häuser) sind tolle Möglichkeiten, um den Alltag junger Menschen in Athen kennenzulernen und besser zu verstehen. 

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