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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Für mich stand eigentlich schon mit Beginn meines Studiums fest, dass ich während meines Studiums ins Ausland gehen möchte. Ich habe zwischen meinem Abitur und dem Studienbeginn bereits ein Jahr lang einen Freiwilligendienst in Lettland absolviert und die Zeit im Ausland hat mir unglaublich viel gegeben, diese Erfahrung wollte ich gerne erneut machen und das Erasmus+-Programm bot mir dazu eine gute Möglichkeit. Mir war das Programm bekannt, da ich zur Schulzeit bereits an mehreren Austauschprojekten der EU teilgenommen hatte und auch mein Freiwilligendienst von der EU gefördert worden war.
Ich hatte acht Jahre lang Französisch in der Schule, von daher lag ein Auslandssemester in Frankreich nahe. Ich hatte Paris für mich von Anfang an ausgeschlossen, da ich Angst hatte, in der großen Stadt unterzugehen. Von den übrigen Städten, in denen es Partneruniversitäten der Uni Potsdam gibt, erschien mir Rennes am attraktivsten, da die Bretagne eine Region war, die ich ohnehin gerne einmal besuchen wollte.
Die Kommunikation mit der Universität Rennes 2 war von Beginn an sehr unkompliziert und da kein Sprachtest erfordert war und ich mir sicher war, dass mein Französisch-Niveau ausreichend sein sollte, war die Bewerbung für mich auch nicht mit einem zusätzlichen Aufwand verbunden, weil ich mich nicht noch auf einen Sprachtest vorbereiten musste.
Bis alles in trockenen Tüchern ist, dauert es immer ein bisschen (ich hatte im März meine Bestätigung für das Wintersemester), man braucht sich also keinen Kopf zu machen, wenn da länger nichts kommt.


Studienfach: Geschichte, Politik und Gesellschaft

Aufenthaltsdauer: 09/2024 - 12/2024

Gastuniversität: Université de Rennes 2

Gastland: Frankreich

Studium an der Gastuniversität

Von der grundsätzlichen Organisation ist das Studium relativ ähnlich aufgebaut wie in Deutschland. Die Kursbelegung läuft über das International Office vor Ort, das war unkompliziert, allerdings musste ich mir die notwendigen Informationen selbst zusammen suchen, weil vom Historischen Institut nicht viel bereitgestellt wurde, da war das, was ich von anderen Fachbereichen mitbekommen habe, besser. Die Erasmus-Koordinatorin des Historischen Instituts spricht aber immerhin sehr gut Deutsch, was zumindest die Kommunikation erleichtert hat.
Die Vorlesungen sind vom Prinzip her ähnlich wie in Deutschland, jedoch dauern sie die vollen zwei Zeitstunden und die halbe Stunde mehr macht sich schon bemerkbar. Was die Leistungsanforderungen angeht, hatte ich das Gefühl, dass die Dozierenden sehr tolerant gegenüber uns internationalen Studierenden sind. Ich habe teilweise andere Aufgaben bekommen, zum Beispiel habe ich in zwei Modulen jeweils eine Hausarbeit statt der Klausur geschrieben und bei beiden habe ich Themen bekommen, für die ich auf Deutsch und Englisch recherchieren konnte. Die angebotenen Vorlesungen und Seminare in Geschichte sind aber alle komplett auf Französisch, englische Angebote gibt es in diesem Fachbereich nicht, ein gutes Sprachniveau ist also schon von großem Vorteil, wenn man Geschichtskurse besuchen möchte. Das war auch für mich zu Beginn sehr anspruchsvoll, vor allem wenn man der Vorlesung folgen und gleichzeitig mitschreiben möchte. Es wird aber ein Sprachkurs angeboten, der für Erasmus-Studierende auch kostenlos ist. Dieser hat mir geholfen wieder reinzukommen, nachdem ich drei Jahre lang kaum Berührungspunkte mit der Sprache hatte. Insgesamt habe ich gemerkt, dass ich, sobald ich der Sprache im (Studien-)Alltag permanent ausgesetzt war, schnell wieder reingekommen bin. Ein Erfolgserlebnis war, als ich nach ein paar Wochen mit dem Gefühl aus einer Vorlesung rausgegangen bin, zum ersten Mal wirklich alles verstanden zu haben.
Abseits der Lehrveranstaltungen hat der Campus einiges zu bieten, da es eine sehr aktive Studierendenschaft anbietet. Es gibt ein Gebäude, das komplett für die Studierenden da ist, dort gibt es ergänzend zu den Mensen des französischen Studierendenwerks eine Creperie, eine Cafeteria und ein medizinisches Zentrum, alles studentisch organisiert. Insgesamt gibt es eine starke linke Szene an der Uni, die auch einen großen Einfluss hat. Frankreich hat ja im Gesamten eine ausgeprägtere Protestkultur als in Deutschland und so gab während meines Aufenthalts mehrfach die Situation, dass es aufgrund der schwierigen politischen Lage in Frankreich große Demonstrationen und Streiks gab. An diesen Tagen wurde sogar die Anwesenheitspflicht an der Uni aufgehoben.
Was mir außerdem am Campus gut gefallen hat, war die Tatsache, dass es viele verschiedene Arbeits- und Verweilmöglichkeiten in den Gebäuden gibt. Natürlich gibt es eine große Bibliothek, wo es neben den klassischen Arbeitsplätzen auch Chillout-Bereiche gibt, wo man sich auch unterhalten kann. Außerhalb der Bibliothek gibt es zudem auch in den anderen Gebäuden immer wieder vereinzelte Plätze, wo man sich ebenfalls hinsetzen und arbeiten kann, etwas, was mir in Deutschland in der Menge manchmal fehlt.

Kontakte zu  einheimischen und ausländischen Studierenden

Wie in Potsdam gibt es auch in Rennes ein Buddy-System. Meine Buddy-Partnerin hatte neben mir noch weitere Partner:innen, mit denen ich mich über sie direkt vernetzen konnte, was sehr cool war. Sie hatte uns auch zu einem Tanzkurs, in dem traditionell bretonisch getanzt wurde, eingeladen. Das hatte mir auch echt Spaß gemacht und es war natürlich eine gute Möglichkeit, mit französischen Studierenden in Kontakt zu kommen, leider hat es auf Dauer zeitlich bei mir nicht gepasst, was ich immer noch sehr schade finde.
Ich war außerdem auch als Sprachassistent in einem Deutschkurs, worüber ich auch einige französische Studierende kennengelernt habe, aber leider ist hier kein wirklicher Kontakt über den Kurs hinaus entstanden, obwohl es eigentlich eine super Möglichkeit war.
Ansonsten bin ich in der Erasmus-Bubble hängen geblieben. Es gibt gerade zu Semesterbeginn viele Angebote vom Erasmus Student Network (ESN), wo man sehr gut Leute kennenlernen kann, aber das sind natürlich dann alles internationale Studierende. Aus dieser Bubble bin ich in der dann auch nicht wirklich langen Zeit von vier Monaten nicht rausgekommen, was ich rückwirkend etwas bedaure, aber andererseits habe ich auch so tolle Menschen kennengelernt, mit denen ich schöne Dinge erlebt habe, und das ist ja das, was zählt.

Wohn- und Lebenssituation

Eine Unterkunft zu finden war nicht wirklich kompliziert, da eigentlich alle internationalen Studierenden einen Platz im Wohnheim bekommen. Das Wohnheim lag in meinem Fall direkt an der Uni, was natürlich sehr praktisch war. An der Uni und am Wohnheim liegt auch direkt eine Metrostation, sodass man sehr schnell im Zentrum ist, auch wenn Uni und Wohnheim eher Richtung Stadtrand liegen. Es gibt sicherlich bessere Unterkünfte als das Zimmer im Wohnheim, aber es ist günstig und man muss sich nicht noch mit den Tücken des freien Wohnungsmarktes rumschlagen. Das Viertel ist auch nicht das schönste und gerade abends gibt es angenehmere Orte. Für die vier Monate ist es aber aushaltbar.
Im Zentrum ist man, wie gesagt, sehr schnell und dort ist es wirklich sehr schön. Die Fachwerkhäuser, der Bücherflohmarkt auf dem Place Sainte Anne, der Parc du Thabor und vieles mehr haben dazu geführt, dass ich mich schnell in die Stadt verliebt habe. Rennes hat zudem eine vergleichsweise aktive Barszene, wo einige coole Bars dabei sind. Man kann also einige schöne Abende hier verbringen. Es gibt auch einige coole Restaurants und Galettes muss man in der Bretagne auf jeden Fall essen, aber eine vegetarische und vor allem eine vegane Ernährung ist nicht immer ganz einfach. Beim Einkaufen für sich selbst geht es auf jeden Fall und vegetarische Optionen findet meistens (aber auch nicht immer), aber gerade außerhalb gibt es häufig keine veganen Optionen. Das ist gerade, wenn man mal aus Rennes rausfährt ein Problem. Andererseits gibt es in Rennes auch ein paar rein vegane Restaurants. Was die generellen Lebenshaltungskosten angeht, hatte ich das Gefühl, dass es schon etwas teurer als in Deutschland ist, aber insgesamt bewegt man sich in ähnlichen Sphären.
Auf Bargeld ist man kaum angewiesen, in den allermeisten Fällen kann man mit Karte zahlen. Was mich etwas überrascht hat, ist, dass man online eigentlich gar nicht mit PayPal zahlen kann, eine Kreditkarte sollte man deshalb auf jeden Fall haben.
Was die Versicherung angeht, war für mich sehr überraschend, dass man eine verpflichtende Haftpflicht- und Hausratversicherung für das Wohnheimzimmer abschließen muss und zusätzlich auch eine Art Bürgschaft, wofür es aber staatliche Programme gibt. Das lässt sich alles regeln, es gibt günstige Versicherungsangebote für Studierende, aber man sollte sich im Optimalfall zeitig darum kümmern.

Studienfach: Geschichte, Politik und Gesellschaft

Aufenthaltsdauer: 09/2024 - 12/2024

Gastuniversität: Université de Rennes 2

Gastland: Frankreich


Rückblick

Ich blicke sehr positiv auf meine Zeit in Rennes. Ich war im Wintersemester dort, was von September bis Dezember geht, und ich wäre gerne geblieben, aber ich fand die Zeit jetzt auch nicht unbedingt zu kurz. Falls ihr euch also fragt, ob vier Monate zu kurz sind, kann ich aus meiner Erfahrung sagen, dass es für mich gut gepasst hat. Ich hatte das Gefühl, dass ich alles gesehen habe, was ich sehen wollte. Hier möchte ich euch auch einen ersten Tipp geben: schaut euch so viel in der Bretagne an, wie ihr nur könnt. Es gibt um Rennes sehr viele süße kleine Städte (Dinan, Fougères, Vitré oder auch Saint Malo direkt am Meer), das Meer ist nicht weit weg und auch die Natur ist wunderschön. Es gibt in Frankreich eine Woche Herbstferien und ich habe in der Zeit mit ein paar Leuten einen Roadtrip durch die Bretagne gemacht, das kann ich nur empfehlen. Klar, ein Auto zu mieten, ist nicht super günstig, aber es lohnt sich. Wir haben so viel gesehen und man kommt an Orte hin, wo man mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer oder gar nicht hinkommt. Das war definitiv das Highlight meines Erasmus.
Nutzt zudem die Ausflugsangebote, die studentische Organisationen anbieten. Man kommt so an viele coole Orte und kann gut Menschen kennenlernen. Beispielsweise das Centre de Mobilité Internationale (CMI), also gewissermaßen das Zentrum für internationale Studierende, hat viele spannende Angebote, teilweise auch kostenlos.
Ansonsten würde ich euch wirklich raten, die Erfahrungen, die die Zeit in einem anderen Land mit sich bringt, in den Vordergrund zu stellen. Natürlich sollte man das Studium nicht vernachlässigen, aber wenn man sich nur darauf konzentriert läuft man Gefahr, viel zu verpassen. So ein Auslandssemester bietet sich gut an, um neue Dinge auszuprobieren, weil man unter Umständen auch mehr Zeit dafür hat, weil Verpflichtungen, die man in Deutschland vielleicht hatte, wegfallen. Ich habe beispielsweise über das Angebot des Hochschulsports Rugby ausprobiert, was ich jetzt in Deutschland auch gerne weiter machen möchte. Ich muss aber auch dazu sagen, dass einen neuen Sport auf einer fremden Sprache zu lernen, nicht ganz einfach ist. Es ergibt also Sinn, sich vorher schon über die Regeln zu informieren.
Wegen der Sprache würde ich mir ansonsten aber keinen zu großen Kopf machen. Meine Erfahrung ist, dass man mit der Zeit und vor allem durch die Sprachkurse gut reinkommt. Eine gewisse Basis sollte man aber schon mitbringen, gerade wenn es wahrscheinlich ist, dass man viele Kurse auf Französisch haben wird.
Ich fand es außerdem mit Blick auf die Studienplanung sehr angenehm, im Wintersemester mein Erasmus zu machen, da es mit dem deutschen Rahmenplan besser vereinbar ist. Wenn man im Sommersemester geht (was in Frankreich nicht wirklich im Sommer ist, fängt man schon im Januar an, was potentiell mit Prüfungen schwierig werden könnte und im Erasmus noch Sachen für die deutsche Uni machen zu müssen, ist stressig. Falls ihr euch wegen des Wetters Gedanken macht. Das Wetter im September und auch im Oktober ist echt noch sehr schön und bretonische Winter sind milder als deutsche, das lässt sich also aushalten.
Zum Abschluss kann ich nur sagen, dass sich ein Auslandssemester sehr lohnt und ich Rennes dafür sehr empfehlen kann!

Frankreich

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