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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Als Anfang 2019 klar war, dass ich im Wintersemester 2019/2020 ins Auslandssemester an die Tbilisi State University (TSU) in Georgien gehen werde, habe ich mich im Rahmen der Stipendienleistungen zu einem Georgisch-Sprachkurs am Sprachenatelier Berlin angemeldet. Der Kurs (12 Kurseinheiten) fand immer Montagabend statt und die sehr geringe Teilnehmeranzahl (3-5 Teilnehmer*Innen) ermöglichte ein intensives und individuelles Erlernen des Georgischen Alphabets und einfacher Worte und Sätze. Der Kurs hat mir sehr geholfen, da er mir eine gewisse Sicherheit im Lesen und Schreiben der Georgischen Schrift gab und die Kursleiterin (Georgierin) uns natürlich interessante Hinweise und Tipps zu Georgien geben konnte. Tempo und Inhalt waren flexibel nach den Belangen der Kursteilnehmer*Innen ausgerichtet.


Studienfach: Politikwissenschaft

Aufenthaltsdauer:08/2019 - 02/2020

Gastuniversität:Ivane Javakhishvili Tbilisi State University (TSU)

Gastland: Georgien

Das International Office an der Universität Potsdam hat mir den Kontakt zur Ansprechpartnerin im Department of Foreign Relations der TSU weitervermittelt. Nachdem ich im Mai 2019 bereits den Admission Letter und eine Liste mit englischsprachigen Kursen erhalten hatte, erhielt ich ca. zwei Wochen vor Vorlesungsbeginn Anfang September 2019 Informationen zum Welcome Day an der TSU. Neben dem DAAD-Go-East-Stipendium habe ich auch Auslands-BAFÖG beim Studierendenwerk Chemnitz beantragt und bewilligt bekommen. Den Antrag hatte ich bereits frühzeitig (im März 2019) gestellt und dann im Laufe der Zeit alle erforderlichen Unterlagen nachgereicht. Die Kommunikation war sehr schnell und einfach und ich hatte bereits – entgegen der Erfahrung der allermeisten Studierenden – vor meiner Ausreise die erste Rate auf dem Konto. Bereits von Deutschland aus habe ich mich über Wohnmöglichkeiten in Tiflis informiert. Hierzu gibt es viele verschiedene Facebook-Gruppen, in denen regelmäßig Angebote gepostet werden. Als nur für fünf Monate in Tiflis lebender Austauschstudent ist man allerdings uninteressant für die meisten Immobilienmakler und so blieben die meisten meiner Anfragen leider unbeantwortet oder liefen ins Leere. Erst vor Ort fand ich dann eine freundliche und vertrauenswürdige Maklerin und konnte mehrere Besichtigungstermine ausmachen, bis ich meine Wohnung gefunden habe. Was aufenthaltsrechtliche Bestimmungen angeht, ist Georgien eines der einfachsten Länder, in denen ich je gelebt habe. Als Deutscher Staatsbürger kann man sich bis zu einem Jahr ohne Visum in Georgien aufhalten und während dieser Zeit auch an einer Uni eingeschrieben sein und studieren. Von daher gab es diesbezüglich überhaupt keinen Klärungsbedarf.

Studium an der Gastuniversität

Gut die Hälfte der Austauschstudenten wohnte im Wohnheim (welches 40-60 Min entfernt von der TSU am Stadtrand liegt). Die andere Hälfte lebte in WGs oder, wie ich, in einer eigenen Wohnung. Die Mietkosten variieren stark, je nachdem wo in Tiflis man wohnt, in welchem Zustand die Wohnung und das Gebäude sind, für wie lange man anmietet und wie gut man verhandeln kann. Im Sommerhalbjahr werden die Wohnungen tendenziell etwas teurer vermietet als im Winterhalbjahr, war meine Beobachtung. Insgesamt sind die Lebenshaltungskosten aber deutlich geringer als in Deutschland und somit ist ein Auslandsaufenthalt in Georgien für Studierende sehr erschwinglich.

Der Welcome Day (20.09.2019), der mir bereits vorher via E-Mail angekündigt wurde, fiel sehr nüchtern aus. Wir wurden alle in einen dunklen Raum bestellt und dann haben sich einige Professoren und die Ansprechpartnerin der TSU kurz vorgestellt. Es lief alles etwas steif und unkoordiniert ab. Bis wir dann am Ende erfahren haben, dass das eigentliche Welcome-Event noch folgen würde, zwei Wochen später im Oktober (an dem Tag war ich aber leider verhindert). Im Anschluss an den Welcome Day haben wir mit georgischen Studierenden (Buddies) eine kleine Campus-Tour gemacht.

In der darauffolgenden Woche haben die Vorlesungen/Seminare begonnen. Ich habe mir – und das ist sehr zu empfehlen – viele thematisch für mich interessant klingende Seminare angeguckt, bevor ich meine endgültige Kurswahl getroffen habe. Allerdings gab es einige Abweichungen zu den Kursen, die mir vorab mit der Liste mitgeteilt wurden. Einige dieser Kurse fanden nicht statt oder hießen plötzlich anders. Das Kurs-Niveau hat ebenfalls stark geschwankt. Während einige Kurse sehr strukturiert waren, mit Medieneinsatz, klaren Leistungsanforderungen und theoretischen Bezügen, waren andere eher unorganisiert, inhaltlich als auch methodisch nicht immer gut verständlich oder nachvollziehbar für mich und von der Benotung her sehr intransparent. Die Kursgröße war aber durchweg sehr klein. An manchen Tagen saß ich nur mit einem oder zwei anderen Studierenden oder auch mal alleine im Seminar. Die georgischen Studierenden sind aufgrund ihrer beruflichen (und vielleicht auch anderer) Verpflichtungen eher rar, sodass ich leider hier nicht viele Kontakte aufbauen konnte. Während des Aufenthalts wurden vom Department of Foreign Relations öfter auch Ausflüge oder Veranstaltungen angeboten. Leider fielen diese immer ausgerechnet auf Wochenenden, an denen ich selbst Reisepläne hatte und somit nicht teilnehmen konnte. Neben meinen regulären Kursen habe ich auch weiterhin Georgisch (und Russisch) an der Uni gelernt, was für mich sehr, sehr hilfreich im alltäglichen Leben in Georgien war.

Georgien ist ein Land, was sehr zum Entdecken und Bereisen einlädt. Verglichen mit Deutschland ist es eher kompakt, aber extrem vielseitig. Im Schnitt war ich an jedem zweiten Wochenende unterwegs. Ob es Batumi am Schwarzen Meer war, Svaneti im Kaukasus-Gebirge oder Armenien und Aserbaidschan. Reisen im südlichen Kaukasus ist extrem einfach und günstig. Mit der Zeit musste ich mich selbst ausbremsen und mir auch mal eine Pause in Tiflis gönnen und mich vor allem auch auf die Uni konzentrieren. Auch Tiflis hat viele schöne Ecken und eine, wie ich finde, hohe Lebensqualität. Es gibt zahlreiche Cafés, sehr gute Restaurants, viele Bars und Clubs, Veranstaltungen jedes Wochenende.

Die große Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Georgier, von der mir viele schon in Deutschland erzählt hatten, habe ich ehrlich gesagt am Anfang (in Tiflis) noch nicht gleich entdeckt, aber durch meine Reisen hatte ich dann doch viele Kontakte zu sehr unterschiedlichen Georgiern in unterschiedlichen Regionen Georgiens und war beeindruckt von der Hilfsbereitschaft und auch der Neugier der Georgier an anderen Nationalitäten. Hauptstädte sind eben, wie überall, speziell und meist auch wenig repräsentativ für ein ganzes Land.

Mein persönlicher Tipp für den Georgien-Aufenthalt ist, die Sprache zumindest ein bisschen zu lernen. Es ist nur ein kleines Land mit einer sehr schwer zu entschlüsselnden Sprache. Umso mehr wissen die Georgier es zu schätzen, wenn man sich als Ausländer die Mühe macht, ein paar Worte zu lernen. Die meisten der Austauschstudenten haben sich leider dagegen entschieden, am Georgisch-Kurs teilzunehmen, aus teils auch verständlichen Gründen. Ich bin allerdings froh, dass ich im Laufe meines Aufenthalts immer selbstbewusster im Umgang mit meinem Georgisch wurde und habe das Wertschätzungsgefühl, das mir beim Sprechen von den Georgiern zurückgegeben wurde, sehr genossen. Das hat meinen Aufenthalt noch ein wenig mehr verschönert.

Studienfach: Politikwissenschaft

Aufenthaltsdauer:08/2019 - 02/2020

Gastuniversität:Ivane Javakhishvili Tbilisi State University (TSU)

Gastland: Georgien


Rückblick

Mein Aufenthalt als Austauschstudent in Georgien war etwas ganz besonderes und einzigartiges. Ich bilde mir ein, dass ich sowohl durch mein Uni-Leben, als auch durch meine Reisen einen sehr vielseitigen Eindruck von Georgien erhalten habe. Ich habe mir oft gewünscht, dass die Zeit langsamer vergeht. Das werte ich als Zeichen dafür, dass ich die meiste Zeit absolut im Moment gelebt und diese Erfahrung sehr genossen und wertgeschätzt habe. Das Uni-Leben war recht durchwachsen, aber unterm Strich habe ich viel Neues gelernt und kann neues Wissen über den Südkaukasus mit nach Hause nehmen. Nachdem ich schon einige Länder und Städte im post-sowjetischen Raum bereist habe, kann ich sagen, dass Tiflis eine ziemlich europäische Stadt mit einem fast schon kosmopolitischen Flair ist. Man muss ein wenig aufpassen, dass man nicht zu sehr von den zahlreichen günstigen Angeboten und Gelegenheiten abgelenkt wird. Auch als Land bietet Georgien tolle Möglichkeiten, eine sehr vielseitige und atemberaubende Natur zu erleben, zu jeder Jahreszeit. Rückblickend gehe ich mit einem hohen Mehrwert an (fachlicher und persönlicher) Erfahrung nach Hause und empfehle jeder/m, der/die über ein Auslandssemester in Georgien nachdenkt, diesen Schritt zu wagen.

 

Georgien

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