Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Bezüglich der Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes möchte ich zunächst betonen, dass es für mich seit Beginn des Masters klar war, dass ich ein Erasmus machen möchte, dass es für mich während meines Bachelor Studiums aufgrund der Covid-19-Pandemie nicht möglich war. Zu meinem Bedauern musste ich jedoch in dem ersten Semester feststellen, dass ich mich schon hätte im Januar (1. Semester) für das 3. Semester hätte bewerben müssen. Dies wurde mir leider erst nach einer Recherche im 2. Semester klar. Ich hätte mir gewünscht, dass es hierzu nähere Informationen direkt am Anfang des Semesters gewünscht, sodass ich den weiteren Studienverlauf daran hätte anpassen können. Als ich mich für das Erasmus+ Programm entschieden habe, habe ich sehr detaillierte und hilfreiche Informationen des International Office gefunden. Zu individuellen Fragen, waren immer sehr nette Personen erreichbar, die ausführlich auf meine Fragen eingegangen sind. Dennoch waren mir nicht immer die Zuständigkeiten der Mitarbeitenden klar (International Office – Austauschkoordinator:in). Nach der gut geplanten Informationsveranstaltung des International Offices konnte ich gezielt nach den Informationen an der Gasthochschule suchen und zudem einen Französischkurs an der Universität Potsdam belegen, sodass ich die gewünschten Sprachkenntnisse nachweisen konnte. Nach dem erfolgreichen Absolvieren des Sprachkurses, konnten auch die Bewerbungsunterlagen für die Gasthochschule zusammengetragen werden. Hierbei hat mir sehr das Dokument „Erasmus+ Studium Schritt für Schritt“ für eine Strukturierung geholfen. Da der ganze Bewerbungsprozess für die Gasthochschule online ablief, war dies unbürokratisch und sehr leicht zu bewältigen. Zur Vorbereitung des Auslandsaufenthalts bin ich insgesamt organisatorisch sehr zufrieden. Der einzige Nachteil war jedoch, dass ich bis zum Semesterstart keine Information erhalten habe, wo die vorgesehene administrative Einschreibung an der Gastuniversität stattfindet, sodass ich am ersten Unitag zunächst planlos an die Universität (meine Fakultät) gegangen bin.
Studium an der Gastuniversität
An der Universität angelangt, habe ich mich in dem Fakultätsgebäude informieren müssen, wo die administrative Einschreibung möglich sei. Nachdem ich drei mal von Person zu Person gesendet wurde, konnte ich die vorgesehene Einschreibung innerhalb kürzester Zeit vollziehen, sodass ich wenige Tage meinen Studierendenausweis abholen konnte. An diesem Tag haben leider schon die Veranstaltungen angefangen, sodass ich nicht wie vorgesehen an diesen teilnehmen konnte. Da ich jedoch am ersten Tag des neuen Semesters direkt an der Universität war, weiß ich nicht, ob davor eine Einschreibung möglich gewesen wäre, sodass ich rechtzeitig an den Veranstaltungen hätte teilnehmen können. Bezüglich des Studiensystems und der Organisation der Lehrveranstaltungen kann ich festhalten, dass diese sehr anders strukturiert und aufgebaut sind, als ich es an deutschen Universitäten gewohnt bin. Im Durchschnitt geht eine Vorlesung zwei Stunden lang. Die meisten Dozent:innen halten einen Vortrag (teilweise ohne Power Points) und die Studierenden sitzen vor ihren Laptops und notieren die wichtigsten Punkte. Da mein Laptop leider nicht ohne Strom auskommt und es in den Hörsälen keine Steckdosen gab, habe ich als eine der wenigen auf Papier geschrieben. Zu Beginn der Vorlesungszeit habe ich kaum etwas verstanden, da ich meine Sprachfähigkeiten in Französisch überschätzt habe. Jedoch in einer Vorlesung zwei Stunden lediglich zuzuhören, war für mich die ersten Wochen eine Herausforderung und haben mir auch viel Energie gekostet. Die Dozierenden waren sehr aufgeschlossen und hilfsbereit, sodass ich Fragen jederzeit nach der Lehrveranstaltung individuelle Fragen stellen konnte, oder diese auch per Mail kommunizieren konnte. Zudem habe ich ganz wundervoll Personen in meinem Studiengang kennenlernen dürfen, die mir geholfen haben die Universitätsstrukturen und das Studiensystem näher zu bringen. Eine Kommilitonin, welche selbst internationale Studierende ist, hat mir zum Beispiel die ganze Fakultät gezeigt. Die Bibliotheken der Université de Strasbourg sind leicht zugänglich (nachdem man den Studierendenausweis hat), gut aufgestellt (Drucker, Sitzplätze, Steckdosen). Leider waren jedoch, wie bereits erwähnt, die Hörsäle technisch nicht so gut aufgestellt. Ich bin erstaunt, wie kurz das Semester doch ging, da ich Anfang Februar gestartet habe, und bereits Mitte/Ende März die ersten Prüfungen waren, die sich bis Ende Mai durchgezogen haben. Somit habe ich lediglich nur einen Monat richtig zum Ankommen gehabt, da ich bereits im März schon für die ersten Klausuren lernen musste. Da das Notensystem auch anders aufgebaut ist (0-20 Punkte), wusste ich insgesamt auch nicht, wie die Bewertung und die Anforderungen an der Universität sind. Somit habe ich viel gelernt, sodass ich die sprachliche Barriere überwinden konnte. Am Ende kann ich jedoch festhalten, dass ich wirklich viel gelernt habe und wenig außerhalb der Universität mitgenommen habe, da mir am Ende des Tages auch kaum Energie geblieben ist. Ich weiß nicht, ob ich die einzige Erasmus-Studierende ist, die wirklich den ganzen Tag gelernt hat, aber ich war kein einiges mal auf einer sog. „Erasmus-Party“ unter der Woche, da mir die Energie dazu gefehlt hat, nach einem ganzen Tag französisch hören, lesen und sprechen noch zu interagieren.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Durch mein Studium konnte ich eine internationale Studierende kennenlernen, die mir das Universitätsleben näher bringen konnte. Zudem war es durch den Studienaufbau möglich (weniger Wahlfreiheiten der Kurse für die einheimischen Studierenden innerhalb des gewählten Schwerpunkts), sich auch zwischen den Kursen auszutauschen, gemeinsam die Bibliothek zu besuchen oder gemeinsam zu Essen, sodass mir die Kontaktsuche leicht fiel.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Da ich einen Sprachkurs vor dem Auslandsaufenthalt absolviert habe, dachte ich, dass zumindest das Vokabular des Alltags sitzt. Zu meinem Bedauern musste ich feststellen, dass das Französisch in Frankreich selbst für mich nicht leicht zu verstehen war. Da die Kurse alle auf Französisch waren, musste ich mich sehr konzentrieren um wenigsten ein wenig was zu verstehen. Nach circa einem Monat habe ich eine deutliche Verbesserung meiner Sprachkenntnisse gemerkt. Im Laufe der Zeit hat sich meine Sprachkompetenz verbessert, sodass ich besser (auch immer noch nicht ganz) den Vorlesungen folgen konnte. Jedoch hätte es mir geholfen, in jeder Veranstaltung zusätzlich eine Power-Point-Folie neben dem nur gesprochen Wort vorliegen zu haben. Die zu lesende Texte zu den Veranstaltungen wurden immer leichter zu verstehen, sodass weniger Vorbereitungszeit pro Veranstaltung benötigt wurde. Dennoch hat mir das Sprechen und vor allem Verstehen der Sprache viel Energie gekostet. Zum Ende des Auslandsaufenthalts kann ich jedoch festhalten, dass sich meine Sprachkompetenz verbessert hat. Jedoch bezieht sich dieses vor allem auf soziologische Fachbegriffe und weniger auf wirklich täglich verwendetes Vokabular.
Wohn- und Lebenssituation
Vor meinem Aufenthalt war mir aus persönlichen Gründen bereits klar, dass ich in einer privaten WG wohnen möchte, um direkt mit lokalen Personen in Kontakt zu kommen und durch eine Wohngemeinschaft meine Sprachfähigkeiten außerhalb der Universität zu verbessern. Hierbei hat mir der „Welcome Guide“ der Université de Strasbourg geholfen. Über die Website „La Carte des Colocs“ habe ich innerhalb einer Woche ein günstiges und zentrales Zimmer gefunden, welches ich ein paar Tage nach dem Unistart beziehen konnte. Mittels der Hilfe meiner Mitbewohner:innen konnte ich mich in der Stadt schnell zurechtfinden und habe zügig ein ÖPNV-Monatsticket besorgen können. Zudem war die Infrastruktur, wie Lebensmittelgeschäfte, an meiner Wohnung gut. Dennoch ist mir aufgefallen, dass Lebensmittel in Frankreich deutlich teurer sind, als in Deutschland. Aufgrund meiner privaten Kontakte in Frankreich war das Freizeitangebot geprägt von privaten WG-Kochabenden, Geburtstagen und Sightseeing-Touren.
Studienfach: Soziologie M.A
Aufenthaltsdauer: 02/2024 - 05/2024
Gastuniversität: Université de Strasbourg
Gastland: Frankreich
Rückblick
Insgesamt war mein Auslandsaufenthalt eine schöne Erfahrung, die ich auf keinen Fall bereue. Sie hat mich selbstbewusster machen. Dennoch muss ich festhalten, dass ich extrem viel gelernt habe, um die Sprachbarriere zu minimieren, sodass ich wenig Zeit hatte um außerhalb der Vorlesungszeit zu Reisen, und sonst auch die Stadt und Menschen weiter kennenzulernen. Die lange Klausurenphase, die ich aus der Soziologie nicht so kenne, da die Prüfungsleistung meist eine Hausarbeit ist, hat mich vor großen Herausforderungen gestellt.